Chili Anzucht und Kultur in einer Aquaponikanlage

tiggar

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Hallo liebes Forum,
mein Name ist Dominik und wir betreiben seit vielen Jahren schon erfolgreich die Kultivierung von Pflanzen in einer erdlosen Kultur.
Man kann es am einfach mit einer Hydrokultur vergleichen.
Die Anzucht erfolgt in Kokos/Perlitemischung und später werden Sie in Kies gesetzt.
Der Kies hat eine Höhe von 25-30cm, welcher zyklische Bewässerungen erhält.
Die häufigkeit richtet sich nach Temperatur, und der Anzahl sowie Größe der Pflanzen.
Im Gegensatz zur konventionellen Hydrokultur wird kein Dünger in Form von mineralischen Salzen zugefügt, das übernehmen bei uns die Fische.
Wir züchten seit vielen Jahren den Niltilapia (oreochromis niloticus) sowie setzen für die große Aussenanlage Karpfen ein.
Der Teich hat ein Volumen von 35.000L Wasser bei einer Tiefe von 2m in dem 150 Karpfen vergnügt ihre Runden ziehen.
Die Filteranlage hat 4500L Volumen und ein Durchfluss von 45000L/h.
Natürlich werden diese gegessen, es sind ja Speisefische, das Bild lasse ich mal weg für die Veganer unter Euch.
wasserstand_2m3.jpg


Die Fische wachsen enorm schnell, bekommen hochwertiges Futter, welches hinterher von Bakterien für die Pflanzenaufbereitet wird, um dann die Pflanzen wie bereits beschrieben mit den Nährstoffen zu versorgen.
Nach der Bewässerung läuft das Nährstoffarme Wasser zu den Fischen zurück.
Wir nennen es daher die Symbiose der Fisch- und Pflanzenzucht.
IMG-20150720-WA0002.jpg

Soweit die Vorworte.

Nun was machen wir hier ?
Das Gemüse aus der Aquaponik hat ein besonderes Aroma, sehr stark im Geschmack, und ohne künstliche Dünger oder Spritzmittel.
Na klar das wir auch die Chilis erproben wollen.
Also wer ist der richtige Ansprechpartner ? Richtig Pepperworld...
Am 26.11.2015 bekamen wir von Pepperworld die ersten Chilis der Sorte Aji Amarillo.
Da wir uns sofort mit dem Virus angestecken lassen haben folgten noch:
- Bhut chocolate
- Carolina Reaper
- Habanero chocolate
Nun haben wir (04.01.2016) bereits 86 kleine Chilipflanzen, unter selbstgebauten LEDs welche natürlich mit Fischwasser versorgt werden.
Hier dazu paar Eindrücke:

Eine Wanne am 22.12.2015
chili_2015-12-22.jpg


Die gleiche am 28.12.2015
chili_2015-12-28.jpg


Sowie am 02.01.2016
chili_2016-01-02.jpg


Ganz besonderer Dank geht an dieser Stelle an Alexander der immer ein offenes Ohr hat.
Die ein oder andere Frage kommt natürlich bei einem Neuling auf, und warum sollte man die Kompetenz nicht nutzen, wenn man Sie bekommt :)

Weitere Informationen zum ganzen System auf unserer Homepage: http://www.lets-grow.de

Liebe Grüße
Dominik
 
Hey Dominik,

sehr genial das du hier dein Projekt vorstellst. Freue mich auf mehr auf das wir ab und an auch mal einen deiner Düngerproduzenten sehen.
 
Sehr interessant und toll das du die Anlage hier vorstellst!
Verwendet ihr nur zur Anzucht Kunstlicht oder auch später?
Warum ist die Wahl zu Beginn auf Aji Amarillo gefallen?

Ich hoffe wir werden noch mehr Bilder zu sehen bekommen in Zukunft.

