Wurzelschnitt - Das Experiment

Anfänger2013

Jolokiajunkie
Beiträge
3.806
Das High Speed Growing war recht erfolgreich. Durch die Wahl der richtigen Topfgröße lassen sich zwei Monate bei der Anzucht einsparen. Es gab aber einen Nachteil. Da bei High-Speed-Growing gleich in große Töpfe gesetzt wird, ist es nicht möglich die Wurzelspitzen zu kappen um sehr lange Wurzeln zu verhindern und ein buschiges Wurzelwachstum zu erreichen.

Warum sind lange Wurzeln bei Topfanzucht schlecht?
In der Natur sind lange Wurzeln vorteilhaft, da dadurch bei Wasserknappheit Wasser aus tieferen Erdschichten geholt werden kann. Auch sind in der Natur manche Nährstoffe nur in größerer Entfernung erreichbar. Bei der Topfanzucht haben diese langen Wurzeln leider nur Nachteile:
Es entstehen Ringwurzeln und die Nährstoffversorgung ist schlechter.

Nachteile von Ringwurzeln:
Wenn man die Pflanzen zu lange in kleinen Töpfen lässt, dann entsteht eine Wurzelwand. Diese Wurzelwand hat mehrere gravierende Nachteile:
  • Nach dem Umtopfen verhindert die Wurzelwand den Feuchtigkeitsaustausch zwischen der Erde in dem ehemaligen Topf und der Erde in dem neuen Topf. Die Erde innen und außen berühren sich fast nicht. In Stammnähe kann die Erde schon knochentrocken sein obwohl die Erde im äußeren Bereich noch nass ist.
  • Neue Wurzeln schaffen es häufig nicht die Wurzelwand zu durchdringen! Im Herbst kann man die Pflanze sehr leicht aus dem Topf ziehen und nur sehr wenige Wurzeln haben es geschafft den Wurzelblock zu verlassen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass lange Wurzeln viele der durch die Wurzelspitzen aufgenommenen Nährstoffe selber verbrauchen. Je länger die Nährstoffe durch die Wurzel transportiert werden muss um so weniger erreichen den Stamm.

Eine optimale Wurzel im Topf ist kurz und hat viele Wurzelspitzen, über die die Nährstoffe aufgenommen werden.

Links:
High Speed Growing durch Wahl der richtigen Topfgröße - Das Experiment
- http://chiliforum.hot-pain.de/threa...r-richtigen-topfgroesse-das-experiment.27241/

Zu wenig Wurzeln in 2013, mehr Wurzeln in 2014
- http://chiliforum.hot-pain.de/threads/zu-wenig-wurzeln-in-2013-mehr-wurzeln-in-2014.19536/


Zu klärenden Fragen:
- Was bewirkt ein Wurzelschnitt? Wie verändern sich die Wurzeln, wenn die Wurzelspitze abgeschnitten wird?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Wurzelschnitt?
- Wirkt sich das Abschneiden der Wurzelspitzen sich negativ auf das Wachstum aus?


West Virginia Pea 9 Tage nach Keimung: Pflanze 1 und 3 haben sehr ähnliche Wurzeln.
20160329_112235-klein nach 9 Tagen Wurzelschnitt.jpg


6 Tage nach dem Wurzelschnitt an Pflanze 1 = Nach Ausbildung des ersten richtigen Blattpaares:
20160405_123401-klein  6 Tage nach Schnitt.jpg


Wie man sieht, hat Pflanze 1 innerhalb von kürzester Zeit eine Vielzahl an neuen Wurzelspitzen gebildet. Pflanze 2 hat weiterhin die Wurzellänge erhöht und besitzt viel weniger Wurzelspitzen.

Ziel von dem Wasserglasexperiment ist zu bestimmen, ob es einen optimalen Zeitpunkt für den Wurzelschnitt gibt.
  • Nach Bildung des ersten echten Blattpaares
  • Nach Bildung des zweiten echten Blattpaares


Das Ergebnis des Wasserglasexperiments bestimmt das zweite Experiment.

Funktioniert High Speed Growing auch, wenn die Pflanze in den ersten zwei Wochen in einem Schnapsglas vorgezogen wird.

Je 5 Keimlinge werden dazu, nach dem Keimen, in ein Schnapsglas bzw. einem 16x16x16 cm Topf gepflanzt. Nach ca. zwei Wochen (abhängig von Experiment Wasserglas) werden dann die Pflanzen aus dem Schnapsglas in einen 16x16x16 cm Topf gepflanzt. Vorher werden alle Wurzelspitzen gekürzt.

