Schön´, guten Nachmittag, Karin,
ich habe ja bei meinen Terrarien nie Wert auf Ästhetik gelegt, bin eher einer
funktionalen Leitlinie gefolgt. Ich weiß natürlich, dass anderen die Optik sehr wichtig ist. Wenn man sein Terrarium, Paludarium oder Florarium
dekorativ gestalten möchte, muss man sich in der Tat schon einige Gedanken machen, ob die eigenen Vorstellungen mit den Anforderungen der Pflanzen in Einklang zu bringen sind. Vor meinen Augen bauen sich so einige, mögliche Problemfälle auf....
Ein geschlossenes Becken wie in deinem Fall wird schon mal für eine dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit sorgen. Die meisten Karnivoren mögen das zwar und gedeihen in hoher LF prächtig, aber dann ist das Zusammenspiel mit den anderen Faktoren wie Licht, Temperatur und Luftumwälzung von Bedeutung. Ist das Lichtangebot zu gering, besteht bei dauerhaft hoher Luftfeuchtigkeit die
Gefahr von Pilzerkrankungen wie etwa
Botrytis (Grauschimmel) und auch (Falschem)
Mehltau! Mangelnde Luftumwälzung kann zu anderen Pilzerkrankungen führen. Das hatte ich bei diversen
Droserae - erstaunlicherweise auch schon bei
Drosera scorpioides! - im Terrarium mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen müssen.
Wie heißt es aber doch so schön in der Fachliteratur:
Eine dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit macht die Pflanzen 'weich' und anfällig für allerlei Krankheiten und auch weniger resistent gegenüber Schädlingsbefall. Bei "normalerer" Luftfeuchtigkeit (50 - 60% rel. LF) ist der Wuchs der Pflanzen gedrungener (kompakter), dafür sind sie jedoch robuster und widerstandsfähiger gegenüber Pilzerkrankungen und Schädlingsbefall. Zur Mittagszeit könne die Luftfeuchtigkeit sogar auch mal auf 40% herabsinken. Das mache den Pflanzen gar nichts.
Wenn die Sonne in ein geschlossenes Becken hinein scheint, kann da drin die Temperatur innerhalb kürzester Zeit auf 40°C und mehr ansteigen - die Pflanzen werden dann fast schon buchstäblich "gegrillt"! Ich weiß nicht, warum, aber ich dachte, als ich
Florarium las, du würdest ein oben oder seitlich offenes Gefäß bauen.
Darum bin ich nicht auf die Idee gekommen:
da du mir
ja von Anfang an gesagt hast räusper dass die Blüten der Venusfliegenfalle so hoch wachsen
Die Blütentriebe vom Zwergkrug (Cephalotus) werden gar bis 60 cm hoch... Wir machen Karin ganz wuschig 3.0!
Da bin ich mir noch etwas unsicher ob es Lebend oder Tod sein soll. Ich muss mich erst schlau machen, was für Bedingungen das lebende Sphagnum braucht. Deshalb wird es wahrscheinlich Anfangs erst mal Totes sein.
Mit totem wie lebendem Sphagnum gibt es auch ein paar Stolperfallen: Wenn es schön aussehen soll, braucht es konstant sehr feuchte Bedingungen. Dem toten Sphagnum macht es nichts aus, wenn es mal austrocknet. Es zieht sich dann nur zusammen und sieht eben nicht mehr so schön dekorativ aus!
Auch lebendes Sphagnum erholt sich rasch, wenn die Spitzen vorübergehend mal trocken werden. Aber das lebende Sphagnum ist allgemein schon recht empfindlich. Zu warm darf es ihm auf Dauer nicht werden (→ Sonneneinstrahlung ins Terrarium
), wobei ich nicht genau weiß, wann es für lebendes Sphagnum kritisch wird. Trotzdem braucht es eine hohe Lichtintensität, um nicht zu "spargeln". (Wer hätte gedacht, dass sich auch Sumpfmoos wie Spargel fühlen könnte!
) Die Wasserqualität ist für lebendes Sphagnum auch noch entscheidender als für die Karnivoren. Von Leitungswasser würde ich da generell die Finger lassen. Selbst bei gesammeltem Regenwasser wäre ich schon skeptisch. (Außer es handelt sich um frisches, richtig sauberes Regenwasser ohne Algen und sonstige Schwebstoffe.) Ich gieße mein Moorbeet nur mit 100% "destilliertem" Wasser (entmineralisiertes H₂O nach DIN soundso ^^). Wenn du lebendes Sphagnum kaufst: Ich würde die grünen Spitzen etwa 3 cm lang vom Rest der Stränge abschneiden und so in schwach bis mäßig zersetztem (ungedüngten!) Weißtorf reinsetzen, dass nur die grüne Spitze herausschaut. Den Torf mit den Sphagnumspitzen müsste man über mehrere Wochen gut feucht halten, damit sich das Sphagnum "einleben" kann. Die grünen Spitzen wachsen dann weiter und bilden mit der Zeit auch Nebentriebe.
