eine interessante diskussion! hornspäne werden zwar hauptsächlich, aber nicht nur aus rinderhufen gewonnen. es gibt da wohl auch unterschiedliche qualitäten und es dürfte einleuchten, das tiere mit der maul- und klauenseuche da kaum hineinkommen, auch wenn es unter umständen zu versehen kommen kann.
die inuit beispielsweise kochen aus rentierhufen suppe, da sie alle teile des tieres verwenden, das stand vor einiger zeit in der zeitschrift "Beef!"
natürlich sind hufe und hörner ein abfallprodukt der lebensmittelindustrie. was das leder angeht, so habe ich auch einige jahre in der lederverabeitenden industrie gearbeitet. konkret für fahrzeugleder aller art, welches extrem hohen anforderungen gerecht werden muss, um hier in deutschland für die verarbeitung überhaupt zugelassen zu werden. es wird großteils rinderleder aus der nahrungsmittelindustrie gewonnen und gegerbt. nicht gerade ein abfallprodukt! beispielsweise aus schottland und irland für den europäischen markt kommt viel leder von hervorragender qualität nach deutschland. bei meinem ehemaligen arbeitgeber war leder aus asien verpönt, da es mit giftigem chrom-VI und sonstigen unschönen dingen gegerbt wird, um kosten einzusparen. solches erfüllt einfach nicht die anforderungen, da billigware.
wenn man es jetzt andersherum sieht: es gibt ja nun unterschiedliche lederqualitäten, wie kernleder, spaltleder, etc.! aus einer kuh können beispielsweise zwei lederqualitäten gewonnen werden, die jeweils etwa 1,2 - 1,5 mm stärke aufweisen (es gibt da mehrere spezielle messverfahren für die stärke). das nennt sich dann spaltleder, weil es mechanisch in die obere und untere epidermis des tieres aufgespalten wird. der obere teil weist eine höhere narbung (oberflächenstruktur) auf, als der untere teil, der wesentlich glatter ist und bei entsprechender qualität z.b. als "nappaleder" verkauft wird. bei letzterem handelt es sich um die unteren hautschichten, die einen geringen hornanteil aufweisen, um es mal so auszudrücken.
wenn man die haut nicht spaltet, entsteht ein dickeres leder, das, wie schon beschrieben, sehr gut für gürtel, messerscheiden und sonstige robusten anforderungen gewonnen wird.
trotzdem: ein großteil des leders kommt ursprünglich aus schlachtbetrieben. wenn man sich die kosten für ein rind anschaut, so bringt ein durchschnittliches tier dem züchter etwa 1.500 - 2.000 euro, spezielle rassen (edelrinder) mal ausgenommen. dem züchter, wie gesagt. er verkauft das rind an den schlachthof, der will auch etwas verdienen, also zieht er die haut möglichst schonend ab und bekommt ungefähr 100 euro dafür. die gerberei will auch etwas verdienen und bekommt etwa 300-700 euro für so eine haut, je nach qualität, stärke und so weiter. die gerberei hat natürlich auch hohe kosten für lagerzeiten, die chemischen prozesse, etc., das alles braucht zeit und zeit kostet nunmal. so eine normale rinderhaut z.b. von limousin-rindern ist um die 5-6m² groß, davon kann man etwa 30% verschnitt rechnen, eher etwas mehr. daher ist leder auch relativ teuer.
kommen wir zurück zur schlachterei: die verdient im großbetrieb eigentlich nur an der zerlegung und dem verkauf sogenannter "abfallprodukte": hörner, hufe, haut, knochen, innereien und der löwenanteil ist logischerweise beim fleisch zu suchen. wirtschaftlich macht es halt sinn, ein tier in seine bestandteile zu zerlegen und möglichst gut zu nutzen! ökologisch ja eigentlich auch. wer tötet eine kuh, schneidet nur das filet heraus und schmeißt den rest weg? das macht ja keinen sinn ^^ ebenso wenig macht es kaum sinn, ein rind nur für seine haut zu züchten, vielleicht gibt es da bestimmte rassen, die eher für das leder gezüchtet werden, aber das fleisch und der ganze rest wird sicher nicht weggeworfen!
was die hornspäne angeht, das sind hufe und hörner, nicht nur von rindern, auch wenn ich mich jetzt ausschließlich auf die bezogen habe (und auch nur auf den europäischen markt). leider kommen hornspäne aber wegen des preises häufig aus asien, beziehungsweise werden sie zu europäischen (und/oder nord- und südamerikanischen) produkten dazugemischt, um das ganze zu strecken. was giftstoffe angeht, sind die anforderungen bei hornspänen meines wissens nach deutlich geringer, als für muskelfleisch.