Zum Thema Masken und einer möglichen Maskenpflicht muss ich auch mal was loswerden.
Mit den ersten Lockerungen hier in NRW (die ich viel zu früh halte, dafür werden wir wohl in 2 Wochen die Quittung bekommen) geht nämlich leider keine Maskenpflicht im öffentlichen Raum/in Geschäften einher.
Nein, eine selbstgenähte Maske oder ein Schal schützt den Träger nicht vor Ansteckung, ABER: es minimiert den eigenen "Ausstoß". Man kann andere infizieren, ohne selbst Symptome zu haben! Man schützt also das Umfeld, nicht sich selbst. Der Clou ist nun, dass die Gefahr einer Ansteckung tatsächlich drastisch reduziert wird, wenn alle eine Maske tragen.
Dass das funktioniert, sieht man unter anderem in vielen asiatischen Ländern, wo es gesellschaftlich gang und gebe ist, in der Öffentlichkeit einen MNS (Mund-Nasen-Schutz) zu tragen, um im Falle einer eigenen Krankheit das Umfeld zu schützen. Dort sind die Infektionsraten deutlich langsamer. Ich habe es vergangenen Herbst in Japan selbst erlebt: es ist als Europäer sehr merkwürdig, aber man gewöhnt sich sehr schnell an den Anblick. Und wenn ich mir anschaue, wie viele Leute bei uns in Deutschland fröhlich aus tiefster Lunge in die Gegend husten (oder auch niesen), so habe ich mir Masken eigentlich schon viel früher gewünscht. Zumal es viele ja noch nicht mal hinbekommen, die Hust-/Niesetiquette einzuhalten, sondern schön in die Hand husten/niesen und dann mit dem Einkaufswagen weiterfahren, Ware anfassen, etc.
Ich als Heuschnupfenallergiker habe es gerade nicht leicht (da ich dementsprechend schon mal huste oder v.a. niese), gehe aber Einkaufen z.B. nur mit Maske. Da ich leider zur Risikogruppe gehöre (und ja, auch junge Leute, denen man es nicht ansieht, sind betroffen), freue ich mich über jede/n, der ebenfalls eine Maske trägt und damit mich schützt. Zumindest im Rahmen seiner/ihrer Möglichkeiten.
Die Infektionsraten sind Laut RKI auch mit den bisherigen Maßnahmen unter 1,0
Das Problem hier ist folgendes: exponentielles Wachstum ist etwas, was wir uns nur schlecht vorstellen können. Ja, ein R0 < 1, bedeutet, dass die Übertragungen langsamer sind und eine Person im Schnitt weniger als eine andere Person ansteckt. Das Problem ist, dass wir momentan noch nicht weit unter 1 liegen und somit eine zu frühe Lockerung von restriktiven Maßnahmen dazu führen kann, dass wir ganz schnell wieder über 1 landen. Um effektiv gegen Neuinfektionen angehen zu können, müssten wir weit unter die 1 kommen, etwa in den Bereich 0,25, dort kann man über Kontaktverfolgung und Quarantäne das ganze halbwegs gut eindämmen.
Ich habe zur Veranschaulichung mal eine ganz ganz vereinfachte Grafik für die Fälle R0=1, =1,5, =1,1 und = 0,5 erstellt. Ausgehend von 100 Infizierten (n_0), die alle drei einhalb Tage entsprechend R0 das Virus weitergegeben haben. n_i = n_i-1 * R0
Links die jeweiligen Neuinfektionen, rechts die Summe aller Infektionen, auf der x-Achse die Wochen und auf der y-Achse die Zahl Personen (achtet auch rechts auf die Skala!)
Das ganze ist sehr stark vereinfacht! (berücksichtigt keine Genesung, Todesfälle, Kontakteinschränkungen oder häufigen Kontakt, etc.)
Man sieht aber, dass uns alles über 1 davon gallopiert, während wir nur mit unter 1 eine Chance zur Eindämmung haben. Masken helfen dabei, die Übertragung zu erschweren und senken somit effektiv R0.
Fazit: insbesondere wenn jetzt Läden wieder aufmachen dürfen (in einigen Teilen des Landes) -
tragt Masken, selbstgenäht, Tücher, Schals, egal. Am besten in der Zukunft immer (vor allem, wenn man sich vielleicht was angeschlagen fühlt), hilft ja nicht nur bei COVID-19, sondern bei allen anderen Krankheiten, die über Tröpfchen verbreitet werden auch.
Seht es nicht als Gängelung, sondern als gemeinschaftlichen Beitrag zur Gesundheit aller!
Man kann im Gespräch übrigens über Gestik und die Augenpartie oft immer noch sehr gut nonverbal kommunizieren. Beim telefonieren sehen wir den Gegenüber gar nicht, und trotzdem tun wirs.
