[Reisebericht] Kuba 2018

Vielleicht bekommt man in Kuba dann wenigstens ein Haus zu dem Preis, den wir für ein Auto zahlen. ;)
 
Dem war nicht so, als ich da war. Ein extremes Beispiel war die Wohnsituation von Juanito, einem guten Freund von mir. Er wollte nie, dass wir ihn besuchen oder zu Hause abholen. Einmal sind wir dann doch bei ihm vorbeigegangen, und da war auch klar, warum: er hat sich für seine Wohnsituation geschämt. Er und seine Oma wohnten mit mehreren anderen Familien in so einer Art Toreinfahrt von einem Mehrfamilienhaus. Wenn man herein kam, war vorn ein Vorhang, dahinter schlief eine junge Mutter mit ihrem kleinen Sohn. Dann kam so eine Art Raumteiler, ein Tisch, zwei Stühle und ein kleines Bücherregal. Das war das "Wohnzimmer" von Juanito und seiner Oma. Weiter hinten kamen noch weitere Abtrennungen, wo er, seine Oma und noch ein Ehepaar gewohnt haben. Ganz am Ende dieser Art Eingangshalle war dann Küche und Bad für alle.

Juanito hat sich dann entschlossen, seinen sehr guten Job als Informatiker aufzugeben und zwei Jahre als Bauarbeiter in einer Mikrobrigade zu arbeiten, die ein Wohnhaus gebaut hat. Jedes Mitglied der Brigade erhielt dann eine vom Team gebaute Wohnung; sie mussten aber doppelt so viele Wohnungen bauen, wie sie brauchten, und diese wurden dann an linientreue Genossen vergeben. Was für eine Verschwendung von Ressourcen in einem Entwicklungsland, in dem Experten händeringend gebraucht werden! Aber das war für ihn die einzige Möglichkeit, eine Wohnung zu bekommen. Es gibt dort keinen Wohnungsmarkt wie bei uns, sondern die Wohnungen und Häuser werden von den Behörden vergeben.
 
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