Sorten ohne Zulassung - NICHT essbar?!

Dominic

Chiligrünschnabel
Beiträge
42
Hallo zusammen!


Ich habe mir die Tage alte Tomatensamen bestellt und musste feststellen, dass der Shop alte Sorten ohne Sortenzulassung als nicht essbar labelt und diese nur als reine Zierpflanze eingestuft werden!?

Kann mir das jemand erläutern? Warum sollten alte Sorten nicht mehr essbar sein?

Gruß
 
Hi,

"Welcome to Germany" da wo man plötzlich astreine Gemüsepflanzen als "nicht essbar" betiteln muss da diese Sorte nicht der Norm entspricht oder in nem Register eingetragen ist.
Leider kann ich auf die schnelle keine genauen Details nennen aber damit schützt sich der Shop/Anbieter nur vor eventuellen Klagen. Die Samen oder Pflanzen sind nach wie Vor die gleichen.

Ich hatte mal einen Bericht von "Irina´s Tomaten" gesehen oder gelesen. Müsste nochmal googlen.

Lass dich nicht beirren.

LG

Michl
 
Eine mächtige Saatgutlobby hat innerhalb der EU das Sortenzulassungsverfahren derart kompliziert werden lassen,

so dass wirtschaftlich uninteressante Sorten und solche die eben nicht der vielgepriesenen "Einheitstomate" entsprechen

ausgemustert wurden. Daher besitzen die vermehrten Alten Sorten keine Sortenzulassung mehr.
Das heißt im Klartext alles was keine EG Sortenzulassung hat darf nicht als Nahrungsmittel / Futtermittel in Verkehr gebracht werden.
Bei Verstößen drohen Klagen und Strafen bist in 5 Stellige Summen
 
Ich habe mir die Tage alte Tomatensamen bestellt und musste feststellen, dass der Shop alte Sorten ohne Sortenzulassung als nicht essbar labelt und diese nur als reine Zierpflanze eingestuft werden!?

Kann mir das jemand erläutern? Warum sollten alte Sorten nicht mehr essbar sein?

Das hat mit dem EU-Saatgutrecht zu tun. Die handvoll Saatgutgiganten, die das Monopol in dieser Welt unter sich aufteilt, hat durchgesetzt, dass Saatgut für jede einzelne Art einen Zertifizierungsprozess durchlaufen muss, in dem nachgewiesen werden muss, dass die Pflanzen/Früchte homogen ausfallen etc. pp.
Diese Zertifizierung kostet mehrere 1000 Euronen je Sorte.
Das können die Giga-Vermarkter für ihre F1-Sorten natürlich aus der Portokasse bezahlen, aber die privaten oder gemeinnützigen Sortenhalter der samenfesten Sorten eben nicht.

Genau das ist auch der Sinn und Zweck warum die Saatgutriesenlobby diese Regelung durchgedrückt hat.
Nicht zugelassene Sorten dürfen nämlich nicht von Landwirten angebaut werden, wenn die Ernte zum Verzehr verkauft werden soll.
Damit wird verhindert, dass Landwirte samenfeste Sorten benutzen und selbst die nächste Saatgutgeneration gewinnen können.
Sie müssen immer wieder frisches Saatgut kaufen => jedes Jahr guter Umsatz für die Saatgutgiganten.

In den letzten Jahren haben viele Initiativen wie Pro Specie Rara und Privatmenschen sich für den Erhalt alter Sorten eingesetzt und für einige samenfeste Sorten gibt es mittlerweile Zulassungen. Die große Menge samenfester Sorten (nicht nur bei Chili sondern quer durch Gemüse, Blumen & Kräuter) hat diese Zulassung aber nicht.

Wenn man nun also Saatgut für nicht zertifizierte Sorten trotzdem verkaufen möchte, dann darf man dies nur tun, wenn man es ausdrücklich nicht zum Verzehr verkauft. Ich kann also Tomatensamen verkaufen, muss aber dazu schreiben, dass diese Tomaten nicht gegessen werden dürfen, weil sie nicht zugelassen sind für den Verzehr. Das hat nichts mit den Nährstoffen in der Tomate zu tun, sondern mit dem EU-Saatgutgesetz und den fiesen Saatgutlobbiisten.

Deshalb findet sich diese Formulierung auf der Seite viele Anbieter, die samenfestes Saatgut anbieten statt den F1 Kram von den typischen Gartencenter-Firmen.
 
