CP klont Pilze

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capsicum perversum

Gast
Da meine Mycelspritzen nach über 2 Jahren scheinbar doch nicht mehr funktionieren, hab ich mir ein paar Pilze aus dem Supermarkt besorgt und diese geklont.

Das klonen von Pilzen ist eigendlich recht einfach, daher möchte ich es euch hier kurz erklären.

Man benötigt dafür frische Pilze aus dem Supermarkt oder dem Wald,
etwas Agar-Agar und Malzextrakt bzw. Honig.

Meine Agar-Nährböden bestehen aus 100 ml Wasser, 1 g Honig und 1 g Agar-Agar.

Ich koche das Wasser zusammen mit dem Honig in einem Topf auf und rühre den Agar mit einem Schneebesen unter.
Danach entnehme ich jeweils 20 ml mit einer Spritze und fülle diese in kleine luftdicht verschliessbare Becher.
Man kann natürlich auch Petrischalen dafür verwenden oder Marmeladengläser o.Ä..
Die Gefässe mit dem Honig-Agar werden dann in einem Schnellkochtopf sterilisiert.
Nach der Sterilisation muss der Honig-Agar natürlich noch abkühlen.
Nun habe ich sterile Nährböden, die ich mit sterilien Pilzstücken animpfen kann.
Dafür breche ich einen Pilz auseinander und entnehme mit einem sterilen Messer ein Stück aus seinem Inneren.
Wichtig ist, dass man den Pilz zerbricht oder zerreisst, da man sonst beim durchschneiden, Bakterien und Schimmelsporen, die aussen an dem Pilz haften könnten, auf das saubere, innere Gewebe überträgt.

Dieses Pilzstück gebe ich nun auf meinen Nährboden aus Honig-Agar.

Diese Schritte erfordern wirklich extreme Sauberkeit, besser noch totale Sterilität.
Wenn man unsauber arbeitet, entwickelt sich Schimmel auf den Nährböden
und sie müssen entsorgt werden.


Hier sieht man eine Petrischale mit Schimmel und eine mit sterilem Honig-Agar:




Man sollte auf jeden Fall Desinfektionsmittel benutzen um sich einen
sterilen Arbeitsplatz zu schaffen und um seine Hände steril zu halten.

Im Labor werden diese Schritte vor einem HEPA-Filter durchgeführt.
Dieser ermöglicht das arbeiten in einem sterilen Luftstrom,
wodurch Kontaminationen verhindert werden.

Wenn alles ordentlich funktioniert hat und keine ungewollten Sporen mit auf
dem Nährboden gelandent sind, kann das Mycel den Honig-Agar bewachsen.

Leider sind die Deckel meiner Becher etwas trüb, aber man kann trotzdem erkennen, wie sich das Mycel ausbreitet.


Austernseitling:




Kräuterseitling:




Wenn der Agar komplett bewachsen ist, kann man mit diesem neu gezüchteten Mycel, Körnerbrut herstellen oder Substrat beimpfen.
Es lässt sich aber auch problemlos mehrere Monate im Kühlschrank einlagern.

Mein Substrat besteht aus Holz, Stroh, Roggenkörnern, Gips und Wasser und wird in spezielle Microfiltertüten gegeben.

Wichtig ist, dass dieses Substrat, inkl. Microfiltertüte ebenfalls im Schnellkochtopf sterilisiert werden muss.
Tut man das nicht, entwickelt sich in kürzester Zeit Schimmel im Substrat und es muss entsorgt werden.

Auch das Übertragen des Mycels auf die Getreidekörner oder das Substrat, muss wieder unter sterilen Bedingungen
durchgeführt werden, damit man keine Schimmelsporen o.Ä. in das Substrat mit einbringt.

Wenn dies auch funktioniert hat, wächst das Pilzmycel in wenigen Wochen durch das Substrat.


Aktueller Stand vom Austernseitling:




Und hier der Microfilter:




Sobald das Substrat komplett durchwachsen ist, kann man den Substratblock,
an einem geeigneten Ort, zum fruchten aufstellen und schon bald entwickeln sich die ersten Pilze.

Momentan habe ich einen Substratblock mit einem Austernseitling und einen mit einem Kräuterseitling und mehrere Klone in luftdichten PP-Bechern.
Ausserdem hab ich mir gestern noch ein paar Shiitake besorgt, die heute noch geklont werden sollen.

Ich werde euch hier natürlich auf dem Laufenden halten, wie sich meine Pilze entwickeln.

Ausserdem hoffe ich natürlich, dass ich bei euch ein wenig Interesse wecken konnte und es zum nachmachen animiert.

;)
 
Wow. :eek: Sehr interessant.

Und bald gibt es bei dir frische Clonpilze aus eigener Anzucht. Respekt :clap:
Vielleicht werde ich das auch mal ausprobieren.

