CP erklärt Mycelspritzen

C

capsicum perversum

Gast
Da ich es ja schon angekündigt hatte und der Franken-Chili das Thema anpricht,
möchte ich nun ausführlicher auf die Mycelspritzen eingehen.

Mit diesen Mycelspritzen gestaltet sich die Pilzzucht deutlich einfacher, als mit Klonen, was für Anfänger natürlich von Vorteil ist.

Die passenden Bilder hab ich leider noch nicht fertig, werd' sie aber relativ bald hier mit einbauen, damit man das alles noch besser versteht.

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um Spritzen mit Mycel, in sterilem Wasser.

Diese Mycelspritzen werden unter Laborbedingungen hergestellt und sind bei mehreren Händlern käuflich zu erwerben.

Durch diese Mycelspritzen hat man den Vorteil, dass man sein steriles Substrat oder sein steriles Getreide für die Körnerbrut, nicht öffnen muss, um es zu beimpfen.

Dadurch ist es für jeden möglich, dies auch in weniger sterilier Umgebung, z.B. der eigenen Küche, zu machen.

Ich benutze für meine Körnerbrut, Roggenkörner aus dem Bioladen.
Wobei ich dann gleich 25,- kg kaufe, damit der Preis nicht so hoch ausfällt.

Desweiteren benutze ich einfache Gurkengläser aus dem Supermarkt.

Die Roggenkörner werden 45 Minuten lang in einem normalen Kochtopf gekocht, bis sie anfangen aufzuplatzen.
Danach wird das heisse Wasser abgeschüttet und die Körner werden in einem Sieb mit Wasser abgespült.
Nun befülle ich mein Gurkenglas zu etwa 3/4 mit den Körnern.
In den Deckel des Gurkenglases habe ich mittig, mit einer Schraube, ein Loch gemacht.
Diesen Deckel schraube ich nun sanft auf das Gurkenglas mit den Körnern.
Es darf nicht ganz fest zugeschraubt werden, da der Pilz noch atmen muss.
Man kann aber auch spezielle Deckel dafür kaufen.
Diese haben einen sogenannten Impfport und einen Microfilter.
Jetzt nehme ich ein Stück Alufolie womit ich den Deckel und den oberen Teil des Glases einpacke.
Unterhalb des Deckels muss man die Alufolie gut festdrücken.
Nun kommt das Glas zum sterilisieren in den Schnellkochtopf.
Nachdem alles sterilisiert ist, entnehme ich das Glas und lasse es an einem zuvor mit Desinfektionsmittel abgewischten Platz abkühlen.

Nun habe ich meine sterilen Körner für die Körnerbrut.

Jetzt muss ich nurnoch das Mycel aus der Sprize sauber dort rein bekommen, ohne das Fremdsporen mit auf die Körner
gelangen können.
Das ist der einzig schwierige Teil, der geht dafür aber am schnellsten.

Ich bereite mich folgendermassen vor:

Ich lege mir mehrere Alkopads oder Desinfektionsmittel und saubere Papiertücher zurecht.
Desweiteren brauche ich noch ein Feuerzeug und ein selbstklebendes Etikett, auf seinem Trägerpapier oder Isolierband.

Ich tränke nun eins meiner Küchentücher mit Desinfektionsmitte und lege es mir in greifbare Nähe.

Nun nehme ich die Schutzkappe der Spritzennadel herunter und halte die Nadel in die Flamme des Feuerzeugs, bis die Nadel rot glüht.
Jetzt wird der Russ an der Nadel mit dem Alkopad oder dem vorbereiteten Tuch abgewischt.
Ich lege die Spritze zusammen mit dem Alkopad oder dem Tuch über der Nadel kurz zur Seite.
Jetzt nehme ich die Alufolie vom Glas und lege sie weg.
Dann nehme ich das Alkopad von der Spritzennadel und nun stecke ich
die Nadel in das Loch im Deckel und gebe ein paar ml der Mycellösung zu den Roggenkörnern.
Danach lege ich die Sprize zur Seite und verschliesse das Loch im Deckel mit dem selbstklebenden Etikett.