Das hat mit dem EU-Saatgutrecht zu tun. Die handvoll Saatgutgiganten, die das Monopol in dieser Welt unter sich aufteilt, hat durchgesetzt, dass Saatgut für jede einzelne Art einen Zertifizierungsprozess durchlaufen muss, in dem nachgewiesen werden muss, dass die Pflanzen/Früchte homogen ausfallen etc. pp.
Diese Zertifizierung kostet mehrere 1000 Euronen je Sorte.
Das können die Giga-Vermarkter für ihre F1-Sorten natürlich aus der Portokasse bezahlen, aber die privaten oder gemeinnützigen Sortenhalter der samenfesten Sorten eben nicht.

Genau das ist auch der Sinn und Zweck warum die Saatgutriesenlobby diese Regelung durchgedrückt hat.
Nicht zugelassene Sorten dürfen nämlich nicht von Landwirten angebaut werden, wenn die Ernte zum Verzehr verkauft werden soll.
Damit wird verhindert, dass Landwirte samenfeste Sorten benutzen und selbst die nächste Saatgutgeneration gewinnen können.
Sie müssen immer wieder frisches Saatgut kaufen => jedes Jahr guter Umsatz für die Saatgutgiganten.

In den letzten Jahren haben viele Initiativen wie Pro Specie Rara und Privatmenschen sich für den Erhalt alter Sorten eingesetzt und für einige samenfeste Sorten gibt es mittlerweile Zulassungen. Die große Menge samenfester Sorten (nicht nur bei Chili sondern quer durch Gemüse, Blumen & Kräuter) hat diese Zulassung aber nicht.

Wenn man nun also Saatgut für nicht zertifizierte Sorten trotzdem verkaufen möchte, dann darf man dies nur tun, wenn man es ausdrücklich nicht zum Verzehr verkauft. Ich kann also Tomatensamen verkaufen, muss aber dazu schreiben, dass diese Tomaten nicht gegessen werden dürfen, weil sie nicht zugelassen sind für den Verzehr. Das hat nichts mit den Nährstoffen in der Tomate zu tun, sondern mit dem EU-Saatgutgesetz und den fiesen Saatgutlobbiisten.

Deshalb findet sich diese Formulierung auf der Seite viele Anbieter, die samenfestes Saatgut anbieten statt den F1 Kram von den typischen Gartencenter-Firmen.
Willkommen im realen EU-Leben.....
Einfach nur noch pervers
 
Ehrlich gesagt musste Saatgut schon 1985 seit des Inkrafttretens des Saatgutverkehrsgesetzes vom Bundesortenamt, die hocken hier in Hannover, anerkannt bzw. zertifiziert werden, wenn es gewerblich genutzt bzw. verkauft werden sollte, da gab's die EU noch lange nicht.

Ich weiss gar nicht, was sich seitdem gesetzlich gross verändert haben soll, in Deutschland, in Frankreich sieht das ein wenig anders aus. Im Grunde hat sich die EU-Gesetzgebung an deutsche Gesetze angepasst.

Da stecke ich nicht drin im Thema, aber haben F1-Hybriden in Ländern, die nicht im europäischen Nahrungsparadies leben, auch ihre Vorteile? Wirkliche Missernten und ihre Auswirkungen kann man sich hierzulande doch gar nicht mehr vorstellen....
 
Vielen Dank für eure Antworten.
So etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht…interessante Welt in der man lebt
 
Willkommen im realen EU-Leben.....
Einfach nur noch pervers

Wie @oophag schon schrieb, das ist ein Monopolproblem, nicht das Problem der EU.
Im Gegenteil! Wir hätten genau die gleichen widerlichen Verbotsgesetze für Saatgut, wie viele andere Länder in der Welt, wenn sich in Europa nicht so viele Initiativen für Sortenerhalt stark gemacht hätten und so lange protestiert, bis das EU-Saatgutgesetz soweit angepasst wurde. dass zumindest diese "alberne" Art des Saatgutverkaufs noch erlaubt blieb.

Ehrlich gesagt musste Saatgut schon 1985 seit des Inkrafttretens des Saatgutverkehrsgesetzes vom Bundesortenamt, die hocken hier in Hannover, anerkannt bzw. zertifiziert werden, wenn es gewerblich genutzt bzw. verkauft werden sollte, da gab's die EU noch lange nicht.

