Welchen Dünger wann - und warum es so wichtig ist

Jetzt im Herbst gehen viele im Geiste schon das Thema "Saison 2026" an und fragen sich, was sie jetzt schon für das nächste Jahr tun können
Hallo Kölnkräuter,

ja, ich, aber nur auf dem Balkon. Nachdem die Pflanzen mit ordentlich Humus und etwas Flüssigdünger trotz wenigem Licht gut gewachsen sind, schmeiße ich jetzt Knoblauchschalen, Peperoniblätter, frischen Kaffeesatz etc. oben in die Töpfe. So ist das bis zum Frühling schon teilweise zersetzt. Die Peperoniblätter geben dem Boden teilweise das zurück, was die Eltern im Sommer gefressen haben.

Dass der Kaffeesatz schimmelt, stört die Pflanzen nicht, irgendwer muss ihn ja zersetzen (kein Grün- oder Grauschimmel).

Interessant fand ich auch einige Youtubefilme zum Thema Humus etc., z.B. die der Obstbaumschule Schreiber oder der Lehrerin 2punkt0:

Begriffe wie Stickstoffblockade oder enges C:N-Verhältnis kannte ich noch nicht, diese Filme erweitern schon den Horizont.

Nun die Kurzform: 2026 werde ich wohl keine neue Erde brauchen sondern nur etwas Flüssigdünger, dazu Mahd als Mulch.

Gruß
Peter
 
Immer wieder liest man den Tipp, Chilis im Topf einfach einmal mit einem „5 Monate wirkenden“ Bio-Langzeitdünger zu versorgen – etwa auf Basis von Schafwolle oder anderen organischen Bestandteilen. In der Praxis funktioniert das aber nur bedingt, weil die Nährstofffreisetzung und der tatsächliche Bedarf der Pflanze zeitlich kaum zusammenpassen.

1. Verlauf der Nährstoffabgabe bei organischen Langzeitdüngern

Die Freisetzung erfolgt mikrobiell – also abhängig von Temperatur, Feuchtigkeit und Sauerstoff im Substrat – und nicht linear über fünf Monate. In der Praxis ergibt sich in Töpfen ein Muster wie dieses:

MonatTatsächliche Freisetzung (vereinfacht)Bedarf der PflanzeFolge
JuniKaum Nährstoffe, weil das Bodenleben erst bei 18–22 °C richtig aktiv wirdhoher Stickstoffbedarf für WuchsphasePflanze wächst träge, Blätter hellgrün
JuliStickstofffreisetzung steigt stark anBedarf verschiebt sich langsam zu Blüte/Fruchtviel Blattmasse, wenig Blüten
AugustHöchste Freisetzung, besonders Stickstoffeigentlich Bedarf an Kalium und Phosphor für Fruchtfüllungübermäßiges Wachstum, zarte Triebe, langsame Reife
SeptemberFreisetzung bricht ab (kühle Nächte, geringere Bodenaktivität)Pflanze braucht noch Energie für Reifephasefrühe Vergilbung, kleine Früchte, Fruchtfall
Das beworbene „5 Monate Wirkzeit“ bezieht sich also auf ein theoretisches, gleichmäßig warmes Beet mit aktivem Bodenleben – nicht auf einen 8-Liter-Topf mit wechselnder Feuchte und wenig Mikroflora.

2. Nachdüngung mit demselben Universaldünger

Viele Gärtner reagieren im August auf die ersten Mangelsymptome, indem sie nochmals denselben Langzeitdünger geben. Das ist verständlich – aber physiologisch kontraproduktiv:
  • Der zweite Stickstoffschub regt erneut vegetatives Wachstum an, obwohl die Pflanze eigentlich in die Reifephase gehen sollte.
  • Es entstehen viele neue Triebe, die keine Früchte mehr ausbilden, aber Nährstoffe verbrauchen.
  • Durch das dichte Laub verschlechtern sich Belüftung und Lichtverteilung – Pilzrisiko steigt.
  • Früchte reifen langsamer, bleiben weicher und anfälliger.
Eine kaliumbetonte Nachdüngung wäre jetzt richtig – aber der Universaldünger liefert meist zu viel N und zu wenig K.

3. Mikronährstoffmangel und Überdüngung

Ab Mitte Sommer zeigen viele Chilis chlorotische (gelbgrüne) Blätter. Das wird oft als „Nährstoffmangel“ interpretiert, woraufhin erneut stark gedüngt wird. In Wahrheit fehlt meist Eisen oder Magnesium, nicht Stickstoff.
Die Folge:

  • massive N- und Salzspitzen im Substrat,
  • gestörtes Wurzelwachstum und Wasseraufnahme,
  • hohe Nitratauswaschung beim Gießen,
  • und weiterhin Eisenmangel, da dieser durch Überdüngung sogar verschärft wird.
So wird ein eigentlich lokaler Mikronährstoffmangel durch gut gemeinte Nachdüngung zu einem generellen Stressfaktor.

