Von faden Gerichten zu feurigen Speisen: Die Entdeckung der Chili​

Noch vor wenigen Jahrhunderten war die europäische Küche relativ eintönig und bot wenig Abwechslung in Sachen Schärfe und Würze. Gewürze waren damals eine der wertvollsten Handelswaren und spielten eine zentrale Rolle im internationalen Handel.

Vor der Entdeckung Amerikas: Gewürze in Europa​

Vor dem 15. Jahrhundert waren Chilis außerhalb Südamerikas völlig unbekannt. In Europa war der einzige scharfe Bestandteil der Küche der echte schwarze Pfeffer, wissenschaftlich als Piper nigrum bekannt. Diese Pfefferkörner waren äußerst begehrt und wurden wortwörtlich mit Gold aufgewogen. Der Grund dafür war, dass die Pfefferpflanze nur im fernen Indien gedeihte, und der Transport nach Europa war sowohl teuer als auch gefährlich.

Die Situation verschärfte sich weiter, als das Osmanische Reich im 14. Jahrhundert die Handelswege zwischen Europa und dem Osten blockierte. Luxusgüter wie Gewürze wurden mit hohen Zöllen belegt, was den Preis in die Höhe trieb.

Die Suche nach neuen Handelswegen​

Um diese Handelsbarrieren zu umgehen, begannen die Portugiesen, eine Seeroute nach Indien zu suchen, die südostwärts um Afrika führte. Diese Bemühungen führten schließlich 1498 zum Erfolg, als Vasco da Gama Indien auf dem Seeweg erreichte.

Kolumbus und die Entdeckung Amerikas​

Parallel dazu hatte Christoph Kolumbus, inspiriert durch die Schriften von Aristoteles, um 1480 die Idee einer westlichen Route nach Ostasien wieder aufgegriffen. Im Wettlauf mit Portugal um den Seeweg nach Indien schlug er dem spanischen Königshaus vor, eine alternative Route nach Westen zu erkunden. Der Hauptzweck seiner berühmten Reise von 1492 bestand darin, einen kürzeren Seeweg nach Indien zu finden und Spanien einen Vorsprung vor anderen europäischen Handelsflotten zu verschaffen.

Statt jedoch Indien zu erreichen, stieß Kolumbus auf den damals unbekannten Kontinent Amerika. In dem Glauben, die Küste Indiens entdeckt zu haben, nannte er die einheimischen Bewohner "Indianer". Von seinen Reisen brachte er neben der Kartoffel auch die scharfen Chilischoten mit nach Europa.

Der Irrtum der Namensgebung​

In der Karibik, die Kolumbus "West-Indien" nannte, lernte er von den Einheimischen genutzte kleine, scharfe Beeren kennen. Da er und seine Begleiter diese Pflanzen fälschlicherweise für Verwandte des indischen Pfeffers hielten, nannten sie sie ebenfalls "Pimienta", das spanische Wort für Pfeffer. Deshalb tragen die heute international bekannten Chilis in vielen Regionen auch Namen wie "Spanischer Pfeffer" oder "Cayenne-Pfeffer".

Die globale Verbreitung der Chili​

Dank der internationalen Handelswege verbreiteten sich die Chilischoten bereits im 16. Jahrhundert rasch um die ganze Welt. Sie fanden Einzug in die Küchen Indiens, Afrikas und Asiens. Heute hat Indien den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an scharfen Chilis und verwendet sie intensiv in der heimischen Küche.

Fazit: Die Bedeutung der Chili heute​

Die Entdeckung und Verbreitung der Chili hat die kulinarische Welt nachhaltig verändert. Was einst als wertvolle Handelsware begann, ist heute ein fester Bestandteil zahlreicher Küchen weltweit. Von Südamerika aus trat die scharfe Schote ihren Siegeszug an und sorgt bis heute für feurige Geschmackserlebnisse in unzähligen Gerichten.