Gesetze zum Saatgutverkehr gibt es schon ewig im gewerblichen Bereich. Aber die Verschärfung eben dieser Gesetze zum Wohl der Monopolisten ist ein verhältnismäßig neues Thema (mittlerweile auch schon wieder so um die 25 Jahre uuuuungefähr). Die Vorgaben im Saatgutverkehrsgesetz waren da noch ganz anders, auch die Anforderungen an landwirtschaftlich genutzte Sorten etc. pp.


Ich weiss gar nicht, was sich seitdem gesetzlich gross verändert haben soll, in Deutschland, in Frankreich sieht das ein wenig anders aus. Im Grunde hat sich die EU-Gesetzgebung an deutsche Gesetze angepasst.

Sorry, aber dann hast Du die letzten 20 Jahre einfach nicht mitbekommen, was für Kämpfe da um winzigste Regelungen zu dem Thema gefochten wurden. Selbst hier im Forum dürftest Du alte Threads finden, in denen zur Unterstützung von Petitionen etc. aufgefordert wurde.

Da stecke ich nicht drin im Thema, aber haben F1-Hybriden in Ländern, die nicht im europäischen Nahrungsparadies leben, auch ihre Vorteile? Wirkliche Missernten und ihre Auswirkungen kann man sich hierzulande doch gar nicht mehr vorstellen....

Missernten kann man sich nicht vorstellen? Was war mit den Dürremissernten der letzten Jahre in Spanien, Italien, Griechenland?
Was glaubst Du warum wir nationale und internationale Saatgutarchive (wie z. B. Global Seed Board in Svalbard) haben, um möglichst viele Nutzpflanzen-Sorten zu erhalten, die man dann später wieder einkreuzen könnte, falls die aktuellen Hochzuchtsorten (z. B. wegen Klimawandel) versagen?

F1-Hybriden haben ihre Berechtigung, aber nur wenn sie nicht als Zwangsmonopol verkauft werden.

F1-Hybriden haben immer den Nachteil, dass sie sich nicht an ihre Umgebung (Klima, Wasser...) anpassen.
Eine samenfeste Sorte, die z. B. über Generationen in Italien benutzt wurde, wird andere Umweltanpassungen haben wie die gleiche Sorte nach gleich langem Anbau in Deutschland.

Hinzu kommt, dass viele Hochzuchtsorten (nicht jede F1) landwirtschaftlich nur in Kombination mit den passenden Insektiziden/Pestiziden/Düngern funktionieren. D. h. der Bauer muss das gesamt Package bei einem der Monopolisten kaufen, um einen ordentlichen Ertrag erzielen zu können. Nicht zufälligerweise sind die Saatgutsortimente in den Händen der großen Chemiegiganten. Da geht dann nix mit ökologisch anbauen oder gar Biodiversität schützen.

Das führt aber auch dazu, dass sich auf so bestellten Feldern ganz schnell Resistenzen bilden und bestimmte Unkräuter dann gar nicht mehr zu managen sind. Es gibt interessante Dokumentationen zu dem Thema, wo z. B. in den USA auf den Riesenmaisfeldern, nun so heftiges, pestizidresistentes Unkraut wächst, dass diese Flächen gar nicht mehr bewirtschaftet werden, weil man das Zeug nur noch manuell entfernen könnte, was schlichtweg nicht finanzbar ist.
Da die USA reichlich Fläche haben, wird dann einfach das nächste Feld mit der gleichen Wahnsinnsmethode bestellt. Das löst aber das Problem nicht, dass man damit Krankheiten und Unkräuter geschaffen hat, die nun da draußen wachsen und sich garantiert nicht an Feldgrenzen halten.
Langfristig wird das auch zu Missernten/fehlenden Ackerflächen führen.

In anderen, vor allem ärmeren Ländern, werden sogar die Felder der Bauern, die nicht das F1-Saatgut verwenden, von "Saatgutkontrolleuren" untersucht. Findet sich dann dazwischen auch nur eine Pflanze, in der sich die passenden Gene nachweisen lassen, werden mal eben die Felder abgefackelt, mit der Begründung des illegalen Nachbaus von F1-Sorten. Dabei kann sowas schon passieren, wenn der Nachbaracker unsauber eingesät werden, der Wind was rübertreibt etc. pp.

Kleinen Landwirten wird damit die Überlebensmöglichkeit genommen, Familien haben nichts zu essen, weil ihre Felder brennen. Alles im Namen von Saatgutgesetzen.

Es spricht grundsätzlich nichts gegen F1-Sorten.
Aber es spricht sehr viel gegen die Brutalität mit der diese weltweit vermarktet und forciert werden.
 
Zurück
Oben Unten