Importbestimmungen für Chili-Saatgut

Joe

Habanerolecker
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Hallo zusammen,

In der letzten Zeit haben mehrere User dieses Forums im Ausland (USA, Kanarische Inseln) Chili-Samen erworben und berichteten anschließend vom Problemen mit dem Zoll. Deshalb dachte ich, es wäre gut, die momentanen Importbestimmungen kurz zusammenzufassen:

Generell ist der Import von Pflanzen oder Pflanzenteilen aus weit entfernten Regionen der Welt immer mit Risiken verbunden. Das liegt daran, dass in fernen Ländern andere Pflanzenkrankheiten vertreten sind, welche verheerende Auswirkungen auf die hiesigen Pflanzen haben können. Die bisher importierten Erreger reichen von Bakterien, Viren und Pilzen bis hin zu eingeschleppten Insekten. Beispiele findet ihr in diesem Artikel: https://www.lebensmittelmagazin.de/...r-auf-reisen-gehen-tropical-race-tr4-xylella/

Aktuell ist der Jordan-Virus, auch bekannt als Tomato Brown Rugose Fruit Virus (ToBRFV), ein großes Problem. Ursprünglich in Jordanien und in Israel gefunden, ist er nun in vielen EU-Staaten vertreten. Befallen werden viele Nachtschattengewächse (Solanaceae), also auch Tomaten, Paprika und Chili. Bei einer Infektion verschrumpeln Blätter und Früchte werden fleckig. Die Langlebigkeit und Infektionsaggressivität macht diesen Erreger im Pflanzenanbau extrem gefährlich, wie ihr hier nachlesen könnt: https://www.landwirtschaftskammer.d...zenschutz/gemuesebau/tobrfv.htm#wirtspflanzen

Um verheerenden Schäden vorzubeugen, gibt es in der EU wie auch andernots Pflanzenimportbestimmungen. Einer der Kernpunkte des Pflanzenimports ist, dass die Gesundheit der importierten Pflanzen sowie Pflanzenteile überprüft werden muss, und durch ein Pflanzengesundheitszeugnis bestätigt wird. Alle Pflanzen sowie Pflanzenteile von außerhalb der EU benötigen ein solches Zeugnis. Auch gehören die kanarischen Inseln, eigentlich ein Teil Spaniens, im Sinne des Pflanzenimports ebenfalls nicht zur EU.

Die kanarischen Inseln gehören phytosanitär nicht zur EU
Quelle: https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/einfuhr-pflanzen-kanarische-inseln.html

Auch wenn einige vermuten, dass diese Regeln nicht auf Saatgut zutreffen, können sich unter der Schale des Saatguts ebenso solche schädlichen Keime verstecken. Deshalb wird auch für Saatgut ausdrücklich ein Pflanzengesundheitszeugnis benötigt.

Zusätzlich benötigen alle anderen Pflanzen und Pflanzenteile wie Früchte, Gemüse, Schnittblumen und Samen ein Pflanzengesundheitszeugnis
Quelle: https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/neues-pflanzengesundheitssystem---einfuhr/ausfuhr.html

Spezifisch auf Chilis bezogen gibt es seit dem Jahr 2020 ein EU-Maßnahmenprogramm gegen den Jordan-Virus, welches einen Test aller importierten Chili-Samen vorsieht:
Insbesondere sollten Samen von Solanum lycopersicum L. und Capsicum spp. unabhängig von ihrem Ursprung getestet werden. Dies ist notwendig, weil in Bezug auf das Auftreten des Schädlings weltweit Unsicherheit herrscht und weil Samen unterschiedlichen Ursprungs, wenn sie gehandelt werden, häufig in den Partien vermischt werden, wodurch sich das Risiko einer Ausbreitung des spezifizierten Schädlings erhöht.
Quelle: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32020R1191&from=DE

Keiner von uns möchte Pflanzen mit verkrüppelten Blättern, kaputten Früchten oder absterbende Pflanzen haben. Deshalb ist mein Appell an euch im Sinne der Gesundheit unser aller Pflanzen, dass ihr über einen Samenerwerb von außerhalb der EU, sowie von den kanarischen Inseln, gut nachdenkt. Wenn ihr es ernst meint, bemüht euch bitte um ein Pflanzengesundheitszeugnis. Andernfalls gibt es bereits zahlreiche deutsche und EU-Händler, welche nur Samen von selbst angebauten, gesunden Pflanzen abgeben.

