Das Läuse-Experiment: Läuse unter "Labor"-Bedingungen bekämpfen

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Hallo,

dieses Jahr hat es mich ja - wie einige andere hier - grob mit den Läusen erwischt. Und sie vermehren sich heuer offensichtlich auch schneller, als ich das bisher erlebt habe. Dieses Jahr habe ich bei der Bekämpfung einen entscheidenden Fehler gemacht. Ich habe erst, als nur wenige Läuse unterwegs waren, mit meinem Spezialknoblauchsud gespritzt. Das hat gut funktioniert, aber es gab immer wieder woanders kleine Lausnester, war aber alles nicht wirklich schlimm. Dann wollte ich Marienkäferlarven ausprobieren. Habe erst mal 60 Stück bestellt, was für meinen zwar großen, aber verglasten Balkon eigentlich - laut Lieferantenangaben - reichen hätte sollen. Als ich die Larven dann aussetzte, habe ich eine Woche lang anschliessend gar nichts mehr getan. Und das war der Kardinalfehler. In der Zwischenzeit explodierte die Läusepopulation und die 60 Larven waren einfach hoffnungslos überfordert. Also orderte ich noch mal 400 Stück. In der Zwischenzeit nutzte ich möglichst vorsichtig den Daumen (1 Marienkäferlarve mindestens musste trotzdem dran glauben). Und seit 12.7. spritze ich wieder Knoblauchsud. Die Population der Läuse ist inzwischen auf ca. 1/10 des Höchststands zurückgegangen, aber es sind immer noch reichlich.

Nun weiß ich nicht, was am Besten geholfen hat und in welchem Umfang. Bilde ich es mir ein, dass der Knoblauchsud am besten half? Oder war der Daumen mit ca. 200 zerquetschten Läusen pro Tag am hilfreichsten? Oder haben doch die Marienkäferlarven noch aufgeholt? Wie auch immer, nächstes Mal möchte ich dem Theater früher ein Ende bereiten.

Um das nächste Mal besser vorbereitet zu sein, habe ich mir ein Experiment ausgedacht. Ich habe mir ein paar transparente 10 Liter-Eimer gekauft. In diese setze ich keimende Erbsen - so wie es die Terraristikleute machen. Warum Erbsen? Weil die unheimlich schnell keimen und wachsen und recht robust sind im Keimlingsstadium. Erbsenblattläuse habe ich mir zwar auch besorgt für ein späteres Experiment, aber die will ich für dieses nicht hernehmen. Man weiß ja nie, ob die Erbsenblattläuse anfälliger für bestimmte Mittel sind usw.

Deshalb habe ich die Erbsen mit Läusen von meinen Chillis geimpft. Ich habe mich zwar noch nicht erschöpfend mit meinen Chilliläusen beschäftigt, bin aber relativ sicher, dass es sich um Myzus persicae - die grüne Pfirsichblattlaus - handelt. Das ist wohl auch eine der häufigsten und polyphagen Läuse - heißt, sie lebt auf vielen unterschiedlichen Wirten. Darunter laut Angaben eben auch Capsicum und Erbse.

Am 16.7. habe ich nun Läuse in 3 Eimer auf jeweils 2 in Jiffys wachsende Erbsen gesetzt. Genauer gesagt, auf eine Erbse in einem Jiffy pro Eimer - nebenbei will ich beobachten, wie schnell die 2. Pflanze im Eimer befallen wird und ausserdem sind etwas andere Befallsstadien evtl. auch hilfreich.

Eimer mit Jiffy:

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Die Eimer sind mit einem Gummiband und Tomatenvlies verschlossen. Und so sehen die beimpften Erbsen aus:

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Momentan ist noch keine Läusepopulationsexplosion zu sehen. Das wird wohl noch etwas dauern. In meinem neuerworbenen Läusebuch steht was von 8-11 Tagen von der Lauslarve (M. persicae) zur adulten Laus im Schnitt (kommt auf Temperatur und Umweltbedingungen an). Jede Laus kriegt dann 30-60 Junge. Optimale Entwicklungstemperatur ist 24 Grad. Über 28 ist angeblich ungünstig, nun, das habe ich momentan locker auf dem Balkon. Insofern ist es auch wenig verwunderlich, dass bislang noch nicht viel passiert ist in den 6 Tagen.

