Okay, Zeit meine persönliche Erfahrung im Elektrikbereich mal dort zu verschriftlichen, wo es anderen nützt.
Erstmal der obligatorische Warnhinweis:
--> Strom macht autsch, wer keine Ahnung hat Flossen weg! <--
Auf der anderen Seite ist das natürlich auch keine mystische Geheimwissenschaft, in die nur Elektriker eingeweiht werden
. Du solltest nur halt mit den Begriffen Phase, Nullleiter und Schutzleiter, Fehlerstromschutzschalter/RCD, Erdung, IP-Schutzklassen etc. etwas anfangen können. Das ist alles nicht unwichtig für ein erfolgreiches und vor allem sicheres Projekt!
Vor Beginn der Arbeiten solltest du in deinem Sicherungskasten kontrollieren, ob du einen RCD (Fehlerstromschutzschalter, FI-Schalter) besitzt. Falls nicht, überleg dir, ob du dir nicht doch besser einen Elektriker dazu holst. In Altbauwohnungen kommen solche Verkabelungen ohne RCD noch gelegentlich vor, und das sollte dann übrigens eh modernisiert werden.
Wenn hingegen ein RCD vorhanden ist, würde ich mal vorsichtig sagen, kannst du dich mit dem nötigen Fachwissen ausgerüstet an dein Projekt Lampe wagen.
Wenn du die Leuchtstoffröhren in Pflanzennähe betreiben möchtest, achte als allererstes auf eine geeignete IP-Schutzklasse.
IP44 ist beispielsweise geschützt gegen Festkörper bis 1,0mm (z.B. Erde/Sand) und geschützt gegen Spritzwasser von allen Seiten. Die Schutzklasse findest du immer auf dem Gerät/Gehäuse, oft auch auf einem Etikett mit den Betriebsdaten. Sollte da nichts stehen, geh im Zweifelsfall immer davon aus, dass das Ding überhaupt keinen Schutz bietet (IP00) und lass es gleich im Laden liegen.
Es bringt nix, hier zu sparen. Die billigsten Fassungen sind immer die, wo keine Gummidichtungen etc. verwendet werden mussten, weil der Hersteller eh keine IP-Schutzklasse für seine Produkte garantiert. Irgendwo steckt der Preis. Insbesondere im Hinblick auf Feuchtigkeitsschutz solltest du dir also gut überlegen, welche Fassung du nimmst.
Was den elektrischen Anschluss angeht: Es ist kein Problem, wenn du keine Fassung mit fertigem Kabel und Stecker findest. Das kannst du dir einfach selbst machen, aber du musst natürlich etwas Vorwissen dazu haben. Zuallererst musst du wissen, dass es im Prinzip zwei unterschiedliche Kabeltypen gibt (auch da gibt es Typbezeichnungen mit Buchstaben etc., ich vereinfache das an dieser Stelle mal):
- harte Kupferadern - Kabel darf nur fest montiert verlegt werden - nur für ortsunveränderliche Verbraucher
- weiche, verdrillte Kupferäderchen (sog. "Litze") - darf nur flexibel benutzt werden - nur für ortsveränderliche Verbraucher
Faustregel ist also: Bei
beweglichen Stromverbrauchern
Litze, bei
unbeweglichen Stromverbrauchern
starres Kabel. Das sind wirklich zwei völlig unterschiedliche Kabeltypen wo man der eigenen Sicherheit wegen besser nix durcheinanderbringen sollte.
Denn: Falls du Litze verwendest, dann musst (!) du
Aderendhülsen verwenden. Diese (gibt es in verschiedenen Größen; passende kaufen) steckst du auf das abisolierte Ende der Litze und drückst sie mit einer speziellen Zange für Aderendhülsen zu.
Vergisst du das, oder machst es so wie viele es machen und verdrillst die Litze einfach mit den Fingern und steckst sie irgendwo rein, so besteht die Gefahr, dass einzelne dünne Kupferäderchen mit der Zeit durch Druck/Zug/Scherkraft reißen --> gleicher Strom fließt durch weniger Kabeldurchmesser --> mehr Widerstand --> mehr Wärme --> Prinzip Toaster. Das kann bis zum Kabelbrand gehen.