Und für die Lesefaulen:

TL;DR: Ohne Pflanzengesundheitszeugnis ist der Import von Samen außerhalb der EU illegal und im Sinne unseres Pflanzenanbaus potentiell gefährlich! Auch die kanarischen Inseln gehören phytosanitär nicht zur EU!

Viele Grüße,

Joe
 
Nachdem du die kanarischen Inseln so oft erwähnst, klingt der Post für mich so, als ob du mit ihm speziell auf einen Händler abzielst.
In der letzten Zeit haben mehrere User dieses Forums im Ausland (USA, Kanarische Inseln) Chili-Samen erworben und berichteten anschließend vom Problemen mit dem Zoll.
Bei wem ist denn etwas von den Kanaren im Zoll hängen geblieben? Ich habe bislang nichts davon gelesen.
 
Nachdem du die kanarischen Inseln so oft erwähnst, klingt der Post für mich so, als ob du mit ihm speziell auf einen Händler abzielst.

Bei wem ist denn etwas von den Kanaren im Zoll hängen geblieben? Ich habe bislang nichts davon gelesen.

In diesem Thread wurde über eine ungewöhnlich lange Lieferzeit berichtet, wodurch ich auf den Zoll kam: https://chiliforum.hot-pain.de/threads/semillas.41641/ . Darüber hinaus habe ich die Information auch oft aus diversen Facebook-Gruppen aufgeschnappt, wo ständig gesagt wurde: "Aber die kanarischen Inseln sind doch in der EU!". Viele scheinen den Unterschied zwischen "EU" und "phytosanitärer EU" verständlicherweise nicht zu kennen, deswegen wollte ich das hier auch nochmal aufzeigen.
 
ich die Information auch oft aus diversen Facebook-Gruppen aufgeschnappt, wo ständig gesagt wurde: "Aber die kanarischen Inseln sind doch in der EU!". Viele scheinen den Unterschied zwischen "EU" und "phytosanitärer EU" verständlicherweise nicht zu kennen, deswegen wollte ich das hier auch nochmal aufzeigen.
Ok, mag sein. Dass etwas von Semillas von Zoll abgefangen wurde habe ich bislang kein einziges Mal gelesen. So oft wie in dem Post "Kanarische Inseln" vorkommt, hat das für mich einen faden Beigeschmack.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei meiner Bestellung bei Semillas gab es keine Zoll-Probleme. Nach ca. 10 Tagen waren die Samen da. Bestellung im Oktober.
 
Hallo zusammen,

In der letzten Zeit haben mehrere User dieses Forums im Ausland (USA, Kanarische Inseln) Chili-Samen erworben und berichteten anschließend vom Problemen mit dem Zoll. Deshalb dachte ich, es wäre gut, die momentanen Importbestimmungen kurz zusammenzufassen:

Generell ist der Import von Pflanzen oder Pflanzenteilen aus weit entfernten Regionen der Welt immer mit Risiken verbunden. Das liegt daran, dass in fernen Ländern andere Pflanzenkrankheiten vertreten sind, welche verheerende Auswirkungen auf die hiesigen Pflanzen haben können. Die bisher importierten Erreger reichen von Bakterien, Viren und Pilzen bis hin zu eingeschleppten Insekten. Beispiele findet ihr in diesem Artikel: https://www.lebensmittelmagazin.de/...r-auf-reisen-gehen-tropical-race-tr4-xylella/

Aktuell ist der Jordan-Virus, auch bekannt als Tomato Brown Rugose Fruit Virus (ToBRFV), ein großes Problem. Ursprünglich in Jordanien und in Israel gefunden, ist er nun in vielen EU-Staaten vertreten. Befallen werden viele Nachtschattengewächse (Solanaceae), also auch Tomaten, Paprika und Chili. Bei einer Infektion verschrumpeln Blätter und Früchte werden fleckig. Die Langlebigkeit und Infektionsaggressivität macht diesen Erreger im Pflanzenanbau extrem gefährlich, wie ihr hier nachlesen könnt: https://www.landwirtschaftskammer.d...zenschutz/gemuesebau/tobrfv.htm#wirtspflanzen

Um verheerenden Schäden vorzubeugen, gibt es in der EU wie auch andernots Pflanzenimportbestimmungen. Einer der Kernpunkte des Pflanzenimports ist, dass die Gesundheit der importierten Pflanzen sowie Pflanzenteile überprüft werden muss, und durch ein Pflanzengesundheitszeugnis bestätigt wird. Alle Pflanzen sowie Pflanzenteile von außerhalb der EU benötigen ein solches Zeugnis. Auch gehören die kanarischen Inseln, eigentlich ein Teil Spaniens, im Sinne des Pflanzenimports ebenfalls nicht zur EU.


