Gewinnung von Regenwasser und dessen Vor-und Nachteile ggü. Leitungswasser

1. Eigentlich ist dein Regenwasser für die Nährstoff-liebenden Chilis nicht so optimal, da es eigentlich keine Nährstoffe hat. Lediglich durch die Oberflächen die es berührt nimmt es etwas auf (z. B. Dachpfannen aus Ton etc.) im Sommer bei hohen Temperaturen kann es sein, dass du bei groß-beerigen Sorten Blütenendfäule Probleme bekommst, da das Calcium, welches in unseren breiten relativ gut im Leitungswasser vorhanden ist, Ihnen fehlt.
Oh danke für deinen Input, das mit der Blütenendfäule hatte ich echt nicht gewusst!


Warum soll es besser sein?



Ist doch super. Das sind alles Nährstoffe die die Härte machen.
Das harte Leitungswasser bekommt doch den Chilis nicht, dachte ich? Ich habe gelesen, dass Leitungswasser den Säuregrad der Erde verändern kann.
Und dass die Erde durch das kalkhaltige Leitungswasser zu sehr mit gelösten Mineralien angereichert wird. Die Aufnahme von Nährstoffen wird somit blockiert und die Pflanzen hungern praktisch bei gedecktem Tisch.

Und ausserdem zieht die Mehrheit der Nutzer dieses Forums das Regenwasser dem Leitungswasser vor, wie ich immer wieder feststelle, wenn ich die Threads durchlese.
 
Huhu
Wie schon geschrieben ist Regenwasser in unbedingt schlecht.

Schau mal bei deinem Wasserwerk auf der Homepage nach, was für Nährstoffe dein Leitungswasser hat. Es nimmt "Kalk" auf also Calcium, Magnesium, etc. darüber hinaus sind Nitrat Phosphat und Kalium Salze. Salze mit denen wir absichtlich düngen da unsere Pflanzen daraus etwas machen (Blattmasse, Beeren, Sauerstoff...) Diese Salze sind ebenfalls im Leitungswasser. Teilweise ist in Deutschland soviel Nitrat drin, dass es in den Medien und der Politik immer wieder hoch kocht. Landwirte sollen weniger düngen, Politiker sollen Grenzwerte hoch setzen etc.

Deine Erde beinhaltet auch Nährstoffe. In der Keimung sind diese unerwünscht, weshalb man auf magere Anzuchterde oder ähnliche magere Substrate zurück greift.
Später werden diese von der Pflanze aufgebraucht und auch das Leitungswasser liefert nicht mehr genug Nährstoffe um große Pflanzen mit großen Erträgen zu bekommen (Ausnahmen bestätigen die Regel) es gibt hier Leute im forum die quasi gar nicht düngen.

Ja, das Gießwasser beeinflusst den Ph-Wert der Erde, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. PH und KH (Karbonathärte) hängen streng zusammen und bedingen bzw. begrenzen sich. Nimmst du die Karbonathärte weg, kann der PH Wert ins Saure abfallen, so sauer, dass quasi kein Leben darin mehr möglich ist. Ich hatte damals wegen Regenwasser und Torf (Torf ist sehr sauer) + Co2 Düngung (KohlenSÄURE) in einem Aquarium über Nacht (hier wurde von den Pflanzen das Co2 nicht verbraucht sondern sogar noch zusätzlich abgegeben) einen "Säuresturtz" mit einem nicht mit regulären Reagenzien messbare ph Wert, bedeutet... Unter 3 (0-6sauer, 7 neutral, 8-13?! Alkalisch). Die Fische waren tot oder kurz davor, ihre Flossen waren wie geschmolzen.
So zurück zum Thema.
Ich finde, du kannst gut Regenwasser benutzen, deine Erde wird ab einem gewissen Punkt, da kommt es auf die Erde an, den PH Wert puffern, es gab auch hier Leute, die ihrem Gießwasser Zitronensäure zugegeben haben, kann man machen, muss man aber nicht. Wenn du Regenwasser nehmen möchtest, musst du daran denken, dass du ggf. Eher auf einen Dünger zurück greifen musst als andere hier die Leitungswasser benutzen. Hin und wieder kann dein Regenwasser auch mal mehr oder weniger Nährstoffe enthalten, es wäscht halt die Luft auf eine gewisse Art und auch dein Dach-> vogelkot / unechtes Guano ;).
Du kannst das alles regeln, aber eine Wissenschaft musst du daraus nicht machen. Ich nutze Regenwasser aus 2 Gründen 1. Geiz, es ist eh da und warum soll ich es versickert lassen und dann noch für Leitungswasser zahlen, wenn ich es doch nutzen kann und 2. Ist es halt fast ohne Härte und im Aquarium bei meinen Südamerika Fischen ist ein PH Wert im schwach sauren Bereich von 5-6 gewünscht, das würde ich mit Leitungswasser nie erreichen.

