Hybridsaatgut im Chilianbau

Alles klar ;)

Bei mir hatten sich ja unabsichtlich 2 Sorten gekreuzt. Davon hatte ich letzte Saison erstmals Pflanzen gezogen. Also F1. Heuer davon wieder, also F2.
Vom alten Saatgut (vor F1) habe ich auch wieder welche gezogen. Diese F1 hat aber andere Eigenschaften als die letztjährige F1. Letztes Jahr hängende Beeren, dieses Jahr stehende Beeren :) Aber das ist doch eigentlich dann nicht möglich oder?

Ich werde später mal einen Thread in Projekte aufmachen, da ich vorhabe an dieser Sorte dran zu bleiben.
 
JasonV schrieb:
Alles klar ;)

Bei mir hatten sich ja unabsichtlich 2 Sorten gekreuzt. Davon hatte ich letzte Saison erstmals Pflanzen gezogen. Also F1. Heuer davon wieder, also F2.
Vom alten Saatgut (vor F1) habe ich auch wieder welche gezogen. Diese F1 hat aber andere Eigenschaften als die letztjährige F1. Letztes Jahr hängende Beeren, dieses Jahr stehende Beeren :) Aber das ist doch eigentlich dann nicht möglich oder?

Ich werde später mal einen Thread in Projekte aufmachen, da ich vorhabe an dieser Sorte dran zu bleiben.


Doch klar 2 Sorten die vielleicht selber nicht ganz reinerbig sind , wenn du diese verkreuzt bekommst du natürlich eine Vielfalt an Genvariationen und damit auch eine Vielfalft an Variationen.

Wie die Saatgutindustire ihre Supersorten in F1 machen wurde ja hier schon sehr schön erklärt

Gruss

Alexander
 
clappingmarkey:
Im Übrigen: Samenfeste Sorten sind wesentlich resistenter und anpassungsfähiger als F1-Hybride. Der Prozess dauert nur eben einige Generationen. Smile

Genau deshalb interessiere ich mich auch für die Erhaltungszucht. Nur konnte ich diesbezüglich noch nirgends genaue Infos finden.
Ich möchte einige Chili-Sorten, die ich anbaue, über Jahre und viele Generationen anbauen - und somit an meinen Standort anpassen.
Das heißt also, Verhüten und Samen von nur einer Pflanze geht ein, zwei Generationen gut, danach macht sich die Inzucht bemerkbar.
Um dies zu vermeiden, muss ich die Pflanzen untereinander kreuzen, auch wenn sie die selben Eltern hatten, hab ich das richtig verstanden? Ist das nicht auch eine Form von Inzucht?

clappingmarkey:
Ich habe auch eine Sortenpatenschaft für eine weiße, alte Stangenbohne übernommen, deren Saatgut ich sortenrein vermehre.

Find ich großartig! Wie machst Du das da, dass Du Inzucht vermeidest? Bei Bohnen befruchtet sich die Blüte ja oft schon, wenn diese noch geschlossen ist? Die sind doch auch hauptsächlich Selbstbefruchter?

@Hombre: wenn ich also selber eine F1-Hybride züchten möchte, müsste ich zuerst die Pflanzen richtig schön reinerbig bekommen durch stete Inzucht. Wenn ich das nicht mache, kann auch die F1 Generation aufspalten, hab ich das richtig verstanden?
 
Also, 1-2 Generationen werden sich noch nicht äußerlich bemerkbar machen, aber vielleicht ist das Saatgut dann nicht mehr so keimfähig. Das ist ein langsamer Prozess.
Bei den Neuzüchtungen mit Sortenstabilisierung, züchtet man ja auch durch Selbstbestäubung.
Wie weit man jetzt bei dem Begriff "Inzucht" geht... schwierig. Fakt ist, durch verschiedene Pflanzen, die sich bestäuben, bekomme ich wieder einen genetische Mix. :) Und der ist wichtig. :)

