@Mayachili
Was ich nicht verstehe - wo liegt der Unterschied in Bezug auf die Nährstoffverfügbarkeit der organischen Erde/des Kompostes, ob diese im Sack vorliegt, oder im Topf? Müsste die Umwandlung der Nährstoffe nicht bereits ab dem Zeitpunkt der Abfüllung beginnen?
Oder ist es einfach so, dass nicht die gesamten Nährstoffe zur Verfügng stehen, sondern nur ein eher kleiner Teil, und der Rest so nach und nach verfügbar gemacht werden muss?
Ich habe das Gefühl wir reden aneinander vorbei.
Ob Kompost aus dem Sack kommt oder vom Komposthaufen, er verhält sich grundsätzlich immer gleich bezüglich Dauer der Nährstoffumsetzung. Organische Materie braucht Zeit.
Für die Umwandlung brauchen die Mikroorganismen, Luft, Licht, die richtigen Temperaturen (je wärmer desto schneller), Feuchtigkeit usw.
Alles das passt im Plastiksack eingeschweißt nicht wirklich. Da mag ein bisschen was an Umsetzung stattfinden (und je nach Lagerung auch Feuchtigkeit ran kommen, siehe Schimmel an der Erde im Sack), aber optimale Bedingungen sehen anders aus. Kann sogar sein, dass sie total verröcheln. Sind schließlich Lebewesen.
Ich würde grundsätzlich
nicht davon ausgehen, dass Umsetzungsprozesse mit der Umfüllung beginnen.
Warum sollten sie? Wissen die Mikroorganismen, dass der Kompost jetzt in den Verkauf geht und sie gefälligst arbeiten müssen?
Prozesse, die bereits Kompostierwerk begonnen haben, gehen möglicherweise weiter, aber unter den verpackten Bedingungen garantiert nur seeeeehr langsam. Bei Rotteprozessen (vom organischen Material zu Kompost zur Pflanzenverfügbarkeit) sprechen wir selbst unter guten Bedingungen von Monaten, nicht Tagen.
Der Kompost aus dem Sack beginnt dann richtig zu arbeiten, wenn er in den Topf kommt, die Sonne darauf scheint, er nass wird, durch Zuschlag anderer Erde ein ganzes Sortiment weiterer Mikroorganismen mit dazu kommt, die Pflanzen wachsen und sich immer mehr Mykorrhiza an ihren Wurzeln ansiedeln können etc. pp. Ganz zu schweigen von allen anderen Bodenlebewesen (Regenwürmer, Hundertfüssler & Co) die auch an der Verarbeitung beteiligt sind. Ab diesem Moment wird dann Nährstoff freigesetzt, zuerst sehr wenig, je besser die Bedingungen, desto mehr. Aber auch dann steht nicht alles auf einmal zur Verfügung. Deshalb spricht man von der Nährstoffverfügbarkeit in einer Vegetationsperiode und nicht von Verfügbarkeit sofort oder in 10 Tagen.
Bitte nicht immer Erde/Kompost gleichsetzen, das sind zwei unterschiedliche Stiefel.
Blumenerde, die verkauft wird, ist selten rein organisch. I. d. R. wird mineralischer Dünger zugesetzt, der dann natürlich sofort pflanzenverfügbar ist und die Zeit abpuffert, bis die organischen Bestandteile der Erde verfügbar sind.
Ist es eine
rein organische Erde, der alle Nährstoffe in Form von Kompost oder anderen organischen Materialien (Kokosschalen, Lebensmittelabfälle, Trester etc.) zugesetzt wurden (uuuund deren Düngematerialien nicht vor-verrottet wurden), dann gilt für sie das Gleiche wie für reinen Kompost. Da ist zunächst mal nicht viel verfügbar.
Wäre es sinnvoll, die Erde (zumindest teilweise) etwas früher aus den Säcken zu nehmen und schon vorzubereiten, damit die Nährstoffe etwas flotter zur Verfügung stehen?
Bei Erde aus der vergangenen Saison mache ich das ohnehin so, dass sie schon früher gedüngt wird. Allerdings aus dem Grund, da diese ja kaum noch Nährstoffe haben sollte, als frische Erde. Da war ich schon der Meinung, dass diese recht fix zur Verfügung stehen sollen.
Erde mischt man an, wenn sie bepflanzt wird, nicht vorher.
Es sei denn Du düngst mit Hornspänen (die lange für die Umsetzung brauchen) oder frischem Mist (der für viele Pflanzenwurzeln frisch einfach zu scharf ist und die Haarwurzeln verbrennt).
Bei mineralischer Düngung würde ich keinesfalls bereits früher anmischen, weil sich an der Düngerverfügbarkeit durch den zeitlichen Vorlauf gar nix ändert. Es besteht eher das Risiko der Nährstoff-Auswaschung.
Bei rein organischer Düngung kann man
theoretisch früher anmischen, aber die Pflanzenverfügbarkeit geschieht auch im Zusammenspiel mit den Pflanzen, durch die Pilze an den Wurzeln. Ohne Bepflanzung fehlt diese Komponente.
Etwas anderes ist es, wenn wir bei organischer Düngung nicht von Töpfen, sondern vom Freiland sprechen. Dort düngt man organisch bereits einige Zeit vorher, zur Vorbereitung des Beetes. Freiland ist aber auch Wind und Wetter ausgesetzt, nicht nur voller Mikroorganismen, sondern auch Krabblern, Regenwürmern und sonstigen Kompostzersetzungshelfern.
PS: Verstehe ich das richtig, dass man bei organischem Dünger auf einen höheren Stickstoffgehalt achten sollte, als die Pflanzen eigentlich bräuchten, da Stickstoff deutlich weniger verfügbar ist/gemacht werden kann?
Wenn Du mit organischem Dünger Kompost meinst: ja, der braucht zusätzlichen Stickstoff, weil es mehrere Jahre braucht, den Stickstoff aus dem Kompost umzusetzen. Da täuscht also die Angabe der Stickstoffmenge. Deshalb gibt man zu Kompost immer eine entsprechende Menge Hornspäne o. ä.
Wenn es sich um handelsübliche organische Dünger handelt, also zum Beispiel Flüssigdünger: Nein.
Du brauchst nicht mehr Stickstoff, sondern einfach das was die jeweilige Pflanzenart eben benötigt.
Einfach auf die Packung schauen. Dort steht immer nicht nur der Stickstoffgehalt, sondern auch der pflanzenverfügbare Stickstoff explizit angegeben. Das ist der Wert, der interessiert.