Ich möchte wissen, ob es Unterschiede in Wachstum gibt. Eigentlich erkennen die Pflanzen im Schnapsglas, dass ihnen nur wenig Erde = Platz zur Verfügung stehen und reduzieren dadurch das Wachstum und die Fotosynthese. Dieser Wachstumsnachteil wird normalerweise nicht aufgeholt, wenn den Pflanzen später ein größeres Pflanzgefäß zur Verfügung steht.

Der Wurzelschnitt könnte aber die Situation ändern. Die Frage ist, wo die Pflanze speichert, das nur eine begrenzte mange an Platz zur Verfügung steht. Evtl. in den Wurzelspitzen, da ja diese die Information ursprünglich liefern. Durch den Wurzelschnitt könnte das Ausmessen der zur Verfügung stehenden Erde neu gestartet werden.

Evtl. erkennt die Pflanze auch alleine, dass jetzt mehr Erde zur Verfügung steht.

Wenn der Wachstumsnachteil nicht so groß ist, dann könnten die bisher bestehenden Nachteile von High Speed Growing beseitige werden:
  • Schlechteres Wurzelsystem, da keine Möglichkeit des Wurzelschnitts.
  • Keine Erstselektion der Keimlinge aufgrund unterschiedlich schnellem Wachstum.



Ich habe heute von @excipe viele Prik Chi Faa Chilisamen erhalten. Herzlichen Dank!
Das war die einzige Sorte, die mich noch in diesem Jahr zu dem Experiment verleiten konnte.
Sobald sie keimen beginnt der zweite Teil des Experiments.
 
Zuletzt bearbeitet:
:thumbsup: Mal wieder ein schöner Ansatz! :)

Bei angemessener Topfgröße ist die Angst vor Ringwurzeln meiner Beobachtung nach unbegründet. Lediglich bei Pflanzen, die lange in den Anzuchttopfen verweilen mussten(~<2L), habe ich bisher welche feststellen können.

Während meiner großen Umtopfaktion vor ein paar Wochen haben auch ein paar ältere Pflanzen neue Schuhe bekommen. Ungünstiges Wurzelwek konnte ich nur bei Extremfällen beobachten. Z.B. bei einer seit einem 3/4 im Joghurt-Becher befindlichen Habanero: oder ansatzweise bei einer Jungpflanze im 250ml Topf:

Selbst bei einem Habbi-Verschnitt, der seit 1,5 Jahren im gleichen Topf(ca. 6L) war, konnte ich letzte Woche keine Ringwurzeln feststellen. Es war ein innen und außen dichter, aber nicht "verwobener" Wurzelballen vorhanden. Einige Wurzeln haben sich nach dem Abschütteln der Erde auf ca. 75 cm Länge nach unten entfaltet.

Bin aber auf jeden Fall gespannt, was dabei herauskommt, das Thema ist natürlich abonniert :)
 
Je größer der Topf, um so geringer ist natürlich die Gefahr von Ringwurzeln.

75 cm lange Wurzeln in einem 6 Liter Topf sind aber auch suboptimal.
Bis die Nährstoffe von der Wurzelspitze den Stamm erreicht haben ist bestimmt schon ein erheblicher Anteil von der langen Wurzel selbst verbraucht worden.
Die optimale Wurzellänge in einem 6 Liter Topf wäre ca. 40 cm bei extrem viele Verzweigungen = Wurzelspitzen.

Dieses Optimum wird aber nicht zu erreichen sein.
 
Beim Highspeed Growing kann man ja mit einem einmaligen Umtopfen arbeiten und dabei dann die Wurzeln etwas schneiden. Dann hat man die Effekte von beiden Methoden teilweise vereint.
 
Dein Experimentierdrang finde ich klasse;)

Ohne die anderen Threads vollständig gelesen zu haben möchte ich eine Frage stellen. Du hast postuliert mehr Wurzelspitzen seien in einer Topfkultur zu bevorzugen, da Nährstoffe besser aufgenommen werden können. Gibt es bereits einen experimentellen Beweis, dass die Ausbildung einer höheren Anzahl von Wurzelspitzen das Wachstum bzw. den Ertrag steigert? Mich interssiert dabei weniger das Aussehen des Wurzelballens sondern vielmehr ob der Mehraufwand des Wurzelschneidens durch erhöhten Nutzen gerechtfertigt wird.
 
