Sind Silica-Gel-Kügelchen zwischen den Samen im Saatgutbehälter sinnvoll?

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Chiligrünschnabel
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Hallo zusammen,

habe ein etwas Chemie-lastiges Thema. Zur Lagerung meines Saatguts verwende ich kleine Präparategläschen (wie man sie aus der Chemie kennt), die sich mit einem Plastikdeckel abdichten lassen. Hat den Vorteil, dass die Samen luftdicht abgeschlossen sind, der Inhalt handlich transportiert werden kann und einsehbar ist.

Luftdicht heißt natürlich auch, dass nichts raus kann. Wenn also etwas Restfeuchtigkeit im getrockneten Saatgut enthalten ist, besteht das Risiko, dass die Samen anfangen könnten zu schimmeln.

Zum Trockenhalten von abgeschossene Systeme lassen sich Trockenmittel wie Silica-Gel verwenden. Jetzt ist es so, dass die Säckchen, die ich habe, nicht in die Gläser hineinpassen. Meine Idee war es, die Beutel aufzuschneiden und den Inhalt mit dem Saatgut zu vermischen. Das hätte auch den Vorteil, dass die Restfeuchtigkeit direkter von den Kügelchen aufgenommen werden könnte.

Nun zu meiner Frage im Betreff.
  • Reines Silica-Gel soll unproblematisch in Pflanzenerde sein (soll sogar gezielt in bestimmten Anwendungen verwendet werden?), sodass ich davon ausgehe, dass das Zeug im Saatgut kein Problem sein sollte; am Samen anhaftende Staubpartikel sollten dann auch keine Kontamination der Pflanzenerde bedeuten. Wäre meine Annahme richtig? Den Nachteil der späteren Auftrennung von Saatgut und Trockenmittel (also Kügelchen von Samen trennen) würde ich einfach mal in Kauf nehmen; wäre bei größeren Samen deutlich einfacher.

  • Würde das Saatgut unbeschadet die Lagerung überleben? Mir ist unklar, ob das Trockenmittel nicht auch Wasser aus dem Samen ziehen könnte.

  • Bei Silica-Gel-Päckchen, die man ja immer wieder in irgendwelchen Produkten findet, bin ich skeptisch, da das Zeug von sonst wo stammen und entsprechend mit Chemikalien belastet sein könnte. Des Öfteren werden zwei Farbindikatoren (Cobaltblau und Methylviolett) verwendet, die krebserregend sein sollen. Falls ich auf die Idee kommen sollte solches Silica-Gel zu verwenden, würden die Trockenmittelpartikel die Pflanzenerde derart kontaminieren, dass die Pflanze darunter leiden oder die Früchte gesundheitsschädlich sein könnten? Oder wäre die Menge von solchen Staubpartikel vernachlässigbar?
Grüße.
 
Ich wäre da insgesamt ein bisschen skeptisch. Wenn man nicht genau weiß aus welcher Quelle das kommt, kann man Chemie einfach nicht ausschließen.
Wie wäre es denn zum Beispiel mit Reis? Das wird schon ewig in Salzstreuern verwendet und sollte eigentlich auch funktionieren.
Schönen Gruß
Thorsten
 
Die Silica-Gel-Päckchen die bei irgendwelchen Produkten mit beigepackt sind, sind ab der Sekunde der Packungsöffnung gesättigt. Sich solche verbrauchten Sachen mit reinzulegen ist genauso nützlich wie einen Kieselstein reinzulegen.

Wenn man wirklich etwas erreichen will, dann Silicagel mit Farbumschlag kaufen und das, wenn es gesättigt ist, wieder trocknen.

Generell würde es mich sehr wundern, wenn diese zusätzliche Trocknung einen positiven Effekt auf das Saatgut hätte. Da machen andere Faktoren (dunkel, kalt) mehr aus als das letzte Prozent Feuchtigkeit. Ob es 21 oder 19% sind, ist auch grad wurscht.

Ganz nebenbei gibt es auch Samen die keinesfalls komplett trocken werden sollen, mein Wasabi ist so ein Beispiel.
 