Ausserdem steht in dem Buch, dass ab Ende Juli/Mitte August mit einem Zusammenbruch der Lauspopulation auf dem Sommerwirt zu rechnen ist. Ich hoffe, ich kriege das Experiment doch noch hin.

Was will ich nun machen?

Ich will die Läuse gezielt mit 3 Mitteln bekämpfen:

1. Neem
2. Kaliseife/Brennspiritus
3. Knoblauchsud (nach Mel Frank)

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Neem habe ich das oben gezeigte. Kaliseife ist von nuetzlinge.de.

Zu den Rezepten:

Neem verwende ich nach Packungsvorgabe.

Mein Knoblauchsud nach Frank:

ca. 1/2 Knoblauchknolle (6-10 Zehen) aus dem Supermarkt, kleingehackt. 2 mittelgroße Zwiebeln, kleingehackt. ca. 1 TL Painmaker Chillisauce (hat angeblich 200k Scoville), 2-3 gute Spritzer Spüli (Billigmarke vom Penny) und alles auf ca. 2 Liter Wasser. Raus auf den Balkon und mindestens 1 Tag gären lassen (bei den hohen Temperaturen reicht das, bei niedrigeren lasse ich auch mal 3-4 Tage gären). Filtern und abfüllen in Sprühflasche.

Und nun zur Kaliseifenlösung. Dafür gibt es im Net verschiedene Rezepte. Das Umweltbundesamt empfiehlt allerdings Monoformulierungen - also nur 1 Wirkstoff. Hmm. Ich habe Kaliseife wegen den Schwebfliegen- und Marienkäferlarven bislang nicht eingesetzt, denn die killt das wohl auch. Ich dachte aber für das abgeschlossene Experiment an so was: 50 ml Kaliseife flüssig und einen guten Spritzer Brennspiritus auf 2 Liter Wasser. Dazu vielleicht noch ein Sprutz Spüli wegen besserer Flüssigkeitsverteilung? Oder hat jemand bessere Vorschläge?

Und dann halt die verlausten Eimer (was hoffentlich in den nächsten 2 Wochen ausreichend passiert) behandeln. Anschliessend vergleichend beobachten, wie die Auswirkungen sind.

Jetzt kann ich nur auf eine explodierende Läusepopulation hoffen. Und wenn das Experiment irgendwie erfolgreich ist, könnte dann noch anderes "biologisches" Zeug probiert werden in einem Folgeexperiment. Rapsöl, Essig und noch so einiges andere wird ja empfohlen. Die Frage bleibt natürlich bei jedem Mittel, wie sehr man a) die Pflanze und b) evtl. Nützlinge schädigt. Weswegen ich auch bislang beim Knoblauchsud geblieben bin. Dieser hat zumindest selbst bei meinem momentan massiven Einsatz keine sichtbar negativen Auswirkungen. Eine Rapsöllösung (damals gegen Thripse im Anfangsstadium, erfolgreich) hat im Frühjahr bei mir eine Rocoto ziemlich geschädigt, weil das Öl in den Haaren blieb und dort nekrotische Stellen entstanden sowie Triebe verkümmerten. Hat die Pflanze bestimmt um 3 Wochen zurückgeworfen. Die anderen - nicht haarigen - Chillies haben es gut überstanden.

Ich bitte um Eure Kommentare und Vorschläge, bevor es losgeht.
 
Ach ja, so lange nichts schimmelt, kann man den Knoblauchsud auch wieder aufgiessen mit Wasser.

Für die, die es interessiert, habe ich noch 2 sehr interessante Seiten mit echten wissenschaftlichen Experimenten zu Läusen gefunden (nicht so halbgares Zeug wie von mir :) ) :


und


Das 2. habe ich halb durch, das erste erst überflogen. Sind jedoch viele interessante Infos enthalten.
 
Interessanter Aufbau :)

Die Frage bleibt natürlich bei jedem Mittel, wie sehr man a) die Pflanze und b) evtl. Nützlinge schädigt.
Das ist leider ein Hauptpunkt, der hier tatsächlich kaum Rückschlüsse erlauben wird. Nicht zuletzt, da die Chilis auch anderen Bedingungen ausgesetzt sind - Licht, direkte Sonneneinstrahlung, Luftbewegung. Auch macht sicherlich die Größe, die generelle Art der Pflanze enorme Unterschiede. Die Blattstrukturen dürften anders sein und ggf anders auf verschiedene Mittel reagieren.

