Ebbe- und Flutsystem zum schnelleren Stabilisieren von Kreuzungen

B.A. Buracus

Jalapenogenießer
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Hallo liebe Chili-Freunde,
ich spiele schon länger mit dem Gedanken, meine Indoor Anzucht auf Hydroponik umzustellen. Zur Verfügung habe ich eine 60x60 cm Growbox und ungefähr nochmal so viel Platz auf einer Arbeitsplatte. Das hat bis jetzt mit Erde und 3 Liter Stofftöpfen für meine insgesamt 16 Pflanzen, die ich auf meinem Flachdach aufstelle, ganz gut geklappt.

B.A.' Flachdach-Chilis 2025

Aktuell habe ich noch meine eigene Kreuzung als Projekt. Die beiden Pflanzen der Big Mustard Mama X 7 Pot Primo (F1) könnt ihr, falls es jemanden interessiert, hier sehen:

Big Mustard Mama X 7 Pot Primo

Ich warte hier noch darauf, dass einige interessante Früchte reif werden und ich mit der F2 Generation losgehen kann. Geplant war eigentlich, dass diese in 500 ml Becher gepflanzt werden, damit die Pflanzen ein sehr begrenztes Volumen zur Verfügung haben und schnell Früchte bilden und ich somit auch schneller zur nächsten Generation übergehen kann.

Jetzt hat kürzlich Chillichump ein sehr interessantes Interview mit Khang Starr veröffentlicht. Am Ende ging es ganz kurz um die Stabilisierung von Kreuzungen. Es wurde erwähnt, dass man das mit Hydroponik beschleunigen kann, da man in einem Jahr 2-3 Generationen durchlaufen kann. Das Video verlinke ich euch mal hier:

Interview Chillichump mit Khang Starr

Jetzt meine Frage an die Hydroponik-Experten hier zu meinen beiden Anwendungenfällen:

1. Anwendung: Stabilisierung von Kreuzungen
Wie schaffe ich es die Pflanzen so klein wie möglich zu halten und schnell zur Fruchtbildung zu bringen?

2. Anwendung: Indoor-Anzucht für die Outdoor-Saison
Wie muss ich vorgehen das ich 8
Pflanzen in der 60x60 cm Growbox bis Eisheiligen unterbekommen?

Für beide Fälle hatte ich mir ein Ebbe- und Flutsystem überlegt. Die Wanne würde ich mit Tonkügelchen füllen damit die Nährlösung kein Licht abbekommt. Die Pflanzen würde ich in 500 ml Becher, die ebenfalls mit Tonkügelchen oder Perlite gefüllt sind, pflanzen und in die Wanne stecken. Bin für alle Vorschläge offen. Eventuell noch kleinere Becher? Oder kann ich die Größe der Pflanze gar nicht kontrollieren, da die Wurzeln sowieso ihren Weg aus dem Becher finden?
 
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Ich habe die letzten Jahre auf dem Balkon und auch drinnen ein ganz einfaches Ebbe- und Flutsystem verwendet, in dem eine Pumpe eine Pflanzwanne durch einen Bodenanschluss vollpumpt and das Wasser danach durch den gleichen Anschluss und durch die Pumpe wieder runter in die Tonne abfließt.
Hier ist der Aufbau: Eine große Plastikwanne (88 x 60 x 10,3 cm; "Öl-Auffangwanne") auf einem Tisch (oder Regalbrett auf Euroboxen) mit einem Schlauchanschluss im Boden (Messing-Tankdurchführung 3/8 Zoll + Schlauchtülle 3/8 Zoll auf 10 mm), einem senkrechten PVC-Schlauch (10/13 mm) mit einer kleinen 12-V-Tauchpumpe (10 L/min, 0,5 - 0,6 Bar) am Ende in einer 50-L-Plastiktonne ("Supermax") unter dem Tisch. Die Pumpe habe ich an eine billige digitale 12-V-Zeitschaltuhr (weißer Block mit LCD und Verriegelungsfunktion) und ein Steckernetzteil (12 V, 5 A, 60 W) angeschlossen. Bei mehreren Pumpen am Netzteil müssen diese versetzt laufen. Im Sommer habe ich die Pumpe zweimal täglich laufen lassen, damit die 3-L-Töpfe immer gut durchfeuchtet waren. Zwischen den Flutungen trocknet der Boden zwischen den Töpfen ab und die Wurzeln bleiben im Topf. Außerdem habe ich reines festgedrücktes Perlit im Topf und Dünger im Flutwasser verwendet. Und als Filter habe ich ein kurzes Stück einer Heizkörperbürste in das Abflussloch gesteckt.
Diese Jahr habe ich eine Tropfbewässerung über Schlauchstecker ausprobiert, weil ich Angst vor der Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten über das gemeinsame Flutwasser hatte. Aber das ist extrem aufwändig und im Alltag nicht praktikabel, wenn man die Pflanzen oft herausnehmen muss (zum Ansehen, Bestäuben, Etikettieren etc.). Das Ebbe-und Flutsystem ist genial einfach und wenn es läuft, muss man sich nicht mehr viel Gedanken drum machen.
 
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Ich habe das noch nicht wirklich recherchiert, aber aus meiner eigenen Erfahrung würde ich folgendes behaupten: Die Größe der Pflanzen hängt hauptsächlich von der Topfgröße (genauer vermutlich von der Wurzelmasse) ab und nicht so sehr von der Nährstoffzufuhr (außer die verkümmern wegen eines Nährstoffmangels). Ich mache die Anzucht drinnen in 0,5-L-Töpfen und groß/hochwüchsige Sorten (Baccatums) können darin auch ziemlich schnell ziemlich hoch werden. Ich hatte diese Jahr im November mit der Aussaht begonnen und war froh, als die großen Baccatum-Sorten endlich raus konnten...
Beim Blühen würde ich sagen: im Prinzip blühen Chilis und Paprika nach der ersten Verzweigung ja immer, außer sie werfen ihre Blütenanlagen und Knospen unter ungünstigen Bedingungen ab. Und die genauen Bedingungen unterscheiden sich massiv zwischen den Sorten und Arten. Die Durchschnittstemperatur (z. B. im Tag/Nacht-Mittel über 20 °C), die Mindestemperatur (z. B. Nachts > 10 °C) sowie ausreichend Licht (aber weniger als man denkt!) scheinen das Wichtigste zu sein. Bei meiner Anzucht drinnen in einem Zelt unter Kunstlicht (12/12, ca. 3000 lx, nachts ca. 15 °C, tagsüber ziemlich warm vom Licht) haben die meisten Pflanzen angefangen zu blühen, bevor sie dann sehr dicht gedrängt einem Nordbalkon gekommen sind. Dort haben einige Sorten trotz ausreichender Wärme vermutlich wegen Lichtmangels bis jetzt noch nicht wieder mit dem Blühen angefangen (z. B. Aji Pacai, Aji Amarillo, Primotalii).
TL/DR: 8 Pflanzen in 0,5-L-Töpfen im Zelt sind problemlos möglich, je nachdem wie hoch die werden dürfen, während die Früchte reifen. Ich würde dann aber vermutlich noch kleinere Töpfe verwenden. Um zu geringe Temperaturen oder zu wenig Licht im Zelt sowie den Blühbeginn brauchst Du Dir keine Sorgen machen.
 
