Am Anfang war der Topf kahl und leer ...

Sheriff Pepper

Chiligrünschnabel
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Hallo alle zusammen!

Hier der versprochene Bericht über meine bisherige Chilisaison 2009 - oder vielleicht sollten wir das ganze besser als Chronologie des Schreckens bezeichnen.

Also wie gesagt am Anfang war der Blumentopf auf meiner Fensterbank kahl und leer, oder besser ziemlich trocken und der Kaktus darin hatte das Zeitliche gesegnet. (Der war aber nicht etwa vertrocknet, die Autopsie ergab, dass vermutlich das genaue Gegenteil verantwortllich für seinen Tod war.)

Als ich nun damals (es muss der letzte oder vorletzte Sonntag vor Ostern gewesen sein) so aus dem Fenster blickte, kam mir der Gedanke, dass ein bisschen Grünzeug im Zimmer mal wieder ganz schön wäre. Aber was pflanzt man dann in den Topf? Wieder 'nen Kaktus? Naa, is ja langweilig!
Da fiel mir plötzlich mein Bruder ein, der bei seinem letzten Besuch mal wieder geprahlt hat, dass er so ziemlich alles an Schärfe im Essen vertragen könne, und dass Hot Saucen ohne Haftungsausschlüsse auf dem Etikett schon mal überhaupt nicht ernst zu nehmen sind, was die Schärfe angeht.
DAS wollen wir doch mal sehen, dachte ich mir. Pflanzen wir also mal ein paar Chilis an. Dass das die Dimensionen meiner Fensterbank etwas übersteigen würde wurde mir schnell klar, nun hatte mich aber der Ehrgeiz gepackt und überhaupt für was hat man schließlich einen Balkon!

Gedacht, getan! PC angeworfen, Internet Explorer gestartet, "Chili Anbau" gegoogelt, erstbeste Site angeklickt. (war zwar die erste auf der Liste, aber ganz sicher nicht die beste wie sich später herausstellen sollte)
Nachdem ich mir nun einen Überblick über das Thema verschafft und bei einem Samenanbieter einige Päckchen Samen erstanden hatte, dachte ich, ich wäre gerüstet für das Unternehmen Chilizucht. Aber was besagt noch gleich das 11. Gebot? Du sollst dich nicht täuschen!
Tags drauf bin ich dann noch zum Gartencenter dedüst und hab mir einen Sack Anzuchterde organisiert. Wollt ja keine Zeit mehr verlieren, wenn die Samen kommen gleich aussähbereit sein, schließlich war es laut der Internetseite schon höchste Zeit. Die Samen liessen dann auch nicht mehr lange auf sich warten und wurden dann auch prompt eingegraben. Streng nach Vorschrift versteht sich! Die Schale an mein Südwestfensterbrett gestellt, schließlich sollte sie ja möglichst warm stehen. Nun blieb erst mal nichts mehr zu als zu warten bis die Samen aufgehen.
Also wartete ich. Eine Woche ..., zwei Wochen ..., drei Wochen ..., vier Wochen. Zwischenzeitlich hatte ich mir das sehr informative Chili Pepper Buch von Herrn Zoschke zugelegt und nach aufmerksamer Lektüre kam mir der Gedanke, dass ich mir das Buch vielleicht hätte kaufen sollen, bevor ich mit dem Aussähen begonnen habe. Nach fünf Wochen ohne sichtbaren Erfolg entschloß ich mich, mal einige Grabungen anzustellen (Hab ich schon erwähnt, dass ich nicht gerade zu den geduldigsten Zeitgenossen gehöre?).
Die Grabungen ergaben aber nichts und eine Expertin (ach, die Mama wenn ich nicht hätt) war der Meinung, dass wahrscheinlich die Samen nichts taugen. Das leuchtete mir ein, also noch mal einen Schwung Samen geordert, diesmal natürlich bei einem anderen Shop. Während dessen hab ich nochmal eine Testreihe mit den "alten" Samen gestartet sowohl mit Anzuchterde als auch mit Jiffys. Die neuen Samen haben dann das volle Programm inklusive Kamillenteespülung bekommen und wieder hieß es warten.
Drei end- und ereignislose Wochen später und nach nochmaligem Durchlesen des Kapitels aussähen im Chili-Buch beschloß ich, das die Temperatur auf meiner Fensterbank möglicherweise doch nicht den Idealbedingungen entsprach. Also auf zu ebay und mal kucken ob mir ein freundlicher Händler einen günstigen Echsengrill (=Heizmatte) überlässt. Glücklicherweise bin ich recht schnell fündig geworden, und drei Tage später konnte es mit Beheizung weitergehen. Und siehe da, nur eine Woche später kamen die ersten drei Keimlinge aus der Erde. Zwei davon lebten leider aber nicht besonders lage, bei denen hab ich's mit dem Wasser wohl etwas zu gut gemeint. Aber die Dritte, eine Lemon Drop hat's bis heute geschafft, wenn's die auch für meinen Geschmack nach sechs Wochen mit ca. 4cm Höhe und drei echten Blattpaaren ziemlich gemütlich angehen lässt. Schaut aber ansonsten gesund aus.
FRAGE: Ist das normal, dass die sich so Zeit lassen? Wenn ich Berichte hier aus dem Forum zum Vergleich nehme glaub ich nämlich, dass die schon um einiges größer sein könnte/sollte.