Dennoch irgendwie spannend. Da einzelne Mittelchen ja teilweise eher vertreiben als töten - wie willst Du das ermöglichen bei "abgeschlossenem" System?

Wie wäre es, bei einem eventuellen Folge-Experiment statt der Erbsen doch junge Chilis zu nehmen? Würde zumindest die Möglichkeit einiger realistischer Rückschlüsse für die Anwendung unter "normalen" Bedingungen wahrscheinlicher machen. Die Zweifel wegen der anderen Bedingungen blieben hier natürlich auch erhalten.

Grüße und viel Spaß beim Beobachten!
 
Das ist leider ein Hauptpunkt, der hier tatsächlich kaum Rückschlüsse erlauben wird. Nicht zuletzt, da die Chilis auch anderen Bedingungen ausgesetzt sind - Licht, direkte Sonneneinstrahlung, Luftbewegung. Auch macht sicherlich die Größe, die generelle Art der Pflanze enorme Unterschiede. Die Blattstrukturen dürften anders sein und ggf anders auf verschiedene Mittel reagieren.

Das ist alles richtig. Ich kann bei dem Experiment natürlich nur beobachten, wie die einzelnen Sprays die Läuse direkt schädigen, nicht jedoch, ob sie sich ggf. auf Capsicum u.U. besser vermehren wg. der obigen Faktoren. Es sind auch m.E. andere Faktoren noch viel entscheidender. So las ich in dem Buch und den 2 o.g. Artikeln einiges Interessante heraus:

1. Eine der größten Variablen ist die Temperatur während des Versuchs. Irgendwo stand drin, dass die Läuseproduktion bei optimaler Temp. für die Läuse einen (Reproduktions-)Faktor von 9.0 aufweist, bei schlecht geeigneter Temp. dagegen 0.6! Das ist das 15-fache! Allerdings war das ein Versuch mit Nützlingen, bei dem diese auch gleichzeitig ähnlich betroffen waren.

2. In ernstzunehmender Literatur wird davon gesprochen, dass die Reproduktion auf dem "Sommerwirt" Ende Juli bis Mitte August stark einbricht und die Läuse primär als Flugläuse versuchen, andere Zwischenwirte aufzusuchen (zumindest gilt das wohl für M. persicae und u.U. auch die meisten anderen polyphagen Läuse).

Weitere Variablen wie Luftfeuchte in den Eimern sind natürlich auch noch da. Aus guten Gründen kann ich jedoch nicht auf die Eimer verzichten, eine einzelne Fluglaus habe ich bislang schon in einem entdeckt. In dem ursprünglich bestellten Eimerchen mit Erbsenblattläusen (anderer Versuch für später) sind inzwischen auch zahlreiche Trauermückenlarven aktiv. Irgendwo habe ich gelesen, dass die einen (negativen) Einfluss auf die Läuse haben - muss ich aber noch mal genau nachlesen. U.u. fressen entweder die Mücken oder deren Larven teilweise kleine Läuse. Jedenfalls sind auch in den 10-Liter-Eimern einige Trauermücken, die ich, soweit es geht, kille.

Dennoch irgendwie spannend. Da einzelne Mittelchen ja teilweise eher vertreiben als töten - wie willst Du das ermöglichen bei "abgeschlossenem" System?

Das ist wohl, nachdem was ich gelesen habe, ein -etwas- geringeres Problem. Richtig ist, dass es für die Flugläuse relevant ist. Für die normalen Krabbler kaum. So habe ich gelesen, dass z.B. das Absprühen mit Wasser ja die Läuse selbst nicht tötet. Da sie aber auf den Boden fallen, überleben sie das nicht. Weil sie zu wenig Energie in aller Regel haben um wieder auf die/eine Pflanze zu klettern und unterwegs verhungern. Mit den Flugläusen ist das natürlich anders. Allerdings werde ich im Versuch drauf achten, möglichst die Läuse nicht von den Pflanzen runterzuspritzen - was ich ja im richtigen Leben schon täte. Ich will aber beobachten, ob die Mittel selbst einen negativen Einfluss auf die Läuse haben.

