C.frutescens eigentlich C.annuum?

clappingmarkey

inaktiv
Ehrenmitglied
Beiträge
11.089
Ich bin eben über eine interessante Information gestolpert:
Ganz streng genommen scheint C.frutescens gar keine eigenständige Art zu sein, sondern der Art C.annuum anzugehören.

Darauf gestoßen bin ich, als ich mal schauen wollte, welche Capsicum-Arten es so gibt: http://www.theplantlist.org/tpl/search?q=capsicum
Da steht bei C.frutescens: http://www.theplantlist.org/tpl/record/kew-2698515 "is a synonym of Capsicum annuum L.".


Bei Wikipedia steht dazu auch was.
ARS-GRIN listet C.frutescens allerdings immer noch als eigenständige "accepted species".

Habt ihr davon auch schon mal gelesen, oder wisst ihr gar näheres?
 
Zuletzt bearbeitet:
Gehört habe ich noch nichts darüber, aber ist ein interessanter Ansatz.

Lustigerweise habe ich vor ein paar Stunden ebenfalls darüber sinniert, wie wenige (keine?) Unterschiede zwischen "Anuum" und "Frutescens" zu finden sind. "Frutescens" hat meiner Meinung nach keinen Geschmack, der eine andere Charakteristik ausweisst als "Anuum".

Jede andere Art hat dagegen ihren ganz eigenen, charakteristischen Geschmack.
 
"Frutescens" hat meiner Meinung nach keinen Geschmack, der eine andere Charakteristik ausweisst als "Anuum".

Ich würde sagen doch .... und zwar in getrockneter Form. Ich habe schon viele Annuum Sorten getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Bei Sorten der Art Capsicum Frutescens gibt es da schon einen Geschmacklichen Unterschied. Allerdings nur meine Meinung.
 
Was ich noch so gelesen habe ist, dass der ganze Annuum-Chinense-Frutescens-Komplex wohl genetisch sehr nah beieinander liegt und sich auch die Wissenschaftler nicht einig sind, ob es jetzt eine, zwei oder drei Arten sind (oder eben Unterarten einer gemeinsamen Art).
 
Ich würde sagen doch .... und zwar in getrockneter Form. Ich habe schon viele Annuum Sorten getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Bei Sorten der Art Capsicum Frutescens gibt es da schon einen Geschmacklichen Unterschied. Allerdings nur meine Meinung.

Getrocknet habe ich die noch nicht probiert. Irgendein Kriterium muss es ja geben, ansonsten würde ja niemand eine Unterscheidung treffen.
Im rohen Zustand könnte ich mit verbundenen Augen jedenfalls nicht sagen ob ich gerade eine "Frutescens" oder eine "Anuum" esse. Bei Chinensen und Baccatums aber defintiv. (Pubescens habe ich noch keine Probiert).
 
Also das Frutecens den Annuums Nahe stehen sollen kann ich nicht verstehen.
Gut, sie haben einige Merkmale die in Richtung Annuum gehen...aber optisch genauso einige zu den chinensen (Blüte zum Beispiel, bis auf Flecken und Stempel)
http://www.wildchilli.eu/chili-pepper-species-key

Geschmacklich komplett anders wie die kultivierten Arten, wenn dann in Richtung einiger Wildsorten.

Mich wundert es, dass jetzt die annuum ins Spiel gebracht wird. Vor einigen Jahren war es immer ein Problem, ob sie nicht zu den Chinensen zugehört:
http://www.chili-balkon.de/botanik/frutescens.htm

Meiner Meinung ähneln sie sich auch, sowohl von Habitus, so wie von den Blüten eher einer chinense, als einer annuum.
 
Was ich noch so gelesen habe ist, dass der ganze Annuum-Chinense-Frutescens-Komplex wohl genetisch sehr nah beieinander liegt und sich auch die Wissenschaftler nicht einig sind, ob es jetzt eine, zwei oder drei Arten sind (oder eben Unterarten einer gemeinsamen Art).

Nachtschattengewächse nehmen sich da nicht viel oder zumindest gibt es Arten die sich ähnlich sind und auch kaum differenziert werden können. Wenn man Wissenschaftlich da vorgehen will und möchte, müsste man auch jede Art der Tomate oder Kartoffel genauer unter die Lupe nehmen. Jede Kreuzung dabei genau in die Zange zu nehmen ist unmöglich und wäre eine Lebensaufgabe. Das gleicht der Suche nach der Urformel für Nachtschattengewächse. Für mich persönlich ein Ding der Unmöglichkeit da es inzwischen noch keinem gelungen ist den Missing Link zu finden.
 