4. Beispielhafter Verlauf: Langzeitdünger vs. phasenangepasste Düngung

MonatEinmaliger Langzeitdünger (z. B. Schafwolle)Phasenangepasste Düngung
Junizu wenig Nährstoffe → langsamer Wuchsmoderat stickstoffbetont (z. B. Hakaphos Soft Spezial) → kräftiger Start
Juliverspäteter N-Schub → viel Blatt, wenig Blüteausgewogene NPK-Versorgung → Blütenbildung stabil
AugustÜberschuss an N, Mangel an K → unreife Früchte, PilzrisikoWechsel auf kaliumbetont (z. B. Hakaphos Rot) → gleichmäßige Fruchtfüllung
SeptemberNährstoffe weitgehend aufgebraucht → Vergilbung, Fruchtstoppgeringe Erhaltungsdosis + Mg/Fe-Blattdüngung → Nachreife stabilisiert

Fazit:
Eine einmalige Langzeitdüngung im Topf ist für Chilis nur eine Notlösung. Der reale Freisetzungsverlauf passt nicht zum physiologischen Bedarf der Pflanze. Wer gezielt nach Phasen düngt – also zunächst stickstoffbetont, später kalium- und phosphorbetont und Mikronährstoffe separat ergänzt – erzielt höhere und gleichmäßigere Erträge, vermeidet Umweltbelastung und hält die Pflanzen dauerhaft vital.
 
Hallo,

alles schön und gut. Nur: Wie soll man das machen? Einen Flüssigdünger kann man ja noch verdünnen, aber wie soll und kann man die von dir vorgeschlagenen anderen Mengenverhältnisse von N-P-K erreichen?

Glaubst du wirklich, jemand kauft für verschiedene Wachstumsphasen verschiedene Dünger? Und erschwerend kommt noch dazu: Woher bekommt man solche Spezialdünger?

Ich persönlich halte eine solche toll geschriebene Dünge-Empfehlung für eine Unmöglichkeit. Unbrauchbar aus meiner Sicht, aber eben nur aus meiner Sicht, ich lerne immer gerne Neues dazu.
 
Kaufen: 30sec Googlesuche nach z. B. Hakaphos Soft Spezial und Hakaphos Rot, bestellen, haben.

Anwenden: Finde ich deutlich angenehmer als Flüssigdünger. Bei mir 1TL pro Gießkane (einmal abwiegen und gut) rein, Wasser rein, gießen.

Ich habe seit vielen Jahren zwei Säcke Dünger im Keller stehen und die halten ewig. Alleine die Zeit, die ich mir durch die Baumarktrennerei spare, ist Gold wert.

Ich habe dieses Jahr einem Mitarbeiter drei Chilipflanzen gegeben und Dünger dazu. Das waren zwei kleine Plastikbeutel und auf einem stand „Mai bis Juli“ und auf einem stand „Juli bis Oktober“ und das war es an Komplexität. Ich würde mir wünschen, vieles im Garten wäre so einfach wie düngen - drum schreibe ich es ja hier als hands-on-guide damit man es einfach mal machen kann.
 
Hallo,

alles schön und gut. Nur: Wie soll man das machen? Einen Flüssigdünger kann man ja noch verdünnen, aber wie soll und kann man die von dir vorgeschlagenen anderen Mengenverhältnisse von N-P-K erreichen?

Glaubst du wirklich, jemand kauft für verschiedene Wachstumsphasen verschiedene Dünger? Und erschwerend kommt noch dazu: Woher bekommt man solche Spezialdünger?

Ich persönlich halte eine solche toll geschriebene Dünge-Empfehlung für eine Unmöglichkeit. Unbrauchbar aus meiner Sicht, aber eben nur aus meiner Sicht, ich lerne immer gerne Neues dazu.
Wenn man die Pflanze optimal versorgen möchte über die gesamte Saison, ist die hier von @KölnKräuter bereitgestellte Zusammenfassung wirklich Gold wert. Klar hängt das alles natürlich auch davon ab, was man für Erwartungen hat, was hat man für Zeit und Geld und was man am Ende machen bzw. haben möchte. Ich habe letztes Jahr bei einigen Pflanzen auch mit einem N-reichen und einem K-reichen Flüssigdünger (NPK-Verhältnisse habe ich gerade nicht im Kopf) + ein wenig organischem Dünger in Form von Pflanzenkohle und Urgesteinsmehl gearbeitet. Andere Pflanzen haben hauptsächlich nach Gefühl organischen (Langzeit)dünger bekommen (Hornspähne, Solabiol Tomatendünger, Urgesteinsmehl).

Unterm Strich waren die Pflanzen, die ich etwas phasenangepasster durch die beiden Flüssigdünger düngen konnte zwar etwas kleiner aber deutlich grüner, haben mehr Früchte produziert und sogar länger überlebt. Das ist natürlich kein wirklich idealer Vergleich ohne genau abgewogene Mengen, mit unterschiedlichen Topfgrößen und auch ohne einen direkten Vergleich von Exemplaren der gleichen Sorte, das ist mir klar. Aber das war hier in meinem Fall doch ein recht klare Bild am Ende.

Die anderen Pflanzen mit mehr oder weniger rein organischem (Langzeit)dünger haben auch gut produziert und waren gesund, aber hier hätte man eben sicher noch mehr herausholen können.
 
Ich sehe durch das Verschenken von Pflanzen immer wieder den A/B Vergleich. Ergebnis:
- Ich spare viel Zeit
- Ich spare viel Geld
- Ich habe ein Vielfaches an Ertrag
- Es wird nur soviel Dünger ausgebracht wie nötig, keine Überdüngung.

Deshalb die Empfehlung, es einfach mal zu probieren. Für den Rasen nimmt man ja auch einen Frühjahr/Sommer Dünger und dann einen Herbstdünger. Das ist die unterm Strich unkomplizierteste Variante, weil man sich dadurch eine Menge vermeidbare Arbeiten spart.
 
@Venusmond
Da gebe ich meinen Vorschreibenden vollkommen recht.
Entweder Du willst gesunde kräftige Pflanzen mit gutem Ertrag oder was?

Karl
 
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