RE: Saatgut- und Pflanzentausch muss legal bleiben
Das Problem ist ja nicht, dass jede einzelne Privatperson dann kontrolliert wird, sondern dass kein Kleinbauer, Marktstandbetreiber oder Hobbygärtner dann noch lokale oder alte Sorten verkaufen darf, wenn er sie nicht zuvor diesem teuren Zulassungsverfahren unterzogen hat.
Weder Samen, noch Früchte, noch Erzeugnisse daraus dürfen in den Handel gebracht werden, wenn diese Sorte nicht in der EU-Sortenliste eingetragen ist. Der Eintrag einer einzelnen Sorte kostet aber mehrere Tausend Euro. D. h. wer bisher z. B. auf dem Markt 'ne ungewöhnliche Tomatensorte, 'ne alte Zuckererbse und eine leckere Kartoffelsorte aus eigenem Anbau verkaufen konnte, müsste jetzt alle 3 erst einmal in die Saatgutliste aufnehmen lassen und für jede die Gebühr bezahlen! Das sich das bei den geringen Einnahmen nicht lohnt ist klar. Also nicht auf der Sortenliste ... ab sofort auch nicht mehr im Verkauf. :blink:
Durch die Hürde dieser Kosten sichern sich die Saatgutgiganten gegen kleine Konkurrenz ab, denn nur für die Großen lohnt sich die Zulassungsgebühr. Und dass das Absicht ist, sieht man z. B. in Frankreich, wo die großen Konzerne bereits serienweise Prozesse gegen Kleinbauern führen, die lokale Sorten vermarkten ohne die Sortenzulassung zu haben.
Durch dieses Sortenzulassungsverfahren entsteht ein verzerrtes Bild. Die teuren neuen Hybridsorten, für die man immer neues Saatgut kaufen muss, sind in der Liste. Sorten, die schon hunderte von Jahren angebaut werden und deren Samen man selbst gewinnen kann, nicht.
Wenn diese Schmalspurliste sich durchsetzt, gehen nicht nur wertvolle Sorten verloren, sondern keiner von uns kann mehr Früchte, Saatgut oder Marmelade&Co. aus Obst oder Gemüse kaufen, das nicht auf der Liste steht. Und wo bekommt man dann mal eben eine ungewöhnliche Chili zu kaufen, aus der man Samen nehmen kann oder die leckere gestreifte Tomate, die man dann gleich selbst im Garten weiter zieht? Nirgends, weil nicht zugelassen! :crying: