Welcher Dünger wann, was sagen die Zahlen aus?

Feuerspucker

Jalapenogenießer
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Da ich auch grad am überlegen bin womit ich düngen soll (wird wohl Hakaphost soft für Saison 1 werden), wollte ich hier gern mal allgemein zusammentragen welchen Dünger man wann verwendet. Ich möchte das gern so allgemein halten, dass jeder letztlich selbst zum Baumarkt stapfen kann um sich den für ihn passenden Dünger ohne groß weiter zu überlegen zu besorgen.

NPK ist ein Volldünger, d.h. er enthält Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K) in den angegebenen Verhältnissen. Bei Hakaphos soft Ultra betragen die Bestandteile bspw. 18+12+18(+2,4) (jeweils %). Die +2,4 kennzeichnen Magnesiumoxid.

Die Fragen, die ich dazu an die Experten hätte:
-Wofür ist das Magnesiumoxid gut?
-Auf was muss man beim Dünger noch achten - also bei obigen Beispiel sind ja nur 48% der Inhaltsstoffe verbraucht - woraus bestehen die anderen 52% und was sollte hier in welcher Konzentration drin sein?
-Welches Verhältnis NPK ist in welchen Phasen am Besten
-Was muss man bei hartem Wasser beachten
-Was sind die Unterschiede GWH/Topf/Frei
-Weitere folgen...gern auch von euch
 
Mhh 170 Hits und keine Antworten. Kann man es schlecht verallgemeinern (denke ich eigentlich nicht - für eine grobe Abschätzung sollte das schon taugen) oder hat einfach keiner Erfahrungen zu teilen?

Ich füge mal meine weiteren Erkenntnisse hier ein:

N (als Nitrat) für Bildung von Chlorophyll + für das Wachstum der Blätter und Triebe (zwei Arten: Ammonium, Nitrat; Nitrat kann direkt verwendet werden, Ammonium muss erst zu Nitrat umgebaut werden; bei 20°C dauert das etwa einen Tag)
P (als Säure + Phosphate) für Wurzelbildung
K (Kalium) für Standfestigkeit und für Ausbildung von Blüten und Früchten
Mg: Bildung von Chlorophyll
Fe: Bildung von Chlorophyll
Ca: Stoffwechselprozesse
Mn: Aktiviator und Bestandteil von Enzymen im Pflanzenstoffwechsel
Zn: Enzymreaktionen, Bildung von Wuchsstoffen
B: Wurzelwachstum, Nährstofftransport
Cu: Photosynthese, Zellatmung, Schutz vor freien Radikalen
Mo: Enzymbestandteil

Klassifizierung nach Entwicklungsphasen:
vermehrt N: für Wachstumsphase
vermehrt P: vor und während der Blüte
vermehrt K: nach der Blüte

Mangelerscheinungen:
N: kümmerlicher Wuchs, blassgrüne Farbe der Blätter (Ältere werden chlorotisch und fallen vorzeitig ab), zu frühes Blühen (Notblüte), Vergilbungen
P: Blattflächen sind reduziert und die Erscheinung insgesamt reduziert, Anthocyan-Verfärbung, Entwicklung von Nekrosen (abgestorbene Gewebeteile), Starrtracht, Entwicklung von Blüten, Samen und Früchten ist reduziert bzw. verzögert, tiefgrüne Blätterfarbe, Stiele und Blattadern werden rot
K: Symptome vorrangig an älteren Blättern, Punkt-, Interkostal- und Blattrandchlorosen, Nekrosen, Neigung zu Sonnenbrand
Mg: Symptome vorrangig an älteren Blättern, Blätter hellen zwischen den Blattadern auf, werden braun und sterben ab
Fe: Symptome vorrangig an jungen Blättern, Blätter vergilben, Blattadern bleiben grün
Ca: Blattdeformationen, Absterben von Blatt- und Sprossspitzen
Mn: grau-braune Streifen zwischen den Blattadern, gehemmtes Wurzelwachstum, Krankheitsanfälliger
Zn: Wachstumsanomalien (Kleinwuchs, Kleinblättrigkeit, ...), Aufhellung der Blätter zwischen den Blattadern, Anfälligkeit für Pilz- und Viruserkrankungen
B: Gestauchtes Wachstum zwischen Vegeationsknoten
Cu: Aufhellung der Blättern von Spitzen/Rändern, Anfälligkeit für Schädlinge/Krankheiten
Mo: chloromatische Aufhellungen (alte Blätter), Blattdeformationen (junge Blätter)