Find ich gut!
Wie siehts aus mit Superoot Airpots, Gewebetöpfen oder Teichpflanzkörben?
Ob bei denen überhaupt umgetopft werden muss?
Ich schneide bei fast allen Pflanzen, die umgetopft werden, die Wurzeln zurecht, sicher ist sicher :)
 
@Anfänger2013

Wichtiges Experiment!

Denkst du man kann das Ergebnis vom Wasserglas direkt auf eine Erdkultur übertragen?
Hydrokultur verglichen mit Erdkultur - die Wurzeln entwickeln sich ja dabei sehr unterschiedlich.

Oder zielt dein Versuch nur auf Hydro ab?
 
Superoot Airpots, Gewebetöpfen oder Teichpflanzkörben entwickeln immer perfekte Wurzelsysteme, da dabei ein extremer Wurzelschnitt an den Topfrändern stattfindet. Wer gleich in große Töpfe dieser Art pflanzt hat beides: High-Speed-Growing und ein perfektes Wurzelsystem. Dummerweise habe ich noch keine für meine Platzverhältnisse perfekt geformte Teichtöpfe gefunden. Bei dem Experiment High Speed Growing habe ich mit Absicht auf diese Töpfe verzichtet um eine optimale Vergleichbarkeit mit konventionellen Anbau zu haben.


@Alpha
Gibt es bereits einen experimentellen Beweis, dass die Ausbildung einer höheren Anzahl von Wurzelspitzen das Wachstum bzw. den Ertrag steigert?
=>Wenn die Wurzeln genügend Nährstoffe und Wasser zur Pflanze bringen, dann ist das Wachstum optimal. (Bei genügend Platz für die Wurzeln, Licht, Wärme usw.) Die Nährstoffaufnahme kann optimiert werden durch ein optimales Wurzelsystem oder eine optimale Zufuhr von Nährstoffen durch Düngen.

Wenn Du die Nährstoffversorgung durch Düngen optimierst reichen der Pflanze wenige Wurzeln. Die Nährstoffversorgung muss aber laufend kontrolliert werden, da die Pflanze nichts kompensieren kann. (z.B. Hydrokultur)

Wenn die Pflanze in einem Topf mit Erde oder im Beet steht muss die Pflanze sich die Nährstoffe selber suchen. Die Pflanze findet logischerweise mehr Nährstoffe bei einem optimalen Wurzelaufbau. Da die Pflanze nur mit den Wurzelspitzen Nährstoffe aufnimmt ist auch die Anzahl der Wurzelspitzen wichtig.

Das Wurzeln wichtig sind siehst Du leicht daran, das Pflanzen in einem kleinen Topf viel kleiner bleiben und auch viel weniger tragen als Pflanzen in einem großen Topf.

Details: - http://chiliforum.hot-pain.de/threads/zu-wenig-wurzeln-in-2013-mehr-wurzeln-in-2014.19536/


@blumblebee
Wasserwurzeln werden viel Dicker als Erdwurzeln. Bei einem Wechsel in Erde entwickeln sich dann die dünneren Erdwurzeln und die Wasserwurzeln wachsen nicht weiter. Die Art wie sich Wurzeln entwickeln ist aber vergleichbar. Die Menge und Form der Wurzeln im Wasserglas entspricht bestimmt Deinen Erfahrungen beim Umtopfen vom Schnapsglas in den 7x7 cm Topf.

Durch das Wasserglas ist die Wurzelentwicklung besser zu beobachten, daher das Wasserglas. Ich kann ja nicht alle paar Tage die komplette Erde entfernen um Veränderungen zu beobachten. Zur Anzucht empfehle ich es nicht, da die Nährstoffbereitstellung erheblich aufweniger ist = Hydro.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Alpha
Gibt es bereits einen experimentellen Beweis, dass die Ausbildung einer höheren Anzahl von Wurzelspitzen das Wachstum bzw. den Ertrag steigert?
=>Wenn die Wurzeln genügend Nährstoffe und Wasser zur Pflanze bringen, dann ist das Wachstum optimal. (Bei genügend Platz für die Wurzeln, Licht, Wärme usw.) Die Nährstoffaufnahme kann optimiert werden durch ein optimales Wurzelsystem oder eine optimale Zufuhr von Nährstoffen durch Düngen.

