Ich habe in der Tat Chemie studiert und meine Doktorarbeit in der Biochemischen Abteilung der Universität Marburg angefertigt.
Damals mußten Biomoleküle bei Normaldruck gereinigt werden.
Eine HPLC-Anlage kann jeder bedienen, dazu muß man nicht studiert haben. Allerdings hilft das Chemiestudium, in dem auch physikalische Chemie gelehrt wird, die physikalischen Zusammenhänge zu verstehen und der eine oder andere, aber beileibe nicht alle, bekommt erheblichen Spaß am experimentieren.
HPLC = high performance liquid chromatography = Hochleistungs Flüssigkeitschromatograhie gibt es schon viele Jahre und ich habe schon vor
fast 30 Jahren damit gearbeitet. Damals mußten Cytostatica (Anti-Krebs-Mittel) aus Bakterienkulturen gereinigt werden.
Seit dem hat sich am Prinzip der Methode nichts geändert, aber die Anlagen sind viel besser und natürlich auch viel teurer geworden.
Bevor ich an die Messung der Proben gehe, sind einige Vorarbeiten notwendig, die bestimmt einen Monat dauern werden.
Wie
@mph ja schon geschrieben hat, erfolgt die Bestimmung aus der Trockenmasse.
Getrocknete und fein gemahlene Proben liegen vor, ihnen wird mittels Molekularsieb das ganze freie Wasser entzogen, damit alle auf einem identischen Feuchtegrad stehen.
Hier liegt bereits die erste Fehlerquelle bei Messungen und ich vermisse klare Angaben in den vorliegenden Publikationen, wie denn die Restfeuchte bestimmt wurde.
Diese möglichst einheitlich trockenen Proben müssen extrahiert werden.
Die bisher publizierten Extraktionsmethoden sind entweder vollständig aber sehr zeitaufwendig (Extraktion über Destillation, Soxhlet), oder zeitaufwendig und unvollständig (Extraktion durch Schütteln mit Lösemitteln).
Ich habe in den vergangen Wochen an einem verbesserten Verfahren gearbeitet und sehr wahrscheinlich ein Top Verfahren erarbeitet, das in 20min eine vollständige Extraktion in Alkohol erlaubt, wobei der Extrakt auch noch sehr konzentriert vorliegt.
Die Extrakte müssen filtriert werden, denn nur eine extrem klare Lösung kann in die Anlage gegeben werden.
Für die Abtrennung der Capsaicine von dem Rest der Substanzen, die man aus dem Pulver extrahiert hat, benötigt man eine Säule.
Diese Säule ist ein dünnes Edelstahlrohr in dem sich eine extrem feinpoorige chemische Substanz (Trennmittel) befindet. Es handelt sich im vorliegenden Fall um ein modifiziertes Kieselgel. Durch dieses Rohr wird unter hohem Druck ein Lösemittelgemisch gepumpt, das nennt man Laufmittel.
Der Extrakt wird am Eingang der Säule injiziert und das Substanzgemisch wird mit dem Fluß über die Säule durch Interaktion mit dem Trennmittel
aufgetrennt.
Die Substanzen, die am Ende der Säule herauskommen (idealerweise, eine nach der anderen), werden in einem Detektor gemessen, ein Computer wertet die Daten aus.
Damit man weiß wieviel Capsaicine ein Extrakt hat, benötigt man Standardlösungen, die es zu kaufen gibt.
Ich habe verschiedene Säulen von verschiedenen Herstellern vorliegen und muß zunächst prüfen, welche Säule am besten geeignet ist.
Hier kann man sehen, wie eine nicht unbedingt zufriedenstellende Auftrennung aussieht:
http://www.ymc.co.jp/data/appli/J040910A.pdf
Nordihydrocapsaicin und Capsaicin sind nicht gut genug getrennt
Mit einem anderen Lösemittelgemisch sieht es besser aus:
http://www.ymc.co.jp/data/appli/F040728C.pdf
Ich werde also zunächst die für meine Anlage optimale Methode erarbeiten und dann die Proben messen.
Für diese Vorversuche habe ich bereits verschiedene Extrakte vorbereitet.
Das alles beginnt aber erst Ende November, denn ab dem 7.11. bin ich erst einmal in Lima, Iquitos und Arequipa, um nach interessanten Ajies und Rocots Aussschau zu halten