Wenn du hingegen das richtige Kabel für den richtigen Zweck wählst, und bei Litze immer Aderendhülsen verwendest, dann kann bei richtigem elektrischen Anschluss nix schiefgehen.
Was ist jetzt der richtige elektrische Anschluss? Für
dreiadriges Kabel (und nix anderes verwendest du bitte für 230V Verbraucher wie deine Leuchtstoffröhren!) bedeutet das:
- braune oder schwarze Ader --> anschließen an "L" (Leiter, Phase, stromführender Draht)
- blaue Ader --> anschließen an "N" (Nullleiter, nicht stromführender Draht wo aber trotzdem in ungünstigen Fällen etwas Spannung anliegen kann)
- grün-gelbe Ader --> anschließen an "PE" (Protective Earth, Schutzleiter, nicht stromführender Draht der dasselbe Potential wie die Erde hat; kommt ans Gehäuse und leitet bei Leiterschluss den Strom sicher ab)
Hierbei kommt tatsächlich der grün-gelbe PE (und nur der!) ans Gehäuse. Es sei denn, dein Gehäuse ist 100% nichtleitend aus Kunststoff, dann kann es sein, dass du diese Ader nicht anzuschließen brauchst. In den allermeisten Fällen ist der Anschluss aber zwingend erforderlich. Hier nicht schlampen, denn wenn mal Spannung am Gehäuse liegt (L aufs Metallgehäuse --> Gehäuse steht unter Strom) dann schützt dich diese Ader - aber nur wenn man sie richtig angeschlossen hat, versteht sich.
Das andere Ende deines Kabels wird dann an die Stromversorgung angeschlossen. Da du etwas von Stecker für Steckdose erzählt hast, gehe ich davon aus, dass du einen ortsveränderlichen / beweglichen Verbraucher anschließen willst. Welches Kabel musst du also verwenden?
Richtig, flexibles Kabel (Litze) mit Aderendhülsen an beiden Enden jedes der drei Leiter (L, N, PE). Für einen Verbraucher wie deine Leuchtstofflampe, der 230V Spannung bei max. 16A ziehen kann, benötigst du
1,5mm² Kabel. Das ist für solche "normalen Geräte" wie Lampen, Fernseher, Staubsauger usw. das Übliche.
- Wir erinnern uns: dünneres Kabel = mehr Widerstand, deshalb ist die Dicke der Adern wichtig -
Du schließt also das eine Ende des Kabels (bestehend aus drei Adern mit dreimal Aderendhülsen darauf) an deine Lampe an. Das andere Ende schließt du an einen aufschraubbaren Steckdosenstecker an (gibt es in jedem Baumarkt). Den kannst du einfach per Schraubenzieher aufschrauben und dann im Innenleben wiederum die drei Adern mit dreimal Aderendhülsen anschließen.
Beim Steckdosenstecker ist es egal, welcher der zwei Pins L bzw. N wird, denn einen Steckerdosenstecker kann man natürlich auch andersherum in die Steckdose stecken, was aber nix macht, da wir eh Wechselspannung haben (da gibt es halt kein Plus/Minus, sondern L und N, was ein fundamentaler Unterschied ist den du dringend verstanden haben solltest). Der PE kommt aber in jedem Fall immer an die Schutzkontakte, die oben und unten in jeder Steckdose einrasten!
Tipp: Achte bei deiner Steckdose darauf, dass die Schutzkontakte nicht beim Renovieren
mit Farbe übermalt wurden. Kommt leider häufiger vor und kann potentiell böse ausgehen.
Wichtig ist auch, bei jeglichen flexiblen Kabelverlegungen immer eine
Zugentlastung zu verwenden. Dabei handelt es sich um Metallsicherungen, die dein Kabel festhalten (nicht die drei Adern einzeln, sondern das ganze Kabel mit Isolationsmantel kommt da rein; also beim Abisolieren Länge beachten!). In Steckdosensteckern sind auf jeden Fall immer welche 'drin, die siehst du sofort. In deiner Lampenfassung möglicherweise nicht, weil sie wohl vom Hersteller nicht dafür gedacht sein wird, flexibel montiert zu werden. Da solltest du dann auf jeden Fall alles so verlegen, dass keine Adern rausreißen können - selbst dann nicht, wenn du mal am Kabel ziehst!