Silicagel ist super, um Chilisamen länger haltbar zu machen und kann am besten noch mit Kälte (Kühl- oder Gefrierschrank (nach Trocknung)) und Sauerstoffarmut (vakuumierte Beutel) kombiniert werden. Wegen der Indikatoren brauchst Du Dir keine Sorgen machen, Du isst ja das Trockenmittel nicht in größeren Mengen. Reis hilft nicht wirklich, der wird einfach mit den Samen feucht oder trocken, weil er die gleiche Affinität für Feuchtigkeit hat.
Bei der Lagerung mit Trockenmittel muss man aber darauf achtern, dass die Behälter absolut luftdicht sind, sonst ist das Trockenmittel nach ein paar Wochen gesättigt und hat praktisch keine Funktion mehr. Alltags-dicht reicht hier nicht: Druckverschlussbeutel, Schraubdeckel, Schnappdeckelbehälter etc. sind nicht luftdicht! Am einfachsten ist Vakuumieren, also das Verschweißen in besonderen Folienbeuteln. Und das Silicagel muss vorher trocken sein, an der offenen Luft ist es innerhalb eines oder weniger Tage mit Wasser gesättigt. Die Beutelchen aus offenen Verpackungen sind deshalb nicht direkt geeignet. Trocknen geht z. B. in der Mikrowelle oder im Ofen (siehe Anleitungen zum Filamenttrocknen für 3D-Drucker). Oder man kauft trockenes Silicagel mit Indikator in kleinen Beutelchen (3 g). Der Vorrat muss dann luftdicht gelagert werden.
 
Ueblicherweise enthält Silicagel einen Farbstoff der anzeigt wieviel Feuchtigkeit das Material noch aufnehmen kann, Und ist sicher nicht gesättigt ab der Sekunde der Packungsöffnung.
Ich halte es für unnötig für die Lagerung von Samen. Ich habe die Samen oft auf einem Küchentissue, das ist auch leicht hygroskopisch und reicht völlig.
Gruss, Jo, Dr. phys. chem.
 
Mir geht es bei solchem Aufwand natürlich um die Langzeitlagerung über mehrere bis viele Jahre. Die Keimfähigkeit von Chilisamen nimmt rasant ab, insbesondere wenn sie ungünstig bei Raumtemperatur gelagert werden, so dass einige Jahre alte Samen größtenteils bis gar nicht mehr keimfähig sind. Wenn man viele Samen hat und die nur in nächste oder übernächste Jahr bringen will, ist das sicher Overkill. Aber wenn man wertvolle Samen, Sorten oder Kreuzungen in die Zukunft retten will, lohnt sich der Aufwand. Z. B. wenn man mal wieder zu viele Sorten gekauft hat...
 
Ueblicherweise enthält Silicagel einen Farbstoff der anzeigt wieviel Feuchtigkeit das Material noch aufnehmen kann,

Gruss, Jo, Dr. phys. chem.

Dann bist du von der guten Profiware verwöhnt. Die ist mit Farbindikator versehen (früher Kobalt(II)-chlorid-blau, heute meist orange/grün mit ungiftigen Indikatoren). Die handelsüblichen Beutel, die z. B. bei Elektronik, Schuhen, Taschen oder Medikamenten beiliegen, enthalten reines, nicht-indikatorisches Silicagel (SiO₂). Warum? Weil es billiger ist und ohnehin nur für einmalige Nutzung gedacht ist. Es soll nichts anderes machen als die Restfeuchtigkeit, die im Paket ist, bei Temperaturabfall (Frachtversand, insbes. im Flieger) aufnehmen, damit die nicht am Produkt kondensiert. Ist das Produkt wirklich absolut hermetisch verschlossen und das Fertigungsteam hat die Verpackung penibel gemacht (Beutel verschlossen gelagert, etc) dann kommen die hier mit 10-20% Sättigung an. Ist es ein nicht-eingeschweißtes Produkt und/oder waren die Verpackungsbedingungen nicht wie im Bilderbuch, sind sie mit 50%-100% gesättigt.

Was heißt diese Sättigung überhaupt? Die kleinen Päckchen haben 1g SiO2 und können während des gesamten Zyklus 0,25–0,4 g Wasser aufnehmen, die großen Päckchen 1,25–2 g Wasser. Und die großen Päckchen nimmt man nur dann, wenn die kleinen nicht ausreichen.

Kurz: Wenn ein großes Päckchen bei der Ankunft noch 0,5g Wasser aufnehmen kann, hat man Glück - und sollte den Beutel sofort hermetisch abgeschlossen und umgebungsluftfrei lagern. Denn der Aufnahmezeitraum von wenigen Tagen ist im Regelfall schon in der Fabrik verbraucht, daher eben die Ultrakurzfassung: Wenn man es aus der Packung rausnimmt, ist es gesättigt.

Für eine Mittelfristlagerung (5-10 Jahre) wäre das 0Grad Fach im Kühlschrank durchaus geeignet, das Problem ist aber die Feuchtigkeit: Je nach Sorte müsste man präzise an den für diese Sorte passenden Feuchtigkeitsgrad von 7% (für (Chili, Tomate, Getreide) rankommen - der Wassergehalt darf nicht zu niedrig sein, da Zellmembranen bei zu starker Dehydrierung irreversibel Schaden nehmen (Grenze: ca. 3 %). Angenommen, man hätte also eine wirklich absolut trockenes Silicagel und würde sein Saatgut darin einbetten, würde man durchaus das Saatgut ebenso unsichtbar wie irreversibel zerstoren.