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Ich denke das es egal ist ob Erde oder Hydroponic. Wichtiger als das Medium ist eigentlich das Klima. Wenn Temperatur, Licht usw passen sollte das eine nicht schneller gehen als das andere. Hydroponic liefert halt den großen Vorteil das man auf alles Einfluss nehmen kann und die Pflanzen zu jeder Zeit perfekt versorgen kann. Das ist für dich aber nicht unbedingt ein Vorteil weil du ja die Ressourcen limitierten möchtest, damit sie schneller blühen.
Das mit der Anzucht lässt sich nicht pauschal sagen. Das hängt wirklich von den Pflanzen ab. 8 sibirische Hauspaprika werden das Zelt nicht sprengen egal wann man anfängt und 8 Roccotos werden dir sicher über den Kopf wachsen 😅. Vom Gefühl her würde ich empfehlen mal zu schauen wie groß die geplanten Pflanzen so werden und den Aussaat Termin entsprechend anpassen. Größere Pflanzen halt etwas später und kleinere schon etwas früher. Das wirst du aber wohl mal ausprobieren müssen.
Über kleinere Töpfe kann man in der Tat Einfluss auf die Größe der Pflanzen nehmen. In dem Zusammenhang sehe ich da aber Probleme mit dem Ebbe und Flut System. Solange die Töpfe nicht dicht sind (was ja doof wäre, weil sie dann schwimmen 😅) können die Pflanzen ja durch die Löcher Wurzeln bilden. Das sorgt dann halt für zusätzlichen Platz 😉. Bei Hydroponic ist es ja generell so das die Pflanzen weniger Wurzeln bilden als in Erde. Sie müssen halt weder Wasser noch Nährstoffe suchen und brauchen deswegen keine riesigen Wurzeln. Ich denke das eine Pflanze in einem 0,5L Topf mit Erde wohl schneller blühen wird als eine in Hydroponic mit einem gleich großen Topf.
Schönen Gruß
Thorsten
 
Vielen Dank für eure Einschätzungen, Tipps und Infos @Annuchin @ghost155

Habe den YouTube-Link auch korrigiert. Vielen Dank @Annuchin für den Hinweis.

Den Fluttisch hatte ich mir auch ähnlich wie bei @Annuchin vorgestellt. Würde das aus Holz bauen und eine einfache Teichfolie drauftackern. Einen Überlauf noch anbringen und Zu- und Ableitung auch über die Tauchpumpe.

Bei allen meinen Chilis handelt es sich um Capsicum Chinensen (Superhots). Das habe ich vergessen zu schreiben.

Zum 1. Anwendungsfall: Stabilisierung von Kreuzungen
Hier wollte ich so viele Pflanzen wie möglich pflanzen, deshalb die Idee mit den 0,5l Bechern. Also nicht nur 8 Stück. Vielleicht habe ich aber nicht mehr Samen 😁

Zum 2. Anwendungsfall: Indoor-Anzucht
Hier hatte ich auch schon mal 16x 3l Stofftöpfe im 60x60 cm vorgezogen. Ging auch, war aber extrem eng. Mit 8 Stück war es entspannter. Also bei der Anzucht bin ich bis jetzt mit 3l Stofftöpfen gut gefahren.

Vielleicht könnt ihr jetzt die Dimensionen usw. besser einschätzen.

Könnte man irgendwie eine Wurzelsperre realisieren?

Ansonsten müsste man wahrscheinlich dauernd die Pflanzen zurückschneiden. Das war ein Hinweis von @Herber Gallier mit dem ich mich schon mal kurz ausgetauscht hatte. Er hat einiges an Erfahrung mit Kratky und DWC.
 
Zur Wurzelsperre: Du musst einfach das entsprechende Substrat wählen. Wenn Du Blähton verwendest, der kein Wasser speichert, musst Du andauernd fluten und kriegst einen Wurzel-Dschungel. Wenn Du stattdessen ein Substrat verwendest, das Wasser halten kann (Perlit oder evtl. Blumenerde), dann reicht je nach Wetter und Pflanzengröße zweitägiges bis zweimal tägliches Fluten dicke, der Boden trocknet dazwischen und Du hast kein Wurzelproblem.
Zur Indoor-Anzucht: Ich ziehe in 0,5-L-Töpfen vor und topfe dann vor oder beim Rausstellen in 3-L-Töpfe um. Das hilft mit dem Platz und ich denke, größere Töpfe sind zu dem Zeitpunkt auch nicht unbedingt nötig.
Zum Fluttisch: Ich finde ein modulares System super praktisch, weil ich das immer wieder neu anpassen kann. Ich habe es sowohl drinnen als auch draußen verwendet und im Winter können die Wannen einfach ineinander gestellt werden. Außerdem kann man bequem Wannen tauschen und säubern. Bei getackerten Teichfolien stelle ich mir das eher unpraktisch vor.
 