Deshalb macht man zuletzt auch immer eine
Zugprobe, bevor man alles an den Strom anschließt und testet: Man zieht vorsichtig, aber dennoch mit ausreichend Kraft, an allen elektrischen Verbindungen, die man hergestellt hat und schaut, ob sie dem Zug standhalten. Falls nicht, nochmal neu machen. Bei sauberer Verlegung darf sich auch unter Zug nichts lösen!
Ja, und schlussendlich heißt es dann: Alles nochmal gründlich
kontrollieren, dann Stecker in die Steckdose und dabei natürlich nicht an leitende Gegenstände (oder gar deine Lampe) fassen. Beim ersten Mal weiß man ja nicht, ob man es richtig gemacht hat, und da lässt man die Finger lieber bei sich.
Wer die Möglichkeit hat, misst nun mit einem
Messgerät, ob auch tatsächlich alles richtig angeschlossen wurde. So macht es ein Elektriker. Falls du diese Möglichkeit nicht hast, genügt es allerdings für den Hausgebrauch oft, wenn man wirklich sehr gewissenhaft alles angeschlossen hat und weiß was man da getan hat. Messen ist aber immer besser.
Allgemein empfehle ich, sich ein gewisses Grundwissen über Elektrik anzulesen, denn das ist nie verkehrt. Selbst wenn du nur alle paar Jahre mal eine Deckenlampe anschließt oder beim Tapezieren die Steckdosen ausbauen willst. Für Chili-Indoorbeleuchtung sollte man erst recht über dieses Grundwissen verfügen. Idealerweise hast du einen Elektriker im Bekanntenkreis, der dich dieses Projekt machen lässt und dir dabei über die Schulter schaut (so lernt man es richtig).
In jedem Fall gilt: Elektroinstallationen müssen den VDE-Vorschriften genügen und von einem Elektrofachmann vorgenommen werden. Sollte das nicht passieren und irgendetwas schief gehn, bezahlt dir das keine Versicherung. Also wenn selber machen (wofür es wie gesagt durchaus nachvollziehbare Gründe gibt), dann so sauber arbeiten, dass du alle deine Körperteile darauf verwetten würdest, dass auch in 10 Jahren mit dem von dir gebauten System nichts passieren wird. Wer so gewissenhaft arbeitet, der kann sich für kleinere Arbeiten womöglich dann den Elektriker sparen.
Man kann natürlich auf der einen Seite argumentieren "böser Strom, muss von einem Fachmann gemacht werden". Das sind dann aber die Leute, die selbst im Erwachsenenalter noch keine stinknormale Deckenlampe selbst montieren können, was auch irgendwo peinlich ist.
Auf der anderen Seite ist Strom natürlich tatsächlich gefährlich, und bei Unsicherheit/Unklarheiten ist es dann auch keine Schande sich einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Entweder zum komplett fix und fertig anschließen des Systems, oder noch besser, zum Erklären und Zeigen. Ich persönlich bin der Meinung, dass man die üblichen 230V / 16A Verkabelungen durchaus noch selbst machen kann; für alles was mit Starkstrom zu tun hat, hole ich mir einen Elektriker.
Letztendlich ist dein Projekt also durchaus auch in Eigenarbeit realisierbar, wenn du dir über die Auswirkungen auf den Versicherungsschutz im Klaren bist und allgemein verstanden hast, wie man so eine handelsübliche dreiadrige 230V-Verkabelung (TN-C-S System) anschließt. Das handwerkliche Anschließen hingegen ist total easy, aber man kann damit viel Mist bauen.*
Das Fiese an Elektrik ist: Es funktioniert fast immer - man sieht dem System nur nicht an, ob es sicher oder brandgefährlich gebaut ist.
*Der "Klassiker" ist dabei wie gesagt z.B. Litze ohne Aderendhülsen einfach in die Lüsterklemme reinzuballern...