Chilianbau - Blüten bestäuben bei indoorzucht

run_dmc

Chiligrünschnabel
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Hallo zusammen,

Habe mich hier angemeldet um bei der Problematik mit der Indoorzucht und dem bestäuben der Blüten ein paar fragen zu stellen.

Ich züchte mittlerweile im 3. Jahr Cayenne Pepper Chilis - recht erfolgreich wie man sagen kann. Zumindest war die Fruchtausbeute insb. im letzten Jahr so enorm, dass man sich gedanken um die Lagerung/ Verwertung machen musste, da man so auf Anhieb nicht alles frisch verzehren konnte. (Bei Cayenne Chilis ist die Trocknung ja zum Glück kein Problem).

Im ersten Anbaujahr jedenfalls hatte ich enorme Probleme damit, dass die Blüten Früchte tragen. viele Blüten sind verwelkt/ abgefallen.

So bin ich im vergangenen Jahr dazu übergegangen bei der Blütenbestäubung nachzuhelfen, indem ich einige Blüten abgezupft, und mithilfe derer weitere Blüten bestäubt habe.

Sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss und so wollte ich in Erfahrung bringen wie Ihr so damit verfahrt?
 
Blüten abrupfen ist kontraproduktiv, da verminderst Du doch die Ernte.

Bei Cayenne (C. annuum) ist die Bestäubung nun überhaupt kein Problem, da sie soviel Blütenstaub produzieren, dass oft schon der Wind oder Rütteln an der Pflanze reicht. Die elegantere Methode ist ein feiner Haarpinsel (kein Borstenpinsel), mit dem man von Blüte zu Blüte huscht, am besten täglich, denn nicht jeder Stempel ist am gleichen Tag befruchtungsbereit.

Alternativ kann man den Blütenstaub auch einfach mit dem Finger oder einem Wattestäbchen transportieren. Aber bei Wattestäbchen finde ich die "Fäden" etwas nervig.
 
Vielen Dank für den Hinweis, dass man das auch an mehreren Tagen bei den gleichen Blüten machen soll, das war mir so bisher nicht klar.
Mal ganz blöde gefragt; sind die Blüten denn sobald sie geöffnet sind und man an die Staubbeutel rankommt schon potentiell bestäubungsfähig oder braucht auch der Blütenstaub etwas "Anlaufzeit" um überhaupt zu wirken? Ich hab aktuell die ersten zwei Blüten an meinen Pflanzen, von denen eine seit mehreren Tagen so "halb" geöffnet ist, quasi glockenförmig. Man kann den Staub schon erkennen und ich bin mal gaaaanz vorsichtig reingegangen und hatte auch ein wenig davon am Finger. Aber irgendwie macht die Blüte auf mich so nen "unfertigen" Eindruck als würde die sich erst noch sammeln ;)
 
Mayachili schrieb:
Blüten abrupfen ist kontraproduktiv, da verminderst Du doch die Ernte.

Bei Cayenne (C. annuum) ist die Bestäubung nun überhaupt kein Problem, da sie soviel Blütenstaub produzieren, dass oft schon der Wind oder Rütteln an der Pflanze reicht.

nun ja, was heisst abrupfen... ich nehme eine bestäubungsfähige Blüte, erkennbar an den deutlich hervorstehenden, flauschig wirkenden Pollen und tupfe mit diesen die bestäubungsfähigen Stempel (offen und ebenfalls mit ausgebildeten Pollen) ab. So habe ich im letzten Jahr pro abgerupfter Blüte ca. 10-15 andere Blüten erfolgreich bestäuben können. Von diesen bestäubten Blüten erbrachten bis auf ein zwei jeweils auch eine Frucht.

Wind gibts in meiner Wohnung nicht :P , und Rütteln (im ersten Jahr versucht) erbrachte auch keinen Erfolg.

Mayachili schrieb:
Alternativ kann man den Blütenstaub auch einfach mit dem Finger oder einem Wattestäbchen transportieren. Aber bei Wattestäbchen finde ich die "Fäden" etwas nervig.

mit dem Finger hab ichs unter anderem im ersten jahr versucht. hat aber leider nichts gebracht, da die ausbeute viel zu gering war. etwa die Hälfte der Blüten sind ohne frucht verdorrt (schätze durch Fremdkörper im Stempel, unzureichende Menge an Pollen oder durch Zerstörung des Stempels). Selbiges auch mit Holzzahnstochern. Wattestäbchen habe ich noch nicht versucht. Pinsel Auch noch nicht. Werde ich in diesem Jahr noch testen.

Ich möchte in diesem Jahr noch Habaneros Orange hochziehen und befürchte da eventuell größere Probleme mit dem bestäuben als momentan mit meinen Cayennes.
 
Marleen schrieb:
Mal ganz blöde gefragt; sind die Blüten denn sobald sie geöffnet sind und man an die Staubbeutel rankommt schon potentiell bestäubungsfähig oder braucht auch der Blütenstaub etwas "Anlaufzeit" um überhaupt zu wirken?

