Einweichen mit Natriumhypochlorit

Kurt

Chiligrünschnabel
Beiträge
44
Ich habe mir getrocknete Chilis aus Myanmar/Burma mitbringen lassen und möchte mir Pflanzen daraus ziehen. Da ich es um eine unbekannte Quelle handelte, wollte ich die Samen desinfizieren.

Dazu habe ich mich für Natriumhypochlorit entschieden. Dafür habe ich mich an folgende Anleitung vom Chile Pepper Institute gehalten, 20 min einweichen. Verwendet habe ich Dan Klorix (2,8 g Natriumhypochlorit in 100ml Flüssigkeit).

Die Anleitung gibts unter :

http://www.chilepepperinstitute.org/content/files/06%20winter.pdf

Dabei ist mir folgendes aufgefallen:

Zum Thema Einweichen gibt ja durchaus viel zu lesen, aber Natriumhypochlorit taucht fast so gut wie gar nicht auf. Es hat die Vorzüge das Saatgut zu desinfizieren und wohl auch die Keimrate bei schwer keimender Saat zu steigern, aber fast niemand benutzt es, warum?
Es wird doch sehr viel aus unzähligen Quellen getauscht, da müßte das doch zumindest zur Desinfektion von Interesse sein.
 
Warum ist eine Desinfektion von Vorteil? Wir arbeiten bei der Anzucht doch nicht steril.
Ich desinfiziere mit einer analogen Methode z.B. Pflanzenteile um sie steril mikrozuvermehren, da würde jeder Keim das Explantat sonst überwuchern.

Für Chilisamen halte ich das für unnötig, es sei denn man wollte steril keimen. Da die Keimrate bei Chilis aber im Vergleich zu anderen Pflanzensamen hinreichend gut ist, würde ich persönlich den Aufwand nicht treiben. Hatte noch nie Probleme.
 
Die Desinfektion soll dem Samen anhaftende Krankheiten abtöten, dabei geht es nicht um sterile Anzucht. Das finde ich schon von Vorteil, für die Keimrate halte ich das auch für unnötig.

Nachlesen kann man das auch hier:
Guidelines for Chile Seed Crop Production der New Mexico State University

http://aces.nmsu.edu/pubs/research/horticulture/CTF5.pdf
 
Man sollte zwischen normalem Einweichen und der Behandlung mit NaClO (Natriumhypochlorit) eine grundlegende Sache unterscheiden:

NaClO wird zur kurzzeitigen Desinfektion verwendet. Je nach Konzentration nicht über 30 Minuten.

Beim Einweichen (egal ob jetzt mit oder ohne Salpeter) ist ja der Effekt, dass das getrocknete Samenkorn wieder Feuchtigkeit bekommt. Deswegen weicht man ja auch 24-36 Stunden ein.

Einen richtigen Grund zur Desinfektion sehe ich bei Chilisaatgut nicht. Bei halbwegs frischem Saatgut keimt das auch innerhalb von 3-4 Wochen. Was mich an dem ersten verlinkten pdf stört, ist, dass keine Vergleichsmethode angegeben wurde.
"77% bessere Keimrate". Aber besser im Vergleich zu was?

Noch ein Grund gegen NaClO: Das Zeugs ist nicht gerade gesund. An sich schon ätzend und umweltgefährlich (NaClO wird u.a. in Rohrreinigern und Bleichmitteln verwendet), zudem können bei Erwärmung, Sonnenlichteinfall oder Reaktion mit Säuren wesentlich giftigere Stoffe entstehen.

Edit zur Guideline:
Das ist ja eher für Saatgutproduzenten gedacht.
Certified seed must have a negative lab test for bacterial leaf spot disease or be treated
with sodium hypochlorite.
Aber auch hier ist die NaClO-Behandlung nicht zwingend erforderlich, wenn man nachweisen kann, dass keine bakterielle Erkrankung vorliegt.
Aber in der "Industrie" wird viel getan, was der Hobbygärtner eher weniger macht (Stichwort Beizen).
Ob eine Saatgutdesinfektion für den normalen Anbau nötig ist, weiß ich nicht.
 
Ist vielleicht hauptsächlich interessant wenn die Wahrscheinlichkeit besteht das das Saatgut aus einer krankheitsbelasteten Quelle kommt und man sich keinen Tabak Mosaik Virus etc. einschleppen möchte?
Aber dann stellt sich mir die Frage ob so verseuchtes Saatgut sich überhaupt desinfizieren lässt oder ob man solche Krankheiten nicht schon mit den Händen die es angefasst haben und dem Saatgut Tütchen bei sich verteilt :/
 
@60N: Das ist natürlich ein berechtigter Grund.
Allerdings ist das TMV ein Virus und kein Bakterium. Ob das NaClO dagegen wirkt, weiß ich nicht.
 
Der von mir gewählte Titel ist zu ungenau, stimmt. Desinfektion mit NACLO paßt vielleicht besser.
Ist vielleicht hauptsächlich interessant wenn die Wahrscheinlichkeit besteht das das Saatgut aus einer krankheitsbelasteten Quelle kommt und man sich keinen Tabak Mosaik Virus etc. einschleppen möchte?

Das ist ja mein ursprüngliches Anliegen, ich habe eine "unbekannte Quelle" und wollte das Riskio mir etwas einzuschleppen verringern, sonst habe ich das auch nie gemacht.

Die Behandlung mit NaClO wirkt auch gegen den TMV:

http://www.ces.ncsu.edu/depts/pp/notes/oldnotes/vg15.htm

http://www.apsnet.org/publications/PlantDisease/BackIssues/Documents/1981Articles/PlantDisease65n09_723.PDF

Aber dann stellt sich mir die Frage ob so verseuchtes Saatgut sich überhaupt desinfizieren lässt oder ob man solche Krankheiten nicht schon mit den Händen die es angefasst haben und dem Saatgut Tütchen bei sich verteilt :/

TMV z.B. verbreitet sich sehr leicht. Ohne entsprechende Hygiene braucht man auch keine NaCLO -Anwendung, stimmt schon, ist ja aber machbar.

Noch ein Grund gegen NaClO: Das Zeugs ist nicht gerade gesund. An sich schon ätzend und umweltgefährlich (NaClO wird u.a. in Rohrreinigern und Bleichmitteln verwendet), zudem können bei Erwärmung, Sonnenlichteinfall oder Reaktion mit Säuren wesentlich giftigere Stoffe entstehen.
Es ist kein Kamillentee:)
Wenn man Dan Klorix als Basis nimmt, finde ich es doch richtig angewendet leicht beherrschbar:
http://www.metro-haccp.com/at/data/at/upload/product/security_notice/7524.pdf
http://www.danklorix.de/umwelt.html

Mich hat hauptsächlich gewundert, daß man im Forum sowenig dazu findet.
 
Hallo,

ich persönlich weiche Samen, auch die aus Tütenchilis, einen Tag in Wasser mit einem halben Tropfen Spüli zur Verringerung der Oberflächenspannung ein. Bisher hatten sie keine anhaftende Pflanzenkrankheiten und auch ich lebe noch.

Gruß
Peter
 
Zurück
Oben Unten