Autofahren macht Spaß - Essen auch

ScharferALex

Jolokiajunkie
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Autofahren macht Spaß - Essen auch

Am meisten Spaß macht Essen im Auto.

Deswegen besitze ich diese erhöhte Affinität zu
Drive-In-Schaltern, speziell in meinem
Lieblings-Fast-Food-Restaurant.

Das Vergnügen an dieser Self-Service-Version des Essens auf
Rädern wird allerdings erheblich durch die Qualität der
Gegensprechanlage gemindert. Gegensprechanlage? Meiner Überzeugung
nach hat sie diesen Namen deshalb bekommen, weil sie völlig
gegen das Sprechen ausgelegt ist.
"Hiere Bechelun hippe!"
knarzt es mir aus dem Lautsprecher entgegen - sounds like
Schellackplatte. Aus Erfahrung allerdings weiß ich, dass sich
die Stimme (männlich? weiblich?... wohl eher männlich!?) am
anderen Ende dieses Dosentelefons soeben nach meiner Bestellung
erkundigt hat. Jetzt einfach bestellen wäre mir zu langweilig.
Demzufolge stelle ich zunächst eine Frage: "Haben Sie etwas
vom Huhn?" Aus dem Lautsprecher ertönt ein schwer
verständliches Wort, das aber eindeutig mit "...icken"
endet. Ich antworte: "Später vielleicht, zunächst
möchte ich etwas essen." Etwas lauter tönt es zurück:
"SCHICKEN!" Ich kann es mir nicht verkneifen: "Nein,
ich würde es gleich selbst abholen." Eine kurze Pause
entsteht, ich stelle mir belustigt die genervte Visage des McKnecht
vor.
Als die Sprechpause zu lang zu werden droht sage ich: "Ach
so, Sie meinen Chicken! Nö, lieber doch nicht. Haben Sie
vielleicht Presskuh mit Tomatentunke in Röstbrötchen?"
"Hamburger?" fragt mein unsichtbares Gegenüber zurück.
Der Wahrheit entsprechend erwidere ich: "Nein, ich bin von hier.
Aber hat das denn Einfluß auf meine Bestellung?" "Wol-len
Sie ei-nen H-a-m-b-u-r-g-e-r?" "Jetzt beruhigen Sie sich
mal! Ja, ich nehme einen."


"Schieß?" "Stimmt, hatte ich nach meiner
letzten Mahlzeit hier. Mittlerweile ist meine Darmflora allerdings
wieder wohlauf, ich denke, ich kann es erneut riskieren." Der
Stimminhaber beginnt mir ein wenig leid zu tun. Er kann ja nichts für
den Job. Aber ich ja auch nicht... "Ob Sie KÄÄÄSE
auf dem Hamburger möchten!?" "Ahja, gern. Ich nehme
einen mittelalten Pyrenäen- Bergkäse, nicht zu dick
geschnitten, von einer Seite leicht angeschmolzen." Ob die
nächste Ansage aus dem Lautsprecher "Sicher doch" oder
"Axxxoch" lautet, kann ich nicht exakt heraushören.
Deutlicher jedoch erklingt nun: "Was dazu?" "Doch, ja.
Ich hätte gerne diese gesalzenen fritierten Kartoffelstäbchen."
"Also Pommes?" "Von mir aus auch die." "Groß,
mittel, klein?" "Gemischt. Und zwar jeweils genau zu einem
Drittel große, mittlere und kleine." "WOLLEN SIE MICH
EIGENTLICH VERARSCHEN?" Diese, wiederum sehr laut formulierte
Frage, verstehe ich klar und deutlich. Sie verlangt eine ehrliche
Antwort: "Falls das die Bedingung ist, hier etwas zum essen zu
bekommen: Ja. Also: Machen wir weiter?" Die Stimme schnauft kurz
und fragt: "Gut, gut. Etwas zu den Pommes?" "Ein
schönes Entrecôte, blutig, und ein Glas 1996er
Spätburgunder, bitte." "ICH KOMM DIR GLEICH RAUS UND
GEB DIR BLUTIG!!!" "Machen Sie das, aber verschütten
Sie dabei bitte nicht den Wein." "Schluß jetzt,
Schalter zwei, vier Euro fünfzehn!" Schon vorbei. Gerade,
als es anfängt, lustig zu werden. Aber ich habe noch ein As im
Ärmel. Ich zahle mit einem 200- Euro-Schein. "Tut mir leid,
aber ich hab's nicht größer." PIEP! ... Freundlich
werde ich ausgekontert: "Kein Problem." Mit kaltem Blick
lässt ein bemützter Herr mein Wechselgeld auf den
Stahltresen klappern.
Nicht mit mir, Freundchen! Ich will den
Triumph! Zeit also für's Finale: "Kann ich bitte eine
Quittung bekommen?", frage ich überfreundlich.

"Ist ein Geschäftsessen."
 
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