Indoor-Einsatz von Florfliegenlarven und Marienkäferlarven, ein Erfahrungsbericht

Anfänger2013

Jolokiajunkie
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Dokumentation eines Untergangs!

Mo. 14.9. 11 Chilipflanzen vom Balkon in das Wohnzimmer geholt. Ca. 2,5 m² Pflanzen.

So. 29.9. Erste deutliche Zeichen von Blattläusen. Einsatz des Killerdaumens.

Fr. 11.10. Zwei Pflanzen sind stärker mit Blattläusen besetzt und ein Ast der Lemon Drop. Auf den übrigen Chilis befinden sich nur vereinzelt Blattläuse. Da der Killerdaumen bei einer größeren Anzahl an Pflanzen nicht ausreichend ist habe ich heute 500 Florfliegenlarven bestellt. Ich habe mich für Florfliegenlarven entschieden, da sie als Allesfresser Blattläuse, Spinnmilben, Woll-/ Schmierläuse und Thripse bekämpfen. Marienkäferlarven ernähren sich nur von Blattläusen. Da 150 Stück Florfliegenlarven ca. 12 € und 500 ca. 15 € kosten habe ich zum Overkill gegriffen. 500 Florfliegenlarven sollen für ca. 20 m² ausreichend sein.
Nützlinge werden nur von Montag bis Donnerstag verschickt, damit die lebende Ware nicht über das Wochenende bei der Post liegen bleiben kann.

Di. 15.10. Die Blattläuse haben sich weiter vermehrt, es wird höchste Zeit!
500 Florfliegenlarven in einer Pappwabe erhalten.
Ich habe alle Pflanzen so aufgestellt, dass die Blätter sich berühren aber möglichst kein Kontakt zum Fenster, der Wand oder zum Blumentopf besteht. Aufgrund meiner Erfahrungen mit gefangenen Marienkäferlarven weiß ich, dass die Larven sich ziellos fortbewegen und vom Fenster oder der Wand nicht mehr zur Pflanze zurückfinden. Den Kontakt zwischen den Pflanzen finde ich wichtig, damit die Larven nach der Reinigung einer Pflanze die Pflanze verlassen können und später wieder zurückkehren können, wenn die nächste Generation an Blattläusen aus ihren Eiern schlüpft.
Empfohlen wird die Pappwabe mit den Florfliegenlarven über den Pflanzen auszuschütten. Da bei dem Ausschütten aber ein Teil der Larven auf dem Fußboden landet, entschied ich mich dafür an 8 Stellen kleine Servietten auf die Blätter zu legen und dort die Larven auszuschütten. Florfliegenlarven sind radikale Kannibalen und stürzen sich sofort auf ihre Artgenossen. Daher ist es wichtig die Larven möglichst gut zu verteilen. Es hat sich herausgestellt, dass die kleinen Servietten möglichst zwischen zwei Pflanzen platziert werden sollten, damit die Larven sich möglichst schnell voneinander entfernen können. Auf einen guten Kontakt zu den Blättern ist zu achten. Die Servietten sollten flach liegen. In Dellen sammeln sich sonst die Larven und das Gemetzel nimmt extreme Ausmaße an. Mit einem Verlust von geschätzten 10%, innerhalb der ersten Stunde, muss man aber trotz der getroffenen Vorsichtsmaßnahmen rechnen.

Aus den mitgelieferten Anwendungshinweisen:
„Geliefert werden die Larven im 2. Stadium, diese Larven beginnen sofort ihre Jagd nach Blattläusen. Die ca. 5 mm großen Larven sind dämmerungsaktiv und bewegen sich hauptsächlich auf der Blattunterseite. Einen Bekämpfungserfolg sehen Sie nicht sofort- in diesem Stadium fressen die Insekten noch zu geringe Mengen. Nach 3-4 Tagen sind die Tiere auf ca. 7 mm Größe angewachsen. Ca. 1 Woche nach der Ausbringung der Larven werden Sie eine deutliche Reduzierung der Blattläuse erkennen. Erst in diesem 3. Larvenstadium fressen die Insekten solche Mengen, dass ein erster Erfolg sichtbar wird. Je nach Temperatur und Nahrungsangebot dauert die Entwicklung bis zur Verpuppung ca. 2-3 Wochen. Nach weiteren 2 Wochen schlüpft dann eine erwachsene Florfliege. Diese ernährt sich jedoch lediglich von Honigtau und fliegt meist ins Freie, so dass bei einem erneuten Befall der Einsatz wiederholt werden muss.“