Vielen Dank für die Tipps @Annuchin 🙏🏽

Zur Wurzelsperre:
OK, eher Perlite in den Bechern verwenden ist ein guter Punkt. Ist das aber nicht eher schlecht, wenn die Pflanze länger feucht steht? Hatte gedacht, das diese "Austrocknung" dazu führt, dass die Wurzeln besser Sauerstoff bekommen. Oder ist es mit Perlite luftig genug?

Wäre als echte Wurzelsperre nicht auch ein Wurzelsperre-Vlies vorteilhaft? Ich spinne jetzt einfach man rum. Becher unten mit Löchern versehen und von innen noch ein Stück Vlies auf den Becherboden kleben. Das Vlies ist wasserdurchlässig. Die Wurzeln würden dort bleiben, wo man sie haben will, Wasser kann aber weder abfließen. Oder habe ich einen Denkfehler?

Zum Fluttisch:
Mit einem modularen System meinst du wahrscheinlich Wannen und Boxen mit Standardmaßen? Das würde ich eigentlich auch bevorzugen und stimme dir zu 100% zu. Leider finde ich keine passende Wanne für meine 60x60 Growbox. Ich habe eine 60x60 Wanne aus einem Grow-Shop hier rumliegen. Hatte damals gedacht, das passt dann auch in ein 60x60 Zelt, wenn die das schon verkaufen. Durch die Stangenkonstruktion sind die Innenmaße leider etwas kleiner.

Ich würde den Platz gerne so gut wie möglich nutzen. Sehe gerade, es gibt 50x50x10 Wannen. 10 cm Höhe ist ausreichend, oder? Das müsste eigentlich perfekt passen. Darunter dann noch eine stapelbare Box, dann wäre es so, wie du das vorgeschlagen hattest, oder? Welches Volumen würdest du für das Wasserreservoir empfehlen?

Zur Anzucht:
Du ziehst in 0,5l Bechern mit Erde vor, richtig?
 
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Das Reservoir lässt sich nicht pauschal sagen. Es muss genügend Wasser vorhanden sein um den oberen Bereich zu fluten und es muss noch genügend im Reservoir sein damit die Pumpe keine Luft zieht. Alles drüber hinaus entscheidet halt wie oft du dich drum kümmern musst. Es verdunstet ja auch Wasser, die Pflanzen verbrauchen Wasser usw. Der Wasserstand darf halt nicht soweit sinken das die Pumpe Luft zieht. Also um so mehr drin ist um so länger kann es laufen, ohne auffüllen zu müssen. Ich hatte das bei mir mit einem Messbecher ausprobiert. https://chiliforum.hot-pain.de/threads/25-laeuft-endlich-grinsendes-gesicht-mit-grossen-augen.44404/ am Anfang ist mein Ebbe und Flut System zu sehen. 10 cm sollten eigentlich reichen. Viel mehr sollte meins auch nicht haben 🤔.
Ich persönlich würde kein Perlite in einem Ebbe und Flut System verwenden. Das Zeug schwimmt recht gut und es wäre möglich das es irgendwann die Pumpe verstopft.
Wurzelsperre müsste man ausprobieren. Ich bin mir nicht sicher ob das Vlies das Wasser schnell genug durch lässt. Aber wie gesagt das müsste man mal probieren. Irgendwo habe ich mal was von Mesh Gewebe gelesen. Das ist aber ewig her und ich kann nicht mehr sagen wo und wieso.
Schönen Gruß
Thorsten
 
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