Wie wäre es, bei einem eventuellen Folge-Experiment statt der Erbsen doch junge Chilis zu nehmen? Würde zumindest die Möglichkeit einiger realistischer Rückschlüsse für die Anwendung unter "normalen" Bedingungen wahrscheinlicher machen. Die Zweifel wegen der anderen Bedingungen blieben hier natürlich auch erhalten.

Ist angedacht. Ich habe auch deshalb schon einige Paprikakeimlinge in kleinen Töpfen in Arbeit. Aber das würde ich dann für die Mittel primär reservieren, die eh bislang am besten gewirkt haben. Und für diejenigen, die den wenigsten Schadeinfluss auf Pflanzen und Nützlinge haben. Nur ist es so, dass ich momentan weder genug kleine Paprikapflanzen in ausreichender und vergleichbarer Größe habe, noch irgendwas über die Sterblichkeit der Läuse weiß. Wenn ich jetzt mit den wirkungsloseren Mitteln meine Paprikapflanzen schnell "verbrauche", kann ich nicht weitermachen. Es sind aber ca. 10 Pflänzchen unterwegs. Nur ist es leider auch so, dass die Paprikapflanzen viel unterschiedlicher wachsen als Erbsen und das in Zeiträumen, die locker mal das 10-20fache einer Erbse darstellen. So hatte ich innerhalb von einer Woche jede Menge brauchbare Erbsen, von der Wässerung bis zu einer Höhe von ca. 10 cm. Die kann ich also problemlos nachlegen.
 
Zu den Läusen habe ich jetzt den weiter o.g. Artikeln einige weitere Infos entnommen. Ich werde nach und nach das für uns Interessante hier zusammenfassen - der Artikel, den ich grade bevorzugt lese, hat immerhin alleine schon 283 Seiten.

Aber es ist sehr viel an nützlichen und glaubhaften Infos auch für uns drin.

So konnte ich folgendes entnehmen:

Der Temperaturversuch, Zitat aus dem Artikel:

Die Temperatur zeigte einen großen Einfluss auf die Populationsentwicklung von Myzus persicae auf Petroselinum crispum. Die Dauer der Entwicklung (Td) und damit einer Blattlausgeneration unterschied sich zwischen den vier getesteten Temperaturvarianten signifikant (ANOVA, REGW-F Test, α ≤ 0,05).Die längste Entwicklungszeit von durchschnittlich 13,1 Tagen bis zum Absetzen der ersten Nymphe zeigten die Blattläuse bei der niedrigsten Temperatur von 15°C (Tab. 28). Eine Erhöhung der Temperatur auf 20°C führte zu einer ca. 20% schnelleren Entwicklung, so dass die ersten Nachkommen nach durchschnittlich 10,6 Tagen abgesetzt wurden. Bei 25°C zeigten die Tiere die maximale Td, so dass die ersten Blattlausnymphen bereits von durchschnittlich 8 Tage alten Imagines abgesetzt wurden, was einer erneuten Reduktion der Entwicklungszeit von ca. 25% entspricht. Eine weitere Erhöhung der Temperatur auf 30°C führte zueinem 100%igen Ausfall der M.persicae, die keine 24Stunden überlebten

Heißt also, dass bei den momentanen Termperaturen über 30 Grad erhebliche Hoffnung besteht, dass sich das Läuseproblem größtenteils selbst erledigt. Natürlich ist es etwas anderes, wenn man viele 100 oder 1000 Läuse im Anbau hat, denn der Versuch der Uni war nur mit wenigen Exemplaren, dafür aber in mehreren Parzellen. Komplette Entwarnung gibt es natürlich nicht bei 2-3 Tagen um die 35-40 Grad.

Ein weiterer, interessanter Teil war die Abhängigkeit von Tageslichtlänge zu Lauspopulation.
bei 16h Tageslicht in 2,9d Lauspopulationsverdoppelung. Bei 11h in 3d Verdoppelung, bei 6h 4,8 d auf P. Crispum, auf B. Oleracea jedoch 6h 3,4d, 11h 3,2d , 16h 2,6d. Es handelt sich bei dem Test um eine Petersiliensorte und eine Kohlsorte. Die Unterschiede bei diesen verschiedenen Pflanzen konnte ich im Kleinen auch bei meinen Chillies, wenn auch völlig unwissenschaftlich, beobachten. Mehr dazu weiter unten.

