Hakaphos und Bio

Deemer

Chiligrünschnabel
Beiträge
76
Hallo Leute,

da ich nun wahrlich kein Chemiker bin, hier eine vielleicht etwas naive Frage. Ich werde dieses Jahr mal anderen Dünger benützen und wollte mal wissen ob man dann noch von "Bio"-Anbau reden kann.

Hatte mir jetzt die Ratschläge von Fazer zu Herzen genommen und auf
Algoflash Universal
und
Hakaphos Soft Spezial
gesetzt.

Kann man die Pflanzen dann noch als "Bio" bezeichnen? Ich versuche zu verstehen wieviel Chemie in diesen Düngern wirklich ist.

Danke an alle die was von Chemie und Dünger verstehen.
Deemer
 
"Chemie" ist in jedem Dünger egal ob Kompost oder Hakaphos. Denn die Nährstoffe, wie z. B. N, P oder K sind nunmal chemische Elemente. :rolleyes:

Das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Düngern ist "organisch" oder "mineralisch".

Organische Dünger (Kompost, Hornspäne, Mist, Pflanzenjauchen etc.) müssen erst von Bodenorganismen umgesetzt werden, damit die Nährstoffe pflanzenverfügbar werden und geben die Nährstoffe folglich langsam und in kleineren Dosen ab (kaum Überdüngungsgefahr).

Mineralische Dünger sind - grob gesagt - ein Mix aus den Einzelnährstoffen in direkt von der Pflanze aufnehmbarer Form. Die Pflanze nimmt diese sofort auf (dies kann durch falsche Dosierung auch schneller zur Überdüngung führen).

Die EU-Bioverordnung (die ja mit Bio nicht arg viel zu tun hat, aber eben vielen Produkten das verkaufsfördernde Wörtchen Bio zuschanzt) begrenzt nur die Menge des jährlich erlaubten Düngers, aber nicht die Art des Düngers.

Bei der strengeren "Bioland"-Regelung ist der Zukauf z. B. von Stickstoff mengenmäßig begrenzt, sind Guano, Blut-, Fleisch- und Knochenmehle als Dünger verboten, ebenso Jauche, Gülle und Geflügelmist, wenn diese aus Betrieben mit konventionellem Anbau stammen. Es geht also auch hier mehr um die Produktionsweise des Düngers, als darum ob er nun mineralisch oder organisch ist.
 
Der Begriff BIO ist so problematisch daß er eigentlich abgeschafft gehört! :rolleyes:

Bei Dünger, so paradox das auch scheinen mag, ist eigentlich der mineralische die saubere Sache, während die organischen Dünger die sind, bei denen man aufpassen muss!

Maya hat im letzten Absatz schon geschrieben, worauf zB "Bioland" achtet. Es sind die verarbeiteten Tierreste (Horn, Knochen) und die Ausscheidungen (Gülle, Mist) in denen sich eventuell noch Spuren von Erregern und Medikamenten finden!

Mineralischer Dünger hingegen kommt mit Inhaltsangabe, da bekommst Du, was auf der Packung steht! Die im Volksmund als "Chemie" bezeichneten mineralischen Dünger enhalten die gleichen Nährstoffe, aber in Reinform, siehe Mayas erster Satz! Mehr Bio geht eigentlich nicht! ;)

Wenn Du trotzdem organischen Dünger benutzen willst, ohne dir darüber den Kopf zerbrechen zu müssen, dann greif auf pflanzlich-organische zurück, Kompost und Pflanzenjauche. Leider enhalten diese die Nährstoffe nicht in den Mengen wie tierisch-organische oder eben mineralische Dünger!
 
Schluckauf schrieb:
Der Begriff BIO ist so problematisch daß er eigentlich abgeschafft gehört! :rolleyes:

Das macht ähnlich viel Sinn, wie aus dem Abschneiden beim PISA Test die Schlußfolgerung zu ziehen: Schule gehört abgeschafft.

Schluckauf schrieb:
Bei Dünger, so paradox das auch scheinen mag, ist eigentlich der mineralische die saubere Sache, während die organischen Dünger die sind, bei denen man aufpassen muss!