Den Unterschied ob ich jetzt tagelang mit Leitungswasser oder Regenwasser gegossen hab merke ich persönlich an meinen Pflanzen nicht. So gravierend ist das alles nicht. Ich würde welches auffangen und nutzen an deiner Stelle. Aber es ist deine Entscheidung und ich gebe dir bloß ein paar Infos damit du für dich mit den herbeigeflogenen halbwahrheiten umgehen kannst. Fakt ist, es spielt alles zusammen. So wie die chili Wasser, Nährstoffe Sauerstoff Kohlendioxid und Licht braucht. Fehlt eins, klappts nicht. :)

LG Micky
 
Danke für deinen ausführlichen Beitrag Micky! Du scheinst eine Menge zu dem Thema zu wissen.
In dem Fall nutzen die meisten hier wohl Regenwasser aus finanziellen Gründen. Und ich dachte, dass das Regenwasser per se einfach besser ist und krampf mir einen ab, indem ich Regenwasser ausserhalb der Wohnung sammle und es in unsere Wohnung auf dem 2 Stockwerk schleppe! :-/

Auf der Homepage unseres Wasserwerks steht nicht, welche Mineralien im Leitungswasser sind. Es heisst einfach:

31 °fH:
"Das bedeutet, dass das Trinkwasser sehr viel Kalk enthält – es ist ziemlich hartes Wasser"


1. 0-7 ºfH = sehr weiches Wasser
2. 7-15 ºfH = weiches Wasser
3. 15-25 ºfH = mittelhartes Wasser
4. 25-32 ºfH = ziemlich hartes Wasser
5. 32-42 ºfH = hartes Wasser
6. mehr als 42 ºfH = sehr hartes Wasser


*Edit: Mich würde noch interessieren, wieviel eigentlich 100 Liter Leitungswasser kosten?
 
1 m³ ca. 6 € (Wasserkosten inkl. Abwasserkosten).

Diesen Aufwand mit dem Wasser brauchst Du wegen der Leitungswasserqualität nicht zu machen kannst Du aber. Im grossen Stil schont es den Geldbeutel. In der Keimlingsphase sind die Wassermengen so gering das es sich nicht lohnt es sei denn Du hättest hunderte Pflanzen.

Wenn die Pflanzen im Garten stehen ab Ende Mai dann kannst Du sie mit Regenwasser giessen. Je nachdem in welcher Erde Du sie umtopfst brauchst Du da noch Dünger über den Sommer verteilt zur Blütenbildung und Fruchtbildung. Da könntest Du dann auch den Kalk ausgleichen der den Früchten im Regenwasser fehlen würde.

Kostet halt dann den Kalk anstatt Leitungswasser zu benutzen. Einfach durchrechnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei uns sind es 2,30€ Nutzwasser kosten je m³ also pro 1000Liter sprich 23cent für die 100Liter. Abwassergebühr fällt auch noch an.
Ohne Grundgebühr.
 
Huhu

Als langjährige Regenwasser-Nutzerin muss ich mich einklinken.

Ich denke es gibt da mehrere Aspekte für und wider das Regenwasser.

