Ich habe zwei Kinder, da ist keine Zeit sich vegetarisch oder gar vegan zu ernähren.
Ich könnte jetzt das Gegenteil mit der gleichen Besetzung zu Hause fahren ... Das kommt aber auch immer darauf an, wie viel Vorlaufzeit man bei Kindern hatte, und was zuerst da war: Vegetarismus oder die Kinder. Das einzige, was bei tier-freier Ernährung mehr Zeit kostet, ist die Zeit, bis man seine Gewohnheiten abgestellt & neues Wissen & Erfahrungen gesammelt hat. Danach geht's genau so schnell — mal schneller, mal langsamer. Denn das, was man vorher in Bezug auf Kochen gelernt hat, entstand ja auch nicht von heute auf morgen.
Schwierig ist es in Deutschland durchaus, unter anderem, aus den Drei-Komponenten-Mahlzeiten (Sättigungsbeilage — Gemüsebeilage — und oft das einzige, was man in Deutschland vorher kommuniziert: welche Art & Menge Fleisch wird gleich auf dem Teller liegen (wird übrigens nie als Beilage bezeichnet
)) auszubrechen.
Das, was bei der Umstellung Zeit kostet, ist unter anderem, dass man auch gleich noch ein paar andere Sachen mit auf's Korn nimmt:
- vllt. etwas weniger Convenience-Ware
- etwas weniger Kohlenhydrate
- Trockenbohnen, statt Dosenbohnen
- mehr Tee, weniger Kaffee
- weniger Müll, mehr Nachhaltigkeit
- die Entscheidung, ob Bio-Produkte/-Gemüse jetzt zu teuer sind und ich vllt. doch wieder im hektischen Alltag auf die 200g Lyoner für 59ct zurück greife ohne weiter nachdenken zu müssen, statt mir 'nen pflanzlichen Aufstrich für 1,99 Euro im läppischen Schnapsglas zu gönnen, wo das Glas schon leer ist, bevor man den Deckel eigentlich aufgeschraubt hat — und später muss in der Kalkulierung im Haushaltsbudget auch noch berücksichtigt werden, warum man da jetzt viel mehr bezahlt, obwohl man doch vermeintlich viel weniger hat
Beispiel: ich habe das Vegetarian Basics Buch zu Hause. Da wollte ich mir wieder mal ein zwei Rezepte raus suchen. Tja, nach den ersten paar Seiten wird dir klar, dass die Einweich- und Kochzeit von den ganzen Bohnen&co. schon das komplette Zeitfenster zur Nahrungsaufnahme am Tag verschlingt.
Bis das Grundmaterial weich ist, hätte ich selbst ein Schwein geschlachtet und frische Mettbrötchen (mit Zwiebeln) bestrichen.
Das vermeintliche
Problem bei solchen Kochbüchern ist, dass die Autoren & Köche versuchen, gleich viele Dinge anders zu machen: Wie Du's selbst ansprichst, und ich oben geschrieben habe: Auf einmal soll man nur noch Trockenbohnen verwenden, das Gemüse im Garten anbauen oder wenigstens beim Bio-Hof holen, die Gemüsebrühe selbst gekocht haben und nebenbei noch darauf achten, dass die Einkochgummis schadstofffrei sind, um die Kinder nicht zu belasten.
Das fordert alles ziemlich von einem und im Nachgang hat man oft ein noch schlechteres Gewissen, als wenn man einfach mit Fleisch gekocht hätte, so wie es Jahre davor ja auch immer geklappt hat. Wenn die Kinder dann noch sagen: "Erm. Das schmeckt schon gut. Aber ... Also nochmal kochen musst Du das jetzt nicht unbedingt", nachdem man sich Tage mit dem
neuen Wissen herum geschlagen hat, ist die Motivation freilich am Boden.
So, ich denke, das reicht erstmal. Ist eh wieder viel zu viel Wort & Schrift geworden.