Wenn Du die Nährstoffversorgung durch Düngen optimierst reichen der Pflanze wenige Wurzeln. Die Nährstoffversorgung muss aber laufend kontrolliert werden, da die Pflanze nichts kompensieren kann. (z.B. Hydrokultur)

Wenn die Pflanze in einem Topf mit Erde oder im Beet steht muss die Pflanze sich die Nährstoffe selber suchen. Die Pflanze findet logischerweise mehr Nährstoffe bei einem optimalen Wurzelaufbau. Da die Pflanze nur mit den Wurzelspitzen Nährstoffe aufnimmt ist auch die Anzahl der Wurzelspitzen wichtig.

Das Wurzeln wichtig sind siehst Du leicht daran, das Pflanzen in einem kleinen Topf viel kleiner bleiben und auch viel weniger tragen als Pflanzen in einem großen Topf.

Details: - http://chiliforum.hot-pain.de/threads/zu-wenig-wurzeln-in-2013-mehr-wurzeln-in-2014.19536/

Die (theoretischen) Vorteile von vielen Wurzelspitzen sind mir klar. Wie du aber selber schreibst, können diese Vorteile nicht immer ausgepielt werden, sofern eine einfache Nährstoffaufnahme gesichert ist. Wir Hobbygärtnmer neigen doch ohnehin dazu unsere Pflanzen zu verhätscheln und mit Nährstoffen zu überfluten. Der Vorteil von vielen Wurzelspitzen könnte in diesem Fall akademischer Natur sein und keinen praktischen Nutzen nach sich ziehen. Von daher wollte ich wissen ob du schonmal ein Experiment unter gleichen Bedigungen (Topfgröße, Düngung, Umtopfzeitpunkt...) durchgeführt hast, bei dem sich gezeigt hat, dass ein beschneiden der Wurzelspitzen tatsächlich zu einem Erhöhtem Wachstum/Ertrag geführt hat.
Das konnte ich aus deinen (sehr interessanten!) Experimenten bisher noch nicht herauslesen. Du hast gezeigt, dass das Beschneiden der Wurzelspitzen zu einer deutlich "besseren" Wurzelstruktur führt, nicht aber, dass diese Struktur unter unseren Bedingungen auch einen erhöhten nachweisbaren Nutzen aufweist. Der liebevolle Hobbygärtner erfreut sich vielleicht an einer tollen Wurzelstruktur und Beschneidet zum Selbstzweck, andere sind aber viellleicht etwas ergebnisorientierter.

Möchte deine Arbeit keinesfalls schlechtreden, finde toll was du da machst ;)
 
@Alpha

Das ist doch Experiment 2! Siehe oben!!
"Das Ergebnis des Wasserglasexperiments bestimmt das zweite Experiment."

Außerdem habe ich doch schon oben gesagt.
"Wenn Du die Nährstoffversorgung durch Düngen optimierst reichen der Pflanze wenige Wurzeln = Wurzelspitzen."


Eine gute Wurzelstruktur ist vor allem solange wichtig, wie die Pflanzen noch nicht im Endtopf sind. Der Endtopf wird nur gut durchwurzelt, wenn bis dahin das Wurzelsystem gut ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade noch zweimal gelesen. Jetzt verstehe ich auch was du erreichen möchtest. Hatte das erst falsch verstanden.

Du Vergleichst ja ein High-Speed-Growing mit und ohne Wurzelschnitt. Interessant wäre es noch zu sehen wie es sich bei "normalem" Umtopf-Verhalten auswirkt. Um direkt in 16er Töpfen zu gehen hat nicht jeder den Platz. Die meisten arbeiten wohl mit einem kleineren Zwischentopf als 16 cm. Von daher wäre das vielleicht eine bessere Referenz. Die Frage die hier zu beantworten wäre ist, ob es bei jedem Umtopfen von Vorteil ist ein bisschen an den Wurzeln zu schnibbeln, auch wenn man kein High-Speed-Growing betreibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
irgendwie erschliesst sich mir dieses highspeed growing im gegensatz zum wurzelschnitt nicht. seit wann ist es von vorteil die pflanzen direkt in möglichst große töpfe zu stellen? bisher galt doch immer die devise erst dann die nächste topfgröße zu wählen, wenn die vorherige gut durchgewurzelt ist und nicht direkt den endtopf zu wählen.

sind das jetzt offiziell belegte erkenntnisse das so die pflanze schneller wächst, oder ist das jetzt nur deine erfahrung?
 
@calium

Gibt da einen eigenen Thread zu, ist oben verlinkt. Dort zeigt sich bei mehreren Anbauern, dass das Pikieren in große Töpfe zu schnellerem Wachstum führt. ist also relativ gut belegt mit experimentellen Daten verschiedener User.
 
Zurück
Oben Unten