Chilis haben die Welt im Sturm erobert. Zu jedem Land, vor dem die Seefahrer einst ankerten, brachten sie ihre Chilis und „chilifizierten“ die einheimische Bevölkerung. Kein Wunder, verleihen die pikanten Früchtchen doch damals wie heute jedem Gericht eine unverwechselbar aromatische Note und sorgen mit dem kleinen Bonuskick für einen wohligen Genuss.
Heute ist in manchen Ländern die Chili oder die Kulturform Paprika so fest im kulturellen Verständnis verankert, dass der Alltag ohne sie gar nicht mehr vorstellbar wäre. Ungarn ohne Paprika, ist das überhaupt möglich? Endlose Felder mit den roten Schoten säumen dort die Straßen, so weit das Auge reicht. Das traditionelle Gulasch kann nur mit der frischen Paprikafrucht zubereitet werden und wird sicherheitshalber gleich noch mit der Pulverform gewürzt.
Fragt man in Ungarn nach dem Ursprung der Paprika, ist die Antwort nicht selten ein irritierter Blick und ein lautes Lachen – die gabs hier doch schon immer.
Wirklich schon immer? Naja, die erste gesicherte Beschreibung stammt aus dem 16 Jahrhundert. Zu dieser Zeit herrschten nach mehreren Kriegen die Osmanen im Land. Vermutlich gelangte die Paprikapflanze über Handelsrouten mit Indien auf die türkischen Basare und wurde dort, aufgrund der guten Verarbeitungsfähigkeit, schnell zu einem beliebten Heil-Gewürz. Und da die Invasoren nicht auf liebgewonnene Gewohnheiten aus der Heimat verzichten wollten, brachten sie neben dem Gewürzpulver auch gleich die Samen mit. Schließlich plante man ja, länger zu bleiben.
In der ungarischen Geschichte gibt es zahlreiche Legenden darüber, wie genau die Paprika nun von den Osmanen übernommen wurde. In einem sind sich alle einig, freiwillig geschah das nicht. Die wohl bekannteste Legende rankt sich um eine unglückliche osmanische Prinzessin und einem strammen ungarischen Gärtner und die geht so: es war einmal ein prächtiger Palast im osmanisch besetzten Buda. Buda ist einer der beiden Stadtteile von Budapest, der sich auf der westlichen Seite der Donau befindet und zusammen mit Pest die ungarische Hauptstadt formt.
Der Palast war so prunkvoll, dass sich das Morgenlicht tausendfach im Gold spiegelte und in unzähligen Diamanten funkelte. Viele Bedienstete lasen den Bewohnern alle Wünsche von den Augen ab, brachten üppige Speisen aus der ganzen bekannten Welt in die Gemächer und sorgten für ein angenehmes und rundum versorgtes Leben. Der Herrscher des Palastes unterhielt, wie es seinem Stand gebührte, einen großen Harem. Im Harem lebte auch eine junge Frau von seltener Schönheit. Sie war eine osmanische Prinzessin, die von ihrem Vater in den goldenen Käfig des Harems verbannt worden war, um die Bündnisse der beiden Familien zu sichern. Ihre Tage waren erfüllt vom Glanz des Hofes, doch die Annehmlichkeiten konnten ihr Herz nicht erfreuen. Auch wenn es viele schöne Zimmer gab und ein eigens gepflanzter wunderschöner kleiner Garten mit einem fröhlichen Springbrunnen in der Mitte, so sehnte sie sich nach den Dingen, die außerhalb der Mauern des Harems lagen. Sie fragte die anderen Frauen, ob sie ihr nicht von den Geheimnissen hinter den geschlossenen Toren erzählen wollten, doch diese winkten energisch ab. Was willst du denn von diesen Dingen wissen, sei doch froh, dass es uns hier so gut geht, erwiderten sie kurz. Wir haben Gesang und Spiele, was bedarf es mehr? Wenn die Diener kamen, um ihr langes schwarzes Haar zu kämmen bat sie darum, ihr Geschichten aus der Stadt zu erzählen, doch auch die Diener lehnten ab. Warum wollt ihr von der Mühsal wissen, erfreut euch über all die Pracht, die euch umgibt. Und so wurde mit jedem Tag ihr Herz ein wenig schwerer. Es gab keine Fenster, die einen Blick nach draußen ermöglicht hätten.