Ich bin gespannt wie es bei dir weiter geht.
 
Danke, ja bald soll's Pilze geben.

Im Prinzip ist so ein Klon ja auch nur wie ein Steckling einer Chilipflanze. ;)
 
Das ist es auf jeden Fall.

Speisepilze sind ja nicht gerade besonders günstig, wenn man sie kauft
und nicht jeder kennt sich soweit aus, dass er sich zutraut,
im Wald welche zu sammeln.
 
Sehr gute Anleitung. Das ganze Steriliseren und anschließend noch steril halten ist bestimmt nicht einfach.
 
Danke Kanoni.
Ich werde auch noch etwas an der Anleitung arbeiten und noch weitere Bilder einfügen.

Wenn man sich erstmal an die saubere Arbeitsweise gewöhnt hat, geht's ganz gut.

Das Mycel steril zu übertragen ist beim Pilze züchten halt die Kunst.

Im Schnellkochtopf bekommt man ja durch den Druck höhere Temperaturen.
Dadurch bekommt man auch Substrat mit Körnern oder Kleie ausreichend steril.
Durch die Zugschlagstoffe wie Körner oder Kleie hat man grössere Erträge.

Man kann aber auch manche Pilze, wie z.B. Austernseitlinge, unsteril züchten.

Dazu bedarf es dann nur gut durchwachsene Brut und fermentiertes Stroh.
Das ist dann so wie Fazer seine Austern hat.
 
Sehr spannend - ich hoffe das jklappt. Bin da irgendwie skepticsch, gerade wegenh dem sterilen wie kanoni schrieb. Aber dir gelingt das, bin ich sicher :D
 
Ich würde das nicht hinbekommen. Bei mir wird zu viel rumgesaut in der Küche :P
 
Wirklich interessant! :thumbup:

Auch wenn ich glaube, dass das sterile Arbeiten zuhause doch wesentlich schwieriger ist als im Labor. ;)

Wünsche dir aber weiterhin viel Erfolg! Dass es klappt, sieht man ja. :)
 
Danke euch.

Ich hoffe, dass es klappt, bis jetzt sieht alles noch ganz gut aus.

Die Blöcke brauchen nun ca. 2 bis 3 Wochen, bis sie durchwachsen sind.
Dann kommen sie im Keller in's Terrarium. ;)

Wenn man keinen geeignet, sterilen Platz dafür hat, kann man sich den schaffen.
Dazu stelle ich gleich noch ein paar Links ein.
 
Juhu, noch ein Pilz-Anbau(bzw.-Klon)-Thread!:thumbup:
Sehr anschauliche Erklärung, werde die Fortschritte hier aufmerksam verfolgen.

Weiterhin viel Erfolg,

Gruß, pica
 
Danke euch beiden.

Hier gibt es eine kleine Anleitung, für eine sterile Arbeitsumgebung:

http://pilzzucht.blogging-machine.com/2011/02/glovebox-mit-ikea-und-beate-uhse/
 
Sorry, hab momentan nicht so viel Zeit aber heute geht's mal weiter.


So sah der KS (Kräuterseitling) ja am 10.11. aus:




Am 14.11. so:




Und am 15.11. so, der Agar war fast ganz überwachsen:




Am 19.11. hab ich den Kleinen dann mal mit etwas sterilisierten Roggenkörnern und Buchenchips aus dem DDKT gefüttert:




Wenn er es schafft, das alles zu verschlingen, ohne dass vorher was grün wird,
dann darf er in ein grösseres Zuhause umziehen:




Wenn das Glas komplett besiedelt wurde, ohne dass sich dabei i-wo Schimmel gebildet hat, wird die Körnerbrut auf zwei neue Gläser verteilt:




Danach auf vier...




...und immer so weiter!


Mit der so hergestellten Körnerbrut kann man dann, je nach Pilzsorte, z.B. auch Fruchtungs-Substratbeutel, Baumstämme oder Strohballen impfen.

Der Beutel aus dem ersten Beitrag ist leider durch Schimmel grün geworden und wurde entsorgt.
Da hab ich leider zu schnell, zu viel gewollt und zu viel Substrat, mit zu wenig Körnerbrut, beimpft.

Macht aber nix, geht trotzdem weiter.
Man hat ja nicht nur einen Klon im Schrank. ;)




Die Tage werd' ich dann mal erklären, wie man das Klonen mit einer gekauften Mycelspritze überspringen kann.

Das macht die Körnerbrutherstellung, und dadurch die ganze Pilzzucht, für Anfänger noch einfacher, da man weniger Arbeitsschritte und weniger Ausfälle hat.
Das kostet dann zwar erstmal etwas mehr, macht aber für Anfänger mehr Spass, da man schnellere Erfolge hat.

Ich brauch' dafür aber erst noch weitere Gurkengläser und ich kann Gurken langsam nicht mehr leiden.

:devil: ;)
 
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