Glitter-Chilis

Annuchin

 
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Zwei meiner Kreuzungen vom letzten Jahr produzieren Glitter-Chilies! Unter der Lupe sieht man tausende grünlich-gelbe Glitterpunkte, insbesondere, wenn man eine Leuchtlupe verwendet oder mit einer Taschenlampe von der Seite beleuchtet. Man kann den Glitter auch bei richtiger Beleuchtung mit bloßen Augen sehen. Die Fotos unten geben den Effekt leider nicht ganz so spektakulär wieder, wie er in Wirklichkeit ist. Ich habe sofort alle anderen Paprikas und Chilis in Reichweite getestet, der Effekt tritt tatsächlich nur bei diesen Kreuzungen auf.
Die meisten Pflanzen dieser Kreuzungen haben normal-rote Früchte mit deutlich abgegrenzten, etwas orangeren Flecken mit Glittereffekt. Aber zwei Pflanzen haben ausschließlich komplett-glittrige Früchte! Die Pflanzen sind Liebesapfel x Jigsaw F1 und Antep Aci Dolma x Jigsaw Carolina Reaper F1, wobei Fatalii mir verkreuzte Jigsaw-Samen verkauft hat.
Hat jemand so etwas schon einmal bemerkt? Hat jemand eine Idee, wie das zustande kommt? Vielleicht Carotinoid-gefüllte Öl-Vesikel?

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Habe gerade mal Strauchtomaten aus dem Laden angesehen, die haben ziemlich ähnlichen Glitter um den Stängelansatz. Die Glitterpunkte sind aber größer, flach und viel weniger als bei den Glitter-Chilis. Mysteriös...
 
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Ich habe inzwischen ein wenig herumgeforscht:
1. Es glittern auch Chilis, die noch grün sind.
2. Wenn Ihr den Effekt sehen wollt, guckt Euch einfach eine Strauchtomate unter eine Leuchtlupe an. Ich habe aber auch diese Glitter-Tomatenfotos gefunden:
3. Ich habe mir heute die Chilis auch unter einem Mikroskop angeschaut: Im Durchlicht mit Phasenkontrast sieht ein Schnitt mit Cuticula und einer dünnen Gewebsschicht ganz normal aus: Man sieht die Zellen mit roten Chromoplasten, aber keine Strukturen, die für den Glittereffekt verantwortlich sein könnten, insebesondere keine plättchenförmigen Einlagerungen oder Ölvesikel. Wenn man dann aber statt Durchlicht von der Seite beleuchtet, dann sieht man die Glitterpunkte. Bei niedriger Vergrößerung sehen sie wie gelb leuchtende, in allen möglichen Orientierungen eingelagerte Plättchen aus. Bei höherer Vergrößerung (200-fach) sieht man grisselige Wolken von grünen und roten Leuchtpunkten (wie Laserpointerlicht auf der Tapete), die sich nicht fokussieren lassen (d. h. sie wandern beim Verstellen der Fokusebene, aber nicht beim Bewegen der Beleuchtung). Dies bedeutet, dass das Glittern tatsächlich genau wie bei Glitterfolie (Hologrammfolie) ein Beugungseffekt ist. Leider habe ich keine Farbfotos und Clips, weil die Kamera gerade kaputt ist.

Komischerweise habe ich im Netz bis jetzt noch gar nichts dazu gefunden.
 
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Kurzes Update:

Alle Tomaten, aber keine einzige Chili oder Paprika aus dem türkischen Supermarkt haben diese gelben (goldenen) Glitterpunkte, die Fleischtomaten sind voll davon.

Es gibt tatsächlich Literatur zu dem Phänomen bei Tomaten, wo es "Gold Fleck" oder "Gold Flecking" heißt und bei hoher Intensität ein Problem wegen der Verkäuflichkeit darstellt. Die genetische Veranlagung dazu wird dominant vererbt und unterschiedliche Sorten sind unterschiedlich anfällig. Tomaten fahren diese "Färbung" zudem als unspezifische Reaktion auf Umweltstress hoch (Hitze, Wassermangel, Schädlinge...). Der Glittereffekt scheint durch Kristallaggregate von Calciumoxalatkristallen in den Vakuolen der Zellen zu entstehen. Hier ist eine interessante Präsentation mit Bildern: https://extension.umd.edu/sites/ext...es/GoldFleckingInTomatoCausedByManyThings.pdf.