Die Verwendung von Servietten war in meinem Fall besonders vorteilhaft, da ich so erkennen konnte, dass viele Waben tote Larven enthielten, die sich anscheinend nicht richtig entwickelt hatten. Ohne die Servietten wäre dies mir bestimmt nicht aufgefallen. Die Menge der lebenden Larven war aber, nach meiner Schätzung, deutlich größer als eine kleine Packung (150 Stück). Nach meiner Reklamation erhielt ich ohne Probleme am Donnerstag eine weitere Packung Larven.
Wer den Einsatz von Nützlingen in der Wohnung plant sollte auf alle Fälle berücksichtigen, dass vom Zeitpunkt der Bestellung bis zu dem Zeitpunkt wo die Larven viel fressen ca. 7 Tage vergehen. Da in der Wohnung die Anzahl der Blattläuse nicht durch Nutzlinge aus dem Garten reduziert werden, steigt die Anzahl der Blattläuse in diesem Zeitraum extrem an. Ich rate, aufgrund meiner Erfahrungen, dringend dazu sehr früh zu bestellen!!!!

Do. 17.11. Ausbringung der zweiten Packung, dieses Mal mit lebenden 500 Florfliegenlarven.

So. 20.11. Habe zum ersten Mal deutlich gesehen, dass sich an einem Ast die Blattläuse auf ca. 3 cm stark reduziert haben.

Di. 22.10. Stellenweise reduziert sich die Anzahl der Blattläuse. Die Gesamtanzahl der Blattlause steigt aber weiter. Ich sauge täglich über 1000 fliegende Blattläuse von dem Fenster. Die ersten 8 Florfliegenlarven habe ich von der Wand gesaugt. Die meisten werden durch die von der Lemon Drop abgeworfenen Blättern auf dem Boden gelandet sein.

Do. 24.10. Die ersten Florfliegenlarven beginnen sich zu verpuppen. Durch das extreme Nahrungsangebot beginnt die Verpuppung anscheinend sehr früh.

Fr. 25.10. Erste großflächige Erfolge sind zu sehen

So. 27.10. Immer mehr Florfliegenlarven verpuppen sich. Die Anzahl der Läuse entspricht in etwa der Menge, die beim ersten Aussetzen vorhanden war. Die extreme Vermehrung innerhalb der ersten Woche konnte wieder vernichtet werden. Wenn ich das Experiment weiterlaufen lassen würde, dann würde sich wahrscheinlich noch eins bis drei Tage lang weiterhin die Anzahl der Läuse reduzieren. Aufgrund der einsetzenden Verpuppung würden aber bestimmt einige überleben. Selbst wenn die letzten verbleibenden Florfliegenlarve alle Blattläuse killen würden, kämen in einer Woche die Blattläuse aus den Eiern zurück.


Ich habe lange ausgehalten, aber jetzt ist es klar, dass die Florfliegenlarven keine Chance mehr haben die Blattläuse komplett zu bekämpfen. In den nächsten Tagen wird sich die Anzahl der Florfliegenlarven durch die einsetzende Verpuppung weiter reduzieren. Auch wenn jede Florfliegenlarve viele Hundert Blattläuse bis zur Verpuppung frisst ist die Vermehrungsrate der Blattläuse zu hoch. Dabei habe ich durch die Nachlieferung bestimmt über 700 Florfliegenlarven ausgesetzt. Durch den extremen Kannibalismus wird sich die Anzahl aber bestimmt deutlich reduziert haben.

Ergebnis / Erfahrungen:
Nach meinen guten Erfahrungen mit wenigen eingesammelten Marienkäferlarven im Frühling wurde ich von dem Ergebnis doch recht enttäuscht. Sicher habe ich die Florfliegenlarven zu spät eingesetzt und durch die notwendige Nachlieferung ging weitere Zeit verloren. Auf der anderen Seite habe ich Florfliegenlarven, die für 25 bis 30 Quadratmeter ausrechen sollen, auf nur 2,5 Quadratmeter eingesetzt. Nach diesen Angaben hätten sie auch bei einem etwas stärkeren Befall ein leichtes Spiel haben sollen. Durch meine Vorsichtmaßnahmen haben sich nur wenige Florfliegenlarven an die Wände verirrt. Ca. 15 habe ich abgesaugt oder umgesetzt. 4 haben sich an der Wand verpuppt. Beliebt ist die Kante zwischen Wand und Decke. Wenn jemand nicht den Kontakt zwischen den Pflanzen und dem Fenster / der Wand minimieren kann, dann rate ich dringend dazu auf Florfliegenlaven zu verzichten!