Überschusserscheinungen:
N: Mastiger Wuchs, Blätter dunkelgrün, Blüte verzögert, Pflanze frost- und krankheitsanfällig, Blattgewebe wirkt schwammig und weich

ph-Wert: 5,5 - 6,5 (6-7 Acker) optimal, falls zu sauer hilft Gabe von Kalk
 
Deine Auflistung ist wirklich sehr hilfreich!
Ich wußte Bislang nur grob welche Bestandteile des Düngers für was wichtig sind!

Da hast du dir wirklich viel Arbeit angetan - DANKE :clap::clap:
 
Wow! Das ist eine wirklich gute Auflistung!

Vielen Dank für die Mühe! (Vielleicht sollten wir diesen Thread oben anpinnen?)
 
Naja, eigentlich bin ich noch nicht fertig. Das soll erstmal der Diskussion dienen. Ich bereite das dann abschliessend noch ein wenig auf ;)
 
Endlich macht sich mal jemand drann :thumbup: Sowas fehlt hier schon ewig.
Wie du ja auch schon festgestellt hast, trauen sich nicht viele leute an diese Thematik.
Beim Dünger gehen die Meinungen der erfahrenen Nutzer teilweise auch auseinander.
Ist halt auch ein komplexes Thema.


Als kleine Ergänzung hätte ich noch bei Ca-Mangel: Blütenendfäule
gruß matze
 
Oh vielen Dank, sowas fehlt hier im Forum m.E.
Ich denke auch dass das Thema Dünger auch sehr vielseitig ist und dabei viel falsch gemacht werden kann.
Ich selbst nutze auch erst seit diesem Jahr Dünger...

Gruß Matze
 
Ich habe auch schon viel über Dünger gelesen, jedoch steht überall etwas anderes als Optimum beschrieben.

Könnten wir hier den Nährstoffbedarf nicht einmal empirisch ermitteln? Einige User müssten dafür mit äquivalenten Pflanzen jeweils einen bestimmten Dünger in einem pro Pflanze definierten Schema düngen. Wir könnten uns so über die Saison dem Optimum nähern und auswerten. Hätte da jemand Interesse? Wenn ja würde ich mal einen Plan entwerfen und hier zur Diskussion stellen. Die Saison ist ja noch jung.
 
Also dafür gibts mal 5 Sternchen von mir ( ._.)/'*****

Super Arbeit - darfst gerne mehr Beiträge dieser Qualität hier posten :D

Danke dafür !!!
 
Hallo Feuerspucker,

erstmal ein dickes Lob für für die Mühe, die du dir gemacht hast. :thumbup:

Aber wie du schon geschrieben hast, wird diese Wissenssammlung leider nicht über eine sehr sehr grobe Abschätzung hinausgehen. Dafür ist dieses Thema doch zu sehr komplex. Ich befürchte, daß es vielleicht sogar mehr Verwirrung stiften könnte als behilflich zu sein.

Selbst mit einem sehr umfangreichen Wissen über die visuelle Deutung von Mangelerscheinungen, ist es fast unmöglich eine sichere Diagnose zu stellen. Noch schwerer wird es, wenn sich mehrere Mängel überschneiden. Da helfen letztendlich nur genaue Messungen und Analysen.

Das Thema über die Zusammenstellung des Düngers ist mindestens genau so umfangreich. In erster Linie ist die Zusammensetzung vom Nährstoffgehalt des Substrats abhängig. Bei gekaufter Blumenerde kann man diesen auch nur bedingt den Angaben auf der Verpackung entnehmen. Im Beet bzw. auf dem Acker kann man sich mit Hilfe einer Bodenanalyse Gewissheit verschaffen, welche Nährstoffe im Überschuss, ausreichend, wenig oder kaum vorhanden sind. Je nachdem kann man gezielt und umweltschonend düngen.

Hinzu kommt der Bedarf der Pflanze, den man wahrscheinlich auch nur durch aufwändige Versuche mit neutralen Medien wie Steinwolle ermitteln könnte. Aber selbst das wird bei der unzähligen Vielfalt nur sehr schwer sein.