Optimal sind etwa 15–20 % r.F. in der Luft, was einem Samenwassergehalt von 5–8 % entspricht. Also lieber an einem knackig kalten Wintertag die trockene Heizungsluft nutzen anstatt mit Silicagelbeutelchen unbekannter Sättigung das "zu feucht oder zu trocken" Roulette zu spielen.
 
Mir geht es bei solchem Aufwand natürlich um die Langzeitlagerung über mehrere bis viele Jahre.

Gerade für dein Material und die Ausgangspunkte für Kreuzungen etc. sind solche Lagerungen sinnvoll und machbar. Das wichtigste Werkzeug ist ein Hygrometer das 15–20 % in der Umgebungsluft anzeigen sollte.

Du hast ja selbst schon das Einschweißen genannt und das ist auch die sinnvollste Variante. Wichtig ist nur die langsame, präzise Trocknung:
- Alle Samen in Papierbeutel, nach Sorten getrennt und dauerstabil markiert
- Alle Papierbeutel erst bei trockener Raumluft trocknen lassen
- In ein großes Glas, Hygrometer dazu. Idealerweise sind die Samentütchen schon im offenen Zielgefäß, müssen also nachher nicht bei Raumluft umgepackt werden
- Je nach Feuchtigkeitsstand immer wieder eine kleine Menge trockenes Silicagel hinzufügen. Langsam trocknen ist wichtig.
- bei 15-20% rF Raumtemperatur die Behältnisse falls möglich entlüften und ohne jegliche Beigaben verschweißen/verschließen.
- Champions League Verpackung sind Aluverbundbeutel (Mylar, 3-schichtig) die entlüftet & hitzeverschweißt sind. Wer mal einen trockenen Wintertag hat oder noch im Trocknungsbehälter den Deckel draufsetzt, kann auch hermetisch verschließbare Glasbehälter aus dem Laborbedarf nehmen
- Präzise getrocknet ist Tiefkühlung möglich und sinnvoll
- Öffnung der Verpackung erst dann , wenn alles wieder Raumtemperatur hat.

Das Beifügen von Silicagel in die Verpackung ist für Privathaushalte schlicht zu gefährlich, entweder man nimmt zuviel oder zu wenig und beides ist für das Saatgut tödlich. Also wer nicht sicherstellen kann, dass das beigefügte Silicagel das Saatgut nicht unter die kritischen Grenzen austrocknet, sollte es lassen und stattdessen vorher die gesamte Einheit präzise einstellen.
 
Naja, wie ich sagte, ein mildes Trocknungsmittel wie ein Stück trockenes Haushaltpapier oder der erwähnte Reis genügen imho. Ich habe 6 Jahre alten Jalapenosamen so erfolgreich gekeimt nach einlegen in KNO3.
 
Du könntest probieren, dass du eine Art „Exsikkator“ aus einem Marmelade- Glas mit dichtem Deckel baust. Als Trennboden, sodass die Samen nicht in Kontakt mit dem Silika- Gel kommen, könntest du zum Beispiel einen gelochten Kunststoffdeckel, ein kleines Sieb oder einen selbstgebauten Einsatz aus Karton mit Löchern verwenden. Also unten das Marmelade- Glas mit Silika- Gel füllen. Darauf den Trennboden geben, und auf den Trennboden dann die Samen. Bei reinem Silika- Gel (Siliciumdioxid- Quarz) hätte ich keine Bedenken bei der Verwendung. Hingegen bei den Indikator- Silikagel wäre ich vorsichtig, da zum Farbumschlag oft Cobalt(II)-chlorid verwendet wird, was mutagen und kanzerogen wirkt.

Hier noch ein Link, wie sowas aussehen könnte https://de.wikipedia.org/wiki/Exsikkator_(Chemie)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie oben geschrieben, sind die Kobaltchlorid-Zeiten schon lange vorbei. Die Gefahr ist eher, dass man die Samen dadurch zu sehr trocknet. Davon sieht man von außen nix, aber die Keimfähigkeit ist zerstört.
 
So wie es @KölnKräuter beschreibt erging es mir wohl bei Saatgut von manchen Sorten.
Seitdem nutze ich die Kügelchen nicht mehr.
Druckverschlussbeutel gut verschlossen muss reichen. Und tut es auch !
Natürlich vorausgesetzt das Saatgut war gut getrocknet.
 
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