An jedem zweiten Morgen wurden die Frauen aus dem Garten geleitet. Zu dieser Stunde kam der Gärtner, der sich um die vielen duftenden Blumen kümmerte. Die Prinzessin setzte sich im Innenhof an eines der verzierten Gitter und versuchte in den Garten zu spähen. Manchmal konnte sie eine Schaufel sehen, einmal ein Paar Füße mit groben Schuhen. Als sie an diesem Morgen wieder an dem Gitter saß, war ihr Herz so schwer geworden, dass ihren Lippen ein langer Seufzer entglitt. Einen Moment später schrak sie aus ihren Gedanken hoch. Hatte da nicht jemand gesprochen? Zögerlich, fast kaum hörbar, legte sie ihren Mund an den fingerbreiten Durchlass und fragte, ist da jemand? Ich bin es, der Gärtner, kam eine kräftige Männerstimme zurück. Das Herz der Prinzessin schlug nun so heftig, dass sie meinte, die Wachen müssen es gleich hören. Doch ihre Sehnsucht war stärker und so fragte sie den Mann auf der anderen Seite der Mauer, sagt, wie ist es draußen, in der Stadt? Und da die Stimme der Prinzessin so liebreizend und drängend klang, konnte er nicht wiederstehen und fing trotz strengem Verbot an, ihr von seinem zu Hause zu erzählen. Von da an verabredeten sich die beiden, er würde Unkraut unter dem Spalt jäten und sie würde auf der anderen Seite sitzen und mit geschlossenen Augen seiner sanften Stimme lauschen. Sie hatte so viele Fragen an ihn. Das Leben schien so ganz anders als in ihrer Heimat zu sein, lustiger, aufregender. Beim Essen konnte sie nicht mehr still sitzen, langweilte sich bei den Tänzen und seufzte schwer beim Baden, denn ihre Gedanken waren immer im Garten und stellten sich all die Dinge vor, von denen der junge Mann ihr berichtete. Und der Gärtner fand keinen Schlaf mehr, schnitt sich ständig in die Finger und rannte jeden Tag zur Arbeit in den Palast, nur noch seine Prinzessin im Kopf.
Es wurde wieder Frühling. Nach einem langen einsamen Winter, begann sich das Leben neu im Garten des Palastes zu regen, die ersten Knospen drangen aus der Erde und zartes Grün verwandelte die kahl daliegenden Beete in freudige Vorboten der neuen Jahreszeit. Die langen dunklen Stunden ohne einander, hatten die Prinzessin und den Gärtner fast um den Verstand gebracht.
Er eilte an die Mauer, sie wartete bereits dahinter und beide fingen atemlos, gleichzeitig zu sprechen an. Wir fliehen zusammen. Erstaunt, dann überglücklich, schmiedeten sie ihren Fluchtplan. Wer musste bestochen, wer zur Hilfe eingeweiht werden? Wem könnte man vertrauen?
Der Tag wurde schnell bestimmt, alles vorbereitet. Die Prinzessin konnte nur das mitnehmen, was sie in den Händen tragen konnte. Sie dachte lange nach, lief unschlüssig durch ihr prunkvolles Gemach. Hin und her. Womit liese sich ein neues, freudigeres Leben aufbauen? Da fiel ihr Blick auf die großen Terrakottatöpfe an der Seitenwand aus ihrer Heimat. In jedem Topf wuchs eine prächtige dunkel grüne Pflanze. Unter den Blättern hingen hier und da vereinzelt rote vertrocknete Schoten. Die Früchte waren im Herbst so zahlreich gewachsen, dass es nicht möglich gewesen war, alle zu ernten. Die Prinzessin liebte diese Früchte und mit einem Mal war ihr klar, was sie mitnehmen musste.
Sie nahm so viele der trockenen Schoten ab, wie in ihren schmalen Beutel passten. Allen Schmuck und die schönen Kleider lies sie zurück. Im Gewand eines Dieners wurde sie von einer bestochenen Wache bis zu einer kleinen Tür im untersten Stock des äußersten Palastes gebracht. Dort wartete bereits ihr Gärtner. Er beugte sich vom Pferd zu ihr herunter, reichte ihr die Hand, zog sie kraftvoll hinter sich auf das Pferd und zusammen ritten sie im donnernden Galopp ins Unbekannte davon.