Keine 10 Sekunden, fertig. :D

Der Deckel des Glases ist solange steril bis die Alufolie entfernt wird.
Wenn dann mit der Spritze zügig aber nicht hektisch gearbeitet wird, ist die Kontamionationsgefaht sehr gering.
Auch als totaler Laie schafft man das in wenigen Sekunden.
Man kann den Arbeitsablauf ja auch vorher mal mit Wasser üben, damit man nicht so aufgeregt ist.

Wenn man gleich mehrere Gläser hinter einander abarbeiten möchte, muss man die Spritzennadel jedes mal neu sterilisieren.

Sterile Substratsäcke lassen sich mit diesen Mycelspritzen natürlich auch beimpfen, ohne dass man sie öffnen muss.

Einfach die gewünschte Einstichstelle am Beutel, mit einem Alkopad oder Desinfektionsmittel sterilisieren und mit der Spritze,
die wieder wie oben beschrieben, mit einem Feurzeug, sterilisiert worden ist, in den Beutel stechen und ein paar ml Mycellösung hinein geben.
Danach ein Etikett zum verschliessen drauf und man hat's geschafft.

Das Kontaminationsrisiko, das man beim öffnen der Beutel oder der Gläser unter unsterilien Bedingungen hat, entfällt auf diese Weise fast gänzlich.

Man sollte trotzdem seinen Arbeitsplatz vorher mit Desinfektionsmittel gründlich abwischen und es auch für die Hände benutzen.
Ausserdem sollte man dabei Ruhe haben.
Offene Fenster, Haustiere und Kinder bringen unnötige Luftverwirbelungen, die immer Fremdsporen herumtragen.

Sehr preiswerte Mycelspritzen gibt es z.B. bei www.pilzzucht-shop.de.
Dort bekommt man z.B. 5 Spritzen mit jeweils 20 ml für 30,- und ab 40,- zahlt man keine Versandkosten mehr.
Die Microfilterbeutel und Filterdeckel gibt's da natürlich auch. ;)

Wenn man sich auf diese Art Körnerbrut oder Substratsäcke selber herstellt, ist das natürlich deutlich günstiger als soetwas fertig durchwachsen zu kaufen.
 
Tolle Erklärung, das macht es ja auch für Laien möglich sich Pilze selbst zu züchten. Ich les mal noch ein bischen weiter zum Thema, vielleicht versuche ich das auch mal.

Einiges ist mir aber nicht klar: Du schreibst von Sterilisierung und absoluter Sauberkeit, und das selbst einige Sekunden Luftkontakt schon ein Risiko sein können. Aber Du schreibst auch das man den Deckel nicht fest auf das Gurkenglas schrauben soll, dringen dann dadurch keine Keime ein?

Und wie weit schraubt man den Deckel genau?

Welche Desinfektionsmittel verwendest Du, reicht Isopropanol?

Jens
 
Danke Dot, schön, dass es dir gefällt.

Ich schraube die Deckel genau so weit zu, dass sie noch etwas locker sind.
Da Fremdsporen ja nicht unter dem Deckel "durchkriechen", sondern in der Regel von oben
irgendwo drauf fallen, reicht das.
Man kann auch erneut Alufolie drüber machen aber dass scheint mir unnötig zu sein.

Zur besseren Belüftung des Mycels, kann man auch vorher ein grösseres Loch
in den Deckel bohren und in dieses Aquarienfilterwatte stopfen.
Das hab ich aber noch nicht ausprobiert, da mein Mycel auch so gut wächst.

Ich benutze Septoderm "Händedesinfektionsmittel".

Wenn dein Isopropanol 60 % bis 70 % hat, ist es o.k..
Das mit 100 % soll weniger tauglich sein.
 
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