Der Einsatz von Florfliegenlaven im Indoor-Bereich wird anscheinend von einigen Stellen als wenig sinnvoll angesehen.
Gartenakademie Rheinland-Pfalz http://www.gartenakademie.rlp.de/internet/global/themen.nsf/561ae14211da8d55c1256f420024468b/adade2bc088475bfc1256f38003d7366?OpenDocument
Hessischen Pflanzenschutzdienst http://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de/pflanzenschutzinfothek/zimmerpflanzen/schaedlinge-an-zimmer-und-kuebelpflanzen/blattlaeuse/

Der Einsatz von Nützlinge auf den Balkon oder im Garten halte ich aber weiterhin für sinnvoll, da dort die Nützlinge zusätzlich von den Nützlingen aus der Natur unterstütz werden.

Im Haus werde ich im nächsten Herbst, für die Zeit des Abreifens, Marienkäferlarven einsetzen. Die Bestellung geht heraus, sobald ich die erste Blattlaus sehe. Auch bei Marienkäferlarven muss man mit ca. 7 Tagen ab Bestellung rechnen, bis größere Mengen Blattläuse gefressen werden. Marienkäfer neigen aber nur dann zum Kannibalismus, wenn es nicht genügend zu fressen gibt. Ein weiterer Vorteil von Marienkäferlarven ist, dass sich evtl. einige Marienkäferlarven verpuppen und nach einiger Zeit der eine oder andere Marienkäfer schlüpft, die nach meinen Beobachtungen in den ersten Tagen auf Ihrer Mutterpflanze bleiben und so noch einmal die Pflanze nach möglicherweise neu geschlüpften Blattläusen absuchen. Darüber hinaus sehen Marienkäferlarven schön aus und man kann ihre Tätigkeit beobachten. Florfliegenlarven sind aufgrund ihrer grauen Farbe sehr schwer zu entdecken.

Nützlinge sind teuer! Inklusive Porte kostet eine Einheit ca. 15 Euro. In diesem Jahr werde ich aber auch 1500 bis 2000 Chilis in der Zeit ernten, in der es draußen bereits zu Kalt zum effektivem Abreifen ist.
Über 100 Biofrüchte für jeden eingesetzten Euro für Nützlinge finde ich finanzielle noch akzeptabel!


Bei einem Gespräch mit meinem Florfliegenlarven-Lieferanten habe ich noch einige Fragen beantwortete bekommen, die nicht auf der zweiseitigen Anwendungsempfehlung erwähnt wurden. Hier die wichtigsten Punkte:

  • Im Normalfall kommt es nicht zu einer Bildung von Kokons, da nicht genügend Futter (Blattläuse) vorhanden ist.
  • Falls doch bleiben die Tiere ca. 10 Tage im Kokon und es vergehen weitere ca. 10 Tage bis neue Eier gelegt werde. (Natürlich müssen dafür Männchen und Weibchen geschlüpft sein. )
  • Für eine zweite Generation ist es natürlich notwendig, dass die Florfliegen und Marienkäfer Nahrung finden. Florfliegen = Pollen (z.B. blühende Zimmerpflanzen), Marienkäfer = Blattläuse. In der Wohnung wird es nur sehr selten zu einer zweiten Generation kommen.
  • Optimaler Einsatzzeitpunkt: Es sollten schon einige Blattläuse vorhanden sein, damit die Larven etwas zu fressen finden, aber auch nicht zu spät, damit die Blattlauspopulation nicht zu groß wird.
  • Florfliegenlarven oder Marienkäferlarven? Eher Marinekäferlarven, da sie nicht so viel herumlaufen.


Heute werde ich zum letzten Mal groß ernten und dann die Anzahl der Pflanzen reduzieren. Ich werde dadurch zwar einige hundert noch nicht reife Früchte verlieren, aber das Jahr war extrem erfolgreich und so kann ich leicht darauf verzichten. Die Pflanzen, die ich behalten werde, werde ich gründlich absprühen und dann mit Calypso Schädlingsfrei behandeln. Zwei bis drei Wiederholungen werden bestimmt notwendig sein. Während die Pflanzen im Bad trocknen plane ich das Wohnzimmer gründlich mit Insektenspray einzusprühen um die Unmengen an fliegenden Blattläusen zu bekämpfen. Die Fenster werden danach mit viel Brennspiritus gereinigt.
Die übrigen Pflanzen im Zimmer haben sehr harte Blätter und sind nicht befallen.