Saubere Sache ist was anderes, die Phosphatlagerstätten sind zu einem großen Teil mit Cadmium aber auch mit Uran verunreinigt, ist ja auch hier schon im Dünger aufgetaucht. Die Schätzungen, wie lange die Phosphatvorkommen noch reichen, liegen zwischen 50 und 350 Jahren.
Auch bei der Energiebilanz schneiden natürlich Dünger organischen Ursprungs besser ab.


Versteh mich nicht falsch, ich verwende auch Mineraldünger, aber die "Bio ist ja eh alles sinnloser Schwindel" Einstellung ist genauso schwachsinnig wie der "Pfui! Chemie" Standpunkt.
 
BioJolokia schrieb:
Das macht ähnlich viel Sinn, wie aus dem Abschneiden beim PISA Test die Schlußfolgerung zu ziehen: Schule gehört abgeschafft.

BioJolokia schrieb:
Versteh mich nicht falsch, ich verwende auch Mineraldünger, aber die "Bio ist ja eh alles sinnloser Schwindel" Einstellung ist genauso schwachsinnig wie der "Pfui! Chemie" Standpunkt.

Ok, mein erster Satz war polemisch, aber so wahllos wie der Begriff momentan benutzt wird, ist er doch wirklich beinah wertlos! :rolleyes:
Da müsste man gerade in der Öffentlichkeit, nicht nur bei den Betrieben und Staatsorganen ein Bewusstsein dafür schaffen, was da was ist und was wo drin ist!
Darüber müssten auch die Leute bescheid wissen, die sich nicht explizit damit beschäftigen!

Das Bio eh alles sinnloser Schwindel ist, hab ich so auch nie gesagt, aber das wolltest Du mir gar nicht unterschieben, nehm ich an, sondern auf die beiden übertriebenen Extrempositionen hinweisen? Da stimm ich dir zu!
Bio vs Chemie, als polarer Gegensatz, das ist schwachsinnig!

BioJolokia schrieb:
Saubere Sache ist was anderes, die Phosphatlagerstätten sind zu einem großen Teil mit Cadmium aber auch mit Uran verunreinigt, ist ja auch hier schon im Dünger aufgetaucht. Die Schätzungen, wie lange die Phosphatvorkommen noch reichen, liegen zwischen 50 und 350 Jahren.
Auch bei der Energiebilanz schneiden natürlich Dünger organischen Ursprungs besser ab.

Womit wir erst mal nur festgestellt hätten, daß es überall an Kontrollen mangelt!

Zur Energiebilanz kann ich nichts sagen, könntest Du links posten oder Quellen nennen?
 
Hmm, meinen ersten Text nochmal gelesen und muss zugeben, daß ich da mineralischen Dünger wirklich etwas unvorsichtig gelobt habe... "Mehr Bio geht eigentlich nicht!" :nono1:
Klingt alles ein wenig polemisch, nicht nur der erste Satz... :whistling:
Ich lass da jetzt mal so stehen, schließlich bezieht sich alles Nachfolgende darauf, aber demnächst werd ich wohl etwas vorsichtiger formulieren und vor dem posten nochmal drüberschauen! :P
 
Wer sich dafür interessiert kann hier mal nachlesen, welche Richtlinien für das"Bioland-Siegel" eingehalten werden müssen.

http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland/qualitaet_richtlinien/Bioland_Richtlinien_27_Nov_2012.pdf


Da ja nicht nur die Stickstoffmenge vorgeschrieben ist, sondern auch die Verwendung von chemisch-synthetischem Stickstoffdünger verboten ist, würde mich mal interessieren wie man das als Laie unterscheiden kann. So ist z.B. im Hakaphos Ammoniumstickstoff und Nitratstickstoff enthalten. Kann man anhand dieser beiden Stoffen pauschal sagen, daß diese aus organischem Material gewonnen wurden oder ob diese synthetisch sind?

Vielleicht kann einer unserer Chemiker was dazu schreiben.


LG, Polt
 
Bei Hakaphos wird es sich um synthetisch hergestellte Düngesalze handeln. Damit dürften sich damit gedüngte Pflanzen dann gemäß verschiedener Bio-Siegel nicht mehr Bio nennen dürfen.
 
mph schrieb:
Bei Hakaphos wird es sich um synthetisch hergestellte Düngesalze handeln.