Ihre Liebe füreinander blühte weiter und mit ihr wuchsen von da an die rot leuchtenden Früchte in unzählbarer Fülle auf den Feldern neben den Straßen.
Heute ist in manchen Ländern die Chili oder die Kulturform Paprika so fest im kulturellen Verständnis verankert, dass der Alltag ohne sie gar nicht mehr vorstellbar wäre. Ungarn ohne Paprika, ist das überhaupt möglich? Endlose Felder mit den roten Schoten säumen dort die Straßen, so weit das Auge reicht. Das traditionelle Gulasch kann nur mit der frischen Paprikafrucht zubereitet werden und wird sicherheitshalber gleich noch mit der Pulverform gewürzt.
Fragt man in Ungarn nach dem Ursprung der Paprika, ist die Antwort nicht selten ein irritierter Blick und ein lautes Lachen – die gabs hier doch schon immer.
Wirklich schon immer? Naja, die erste gesicherte Beschreibung stammt aus dem 16 Jahrhundert. Zu dieser Zeit herrschten nach mehreren Kriegen die Osmanen im Land. Vermutlich gelangte die Paprikapflanze über Handelsrouten mit Indien auf die türkischen Basare und wurde dort, aufgrund der guten Verarbeitungsfähigkeit, schnell zu einem beliebten Heil-Gewürz. Und da die Invasoren nicht auf liebgewonnene Gewohnheiten aus der Heimat verzichten wollten, brachten sie neben dem Gewürzpulver auch gleich die Samen mit. Schließlich plante man ja, länger zu bleiben.
In der ungarischen Geschichte gibt es zahlreiche Legenden darüber, wie genau die Paprika nun von den Osmanen übernommen wurde. In einem sind sich alle einig, freiwillig geschah das nicht. Die wohl bekannteste Legende rankt sich um eine unglückliche osmanische Prinzessin und einem strammen ungarischen Gärtner und die geht so: es war einmal ein prächtiger Palast im osmanisch besetzten Buda. Buda ist einer der beiden Stadtteile von Budapest, der sich auf der westlichen Seite der Donau befindet und zusammen mit Pest die ungarische Hauptstadt formt.
Der Palast war so prunkvoll, dass sich das Morgenlicht tausendfach im Gold spiegelte und in unzähligen Diamanten funkelte. Viele Bedienstete lasen den Bewohnern alle Wünsche von den Augen ab, brachten üppige Speisen aus der ganzen bekannten Welt in die Gemächer und sorgten für ein angenehmes und rundum versorgtes Leben. Der Herrscher des Palastes unterhielt, wie es seinem Stand gebührte, einen großen Harem. Im Harem lebte auch eine junge Frau von seltener Schönheit. Sie war eine osmanische Prinzessin, die von ihrem Vater in den goldenen Käfig des Harems verbannt worden war, um die Bündnisse der beiden Familien zu sichern. Ihre Tage waren erfüllt vom Glanz des Hofes, doch die Annehmlichkeiten konnten ihr Herz nicht erfreuen. Auch wenn es viele schöne Zimmer gab und ein eigens gepflanzter wunderschöner kleiner Garten mit einem fröhlichen Springbrunnen in der Mitte, so sehnte sie sich nach den Dingen, die außerhalb der Mauern des Harems lagen. Sie fragte die anderen Frauen, ob sie ihr nicht von den Geheimnissen hinter den geschlossenen Toren erzählen wollten, doch diese winkten energisch ab. Was willst du denn von diesen Dingen wissen, sei doch froh, dass es uns hier so gut geht, erwiderten sie kurz. Wir haben Gesang und Spiele, was bedarf es mehr? Wenn die Diener kamen, um ihr langes schwarzes Haar zu kämmen bat sie darum, ihr Geschichten aus der Stadt zu erzählen, doch auch die Diener lehnten ab. Warum wollt ihr von der Mühsal wissen, erfreut euch über all die Pracht, die euch umgibt. Und so wurde mit jedem Tag ihr Herz ein wenig schwerer. Es gab keine Fenster, die einen Blick nach draußen ermöglicht hätten.
