Semillas hat aufgerüstet...

Eine eigene HPLC! :)
Bin schon gespannt, was die diversen "Super-Hots" von Hobby-Züchtern wirklich können. Ich wäre aber dankbar, wenn die Ergebnisse nicht nur auf Facebook gepostet werden - ich werde mich dort sicher nicht registrieren.
 
Peter wird das bestimmt früher oder später auch in seinem eigenen Produktkatalog, also auf seiner Website angeben. Eine HPLC nur für Facebook (auch wenn der Marketingzweig riesig ist) kann ich mir nicht vorstellen.
Aber würde mich wundern wenn er sich nicht selbst bald dazu äußert :)
 
Dann steht zukünftig einer "empirischen" Einstufung mittels Caspaicin in ppm (?) nix mehr im Wege?
Wird der gemessene Wert der verschiedenen Sorten mit den Scoville-Skala korrelieren?
Wie groß wird wohl die gemessene Abweichung der Schärfewerte auf einer Pflanze sein?
Im Shop werden die Zahlen imho sicherlich eine zusätzliche Entscheidungshilfe für so manchen Kunden sein.
 
Wird der gemessene Wert der verschiedenen Sorten mit den Scoville-Skala korrelieren?
Die verschiedenen Capsaicinoide werden gemessen und die ppm-Werte in Scoville Heat Units umgerechnet. Die SHU-Werte beziehen sich auf die Trockenmasse bei Chilifrüchten.

100% Capsaicin entsprechen 16.000.000 SHU
100% Dihydrocapsaicin entsprechen 16.000.000 SHU
100% Nordihydrocapsaicin entsprechen 9.700.000 SHU

Ob sich das mit den überall kursierenden Angaben deckt wird sich zeigen. Ich gehe davon aus, dass bei vielen Sorten übertrieben wurde und in der Praxis die Werte schlechter ausfallen. Meistens werden die Werte ja einfach durch Vergleich mit anderen Sorten geschätzt. Teilweise hat man eine Kette von aufeinander basierenden Schätzungen. Das subjektive Empfinden kann einen beim Vergleichen auch täuschen. Jeder empfindet die Zusammensetzung der Capsaicinoide etwas anders.

Ich hatte mal Beeren einer nur unter Kunstlicht angebauten Trinidad Hornet F5 messen lassen. Leider wurde das Ergebnis nicht auf die Trockenmasse bezogen. Bei einem Trockenversuch reduzierte sich das Gewicht dieser Sorte auf 1/7 bis 1/8. Damit kann man das aber zurück rechnen und kommt auf min. 885 000 SHU. Geschätzt durch subjektivem Vergleich wurde von mehreren Leuten 600 000 bis 700 000 SHU.

Die ganzen Angaben, die zu verschiedenen Sorten im Internet stehen, sind also mit Vorsicht zu genießen, es sei denn sie wurden tatsächlich gemessen, wie z.B. vom Chile Pepper Institute.
 
Hatte nicht Peter irgendwas mit Chemie, Biologie, Pharmazie oder sowas studiert? Der wird schon wissen, wie er mit dem Gerät umzugehen hat und wie er die Werte zu bestimmen hat.
 
Bin mir absolut sicher dass Peter die HPLC ordnungsgemäß bedienen kann. Habe zur Uni Zeit selbst ab und an damit gearbeitet. Finde es einfach toll, dass Leute soviel Engagement in dieses Thema stecken. Für mich selbst sind Messergebnisse zwar nicht notwendig und mir reicht eine Beschreibung der Schärfe aber interessant und aufschlussreich ist es sicherlich!
 
Ich habe in der Tat Chemie studiert und meine Doktorarbeit in der Biochemischen Abteilung der Universität Marburg angefertigt.
Damals mußten Biomoleküle bei Normaldruck gereinigt werden.

Eine HPLC-Anlage kann jeder bedienen, dazu muß man nicht studiert haben. Allerdings hilft das Chemiestudium, in dem auch physikalische Chemie gelehrt wird, die physikalischen Zusammenhänge zu verstehen und der eine oder andere, aber beileibe nicht alle, bekommt erheblichen Spaß am experimentieren.

HPLC = high performance liquid chromatography = Hochleistungs Flüssigkeitschromatograhie gibt es schon viele Jahre und ich habe schon vor
fast 30 Jahren damit gearbeitet. Damals mußten Cytostatica (Anti-Krebs-Mittel) aus Bakterienkulturen gereinigt werden.

Seit dem hat sich am Prinzip der Methode nichts geändert, aber die Anlagen sind viel besser und natürlich auch viel teurer geworden.

Bevor ich an die Messung der Proben gehe, sind einige Vorarbeiten notwendig, die bestimmt einen Monat dauern werden.

Wie @mph ja schon geschrieben hat, erfolgt die Bestimmung aus der Trockenmasse.
Getrocknete und fein gemahlene Proben liegen vor, ihnen wird mittels Molekularsieb das ganze freie Wasser entzogen, damit alle auf einem identischen Feuchtegrad stehen.
Hier liegt bereits die erste Fehlerquelle bei Messungen und ich vermisse klare Angaben in den vorliegenden Publikationen, wie denn die Restfeuchte bestimmt wurde.