Die Befallsstärke hängt auch lt. den Versuchen sehr stark von den Inhaltsstoffen (ätherische Öle usw.) ab.

Hochinteressant war auch ein Versuch mit 6 verschiedenen Basilikumsorten. Im gleichen Zeitraum (5 Tage) war die Anzahl von Läusenachkommen bei 3 Sorten 0-7, bei den anderen 3 Sorten 47-54 Nachkommen.

Nun zu dem, was ich rein unwissenschaftlich im eigenen Anbau beobachten konnte.

Ausgebrochen ist die Läusepest ursprünglich an einer Habanero Red, die ich gekauft hatte. Da bekam ich alles sehr schnell in den Griff und habe seit Wochen dort keine Laus mehr gesehen.

Danach folgten eine NuMex Suave Red und eine Red Savina, ebenfalls zugekauft von Pepperworld. Dort bekam ich den Befall nur unzureichend in Griff und die Verlausung schlug auch auf die beiden Geschwisterpflanzen (eine weitere NuMex Suave sowie eine weitere Red Savina) über (oder war dort bereits geringer vorhanden). Der Ausbruch war sehr heftig und in Spitzenzeiten hatte ich locker 100erte, wenn nicht sogar 4-stellig Läuse auf 2 Pflanzen.

Interessant war, dass ich durch Platzmangel direkt daneben Nachbarn stehen hatte - bislang unverlauste Pflanzen, die sich auch noch ca. 1-2 Wochen komplett so hielten. Eine Tex-Mex-Jalapeno bekam einen sehr geringen Befall, ist aber mehr oder minder läusefrei trotz der Katastrophe direkt daneben geblieben. Eine Piri Piri bekam einen sehr leichten Befall, ist aber auch fast lausfrei. Etwas mehr befallen wurden kleinere Paprikapflanzen, die höchstens 15 cm hoch waren. Aber auch die sind nicht dramatisch verseucht.

Sehr erstaunlich ist, dass eine kleinere "Vulcano", die direkt unter der praktisch am heftigsten befallenen NuMex steht, praktisch die ganze Zeit lausfrei war.

Dagegen war eine weiter entfernte Habanero Mix (Dürr Samen, welche Farbe das wird, wird sich erst rausstellen) heftig befallen. Mittelschwer wurde eine ebenfalls entfernt stehende Jolokia befallen. Überhaupt nicht befallen wurde die FireBall (Cherry Bomb) und auch die vermeintliche Scotch Bonnet, die in Wirklichkeit eine Annuum ist. Aber die drei sind auch etwas weiter von den Hauptlausherden (ca. 1,5-2m) entfernt. Die beiden Rocotos, die auch mindestens 0,8m entfernt sind, sind auch von Läusen verschont geblieben.

Zu all dem ist zu sagen, dass ich leider meine Pflanzen nicht isolieren kann. Zur Verdeutlichung 2 Bilder:

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Im ersten Bild ist der aktuell fast völlig unbefallene Teil zu sehen. Im 2. Bild ist vorne einer der Hauptverursacher, die NuMex mit den 2 orangenen Beeren. Ganz hinten sind noch relativ stark befallene Red Savinas. Vor und unter der NuMex sieht man die Vulcano, die eben erstaunlicherweise praktisch 0 Befall aufweist. An den Fenstern sammelten sich abends oft 100-200 fliegende Läuse. Diese waren auch vereinzelt auf fast allen Pflanzen zu finden. Aber manche wurden eben stark, manche mässig und andere gar nicht befallen. Und das seit ca. 29. Mai, als der erste größere Ausbruch erfolgte.

Man kann also auch daraus wohl schlußfolgern, dass bestimmte Arten auch innerhalb von Capsicum eher Opfer von Läusen werden, als andere. Ob das natürlich auch für andere Lausarten als meine so stimmt, ist wiederum fraglich.
 