Ich wünsche dir viel Erfolg und hoffe, daß dieser Thread wieder etwas mehr Licht in dieses Thema bringt.


LG, Polt
 
Ich muss nochmal nachhaken, bevor ich meinen Dünger bestelle ;)

Klassifizierung nach Entwicklungsphasen:
vermehrt N: für Wachstumsphase
vermehrt P: vor und während der Blüte
vermehrt K: nach der Blüte


Meine Chili haben jetzt 4-6 Blattpaare und zwei Sorten haben schon Verzweigungen bzw. Ansätze.

Wenn ich das richtig lese dann sollte man 3 Dünger nehmen?

Wachstumsphase z.B 24+6+12
vor und während der Blüte (also wenn man Knospen sieht?) z.B. 18+12+18
nach der Blüte z.B. 16+8+22


Warum nehmen dann alle Hakaphos® soft spezial
Wenn der doch erst nach der Blüte geeignet ist?
 
Aha! Sehr interessanter Thread.... ich weiß gar nicht warum der mir durch die Lappen gegangen ist! :w00t:

Warum nehmen dann alle Hakaphos® soft spezial
Wenn der doch erst nach der Blüte geeignet ist?

Eigentlich nehme die meisten 2 Dünger: Für die Anzucht und später dann für die Endtöpfe, wenn es zur "Produktion" geht. Das ist eigentlich schon ganz sinnvoll. Klar könnte man jetzt auch drei Dünger nehmen. Aber für mache würde es das vielleicht schon zu kompliziert machen.
Außerdem ist es bei den Chilis ja i der Regel so, dass du Blüten und reifende / wachsende Früchte nebeneinander hast. Was möchtest du dann machen? Beide Dünger geben? :D Ich glaube auch deshalb ist es schon ganz sinnvoll hier bei den 2 Düngern zu bleiben. Aber wer will, kann diesbezüglich ja gern mal ein paar Versuche machen. Vielleicht bekommt man da dann schon noch mehr aus den Pflanzen gekitzelt.

Auf was muss man beim Dünger noch achten - also bei obigen Beispiel sind ja nur 48% der Inhaltsstoffe verbraucht - woraus bestehen die anderen 52% und was sollte hier in welcher Konzentration drin sein?

Von der Warte aus gesehen sind 48 % der Inhaltsstoffe verbraucht. Allerdings muss man auch sehen, als WAS sind die Inhaltsstoffe angegeben! Im Fall von NPK sind das N (Stickstoff), P2O5 (Diphosphorpentoxid) und K2O (Kaliumoxid). Diese Angaben sind historisch durch die Bestimmungsmethoden entstanden. Keine dieser Elemente liegt in dieser Form vor. Das wäre auch nicht so ganz gefahrlos möglich, vor allem wenn es dann auch noch zusammen wäre! ;) Die Bestandteile liegen also immer in Form von Anionen und Kationen vor. Hierbei können dieses dann auch gleich Moleküle sein, wie das Nitrat (NO3-) oder Ammonium (NH4+). Gerade in Hinblick auf den Stickstoff wir dann schon deutlich was das andere ist. Es sind vor allem andere Elemente die zusammen mit ihm diese Moleküle bilden. Es können aber genau so wie im Kaliumsulfat (K2SO4) einfach noch Nebennährstoffe wie das Sulfatanion vorliegen. So kommt man dann schnell auf die "fehlenden" 52%.

Ich füge mal meine weiteren Erkenntnisse hier ein:

Die Auflistung ist schon mal sehr interessant, vor allem um einen oberflächlichen Einblick zu bekommen. Wenn man tiefergreifende Einblicke bekommen möchte, lohnt es sich da schon mal ein Buch nur über diese Thematik zu lesen. Da bekommt man dann auch tiefgreifendere Einblicke.
 
Feuerspucker schrieb:
Ich möchte das gern so allgemein halten, dass jeder letztlich selbst zum Baumarkt stapfen kann um sich den für ihn passenden Dünger ohne groß weiter zu überlegen zu besorgen.

hm... ich sehe das ähnlich,wie polt

polt schrieb:
..... wird diese Wissenssammlung leider nicht über eine sehr sehr grobe Abschätzung hinausgehen. Dafür ist dieses Thema doch zu sehr komplex.


... die visuelle Deutung von Mangelerscheinungen, ist es fast unmöglich eine sichere Diagnose zu stellen.