Ein Gutes hatte die ganze Episode mit den Nicht-Keimern aber schon. Meine mitleiderregenden Versuche, hatten zur Folge, dass ich einige Chili-Pflänzchen geschenkt bekommen habe, allen voran eine Westlandia, die im Moment mehr aus Früchten als aus sonst was besteht:D. Wenn die jetzt noch reif werden, bin ich schon sehr zufrieden!

Des Debakels 2. Teil:
Sehr spät, aber noch im Rahmen der angegebenen Keimzeit, kamen dann auch die ersten Keimlinge aus der zweiten Samencharge aus der Erde. Allerdings nur Jalapeno und Pepperoncinis sowie eine Habanero red, die anderen Sorten u.a. Serranos, Rocotos und noch zwei Paprikasorten wollten mir den Gefallen aufzugehen nicht tun. Das war aber noch nicht das Schlimmste. Nach einigen Tagen unter meinem neu angeschafften LED-Panel (Mittlerweile war es Ende Mai und ich hatte beim besten Willen keine wertvolle Beleuchtungszeit mehr zu vertrödeln) dachte ich, dass die Kleinen ausreichend an das Licht gewöhnt sein müssten und stellte sie raus aufs Fensterbrett. Es war schön warm, die Sonne scheinte und ich wollte den Pflänzchen was Gutes tun. Außerdem war Sonntag und ich konnte das Minigewächshaus regelmäßig kontrollieren und im Notfall sofort eingreifen. Ich hatte ja keine Ahnung, was in einer halben Stunde alles schief gehen kann. Die Nachmittagssonne war für die Kleinen offenbar zuviel, denn als ich eine meiner routinemäßigen Kontrollen vornahm, sah ich schockiert das Ausmaß der Katastrophe: Allesamt ließen die neuen Pflänzchen ihre Blätter hängen, außerdem zeigten manche auch schon Symptome von Austrocknung.
Leider war bis auf eine tapfere Jalapeno-Pflanze, die seither kaum gewachsen ist und gerade an ihrem ersten echten Blattpaar bastelt, nichts übrig geblieben.