In spätestens 6 Wochen muss meine Wohnung 100 Prozent blattlausfrei sein. Dann kommt die nächste Generation an Chilis.

Falls jemand noch Empfehlungen zu Dekontamination hat, immer her damit!
 
Schöner Bericht, aber ich glaube mit etwas mehr Geduld und ohne Serviettenexperimente hättest Du größeren Erfolg gehabt.

Zum einen werden die Florfliegenlarven extra deshalb in Wabenkartons geliefert, dass man sie von vornherein in winzigen Portionen überall an den Pflanzen verteilen kann. Einfach immer nur ein bissl der Deckfolie abziehen und diese wenigen Waben dann leer klopfen. So kann man ganz gut kontrollieren wo die Tiere landen.

Außerdem hast Du den klassischen Overkill-Fehler gemacht. Wenn Du für so eine kleine Fläche gigantische Mengen an Larven einsetzt ist doch klar was passiert. Sie kanibalisieren erst mal sich gegenseitig und sind dann so gut ernährt, dass es ratz fatz zur Verpuppung geht ohne die normale Menge an Schädlingen gefressen zu haben. Die Empfehlungen zur Fläche haben einen Grund. :whistling:

Hinzu kommt, dass sie sich dann so stark gegenseitig dezimieren, dass deutlich weniger Tiere übrig bleiben und noch weniger Blattläuse gefressen werden.

Ich setze pro Pflanze max. 3-5 Florfliegenlarven ein und das reicht völlig. Dann sind sie hungrig und finden jede Blattlaus.

Wenn sie sich verpuppen solltest Du dich doch eigentlich freuen, denn die erwachsenen Tiere legen doch wieder Eier ab. Bist Du dir übrigens sicher, dass sie sich schon zur Imago verpuppen oder ist es nur das Wachstumstadium? Schließlich häuten sie einige Male bevor sie verpuppen. Auch dazu kleben sie sich an die Blätter. :whistling:

Ein wenig Geduld und Verständnis für die Prozesse braucht man halt schon, wenn man mit Nützlingen arbeitet. 12 Tage sind nicht gerade lange und die Larven fressen natürlich erst in den letzten beiden Stadien die größten Mengen. Bei starkem Befall braucht man eben auch die Nerven auch noch den Erfolg der nächsten Generation von Larven abzuwarten. Ich bin damit eigentlich jeden Winter gut gefahren, meine Überwinterer werden stets nur von Nützlingen beschützt.
 
Ich bin mir sicher, das sie sich verpuppen. Ich habe überall kleine weiße Kügelchen, die so aussehen wie die Spitze von Wattestäbchen.

"Wenn sie sich verpuppen solltest Du dich doch eigentlich freuen, denn die erwachsenen Tiere legen doch wieder Eier ab."
=> Über eine zweite Generation habe ich auch schon nachgedacht, daher mein Gespräch mit meinem Lieferanten.

Im Wohnzimmer kommt aber irgendwann der Zeitpunkt, wo es nicht länger tragbar ist. Täglich ca. 1000 fliegende Blattläuse im Zimmer, völlig verklebte Pflanzen und einen klebrigen Fußboden. Ich habe so lange wie möglich ausgehalten! Außerdem hatte ich Angst vor hunderten Florfliegen in meiner Wohnung!

Das mit dem Overkill ist ein wichtiger Hinweis!

"Ich bin damit eigentlich jeden Winter gut gefahren, meine Überwinterer werden stets nur von Nützlingen beschützt."

Bitte berichte etwas genauer, wie Du die Nützlinge einsetzt.

  • Wenn Du je Pflanze nur 3 bis 5 Florfliegenlarven einsetzt und die Mindestbestellmenge 150 Stück beträgt, wirfst Du dann die anderen weg?
  • Wann setzt Du die Nützlinge ein? Sofort nach dem Hereinholen oder erst, wenn bereits Läuse zu sehen sind.
  • Bevorzugst Du Florfliegenlarven oder Marienkäferlarven?
  • Kommt es bei Dir erfolgreich zu einer zweiten Generation Larven?
  • Wenn Du die Larven ausschüttest. Wie verhinderst Du, dass ca. 20 Prozent auf den Boden landen und später an allen Wänden herumkrabbeln?
 