Nur bei Capsicums ist das, soweit ich das sehen kann, noch nirgends beschrieben worden.
 
Spannend. Hattest du denn die erwähnten Spinnmilben und/oder Thripse an der Chili? Oder standen sie zu feucht? Immerhin sind ja beides Nachtschattengewächse also gar nicht sooo weit voneinander entfernt was den Stammbaum angeht. Scheint sich ja um eine Art Abwehrmechanismus der Tomaten zu handeln, Calciumoxalat kommt oft als Raphiden in Pflanzen vor, durften wir damals im Pflanzenschnippelkurs bei ein paar Pflanzen anschauen (welche weiß ich nicht mehr). Hier noch ein (sehr kurzer) Artikel den ich noch gefunden habe und hier einer, der die Kristalle in den Drusen bei C. annuum beschreibt (aber von 1980, rechts auf "[PDF] researchgate.net" klicken, dann lädt es die gesamte .pdf-Datei herunter).

Vorschlag: Schreib dem Herrn doch eine E-Mail mit Fotos deiner Chilis, die Mailadresse ist ja unten im Dokument angegeben, vielleicht hat er ja neue Infos oder kann da weiterhelfen oder sowas. Und auf jeden Fall brav die Samen aufheben und schauen, obs 2021 wieder so aussieht!
 
Die Tomaten haben die Goldpunkte ja immer, je nach Sorte mehr oder weniger. Sie können die nur so massiv hochfahren, dass die Frucht stellenweise wie mit Goldbronze angesprüht aussieht. Bei meinen Chilis hält sich das da im Vergleich doch noch sehr in Grenzen... Ich denke auch nicht, dass meine Pflanzen besonders gestresst waren oder sind (außer vielleicht genetisch durch die Kreuzung zwischen zwei Arten). Ich hatte definitiv keine Thripse oder Milben und die Blattläuse halten sich jetzt drinnen auch sehr in Grenzen. Ich werde die Linie von den Fotos oben nächstes Jahr mit vielleicht 100 Minipflanzen F2-selektionieren, mal sehen ob da dann frühe, dickfleischige, superscharfe Glitterchilis bei sind :)
 
Ich glaube nicht, dass die Glitterkristalle aus Rhaphidenaggregaten bestehen, meine Zimmercalla, die mit denen vollgestopft sein muss, glittert jedenfalls nicht. Ich werde die Tage noch einmal lichtmikroskopisch versuchen, mit Kristallmasse gefüllte Zellen in räumlicher Nähe zu Glitterpunkten zu finden.
 
Kommt vermutlich ja auch drauf an wo die zu finden sind und was noch in den Zellen ist ;)

Der Glittereffekt scheint durch Kristallaggregate von Calciumoxalatkristallen in den Vakuolen der Zellen zu entstehen.
Habe ja auch darauf Bezug genommen:D Aber klar, nur daran wirds nicht liegen, sonst würde jede Küchenzwiebel glänzen wie blöd.
 
Damit Ihr mal einen Eindruck vom Glittereffekt bekommt, hier ein animiertes GIF mit dem gleichen Ausschnitt aus unterschiedlichen Richtungen seitlich beleuchtet und daneben alle Beleuchtungsrichtungen in ein einziges Bild kombiniert:


Es sieht so aus, als ob die meisten, wenn nicht gar alle Zellen glittern können.
 
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Hier so ähnlich noch einmal, erst im Seitenlicht und dann in hoher Vergrößerung, erst im Durchlicht und dann im Seitenlicht (weil das Objektiv bei diesen hohen Vergrößerungen so nah am Objekt dran ist kann man leider nicht so von der Seite beleuchten, dass es glittert:


Der Glittereffekt kommt also aus der äußersten Lage von Zellen, den Epidermiszellen. Und die kugelförmige glittrige Struktur kann eigentlich nur die Vakuole sein.
 
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Und noch einmal bei geringer Vergrößerung im Seitenlicht und im Durchlicht:


Die kreisrunden helleren Strukturen im Durchlicht sind die Zellkerne, die winzigen roten Kügelchen darum sind die Chromoplasten.
 
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