Anlaufzeit braucht der Blütenstaub nicht, aber reif muss er sein. :rolleyes:

Ist von Sorte zu Sorte etwas unterschiedlich. Grundsätzlich wird aber bei den meisten Blüten der Pollen am Staubbeutel zu einer anderen Zeit reif, als der Stempel befruchtungsfähig ist. Dadurch versucht die Blüte Fremdbestäubung zu erzwingen. (Ist, wie gesagt, nicht bei allen Sorten so.)

Man kann das aber gut selbst überprüfen. Wenn die Staubbeutel "stauben", dann ist auch der Pollen reif und kann zur Befruchtung genutzt werden.

Oft ist der Stempel der selben Blüte dann aber noch gar nicht deutlich zu sehen, weil noch sehr kurz. Der Stempel ist erst dann befruchtungsbereit, wenn er richtig weit aus der Blüte ragt, d. h. er ist genauso lang oder länger als die Staubbeutel.

Daher kommt es, dass man zwar fröhlich in einer "staubenden" Blüte rumrühren kann, aber es zu keiner Befruchtung kommt. Während man andere Blüten wunderbar befruchten kann, die nicht/nicht mehr stauben.

Wenn man jeden Tag die Runde durch alle Blüten macht, erhöht man die Chancen ganz ungemein, weil man dann nach und nach alle Stempel im befruchtungsbereiten Zustand erwischt.
 
Super, danke für die ausführliche Erklärung! :) Will ja doch auch gern verstehen was ich hier so mache :D
 
@Mayachili:

Danke für deine ausführlichen Erklärungen! TOP!

Hast du vllt noch einen Tip für den zu verwendeten Pinsel zum bestäuben?
Möchte dieses Jahr das Bestäuben per Pinsel probieren, allerdings bin ich hier noch vollkommen ahnungslos wie der Pinsel beschaffen sein sollte.
 
Schnöde Schulmalpinsel vom Discounter reichen völlig. Nur eben die weichen Haarpinsel nehmen (die kleineren, nicht die ganz fetten) und keinesfalls die Borstenpinsel (zu hart, verletzen den Stempel). In dem Beispielbildchen würde ich die fünf Pinsel auf der linken Seite benutzen, die anderen 5 nicht.

Ich kauf mir immer ein paar Packungen, wenn es die gerade günstig gibt und benutze dann für jede Sorte einen eigenen Pinsel. Etikett um den Stil, Sortenname drauf und man kann einfach, sauber und sortenrein arbeiten. ;)
 
Ich verwende mittlerweile Wattestäbchen / Q-tips und bestäube damit wenn möglich täglich.
Funktioniert gut.
Malpinsel sind weicher, und von daher wohl besser.
Wenn ich für mich persönlich Kosten/Nutzen/Aufwand abwäge bleibe ich bei den Wattestäbchen.
Aber, wie es schon im Sprichwort heißt: <klick>

Bei einer Indoor-Bonsai-Chili sieht das Ergebnis aktuell so aus:
P1010097.JPG


Die ganzen grünen Früchte kann man zwischen den Blättern nicht so gut erkennen, da muss man schon genau hinsehen.
 
Wenn man ganz sicher gehen möchte, geht man mit einem Pinsel oder Wattestäbchen in eine Blüte, die schon staubt und hält einen Löffel darunter. So fängt man den herunter rieselnden Blütenstaub komplett auf und kann den immer wieder mit dem Pinsel oder Wattestäbchen aufnehmen und damit viele Blüten bestäuben.
 
Ich fummel einmal am Tag mit den Fingern in den Blüten rum. Je Sorte ein anderer Finger. :cool:
 
@mph:
Ja, aber Pollen sind nur für ziemlich kurze Zeit bestäubungsfähig. Man muss das also möglichst sofort machen. Wer Pollen für längere Zeit zur Bestäubung behalten möchte, sollte diese möglichst trocken & kühl aufbewahren, sonst klappt's nicht.

@Germon:
Wenn Du keine 100% sortenreinen Samen gewinnen willst ist das vollkommen ok für die meisten Sorten, wenn's nur ums Bestäuben geht. Einige haben aber so winzige Blüten, dass ich vorsichtshalber trotzdem Wattestäbchen nehmen würde. Aber das sind Ausnahmen.
Für sortenreine Samen sollte man anders vorgehen.
 
futurbo schrieb:
@Germon:
... Einige haben aber so winzige Blüten, dass ich vorsichtshalber trotzdem Wattestäbchen nehmen würde. Aber das sind Ausnahmen.
Für sortenreine Samen sollte man anders vorgehen.
Ja, das denke ich mir. Der Zweck meiner Fingerübungen ist aber ausschließlich Bestäubung, nicht die Gewinnung von sortemreinen Saatgut.

Meine Limon hat die kleinsten Blüten... geht grad noch so.


Mayachili schrieb:
Und hinterher immer schön am T-Shirt abwischen. :P
:whistling:
 
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