Warum benötigen die Früchte so lange zum Reifen?

Anfänger2013

Jolokiajunkie
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Beim betrachten der ersten Früchte eines Überwinterers habe ich mir die Frage gestellt, wieso Früchte so lange zum Reifen benötigen.

Nach einem Monat haben eigentlich die meisten Früchte von Chilis ihre Endgröße erreicht. Das dürfte die Zeit des größten Energieaufwandes sein.
Darauf folgen üblicherweise zwei Monate für die Reifung.

Was treibt die Frucht während der Zeit? Die Ausbildung der Samen kann doch nicht so energieaufwendig sein, dass die Pflanze zwei Monate benötigt um die Energie bereitzustellen?

Gibt es einen evolutionären Vorteil, wenn die Reifung länger dauert?
Eigentlich müsste man meinen, dass um so schneller die Frucht reif ist die Gefahr von z.B. Sturmschäden, Fraßfeinden, Schimmel usw. geringer wird.
 
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Gute Frage, ich hab Früchte die hängen seit Herbst an den Rocotos, die werden jetzt langsam mit dem Tageslicht farbig. Liegst an der Lichtintensität die im Herbst auch nachlässt?
 
Ich frage mal ganz frech zurück:

Warum braucht anderes Gemüse und Obst genauso lange zum reifen?
Warum sind Menschen 9 Monate schwanger, Fruchtfliegen aber nicht? ;)
Anscheinend dauert es einfach seine Zeit, bis die Frucht vollständig entwickelt ist.

Ich denke, da wird sich keine Antwort finden, warum die Natur das nicht schneller macht... :)
 
Ich weiß jetzt nicht ob man das folgende Phänomen auch in die Pflanzen Welt übertragbar ist :rolleyes:...

Man kann bei der Fortpflanzung (von Tieren) zwischen K und R Strategie unterscheiden. Bei der R Strategie wird von dem Individuum sehr viel Zeit und Energie aufgebracht um die Nachkommen zu schützen.
Bei der R Strategie wird von dem Lebewesen auf eine hohe Anzahl von Nachkommen gesetzt. Der Aufwand die Nachkommen zu schützen ist dabei sehr gering.

Wenn man das auf Pflanzen (insbesondere Chilis) bezieht, würde ich sagen, dass sie K Strategen sind. Sie versuchen ja die Samen mit allen möglichen Mitteln (Capsaicin) zu verteidigen.
Gräser z.B. haben ja eine etwas schlechtere verteidigung der Samen, wachsen dafür um einiges schneller...
 
Also wenn man das so einfach vergleichen könnte, was ich bezweifle, dann wären Chilis aber auch r-strategen. Man darf ja dabei nicht die Kultursorten betrachten.
Ich weiß zwar nicht wie lange die wilden zum ausreifen brauchen aber die meisten capsicum Arten bekommen ja doch relativ viele kleine Früchte mit einigen samen über einen langen Zeitraum hinweg.
Bei der Entwicklungsdauer und Fruchtreife kommt es immer darauf an ob die Bedingungen im optimum sind und wenn dies der fall ist, dann wird diese Entwicklungsdauer eben durch die Komplexität des Organismus selbst sowie die Komplexität seiner zu bildenden Früchte/nachkommen bestimmt. Maßgeblich für die reifedauer ist, wie gut das Pflanzenindividuum photosynthese betreiben kann und wie komplex die sonstigen Strukturen und Stoffwechselprodukte sind die das Individuum synthetisieren muss.
Das ist alles von Art zu art, Sorte zu Sorte, Individuum zu individuum verschieden.
Auch kommt es darauf an wieviel Nährgewebe für den embryo entwickelt wird oder wie stark das abschlussgewebe ausgebildet wird.
Das bestimmte Gräser schneller abreifen hat auch was mit deren Ausbreitungsstrategie zu tun. Sie müssen nur Nährgewebe für den Embryo entwickeln und ne Schutzhülle darum bilden und bei der reife fallen die Körner von der Rispe/Ähre/... einfach auf den boden oder werden vom wind ein paar meter weggetragen. Capsicum hingegen muss Nährgewebe plus Schutzhülle plus die beerenhülle ausbilden die auch noch mehrere Funktionen erfüllen muss und dafür unterschiedliche Stoffe benötigt. Auf Anhieb schon mal mindestens 3: Farbstoffe als visuelles Lockmittel für Vögel (die die Beeren fressen und die Samen über den Kot ausscheiden), zucker damit die vögel die beeren auch wieder fressen wollen und natürlich das capsaicin als Schutz vor Pilzinfektionen und als Abschreckung von Fressfeinden...
Dafür sind erhebliche Energiemengen erforderlich und daher brauchen die eben so lange um zu reifen.
 
Das mit dem Zucker ist ein guter Hinweis. Zucker enthält viel Energie. Zur Zuckerproduktion benötigt dementsprechend die Pflanze sehr viel Energie, die nicht sofort zur Verfügung steht sonder über einen längeren Zeitraum gesammelt werden muss.

Da für uns Menschen die Schärfe primär wahrgenommen wird habe ich den Zucker völlig vergessen. Für Vögel ist natürlich der Zucker das primäre Lockmittel.
 
Lockmittel ist die Farbe. Vögel sehen rote und gelbe Farbtöne besonders gut und der enthaltene Zucker ist die Belohnung sozusagen was sich die Vögel dann auch merken
 
Ich habe hier im Forum mal eine sehr gute Abhandlung darüber gelesen, was mit den Beeren passiert, wenn sie abreifen.
Im Endeffekt wird mit der Reife der Tod der Frucht eingeleitet. Und das ist ja die Vorbereitung für die Vermehrung und Arterhaltung. Vermutlich müssen alle Umweltgegebenheiten optimal eintreffen und zutreffen, damit die Pflanze den Reifeprozess einleitet. Meine Überwinterer, die nur das geringe Tageslicht im Winter bekommen haben, haben nicht nur völlig unterentwickelte Beeren produziert, sondern der Reifeprozess hat jetzt vor kurzem erst eingesetzt (Mitte Februar). Die Überwinterer, die noch Beeren aus 2015 getragen haben und mit rot-blau-LEDs beleuchtet wurden, hatten bereits im Dezember'15/Januar '16 die Beeren abreifen lassen.

Bis dann

Frank
 
Man muss sich mal vorstellen, was für unfassbare Kraftpakete die Samen sind. Selbst auf nährstoffarmen Substraten können die etliche Zentimeter Wurzelmasse ausbilden und die Keimblätter entfalten.
Je nach Grösse der Frucht oder halt auch Kompaktheit steckt da schon einiges an Energie drinne.
 
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