Bin mal gespannt wann der erste hier die Anlage mit seinem Goldfischaquarium nachbastelt...:D
 
Und weiter geht die Entwicklung
chili_2016-02-01.jpg

Kleines Phänomen:
Wir haben in der Innenhälterung sehr sehr hohe Nitratwerte, das kommt von den vielen Fischen und wenig Pflanzen (man könnte mit der Menge an Fisch ca. 10m² Pflanzen kultivieren):
Hatte mit Alexander gesprochen ob ihm etwas bekannt ist, im Bezug auf extrem viel Stickstoff und Einstellung des Wachstums.
Er wusste nur das zuviel mit dem Tod der Pflanzen einhergeht, wir hatten deutlich zu hohe Nitratwerte im System.
Eisen, Kalium, Phosphat, Magnesium alles war verfügbar, aber die Pflanzen wuchsen nicht weiter.
Die unteren Blätter hatten sogar leichte Blattaufhellungen zwischen den Blattadern (Magnesiummangel).
Wir haben das Wasser nun deutlich im Nitratgehalt gesenkt, und binnen zwei Tagen wuchsen die Pflanzen sehr gut und schnell weiter.
Interessant ist nur das eine klassische Überdüngung wie bei Mineraldüngern nicht eingetreten ist.
Keine Verbrennung, kein Absterben der Pflanze, Wurzelschäden oder ähnliches.
Es ist und bleibt ein biologisches System mit extremem Potenzial.

Was sagt ihr dazu ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Viel kann ich dazu nicht sagen außer, dass das ein sehr spannendes Projekt ist und die Pflanzen sehr schön ausschauen.

Wie habt ihr denn den Nitratgehalt gesenkt?
 
Hallo Roman,
wir haben einen Denitrifikationsfilter eingebaut.
Dabei geht es darum das in anaerober Umgebung bestimmte Bakterien sich ansiedeln, welche als Sauerstoffquelle das Nitrat nutzen.
Ist aber auch nicht üblich bei Aquaponik das so hohe Werte vorliegen, es liegt halt an der Tatsache das sehr viel Fisch auf wenig Pflanzen existieren.
 
Wie sind die Wasserwerte Sonst, was gibt es an Kalium und Phosphor in dem Wasser?
Wie groß sind deine Becken mit den Fischen und wie viel Wasser kann ohne Probleme entnommen werden?

Ich meine du schreibst die Fische reichen für 10m² Pflanzen aber reicht auch das Wasser.
Vielleicht kannst du mal eine Nummer nennen wie groß ein Becken mit wie viel Volumen um sagen wir mal 500 Chili Jungpflanzen zu versorgen.

Gruss

Alexander
 
Guten Morgen Alexander,
sehr gerne geb ich Euch paar Infos dazu.

Die Anlage im Keller hat 2500L Wasser, damit kannst deutlich mehr als 500 Jungpflanzen versorgen.
Wir rechnen immer nach der Futtermenge, also wie viel Gramm des Futter für wie viel Anbaufläche.
Im System schwimmen aktuell ca 50kg Fisch, bei einer Futtermenge von 2% des Gewichts pro Tag kommen also 1000g zusammen.
Das füttern wir allerdings nicht, da wir den Bedarf nicht haben, dadurch müssten wir viel Wasser "wegkippen".
Aber zurück zum Beispiel, diese 1000g reichen für 10m² Starkzehrer mit 100g/Tag/m².
Rechnet man Chili als Mittelzehrer so kommst du 12,5m² für die maximale Belastung.
Das wirst aber nie dauerhaft erreichen, also wären 15m² mit der gleichen Menge übers Jahr verteilt gut zu versorgen.

Von Wasser ist das je nach System natürlich eine technische Aufgabe:
- Nimmst du Tropfbewässerung ist es kein Problem
- NFT (Nährstofffilmtechnik bei der meistens ein Kanal oder Rohr verwendet wird) ebenfalls nicht.
- Bei klassischem Ebbe/Flut braucht man bei 25cm Höhe des Beetes pro m² ca. 250L Substrat.
Das Medium verdrängt 60% sodass bei der Flutung noch 40% an Wasser rein müssen, das wären 100L Wasser.
Das Wasser kommt natürlich nach dem Pumpzyklus zurück.

Für die 15m² würden also 1500L Wasser kurzzeitig entwendet werden, wenn man aber mit 3 Kreisen arbeitet und die Pumpen separat schaltet, kann man mit nur 500L Wasserentzug arbeiten, und dadurch die Fische deutlich entspannter halten.
Auch der Einsatz eines 500L Reservebeckens kann eingeplant werden.

Wie du also siehst ist das bereits sehr einfach zu skalieren und berechnen.


Liebe Grüße
Dominik
 
Man das klingt alles echt mega spannend! Ich bleib auf jeden Fall hier dran! Interessiert mich so richtig!!!
 
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