Die leidvolle Geschichte einer Gulaschsuppe
Am 15.4. erblickte ich nach langem langsamen köcheln das Licht des Lebens, gebraut aus auserwählten Zutaten wie glücklichem Angusrind, tränengewinnenden Zwiebeln, Chilis und vieles mehr. Meine Herstellerin gab mir die Zusage, dass ich in bestmögliche Hände komme, allerdings ist eine lange Reise unabkömmlich. Also ließ ich mich in einen nicht komfortablen Reisebehälter zwängen und übte mich in Geduld.
Eine Erschütterung und ich fand mich auf Bierkisten gelagert wieder. Ein köstlicher Geruch von Rocotoschmalz umgab mich plötzlich und ich wurde etwas unsicher. Andererseits wenn ich einmal heiß gemacht werde, dann kann ich schon mithalten, das Wetter ist auf meiner Seite, die Leute brauchen sicher bald was zum aufwärmen. Grad noch frohen Mutes umgibt mich ein Hauch von würzigen Würsteln, die an mir vorbeigetragen wurden und die in mir schwimmenden Würstel wurden blass. Jetzt kommen die noch auf den Grill, damit kann ich heiß auch keinen mehr erwärmen und ich komme mir schon sehr fehl am Platz vor.
Durchhalten ist die Devise, nachdem sich die Bierkisten rings um mich leerten, kam ein leichter Hoffnungsschimmer auf, irgendwann komm ich dran, diese unzähligen Hände, die über mich drüber greifen, kommen auch noch in meine Gasse. Außerdem habe ich noch ein gutes Fleisch im Ärmel. Ein leichter Zug durch die kurz aufgehende Tür ließ mich schon böses erahnen und dann war es da, ein Pulled Pork.
Ich war abgeschrieben und sah mich schon im nächsten Mülleimer landen. Eine wohlbekannte Hand hatte dann doch noch Mitleid mit mir und wir traten wieder eine Reise an. Nicht genug von dieser Demütigung, wurden noch Rocotowürstel auf mich drauf gepackt. Ich überlegte mir ernsthaft sauer zu werden, allerdings gegen die Vielfalt an Köstlichkeiten hatte ich nie eine Chance und ich hielt durch.
Meiner Erzeugerin gebe ich den Rat zukünftig einem Nein zu folgen und nicht hartnäckig darauf zu bestehen, auch wenn es gut gemeint war.