Seit diesem schicksalhaften Sonntag, hab ich mich voll und ganz auf die Pflege meines doch sehr überschaubaren Bestandes konzentriert und ich kann sagen, dass mir dass eigentlich ganz gut gelungen ist. Das einzige was mich nach wie vor wundert ist das, für meinen Geschmack, sehr geringe Größenwachstum aller meiner Pflanzen. Nachdem ich gestern nach langem Suchen endlich den letzten Testbericht unseres Leitungswassers auftreiben konnte, fühle ich mich in meiner Theorie bestätigt, dass das harte Wasser (17,6 dH) möglicherweise für das geringe Wachstum verantwortlich ist.
Ich weis, da gabs schon mal einen Thread dazu, aber hat da irgend jemand Erfahrungswerte wie sich das auswirkt? Ich würde gern wissen ob da eventuell Handlungsbedarf besteht.

So das war's erst mal zu meiner Saison 2009. Muss ein paar Samen für sibirische Hauspaprika einsetzen. Der Topf auf meiner Fensterbank ist nämlich immer noch leer...:whistling:

Viele Grüße

Flo

P.S.: Oh Mann, schon wieder Regen für die ganze nächste Woche angesagt. Ich glaub, ich leg mir doch mal 'n Schlauchboot zu. Sicherheitshalber.
 
Na das hört sich doch nach allem anderen als gut an!
Da hast du ein paar harte Wochen hinter dir! ;)

Vielleicht versuchst du es mal mit Regenwasser!
Wenn es eh soviel regnet stell einfach einmal einen Kübel auf den Balkon!
Ich gieße nur mit Regenwasser und das scheint den Kleinen sehr zu munden!

Aber du musst die letzten Wochen positiv sehen, schlechter kann es gar nicht mehr werden und gelernt hast du auch aus den Versuchen, wenn auch grausam! ;)

Ich wünsch dir viel Glück mit dem weiteren Anbau und Bilder wären auch super!
 
Ja, ich glaub langsam wird das schon!

Die Idee mit dem Balkon funktioniert leider nicht. Der Architekt war der Meinung, der müsste unbedingt ein Dach haben. Sonne kommt zwar wunderbar hin, Regen aber nicht. Ich hab mal den Versuch gemacht, Regenwasser aus der Dachrinne in Wasserflaschen abzufüllen - komm da vom Fenster aus gerade so hin - aber die ganze Operation war doch reichlich umständlich und mengenmäßig auch nicht so besonders ergiebig. Und patschnass war ich obendrein. Vielleicht probier ich's doch mal mit der Salpetersäure oder einem Wasserfilter.

Zum Thema Fotos kann ich im Moment nur sagen, dass ich fototechnisch gesehen noch in der Steinzeit lebe. Soweit ich weiß, haben wir nicht mal eine funtionierende Kamera im Haus. Mal sehen was ich da tun kann.

Danke für die aufmunternden Worte!

Flo
 
So schlimm ist das alles nicht. Ich glaub so ziemlich jede Situation, die du da beschrieben hast, haben wir auch schon ausprobiert - eben mehr oder weniger freiwillig. :D

3 Blattpaare für 6 Wochen sind eigentlich ok. Je größer die Pflanzen werden, desto schneller wachsen sie dann. Anfangs brauchen die meisten etwas länger.

Der Härtegrad von eurem Wasser ist schon hoch. Wenn du nach der folgenden Einteilung (dH) gehst, sind für die meisten Pflanzen weiches und mittelhartes Wasser erstrebenswert.

0-4 sehr weiches Wasser
4-8 weiches Wasser
8-12 mittelhartes Wasser
12-30 hartes Wasser
>30 sehr hartes Wasser

Ist das Wasser zu hart, d.h. hat es zu viel Kalk, dann erhöht es den pH im Boden. Dadurch werden Nährstoffe festgesetzt und sind für die Pflanze nicht verfügbar. Sie wächst nicht oder geht im schlimmsten Fall ein.

Wenn du die Möglichkeit hast, nimm Regenwasser. Wir haben anfangs, als wir noch in Regensburg gewohnt haben auch extrem hartes Wasser gehabt. Das haben wir dann alles immer gefiltert. Da gibt`s ja diese Wasserfilter für den Haushalt.
 
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