.... die Zusammenstellung des Düngers ist mindestens genau so umfangreich.


.... mit Hilfe einer Bodenanalyse Gewissheit verschaffen, welche Nährstoffe im Überschuss, ausreichend, wenig oder kaum vorhanden sind.


Eventuell gibt das Anlayselabor noch eine Düngeempfehlung...... aber für welche Pflanzen?

Ich habe dieses Jahre eine Bodenprobe von drei verschiedenen Laboren untersuchen lassen.

Die ermittelten Nährstoffewerte lagen dicht beieinander, aber die Düngeeempfehlungen wichen stark voneinander ab.

Fazit: Die Bodenanalyse reicht nicht. Man muss die Werte deuten können.

Aber wie?

polt schrieb:
Hinzu kommt der Bedarf der Pflanze, den man wahrscheinlich auch nur durch aufwändige Versuche mit neutralen Medien wie Steinwolle ermitteln könnte.


Ich sehe den Bedarf auch als einen wichtigen Punkt an.

Hier gibt es neutral ermittelte Bedarfszahlen.
http://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/42582/

Düngebroschüre anklicken und bis Tabelle 11 scrollen.


Reicht das jetzt? NEIN.

Es fehlt noch das - aus meiner Sicht - Wichtiges von allem.

Es ist der Gartenboden bzw. das Substrat für den Anbau in Kübeln.



Nehmen wir mal den Stickstoff. (Ganz bewusst so allgemein)

Der lebende Gartenboden liefert im Sommer durch Mineralisation große Mengen Stickstoff. Näheres dazu in der Broschüre.

Das tote Torfsubstrat liefert nix.


Selbst wenn ich die Prozentanteile eines Düngers kenne und den Nährstoffbedarf meiner Pflanze (Chili) kenne sowie schließlich auch noch die Analysewerte meines Gartenbodens aus dem Gutachten kenne, weiß ich noch nicht, wieviel Stickstoff mein Gartenboden nachliefert.



Um auf Deine Eingangsfrage zurückzukommen:

Welcher Dünger wann ausgebracht werden sollte, lässt sich ohne Wissen über den Gartenboden (oder dem Substart) nicht beantworten.
 
Sollte dann nicht anfangs ein dünger mit hohem NP anteil verwendet werden, damit schon anfangs die wurzeln stark treiben anfangen, damit die pflanze besser nährstoffe aufnehmen kann?
zb
9 % Gesamtstickstoff (N)
9 % Gesamtphosphat (P2O5)
6 % Gesamtkaliumoxid (K2O)

und später wenn die pflanzen etwas größer sind einen NpK

15% N Gesamtstickstoff
6% P2O5 wasserlösliches Phosphat
12% K2O wasserlösliches Kaliumoxid

und als letztes wenn die beeren da sind

30 % K2O wasserlösliches Kaliumoxid
10 % MgO wasserlösliches Magnesiumoxid
17 % S wasserlöslicher Schwefel

bzw.

10 % P2O5 Mineralsäurelösliches Phosphat
15 % K2O wasserlösliches Kaliumoxid
5 % MgO Gesamt-Magnesiumoxid
12 % S Gesamt-Schwefel

oder habt ihr da andere meinungen dazu?
 
9 % Gesamtstickstoff (N)
9 % Gesamtphosphat (P2O5)
6 % Gesamtkaliumoxid (K2O)

und später wenn die pflanzen etwas größer sind einen NpK

15% N Gesamtstickstoff
6% P2O5 wasserlösliches Phosphat
12% K2O wasserlösliches Kaliumoxid

und als letztes wenn die beeren da sind

30 % K2O wasserlösliches Kaliumoxid
10 % MgO wasserlösliches Magnesiumoxid
17 % S wasserlöslicher Schwefel

bzw.

10 % P2O5 Mineralsäurelösliches Phosphat
15 % K2O wasserlösliches Kaliumoxid
5 % MgO Gesamt-Magnesiumoxid
12 % S Gesamt-Schwefel

Wo hast denn die Werte alle her? Was für Dünger stehen dahinter?


10 % P2O5 Mineralsäurelösliches Phosphat

Das ist für die Topf- bzw. saisonale Kultur schon mal ganz schlecht, da diese Phosphate als Phosphorlangzeitdünger anzusehen sind. Die lösen sich nur sehr langsam auf.
 
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