Das ist doch etwas zu wage. ;)

Nährsalze sind zwar anorganisch, müssen aber nicht zwingend synthetisch sein. Oder habe ich was falsch verstanden?
 
polt schrieb:
Das ist doch etwas zu wage. ;)

Nährsalze sind zwar anorganisch, müssen aber nicht zwingend synthetisch sein. Oder habe ich was falsch verstanden?

Stimmt schon, die können auch aus dem Steinbruch kommen anstatt dem Chemiewerk. Die Übergänge zwischen natürlich und künstlich sind fließend, letzendlich sind es die gleichen Stoffe, die unsere Pflanzen ernähren!

Ich bin der Meinung, daß die anorganischen Dünger, egal ob natürlich oder synthetisch, sauberer sind als die organischen und in gewissem Sinne sind sie das auch. In einem Eimer Jauche findet sich aller möglicher Kram, allerlei Chemikalien und Organismen. In einer Handvoll Kaliumnitrat findet sich eben nur Kaliumnitrat. In die Richtung ging mein unglücklicher Satz oben "Mehr Bio geht nicht!"

Was ich dabei komplett unterschlagen hatte und wofür mich Biojolokia auch zu recht gescholten hat, ist die Herkunft des Düngers, was heutzutage angesichts des Klimaproblems etc etc für das Prädikat BIO ebenso, wenn nicht wichtiger ist! Bei beiden, organischen und anorganischen, hängt ein langer Rattenschwanz dran, da Landwirtschaft, Tierhaltung, dort Abbau/Bergbau/Synthetisierung im Chemiewerk. Jeder Punkt bringt andere Probleme mit sich!
 
Schluckauf schrieb:
Landwirtschaft, Tierhaltung, dort Abbau/Bergbau/Synthetisierung im Chemiewerk. Jeder Punkt bringt andere Probleme mit sich!

Seh ich auch so. Ob man jetzt in einem Dritte-Welt-Land Raubau begeht oder das örtliche Chemiewerk die Umwelt belastet... Da hat beides Vor- und Nachteile. Je nach Aufklärung und Gewissen könnte jeder für sich entscheiden was er für unbedenklicher hält.

Trotzdem würde mich interessieren ob Hakaphos für den Bio-Anbau geeignet wäre.
Aber ich befürchte, daß das nicht der Fall ist. Ich könnte mir vorstellen, daß wenn dieser Dünger die erforderlichen Eigenschaften besäße, würde Compo auch mit dem entsprechenden Siegel werben. ;)
 
Alles schön und gut mit Bio oder anderen Düngern.
Ich nehm den von den Tomaten,also den von Dehner!
Das paßt bis jetzt alles!
Den neuen Dünger mit Pferd werde ich testen und berichten!:w00t:
Man ich kann nicht verstehen,wie man soviel Aufwand machen kann um Bio zu sein!
Wende dann Bio bist, bekommst Du doch ech wieder einen vor den Latz!
Das ist nicht so,und das wollen wir nicht so usw.!
Ich bau Chilis an und fertig!
Ob öklogisch,Bio usw wen jukt es!:confused:
 
Hi. Vieleicht hilft mir jemand. ich habe angenommen das, das Wort Bio von biologisch kommt.
Ist das Bio jetzt irgendein Schlagwort oder wie versteh ich das. Wird das überstrapaziert?
Ist nicht sehr vieles biologisch, wir auch. Wenn wir Medikamente nehmen, dann nicht mehr.
Gruß Kurt.
 
Hensel69 schrieb:
Ob öklogisch,Bio usw wen jukt es!:confused:

Naja... ist vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt. ;)

Ich finde es nicht schlecht, wenn jemand für sich entscheidet, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Ob aktiv oder passiv. Dazu gehört nicht nur, das Altöl nach dem Wechsel in den Vorgarten zu kippen, sondern auch darauf zu achten, daß die Produkte von denen man nun mal abhängig ist, nennen wir es mal umweltschonend hergestellt werden. Sei es Nahrung, Textilien usw.

Leider ist es nicht mehr so wie zu den Zeiten, als es die ganzen Stoffen, die die Umwelt belasten, noch erheblich geringer waren. Auf der einen Seite zeigen die hohen Auflagen der Bio-Erzeuger-Richtlinien, was da so alles im Konventionellen Anbau "versäumt" wird/werden kann.