Quelle: https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/einfuhr-pflanzen-kanarische-inseln.html

Auch wenn einige vermuten, dass diese Regeln nicht auf Saatgut zutreffen, können sich unter der Schale des Saatguts ebenso solche schädlichen Keime verstecken. Deshalb wird auch für Saatgut ausdrücklich ein Pflanzengesundheitszeugnis benötigt.


Quelle: https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/neues-pflanzengesundheitssystem---einfuhr/ausfuhr.html

Spezifisch auf Chilis bezogen gibt es seit dem Jahr 2020 ein EU-Maßnahmenprogramm gegen den Jordan-Virus, welches einen Test aller importierten Chili-Samen vorsieht:

Quelle: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32020R1191&from=DE

Keiner von uns möchte Pflanzen mit verkrüppelten Blättern, kaputten Früchten oder absterbende Pflanzen haben. Deshalb ist mein Appell an euch im Sinne der Gesundheit unser aller Pflanzen, dass ihr über einen Samenerwerb von außerhalb der EU, sowie von den kanarischen Inseln, gut nachdenkt. Wenn ihr es ernst meint, bemüht euch bitte um ein Pflanzengesundheitszeugnis. Andernfalls gibt es bereits zahlreiche deutsche und EU-Händler, welche nur Samen von selbst angebauten, gesunden Pflanzen abgeben.

Und für die Lesefaulen:

TL;DR: Ohne Pflanzengesundheitszeugnis ist der Import von Samen außerhalb der EU illegal und im Sinne unseres Pflanzenanbaus potentiell gefährlich! Auch die kanarischen Inseln gehören phytosanitär nicht zur EU!

Viele Grüße,

Joe

Meine Meinung:
Diese Regelungen wurden damals als Reaktion auf wirtschaftliche Regelungen der USA (metallexport) getroffen, welche insbesondere die europäische bzw. deutsche Automobilindustrie treffen sollte (da Frau Merkel stark mit der Automobilindustrie involviert zu sein scheint). Die Reaktion sollte insbesondere die landwirtschaftlichen Betriebe treffen (da diese offensichtlich/hauptsächlich Trump-Anhänger sind/waren).

Ich bin ehrlich gesagt sauer weil ich immer wieder sehe, dass Politiker ihre privaten Interressen und persönlichen Differrenzen auf dem Rücken des Volkes austragen, welches solche Entscheidungen letztenendes trifft. :mad:
Es sah für mich eher wie eine art von Privatkrieg zwischen Merkel und Trump aus.
 
Ich bin ehrlich gesagt sauer weil ich immer wieder sehe, dass Politiker ihre privaten Interressen und persönlichen Differrenzen auf dem Rücken des Volkes austragen, welches solche Entscheidungen letztenendes trifft. :mad:
Die Richtlinie gibt es schon seit 2000 und enthielt dort schon Certifikate. Im detail ahbe ich das nicht verfolgt, aber scheint mir eine bloße Trotzreaktion wie du sie wahrnimmst nicht stattgefunden zu haben. zumal viele Länder ähnliche Importbedingungen umgesetzt haben.
 
Ich habe dieses Jahr auch bei Semillas bestellt und mir wurden auch 10-15 Tagen angegeben und bekommen haben ich innerhalb 7-10 Tagen. Über die Qualität und Sortenreinheit kann ich noch nix sagen, verstehe auch nicht wieso es partout schlecht sein soll, wenn es die solange gibt und gerade hier so oft bei denen bestellt wird …
Vorab hatte ich per E-Mail nach Empfehlungen gefragt und der Kontakt vor tadellos bis Perfekt-andere reagieren kaum. Daher habe ich auch dort schlussendlich bestellt …
 
Aber ich denke, die Botschaft von Alexander Hicks PR-Mann ist doch eindeutig. ;)
Hier spricht der PR-Mann von Joe. Das ist mal wirklicher Bullshit.
PR-Mann ist natürlich Quatsch.
Der Beitrag und auch der im verlinkten Faden wurden sicher nicht von Alex inspiriert/initiiert. Ich habe ihn schon persönlich getroffen, viele Aktionen von ihm hier im Forum gesehen. Es ist nicht seine Art, sich durch unterschwelliges Bashing gegen andere Händler in den Vordergrund zu stellen. Er macht hier sogar teils Werbung für andere Händler. Kürzlich gabs einen Thread mit Aktionsangeboten von anderen Händlern.
 
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