Das passiert in vielen Pflanzen Gattungen :-)
Oftmals sind sich die Botaniker nicht einig über "die" Arteneinteilung.
Teils sind die Unterschiede gering, ist es dann eine eigene Art? Eine eigene Subspezies? Oder gar nur eine Standort Variation? Das entscheiden oftmals viele angesehene Wissenschaftler unterschiedlich. Ich kenne das aus der Welt der Drosera, da gibt es einen australischen Botaniker, der des öfteren neuen Drosera entdeckt, die etwas anders aussehen. Für ihn sind es dann meist eigene Arten (kommt natürlich auch besser in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung ;-) ). Einige deutsche Kollegen sehen diese dann aber eher als ssp. an.

Zum konkreten Fall: Der Text bei Wikipedia ließt sich für mich eher so, dass C. frutescens eher etwas Pech hatte und am Anfang wirklich meist C. annuums als Herbarbelege für die beschriebene Art diente.
 
Einigkeit besteht über folgendes:

Chromosomenzahl 2n=26
  • Wildsorten wie Rhomboideum, Lanceolatum, Villosum, etc.

Chromosomenzahl 2n=24
  • violettblühender Komplex: Pubescens, Eximium, Cardenasii, (evtl. Tovarii, auch wenn die nicht violett blüht)
  • Baccatum Komplex: Baccatum und Praetermissum, evtl. Tovarii
  • weißblühender Komplex: Annuum, Frutescens, Chinense
  • weitere Wildsorten wie Flexuosum, Parvifolium, etc.

Genauso wie es im Baccatumkomplex Uneinigkeit gibt, wie die Arten genau einzuordnen sind (Baccatum = Microcarpum, dann die Einteilung var. baccatum/pendulum/umbilicatum und ob Praetermissum eigenständig ist, oder eine Unterart von Baccatum), gibt es halt auch im weißblühenden Komplex Uneinigkeit.
Ein Vorschlag lautet alles so zu lassen wie es ist, denn es sind ja deutliche Unterschiede erkennbar, andere wollen eine teilweise oder komplette Zusammenlegung. Dann gäbe es z.B. C. annuum var. annuum, C. annuum var. frutescens und C. annuum var. chinense.

Ich bin mal gespannt, wie die Entwicklung der Taxonomie weitergeht, da ändert sich ja immer mal wieder was... :)
 
Ich habe nochmal über das Thema nachgedacht...
Laut dieser Tabelle*, gelingen Kreuzungen von C.annuum und C.frutescens (alias C.annuum var. frutescens) nur selten.
Spätestens da klingt es doch unlogisch, oder? Ich meine, eine Art sollte doch immer gut mit sich selbst bestäubbar sein, oder? ;-)

Offtopic Fun Fact: Orchideen sind evolutionär noch so jung, dass dort sogar Kreuzungen über die Gattungsgrenze möglich sind. Das wäre grob gesagt so, als könnte man Chilis mit Kartoffeln kreuzen, da ja beides Nachtschattengewächse sind :D

*EDIT: Diese Tabelle meinte ich http://www.hot-pain.de/chilis-vermehren-und-kreuzen
 
Zuletzt bearbeitet:
Grade den letzten Beitrag finde ich sehr aufschlussreich da sich eine Art im allgemeinen dadurch definiert, dass sie in der Lage durch Kreuzung eine dauerhaft lebensfähig Population zu gegründen. (http://www.greenfacts.org/de/glossar/abc/art.htm)
Ein heufig genanntes Beispiel hierfür sind Esel und Pferd. Man kann sie kreuzen aber die Nachkommen sind steril => eigeständige Arten.
Ich meine gehört zu haben- dass kreuzen mit der Entstehung fortpflanzungfähiger Nachkommen zwischen den Chili-"Arten" möglich ist.
Wenn ich mit dem "was ich gehört habe" nicht falsch liege ist für mich der Fall klar. Es sind keine eigenständige Arten!

Letztlich ist das Bio zum anfassen- den Kreuzungsversuch kann jeder innerhalb von mindestens 2 Jahren durchführen ;-)
 
Ich hatte mich mit meinem Post genau auf die von @Habbi Metal genannte Tabelle bezogen, hab aber scheinbar den Link vergessen (gerade nachgeholt).
Genau diese Tabelle deutet für mich aber an, dass es zwei Arten sind.

Anders gesagt:
C.annuum x C.annuum = leicht
C.frutescens x C.frutescens = leicht
C.annuum x C.frutescens = selten
-> C.annuum != C.frutescens :-)

Ich weiß das es auch Pflanzenarten gibt, die praktisch nie Samen bilden und sich fast ausschließlich vegetativ vermehren.
Beispiel: Alle Populationen von Utricularia australis in Europa produzieren keinen fruchtbaren Pollen. Alle Pflanzen sind quasi der gleiche Klon.
Aber sowas sind extreme Ausnahmen und weder bei C.annuum noch bei C.frutescens der Fall.

Aber wie gesagt, ich bin kein Biologe und lasse mich sehr gerne korrigieren. Ich stelle nur einfach so Theorien auf, weil ich das Thema sehr interessant finde ;-)

Viele Grüße,
Jan
 
Zurück
Oben Unten