An jedem zweiten Morgen wurden die Frauen aus dem Garten geleitet. Zu dieser Stunde kam der Gärtner, der sich um die vielen duftenden Blumen kümmerte. Die Prinzessin setzte sich im Innenhof an eines der verzierten Gitter und versuchte in den Garten zu spähen. Manchmal konnte sie eine Schaufel sehen, einmal ein Paar Füße mit groben Schuhen. Als sie an diesem Morgen wieder an dem Gitter saß, war ihr Herz so schwer geworden, dass ihren Lippen ein langer Seufzer entglitt. Einen Moment später schrak sie aus ihren Gedanken hoch. Hatte da nicht jemand gesprochen? Zögerlich, fast kaum hörbar, legte sie ihren Mund an den fingerbreiten Durchlass und fragte, ist da jemand? Ich bin es, der Gärtner, kam eine kräftige Männerstimme zurück. Das Herz der Prinzessin schlug nun so heftig, dass sie meinte, die Wachen müssen es gleich hören. Doch ihre Sehnsucht war stärker und so fragte sie den Mann auf der anderen Seite der Mauer, sagt, wie ist es draußen, in der Stadt? Und da die Stimme der Prinzessin so liebreizend und drängend klang, konnte er nicht wiederstehen und fing trotz strengem Verbot an, ihr von seinem zu Hause zu erzählen. Von da an verabredeten sich die beiden, er würde Unkraut unter dem Spalt jäten und sie würde auf der anderen Seite sitzen und mit geschlossenen Augen seiner sanften Stimme lauschen. Sie hatte so viele Fragen an ihn. Das Leben schien so ganz anders als in ihrer Heimat zu sein, lustiger, aufregender. Beim Essen konnte sie nicht mehr still sitzen, langweilte sich bei den Tänzen und seufzte schwer beim Baden, denn ihre Gedanken waren immer im Garten und stellten sich all die Dinge vor, von denen der junge Mann ihr berichtete. Und der Gärtner fand keinen Schlaf mehr, schnitt sich ständig in die Finger und rannte jeden Tag zur Arbeit in den Palast, nur noch seine Prinzessin im Kopf.
Es wurde wieder Frühling. Nach einem langen einsamen Winter, begann sich das Leben neu im Garten des Palastes zu regen, die ersten Knospen drangen aus der Erde und zartes Grün verwandelte die kahl daliegenden Beete in freudige Vorboten der neuen Jahreszeit. Die langen dunklen Stunden ohne einander, hatten die Prinzessin und den Gärtner fast um den Verstand gebracht.
Er eilte an die Mauer, sie wartete bereits dahinter und beide fingen atemlos, gleichzeitig zu sprechen an. Wir fliehen zusammen. Erstaunt, dann überglücklich, schmiedeten sie ihren Fluchtplan. Wer musste bestochen, wer zur Hilfe eingeweiht werden? Wem könnte man vertrauen?
Der Tag wurde schnell bestimmt, alles vorbereitet. Die Prinzessin konnte nur das mitnehmen, was sie in den Händen tragen konnte. Sie dachte lange nach, lief unschlüssig durch ihr prunkvolles Gemach. Hin und her. Womit liese sich ein neues, freudigeres Leben aufbauen? Da fiel ihr Blick auf die großen Terrakottatöpfe an der Seitenwand aus ihrer Heimat. In jedem Topf wuchs eine prächtige dunkel grüne Pflanze. Unter den Blättern hingen hier und da vereinzelt rote vertrocknete Schoten. Die Früchte waren im Herbst so zahlreich gewachsen, dass es nicht möglich gewesen war, alle zu ernten. Die Prinzessin liebte diese Früchte und mit einem Mal war ihr klar, was sie mitnehmen musste.
Sie nahm so viele der trockenen Schoten ab, wie in ihren schmalen Beutel passten. Allen Schmuck und die schönen Kleider lies sie zurück. Im Gewand eines Dieners wurde sie von einer bestochenen Wache bis zu einer kleinen Tür im untersten Stock des äußersten Palastes gebracht. Dort wartete bereits ihr Gärtner. Er beugte sich vom Pferd zu ihr herunter, reichte ihr die Hand, zog sie kraftvoll hinter sich auf das Pferd und zusammen ritten sie im donnernden Galopp ins Unbekannte davon.
Ihre Liebe füreinander blühte weiter und mit ihr wuchsen von da an die rot leuchtenden Früchte in unzählbarer Fülle auf den Feldern neben den Straßen.