So entsteht langsam ein schönes Moospolster.
Ich bin drauf und dran, wieder eine ZEITUNG zu verfassen!
Kritisch wird es für lebendes Sphagnum, wenn Pflanzenschutzmittel etwa gegen Pilzerkrankungen oder tierische Parasiten eingesetzt werden müssen. Ich hatte mal den Fall, dass ich bei einer Karnivore ein Fungizid einsetzen musste. Auf der Substratoberfläche wuchs lebendes Sphagnum. Das war nach dem Einsatz von
Ortiva (Azoxystrobin) TOT! Sprich, die grünen Spitzen waren wenige Stunden später arielweiß!
Noch ein Wörtchen zu totem Neuseeland- oder Chilesphagnum: Auf diesem werden sich mit der Zeit durch herum fliegende Sporen einheimische Haar- oder auch (aber selten) Lebermoose ansiedeln. Das Sphagnum bleibt also auch nicht so wie am ersten Tag.
Ich will ja
kein Spielverderber sein!
Aber ich glaube, es ist besser, wenn ich dir diese ganzen
möglichen, aber nicht zwingend alle eintreten müssenden
Nebenwirkungen VORHER für deine Überlegungen an die Hand gebe.
Im Terrarium ist eine konstant sehr hohe Luftfeuchtigkeit (80% und darüber) für lebendes Sphagnum von Vorteil, weil Übersprühen für Venusfliegenfalle, Sonnentau und andere, vor allem Fangschleim ausbildende Fleischfresser (also auch
Pinguicula) gar nicht gut ist! Da kommen wir wieder auf das zurück, was ich weiter oben schon zu sehr hoher LF geschrieben habe. Du siehst,
die Medaille hat zwei Seiten! Du könntest deine Fleischfresser in ihren eigenen Containern in das Florarium stellen und die Zwischenräume bis knapp über den Topfrand mit totem Sphagnum ausfüllen. Bewässern würdest du ja eh über das "Anstauverfahren". Musste mal schauen, ob ein Wasserpegel von einem Zentimeter reicht, dass sich die Sphagnumstränge bis in die Spitzen vollsaugen. Einiges lässt sich wohl nur über "Versuch macht klug" herausfinden. Ich sehe da ein gewisses Problem darin, dass das Sphagnum mehr Wasser brauchen wird als die Pflanzen drum herum. Für die Pflanzen könnte es also langfristig mit dieser Methode zu nass werden. Lebendes Sphagnum gedeiht übrigens
nicht auf bzw. in totem Sphagnum! Dieses Paradoxon habe ich selber schon herausfinden dürfen.
Ein weiteres Ärgernis mit Sphagnum ist der "Dochteffekt"! Der
WAS? Dochteffekt! Lebendes wie auch totes Sphagnum saugt sich mit dem torfigen Wasser aus dem Untergrund voll, dabei geraten auch Partikel (Tannine? ← Ich meine, das in einem Beitrag im GfP-Forum gelesen zu haben...vor JAHREN) bis in die grünen Spitzen des lebenden Sphagnums bzw. beigen Spitzen des toten Sphagnums. Sphagnum verdunstet auch ständig Wasser. In trockener Umgebungsluft kristallisieren sich diese Partikel aus und die Spitzen des Sphagnums werden braun bis schwarz!
Das ist für das Sphagnum glücklicherweise nicht schädlich, sieht aber wirklich nicht toll aus!
Aber die Idee, die Töpfe in Torf einzugraben, find ich jetzt toll!!
.
Offen gestanden würde ich in deinem Fall diese Methode favorisieren und Sphagnum eher verwerfen!
In den ersten Wochen und evtl. auch Monaten kannst du den Torf im Florarium relativ nass halten. Das Torfsubstrat in den Pflanzentöpfen saugt sich dann über die Drainagelöcher am Topfboden mit der Feuchtigkeit aus dem umliegenden Torf voll. Allerdings werden mit der Zeit die Wurzeln der Pflanzen aus den Drainagelöchern heraus wachsen. Wenn der Torf zwischen den Containern dauerhaft nass bleibt, können die Wurzeln der Pflanzen, die aus den Drainagelöchern gewachsen sind, faulen!
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht entmutigt!
Totes Sphagnum ist ein super Torfersatz und ein hervorragendes, lockeres und luftdurchlässiges Substrat für
Nepenthes, Heliamphora, großblütige
Utriculariae (Mz.) und Ameisenfarne. Lebendes Sphagnum ist unverzichtbar, wenn man ein Moorbeet mit heimischen, winterharten Sonnentau angelegt hat. In "Landschaftsterrarien" sieht es wunderschön dekorativ aus, aber da muss man halt gucken, wie man die "Nebenwirkungen" möglichst klein hält!
Schönes Wochenende
Dottore di piante carnivore