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Tja, das Läuseexperiment muss noch etwas warten. Den Läusen geht es bei etwa 40 Grad ziemlich miese. Was natürlich einerseits freut, aber für das Experiment ist das schlecht. Eine befallene Pflanze habe ich "draussen" noch gefunden und heute ein paar Läuse in die Eimer nochmalig übergesiedelt. In 2 von 3 Eimern konnte ich nämlich keine einzige lebendige Laus mehr entdecken. Ausserhalb auf den Pflanzen sind aber gottseidank auch die meisten eingegangen (oder so gut versteckt, dass man sie nicht mehr findet).

Habe inzwischen etwas weiter in dem Artikel gelesen. Interessant war ein Versuch mit C. carnea (Florfliegenlarven) und in einem Versuchsteil Spruzit. Ausgesetzt wurden zumeist 3 Läuse (M. persicae) pro Topf. Das beste Ergebnis war nach 18 Tagen ein Gleichstand mit 3,1 Läusen/Topf bei 50 ausgesetzten C. carnea-Larven pro m². Bei Spruzit (2-malige Gabe, am Anfang und nach 14 Tagen) waren nach 18 Tagen immerhin 13,9 Läuse unterwegs/Topf. Im Kontrollexperiment ohne Behandlung waren es dann 45,4 Läuse nach den 18 Tagen. Wir brauchen uns also über unsere doch kläglichen Erfolge in der Lausbehandlung nicht arg wundern. Die Viecher sind arg zäh. Und es wurde auch anderweitig erwähnt, dass die Resistenzen gegen Sprühmittel bilden.

Wenn man das alles hochrechnet daraufhin, das man an einer Pflanze leicht mal 20, 50 und mehr Läuse übersehen kann, bevor man was tut ...
 
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Tja, was soll ich sagen. Murphy's Law schlägt zu. An meinen Chillies haben sich die Läuse wieder nach der Hitze prächtig erholt. Dazu konnte ich 2 Tage lang nicht sprühen (keine Zeit am Abend gehabt) und schon war wieder alles wie vorher. Jetzt habe ich zwar den Befall wieder mehr als halbiert, aber einzelne Pflanzen sind immer noch heftig verseucht.

Ich habe mir jetzt so eine Druckspritze gekauft (eigentlich 2 Stück, 1x 1 Liter und 1x 2 Liter):
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Für so beengte Verhältnisse wie bei mir auf dem Balkon eine ganz klare Empfehlung. Das Ding ist sehr solide verarbeitet, der Sprühstrahl ist recht gut einstellbar und man hat zumindest ca. 15 Sekunden lang nach dem Aufpumpen ordentlich Druck drauf, danach reicht es noch mal ca. 20 Sekunden für "nebeln". Ich benutze jetzt den scharfen Strahl in Kombination mit normalem Wasser zum "Wegblasen" der Lausnester. Dies hat aber den Nachteil, dass man die hauptsächlich verlausten Knospen und Blüten auch oft mit wegschiesst. Die Läusekompanien dranlassen ist auch keine Option, weil dann die Blüten/Knospen eh nach einiger Zeit abfallen. Ich muss noch üben, welcher optimale Druck möglichst viele Läuse wegbefördert ohne allzu viele Blüten und Knospen mitzunehmen. Eine Sauerei gibt es leider trotzdem auf einem geschlossenen Balkon, aber nicht so schlimm, wie mit größeren Geräten.

Dann habe ich noch einen hochinteressanten Artikel gefunden - in Englisch:

Hier geht es um Banker Plants, also Pflanzen, die man in Gewächshäusern o.ä. anbaut und die sozusagen als Heimat für Nützlinge dienen. Es wird auch besprochen, mit welchem "Futter" man diese ggf. bestücken kann. Mein "Gewächshaus" ist vermutlich zu klein dafür, für manchen anderen könnte es eine der besten Optionen überhaupt sein, wenn man dem Artikel Glauben schenken darf.

So etwas hatte ich ja indirekt auch vor mit der Erbsenblattlauszucht, nur habe ich Zweifel, dass das mit Marienkäfern klappt. Überhaupt waren die teuren Marienkäferlarven ein Schlag in's Wasser bei mir. Wenn ich jetzt von den ursprünglich mal 460 Larven 1 oder 2 Marienkäfer finde, freue ich mich. Die haben sich wohl praktisch alle durch die Fenster verkrümelt. Ich finde jetzt mehr "wild" zugewanderte Schwebfliegen als Marienkäfer.