Anfänger2013 schrieb:
... Außerdem hatte ich Angst vor hunderten Florfliegen in meiner Wohnung!

Wenn die Florfliegen stören, dann öffnet man eben ein Fenster, damit sie hinaus können ... :rolleyes:

Zu deinen Fragen:
Ich teile meine Nützlingsbestellung mit Freunden, die auch viele Pflanzen haben. Ist ja kein Problem so ein kleines Schächtelchen innerhalb eines Abends in mehreren Wohnungen einzusetzen. Der Transport überfordert ja weder Fußgänger noch Fahrradfahrer. :P

Ich hole sie erst dann, wenn ein richtig starker Befall vorhanden ist, da ich es gemein fände, wenn die Tierchen nur ein paar Snacks bekommen und dann verhungern, statt sich verpuppen zu können.

Die erwachsenen Tiere dürfen dann einfach rausfliegen. Sie halten sich eh schon immer in Fensternähe auf, weil sie genau da auch hin wollen. Wer den Ausgang nicht alleine findet, wird mittels Glas und Blatt Papier eingefangen und rausgebracht. Wenn es draußen sehr kalt ist, dann bereite ich vorher ein paar warme Verstecke (Florfliegenhaus, Laubhaufen u. ä.) auf dem Balkon vor, damit sie auch eine Überlebenschance haben. Einzelne Florfliegen beantragen dann doch irgendwann Asyl und kommen wieder rein geflattert. Aber da sie einfach nur still an der Decke rumhängen, dürfen sie da bleiben bis zum Frühling (ich find die Kerlchen hübsch).
Marienkäfer allerdings müssen immer draußen überwintern. Sie überstehen die warme Überwinterung in der Wohnung nicht, falls da kein Blattlaus-Futter zu finden ist, während die Florfliegen ja von den Blüten leben können.

Ich bevorzuge keine von beiden. Ob Marienkäfer oder Florfliege hängt einfach von der Art des Befalls ab und den gegebenen Temperaturen.
Reinen Blattlausbefall würde ich mit Marienkäferlarven bekämpfen, vorausgesetzt die Raumtemperaturen liegen konstant (auch nachts) über 15°C.
Spinnmilbe und Thripse lasse ich durch Florfliegen erlegen und natürlich Blattläuse dann, wenn die Pflanzen in einem besonders kühlen Raum stehen (dunkle Überwinterung), da die Florfliegenlarven schon bei 10° C schlüpfen und aktiv sind.

Marienkäfer haben es im Winter schon bis zur Dritten Generation geschafft. Da zu diesem Zeitpunkt aber nur noch vereinzelte Blattläuse da waren, habe ich sofort jeden geschlüpften Käfer nach draußen gebracht, damit er nicht unnötig Eier an meinen Pflanzen ablegt. Wär ja schade um die Larven. Außerdem habe ich so gleich das Wachpersonal im Frühling auf dem Balkon. :D

Florfliegenlarven haben - dank starken Befalls - auch jedes Mal eine zweite Generation hervorgebracht. Die zweite Generation hat es immer geschafft der Nützlinge Herr zu werden. Hinterher war dann Schluss mit Lustig. :devil:
Man übersieht gerne die Gelege, da sie ja winzige einzelne Eier auf spinnwebähnlichen Stielen an die Pflanze heften.

Das habe ja schon weiter oben geschrieben, ich öffne wirklich nur ganz wenige Kammern auf einmal. D. h. ich halte die bereits umgedrehte Schachtel direkt über ein großes Blatt und ziehe die Folie über ein, zwei Waben ab ... klopfen und schwupps sind sie draußen. Es dauert ein bisschen, bis man so alle Pflanzen "geimpft" hat, aber klappt sehr gut.

Wenn sich von den größeren Larven mal eine verläuft, dann halte ich ihr ein weißes Blatt vor die Nase, gebe ihr ganz vorsichtig einen aufmunternden Klaps auf den Po und schwupps latscht sie auf das Blatt. Damit trage ich sie auf die nächstgelegene Pflanze zurück. Wenn man nicht zu viele Tiere benutzt, gibt es gar nicht soooo viele Irrläufer ... es sei denn sie sind schon so groß, dass sie ein Plätzchen zum Verpuppen suchen, dann treibt es sie überall hin. :P
 
Falls es jemanden Interessiert.
Florfliegenlaven sind anscheinend innerhalb ihres Kokons geschützt vor Insektenvernichtungsmittel.