1. Eigentlich ist dein Regenwasser für die Nährstoff-liebenden Chilis nicht so optimal, da es eigentlich keine Nährstoffe hat. Lediglich durch die Oberflächen die es berührt nimmt es etwas auf (z. B. Dachpfannen aus Ton etc.) im Sommer bei hohen Temperaturen kann es sein, dass du bei groß-beerigen Sorten Blütenendfäule Probleme bekommst, da das Calcium, welches in unseren breiten relativ gut im Leitungswasser vorhanden ist, Ihnen fehlt.

2. Statik, ich würde grundsätzlich nicht persé gegen eine Tonne auf dem Balkon sprechen, wie du selbst festgestellt hast, ist es eine Angabe pro qm, also nimmst du eine Tonne mit Einer größeren Grundfläche und die Last verteilt sich (und 100l haben ist grundsätzlich ne feine Sache).... Nebenbei erwähnt, ich weiß nicht wie du "gebaut" bist oder ob du einen kräftigen Kumpel hast, aber "theoretisch" dürfen sich 2 kräftige Menschen auf deiner Terrasse nicht umarmen ;) hier gilt es allerdings auch zu bedenken, daß eine ist eine kurzfristige und das andere eine Dauerbelastung.

3. Algen im Regenwasser. Wie oben erwähnt halte ich es auch für harmlos. Bedenke, Algen entziehen dem Wasser Nährstoffe. Manche geben sie bei der Zersetzung wieder frei (wenn sie dann z. B. Auf deiner Erde im Kübel getrocknet sind) und dienen dann als leichter Dünger. Möglicherweise ist das aber gar keine Alge sondern eher ein Moos.

4. Tiere im Regenwasser, bis auf die Larven der schwarzen Mücke / Stechmücke wird dir so schnell nix zu nahe treten. Die meisten anderen Bewohner wären harmlos, müssten aber irgendwie ei geschleppt werden. Achtung, Libellenlarven sind geschützt, falls ihr sie sichtet, nicht töten.

Ich nutze seit bestimmt 20 Jahren Regenwasser für meine Aquarien und bin sehr zufrieden damit, denn so brauche ich das Leitungswasser nicht aufwendig bearbeiten um die Härte raus zu bekommen für meine Südamerika Fische.
Allerdings ist Regenwasser auch nicht gleich Regenwasser. Nieselregen und wenig davon wäscht eigentlich eher Schadstoffe aus der Luft. Längere Regenphasen sind am besten :)

LG Micky

Wenn man sich mal wissenschaftliche Untersuchungen von Regenwasser durchliest, findet man wie z.B. von der Hochschule für Angewande Wissenschaften auf der vorletzten Seite unter Fazit das Regenwasser sehr wohl Mineralien enthält die ausreichend für Trinkwasser sind.



Säureentwicklung beim Wasser mit sinkendem PHWert
Die Säurewirkung des Wassers steigt logarithmisch mit dem fallen des PHWertes wenn ich das mal richtig verstanden habe in grauer Vorzeit. D.H. Regenwasser verätzt die Kiemen von Fischen daher brauchen die meisten irgend was um die 7 oder höher auf Dauer. Regenwasser hat um die 4-5. D.h. das die Säurewirkung auf die Kiemen 100x höher ist als bei 7,5. Welches südamerikanische Wasser ist denn so sauer das es für die Fische gut ist?

Das Internet gibt ähnliches zu südamerikanischen Fischen her, PHWert 6-7.

Falls da jemand Profi ist gerne noch seine Meinung dazu.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Bonfire
Wenn du wirklich auf Regenwasser pur gehst, solltest du dir den Tipp mit einem geeigneten Dünger wirklich zu Herzen nehmen. Ich hab meine Bürochili fast umgebracht, nachdem ich sie ein Jahr lang nur mit sehr weichem Wasser und dem hochgelobten Algoflash Tomatendünger gegossen habe. Nach dem Reifen der Früchte hat sie angefangen massive Chlorose zu zeigen, die ich mir einfach nicht erklären konnte. Irgendwann bin ich dann darauf gekommen, daß weder mein Wasser noch der Dünger genug Magnesium enthielten, um die Pflanze ausreichend zu versorgen.
 