Und nun zum eigentlichen Thema: die Läusezucht für's Experiment. Die ist ja fast vollständig während der Hitze eingegangen. Wirklich gut sieht es da in mittlerweile 7 "belausten" Töpfen noch nicht aus - Murphy war hier am Werk. Da wo die Mistviecher sein sollen, vermehren sie sich nur spärlich - im Gegensatz zu meinen Chillies.

1 Topf wäre verlaust genug, aber da sind Erbsenblattläuse drauf. Also für den Versuch nicht brauchbar.
1 weiterer Topf ist mässig stark verlaust mit Chilliblattläusen - der ist wohl bald so weit, dass er brauchbar ist.
1 dritter Topf ist wiederum mit Erbsenläusen stabil verlaust.
4 weitere Töpfe, darunter die 3 eigentlich geplanten mit den Jiffies, sind dauernd am Rande des kompletten Aussterbens der Läuse, obwohl ich noch 2x mit jeweils ca. 10 Läusen nachbeimpft habe. Muss mal sehen, ob ich das in den nächsten Wochen noch hinbekomme, dass ich 3 mit Chilliläusen verseuchte Eimer für das Experiment zusammenbekomme.

Ich bleibe weiter dran.
 
Leider kann ich immer noch keinerlei Fortschritte bei der Läusezucht in Eimern berichten. Irgendwie habe ich wohl zu spät damit gestartet - die Eimer sind einfach nicht verlaust genug.

Dafür habe ich zwei tolle Links gefunden, die auch mein Läusebuch obsolet machen. Der eine Link ist so gut, da braucht man nicht mal mehr das sauteure 2-bändige englischsprachige Läusewerk mehr. Einen guten Schlüssel zum Bestimmen hat es - allerdings braucht man eigentlich ein Mikroskop für die Bestimmung. Ich muss jetzt mal meine Läuse genauer mikroskopieren damit, um die Art der "Chilliläuse" endgültig festzustellen.

Und in meinem Anbau geht es auch rapide bergab mit der Läusepopulation - was mich natürlich sehr freut.

Hier die Links, als erstes der hervorragende (weltweite) Schlüssel:


Und hier eine Seite, die etwas einfacher gehalten ist und auch ohne Mikroskop zu Erkenntnissen führen kann, auf britische Läuse ausgerichtet:


Immerhin etwas "Trockenmaterial" für Läuseforscher :)
 
Tja, das Läuseexperiment breche ich dann mal ganz offiziell ab. Ich hatte leider nie mehr als einen oder mit viel Wohlwollen 2 Eimer, die gleichzeitig akzeptabel bis "gut" verlaust waren. Damit wäre der Versuch unergiebig gewesen, weil man ja doch mindestens 3 verlauste Eimer gleichzeitig gebraucht hätte, um aussagekräftige Ergebnisse der verschiedenen Mittel zu bekommen.

Und mit einem hatte die Unistudie Recht: Anfang bis Mitte August sind meine Läusepopulationen schlagartig restlos zusammengebrochen. Es waren allerdings auch wieder zwischendurch neue Marienkäferlarven in größeren Mengen denn je unterwegs. Völlig unbemerkt von mir haben die Käfer irgendwo genistet. Jetzt ist wieder Ruhe eingekehrt.

In den Eimern befinden sich nur noch sehr vereinzelt Läuse.

Naja, vielleicht wird's beim nächsten Befall nächstes Jahr was - verzichten kann ich aber gut drauf.
 
Das ist interessant.
Ich hatte heuer massive Probleme mit Läusen, ab Anfang mitte August waren sie dann aber schlagartig verschwunden.
Genau wie bei dir.
 
Ja, in einem der weiter oben verlinkten Uniberichte wird das so erwähnt. Die Läuse bilden am Schluß ziemlich massiv Flugläuse, die dann andere Wirte suchen. Das ist wohl wissenschaftlich bewiesen.

Zu hoffen hatte ich es nicht ganz gewagt, da ich 2 Wochen vor dem Zusammenbruch der Populationen noch massenweise Blattläuse hatte.
 
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