Natürlich ist das ganze nicht so einfach. Ganau so können sich die meisten kaum vorstellen für ein Kg Mehl über 2 € zu bezahlen. Und warum sich nur die wenigsten Bio-Produkte leisten können/wollen, steht auf einem anderen Blatt. Man muss ja nicht gleich zum Bio-Nazi mutieren. Es bringt auch schon was, wenn man seinen Teil dazu beitragt.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich dünge auch mit Hakaphos. Aber wie bei allem macht die Dosis das Gift. Ich kann auch mit organischem Bio-Dünger das Grundwasser belasten. Von daher versuche ich eben nur soviel wie nötig zu düngen, so daß ich gesunde Pflanzen habe. Das halte ich für sinnvoller als den Pflanzen soviel Dünger zu geben wie sie gerade noch aushalten, nur um zu sehen was möglich ist. ;)


@Kurt.pepper:

Erstmal kommt das Wort aus dem Griechischen und bedeutet nicht mehr oder weniger als "Leben". Ich heutigen Sprachgebrauch verbinden die meisten Leute das Wort mit Produkten die auf der Grundlage möglichst naturschonender Produktionsmethoden hergestellt werden.
DAS "Bio-Produkt" gibt es aber so nicht. Da es verschiedene selbsternannte Kontrollstellen gibt, die mit ihrem eigenen Siegel für Produkte, die nach ihren Richtlinien produziert werden, bürgen. Bio-Siegel gibt es aber inzwischen wie Sand am mehr und jede hat ihre eigenen Richtlinien. Die meisten nehmen es ernst und andere sehen das etwas lockerer und wollen mit so einem "Siegel" eben nur mehr Kohle für ihre Erzeugnisse. Da gibt es wie überall schwarze Schafe.


LG, Polt
 
Schluckauf schrieb:
Zur Energiebilanz kann ich nichts sagen, könntest Du links posten oder Quellen nennen?

Da müsst ich jetzt selbst googeln. "Haber-Bosch Verfahren" ist ein guter Anfang, wenn wer nachlesen will.

Aber die Nitrate bzw. Ammoniumsalze sind zwar engergieaufwändig, aber an sich problemlos aus Luftstickstoff herstellbar. Problematisch wie schon erwähnt die Phosphate, die kommen aus natürlich vorkommenden Lagerstätten, bzw. wenns um Dünger gibts soweit ich weiß nur mehr eine oder 2 die rein genug sind, um sie bedenkenlos für Dünger einzusetzen.


polt schrieb:
Das ist doch etwas zu wage. ;)

Nährsalze sind zwar anorganisch, müssen aber nicht zwingend synthetisch sein. Oder habe ich was falsch verstanden?

Anorganisch im chemischen Sinne als "kein Kohlenstoff drinnen" sowieso. Wenn sie im umgangssprachlichen Sinne "anorganisch" - also nicht biologischen Ursprungs sind, sind die Nitrate auch synthetisch. Zwar wäre es natürlich auch möglich, Nitratdünger über Biosynthese aus Gülle o.ä. herzustellen und dann zu reinigen, das macht aber niemand, zu teuer.

polt schrieb:
Trotzdem würde mich interessieren ob Hakaphos für den Bio-Anbau geeignet wäre.
Aber ich befürchte, daß das nicht der Fall ist. Ich könnte mir vorstellen, daß wenn dieser Dünger die erforderlichen Eigenschaften besäße, würde Compo auch mit dem entsprechenden Siegel werben. ;)

Ein Biosiegel wird ein Bauer der nur mit Haka düngt nicht kriegen, nein. Hängt aber eher mit den Umweltfolgen der Anwendung im Freiland (Nitrat im Trinkwasser) bzw. Umweltfolgen der Herstellung zusammen, dass "Kunstdünger" nicht mit "bio" kompatibel ist.
Für Dich als kleiner Gärtner ist das nicht wirklich relevant. Bei Anwendung in Kübelhaltung ist die Gefahr des Auswaschens sehr gering, und das Gemüse wird dieselbe Qualität haben, wie wenn Du mit Kompost o.ä. düngst.
 
Zurück
Oben Unten