Ich hab mal den Faden unbenannt zu "Gewinnung von Regenwasser und dessen Vor-und Nachteile ggü. Leitungswasser".

Ich werd nur bis zu den Blüten bzw. Beeren (?) Regenwasser verwenden. Sobald ein kleiner Ansatz von einer Beere zu sehen ist, werd ich auf "ziemlich hartes" Leitungswasser umsteigen. Ist das auch gleich der richtige Moment, um mit dem Düngen zu beginnen? Oder sollte ich lieber schon vorher (also vor den Blüten) damit starten?
 
Ich hab nur hartes Leitungswasser zur Verfügung und kann sagen, dass trotzdem BEF immer mal bei Chilis wieder auftreten kann. Bei den Tomaten gebe ich noch zusätzlich Calciumdünger.

Insofern würde ich da keine wissenschaft draus machen. Kommst du entspannt an regenwasser ran, nimm es und gut ist. ;)
 
Huhu

südamerikanischen Fischen her, PHWert 6-7
Nehmen wir mal einen der berühmtesten Vertreter Roter Neon den ich u. a. Pflege.

Und das Regen generell eine ph Wert von 4-5 hat kann ich ebenfalls nicht bestätigen, aber gerne teste ich mal Regen den ich in einem normalen Plastikgefäß (Lebensmittelecht) auffangen. Regen mit dem von dir erwähnten ph Wert, ist saurer Regen

Du pflegt Kois, Karpfenartige bevorzugen meist eher neutraleres Wasser, meine Südamis halt nicht und das haben mir meine Welse auch schon mit Nachwuchs gedankt. Und nein, es sind nicht die klassischen "Scheibenputzer" die sich immer ohne weiteres vermehren, meine sind Fleischfresser und anspruchsvoller.

Ich würde Regenwasser allerdings nicht unaufbereitet in größeren Mengen trinken. Unsere Körper sind die Bakterien darin nicht gewöhnt. Ich würde es zumindest über meinen UV-C Klärer jagen.

@Bonfire du könntest in deinen Sammelbehälter allerdings auch einen Calcium/Magnesiumhaltigen Stein geben, auf welche das zutrifft müsste aber auch ich erst recherchieren. Dann würde das Wasser peu a peu aufgehärtet und die salze stünden deinen Chilis zur Verfügung.

Ich hab mir damals eine billige Tauchpumpe gekauft für meine Regentonne. Ich habe darauf geachtet dass die Förderhöhe groß genug ist um das Wasser ins erste OG zu befördern und einen normalen Gartenschlauch, mit einer Funksteckdose könntest so auch du das Regenwasser nach oben pumpen, kein Eimer schleppen mehr :thumbsup: das war für mich alleine bei meinem größten von 7 Aquarien eine Qual alle 2 Wochen 100l...uff... Nicht mehr zum Glück :)

LG Micky
 
Calcium/Magnesiumhaltigen Stein
Sollte eigentlich auf alle Kalksteine, echte Marmor und Dolomit zutreffen.
Wieviel von den Mineralien tatsächlich in annehmbarer Zeit gelöst werden können, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen.
Nach meinem Verständnis müsste das Wasser einen möglichst niedrigen PH-Wert haben, um möglichst viel Kalk lösen zu können.
Bin allerdings kein Chemiker :-)
 
Huhu


müsste das Wasser einen möglichst niedrigen PH-Wert haben, um möglichst viel Kalk lösen zu können
Davon gehe ich auch aus und auch ich bin kein Chemiker /in ;) ich musste lediglich jede Woche mit Reagenzien meine Wasserwerte ermitteln. Erst wenn ein Aquarium länger stabil läuft, kann man diesen intervall reduzieren.

Ich denke auch, dass ein solcher Stein erst über einen längeren Zeitraum die Salze abgibt und auch vermutlich nur bis zu einer gewissen Sättigung. Ich stelle mir das mit den Salzen ähnlich wie beim zuckern von Erdbeeren vor, nur das der Stein nicht matschig wird ;) eventuell machen hier auch klassische Dünger wie. B. Hornspäne Sinn?!

LG Micky
 
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