Diese möglichst einheitlich trockenen Proben müssen extrahiert werden.
Die bisher publizierten Extraktionsmethoden sind entweder vollständig aber sehr zeitaufwendig (Extraktion über Destillation, Soxhlet), oder zeitaufwendig und unvollständig (Extraktion durch Schütteln mit Lösemitteln).
Ich habe in den vergangen Wochen an einem verbesserten Verfahren gearbeitet und sehr wahrscheinlich ein Top Verfahren erarbeitet, das in 20min eine vollständige Extraktion in Alkohol erlaubt, wobei der Extrakt auch noch sehr konzentriert vorliegt.

Die Extrakte müssen filtriert werden, denn nur eine extrem klare Lösung kann in die Anlage gegeben werden.

Für die Abtrennung der Capsaicine von dem Rest der Substanzen, die man aus dem Pulver extrahiert hat, benötigt man eine Säule.
Diese Säule ist ein dünnes Edelstahlrohr in dem sich eine extrem feinpoorige chemische Substanz (Trennmittel) befindet. Es handelt sich im vorliegenden Fall um ein modifiziertes Kieselgel. Durch dieses Rohr wird unter hohem Druck ein Lösemittelgemisch gepumpt, das nennt man Laufmittel.
Der Extrakt wird am Eingang der Säule injiziert und das Substanzgemisch wird mit dem Fluß über die Säule durch Interaktion mit dem Trennmittel
aufgetrennt.
Die Substanzen, die am Ende der Säule herauskommen (idealerweise, eine nach der anderen), werden in einem Detektor gemessen, ein Computer wertet die Daten aus.
Damit man weiß wieviel Capsaicine ein Extrakt hat, benötigt man Standardlösungen, die es zu kaufen gibt.

Ich habe verschiedene Säulen von verschiedenen Herstellern vorliegen und muß zunächst prüfen, welche Säule am besten geeignet ist.
Hier kann man sehen, wie eine nicht unbedingt zufriedenstellende Auftrennung aussieht:
http://www.ymc.co.jp/data/appli/J040910A.pdf
Nordihydrocapsaicin und Capsaicin sind nicht gut genug getrennt
Mit einem anderen Lösemittelgemisch sieht es besser aus:
http://www.ymc.co.jp/data/appli/F040728C.pdf

Ich werde also zunächst die für meine Anlage optimale Methode erarbeiten und dann die Proben messen.
Für diese Vorversuche habe ich bereits verschiedene Extrakte vorbereitet.

Das alles beginnt aber erst Ende November, denn ab dem 7.11. bin ich erst einmal in Lima, Iquitos und Arequipa, um nach interessanten Ajies und Rocots Aussschau zu halten
 
Da freue ich mich schon auf Ergebnisse :)
(ich bin auch Chemiker, aber in einem völlig anderen Bereich)
 
@Semillas Sehr schön auch für den Laien verständlich erklärt. :thumbsup:

Gibt es zur Capsaicinoidextraktion tatsächlich keine Publikationen? Es gibt ja bereits etablierte Methoden zur Capsaicinbestimmung, da sollte es doch auch Extraktionsmethoden geben.
 
Selbstverständlich sind Methoden der Extraktion publiziert.
Die haben aber aus meiner Sicht alle bestimmte Nachteile.

Es ist davon auszugehen, daß gute Labors ihre exakte Extraktionsmethode nicht publizieren.

Ziel meiner Versuche ist es, maximal viel Capsaicin aus der Probe zu extrahieren, ohne, daß zuviele unerwünschte Verunreinigungen mit extrahiert werden.
Das sind hauptsächlich Fette und die Carotenoide.

Diese beeinflussen die Analyse und können zur Verfälschung der Ergebnisse beitragen.

Ein Trick ist, ein saures, mehr wasserhaltiges Extraktionsmittel zu verwenden.
Die Capsaicine sind Basen, die im Sauren besser wasserlöslich sind, während die Löslichkeit von Fetten und Carotenoiden in mehr wässrigem sauren Mileu schlechter ist.

Man sieht das schon mit bloßem Auge, die sauren Extrakte sind weniger stark gefärbt.

Meine Methode arbeitet mit geringsten Mengen, es ist theoretisch möglich eine Chiltepin Beere zu analysieren.
Dazu muß man extrem präzise arbeiten, das ist aber heute Standard.

In der Ultra-HPLC werden Probenvolumen von einem Mikroliter eingesetzt.

@mph, die Literaturstelle ist wenig aussagekräftig, nur allgemeine Infos, die Literaturstelle Collins et. al
zur verbesserten Methode ist von 1995, danach hat sich einiges getan.
Wenn die immer noch nach dieser Methode arbeiten, dann wundert mich nicht, warum bei den Messungen so große Schwankungen aufgetreten sind.
 
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