Nachdem die Blattlausanzahl ins unermessliche steig, habe ich alle Pflanzen sehr gründlich und aus allen Richtungen mit Spruzit Schädlingsfrei behandelt. Zu der Zeit hatten sich schon einige Florfliegenlarven verpuppt.

ca. 10 Tage später fingen die Florfliegen an zu schlüpfen.

Ich habe beschlossen einigen bis Ende November Asyl zu geben und versorge Sie mit Blütenstaub und Wasser. Bis Ende November sollten sie bereits einige Eier gelegt haben, was sicherstellt, dass bis Mitte Dezember meine Wohnung garantiert Blattlausfrei ist.
 
Die Imagines der Florfliegen mit ihren goldenen Augen und grün-durchsichtigen Flügeln sind hübsch, sehr hübsch, nicht? Wie Feen... Ich hatte mal selber welche in der Wohnung nach einem Florfliegenlaven-Einsatz.
 
Florfliegen sind wirklich schön. Das ist auch der Grund weshalb ich sie noch etwas in meiner Wohnung dulde.

Nach den extremen Blattlausbefall ist es natürlich nicht mit einer Behandlung von Spruzid getan. Vereinzelt sehe ich seit kurzem wieder fliegenden Blattläuse.

Ich hoffe es kommt im Wohnzimmer bald zu wilden Orgien und einem reichen Kindersegen, damit ich nicht noch ein zweites Mal zur chemischen Keule greifen muss.
 
Anfänger2013 und Mayachili: Vielen Dank für diesen interessanten und hilfreichen Faden/Bericht. Eure Informationen sind Goldes wert!
LG
 
Meine Florfliegen sterben! :angry:

Von meinen über 15 Florfliegen sind nach 8 Tagen nur noch 2 übrig.

Ich biete ihnen alles: Wasser und viele Bio-Pollen auf den Blumen, die ich auf dem Feld sammele.

Eigentlich habe ich in der nächste Woche mit den ersten Eiern gerechnet. Das wird wohl nichts. :angry:

Die eine Spinne in der Wohnung habe ich frühzeitig entdeckt und gekillt.

Was mache ich falsch?
 
1. Sie brauchen auch Wasser und passende Luftfeuchtigkeit.

2. Blumen vom Feld um diese Jahrezeit? :rolleyes:
Abgeschnittene Blumen produzieren keinen Nektar mehr und Pollen dürfte da schon lange keiner mehr drinnen sein, denn den haben sich die Bienchen draußen schon lange geholt bzw. Wind und Regen haben ihn verteilt.

Nektar ist wichtig, der liefert die Kalorien für die Flatterer.
Du brauchst schon lebende Blühpflanzen (die auch nicht steril sein dürfen) für die Florfliegen. Versuch es mal mit Glockenblumen, die gibt es derzeit noch mit reichlich Blüten zu kaufen. Noch besser wären aber Körbchenblüher.

Als Notfallmaßnahme kannst Du mal probieren, ob sie evtl. Zuckerwasser oder ganz leicht verdünnten Honig nehmen würden (sehr kleines Schälchen, umgedrehter Legostein oder so). Bei Hummeln kann das funktionieren, bei Florfliegen habe ich es noch nicht getestet, da sie bei mir Blüten zum Naschen haben.
 
Mayachili schrieb:
2. Blumen vom Feld um diese Jahrezeit? :rolleyes:
Abgeschnittene Blumen produzieren keinen Nektar mehr und Pollen dürfte da schon lange keiner mehr drinnen sein, denn den haben sich die Bienchen draußen schon lange geholt bzw. Wind und Regen haben ihn verteilt.
Ja, es gibt noch die weiß Blühenden und eine Sorte gelb blühende.
Das das mit dem Pollen und Nektar bei gesammelten Blüten so knapp aussieht habe ich nie erwartet! Für die Letzten beiden habe ich etwas Zucker ins Wasser gegeben.

Nächstes Jahr bin ich schlauer! Zum Glück hat trotz des extremen Befalls Calypso super gewirkt und abgesehen von einer fliegenden Blattlaus evtl. auch eine Trauermücke am Tag konnte ich noch keinen erneuten Befall feststellen.

In Kürze muss sowieso Platz geschaffen werden für die nächste Generation. Mehr als 2 Pflanzen kann ich nicht behalten.
 
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