Wenn du jetzt eine Sorte an deinen Standort anpassen möchtest, würde ich wie folgt vorgehen:
Viele Pflanzen (am besten >10) dieser Sorte anbauen. Dazu solltest du möglichst sortenreines Saatgut haben, damit alle Pflanzen auch das werden, was sie sollen. :)
Die stärksten und gesündesten Pflanzen werden untereinander gekreuzt und das Saatgut im Jahr darauf wieder angebaut.
Diesen Prozess macht du 4-5 Generationen. Dann würde ich versuchen, auf Ertrag zu züchten. D.h. Die jetzt möglichst gesunden Pflanzen werden jetzt auf den meisten Ertrag selektioniert: Die produktivsten Pflanzen werden untereinander gekreuzt, usw. (Kann man natürlich auch vorher schon drauf achten. :)
Wichtig: Kranke/schwächelnde Pflanzen kommen für eine Weiterzucht nicht in Frage.

Zur Bohne: Das ist tatsächlich etwas schwer. Ich baue einfach eine größere Zahl dieser Bohne an und keine andere. In der Nachbarschaft hat auch niemand Bohnen. Die Insekten bestäuben einen Teil, der Rest wird sich selbst bestäuben. Das kann ich nicht kontrollieren.
Es geht aber auch darum, Saatgut vor allem zu vermehren und weiterzugeben. :)


Die F1-Generation wird in der F2 immer aufspalten. In der Zucht ist das gewollt, da man dort dann Merkmale selektionieren kann. Bei F1-Hybriden (Industrie) wirst du unfruchtbare oder schlechter wachsende Pflanzen bekommen.
 
Hier hab ich noch einen weiteren Link gefunden:
http://www.gartengnom.net/f1-hybride/

Dort wird bei der "Herstellung" der reinerbigen Elternpflanzen davon gesprochen, dass diese bis zu 8 Generationen mit sich selbst bestäubt werden. Und dann erste Anzeichen von Inzucht zeigen.
 
Danke für die ausführliche Beschreibung und den Link! Es ist also dann davon auszugehen, dass bei Selbstbestäubern die Inzuchtfolgen erst spät aufteten (ab der 8. Generation).
Ich werde es auf jeden Fall mal probieren so wie du oben beschrieben hast, danke nochmal! Das klingt zwar sehr sehr langwierig, aber ich möchte meine eigene an unseren Standort angepasste Chilisorte ;)
Hoffe nur, meine Frau tritt mir nicht in den Hintern, wenn ich 10 und mehr Chilis von einer Sorte anbaue...

Was mich einfach etwas verwundert (und völlig verwirrt hat) ist, dass in keiner der Literatur zum Thema Samen aus dem Hausgarten (habe hier das Samenhandbuch von Arche Noah) auch nur ein Hinweis zur Inzucht steht. Bei Tomaten und Chilis steht nur, dass man verhüten soll, damit sie sich selbst befruchten und dass man eine gewisse Bestandsgröße benötigt. Aber dass man die Pflanzen zur Vermeidung von Inzucht auch gegenseitig befruchten soll, fand ich nirgends. In dem Buch soll es ja um die dauerhafte Erhaltung von Sorten im Hausgarten gehen und nicht um ein paar Samen für die nächste Saison zu gewinnen, oder hab ich da was nicht mitgekriegt?

Zu der Weiterzucht von F1-Hybriden: bei den Chilis und Paprika würde ich mich wirklich wundern, wenn die Nachkommen der F1 tatsächlich so degeneriert und unfruchtbar wären. Warum sollten sie? Nur weil die Eltern aus Inzuchtlinien bestand? Unfruchtbar wären sie ja nur, wenn ne baccatum oder so eingekreuzt wurde, oder lieg ich da falsch?
Ich probiers heuer einfach testweise mal mit den Nachkommen der Supermarktchili und werd sehen, wie sie sich im Vergleich zu den richtigen "Sorten" entwickeln. Derzeit machen sie einen sehr guten Eindruck. Vor allem eine der beiden Pflanzen scheint extrem wüchsig zu sein.
Gekeimt war sie am 20. April und jetzt sind bereits winzige erst Blütenknospen sichtbar! Die geht ab wie Unkraut. Wärend die zweite Pflanze grade noch am zweiten echten Blattpaar arbeitet... Die keimte aber auch ne Woche später...
 
Das Samenhandbuch habe ich auch. Es wird auf jeden Fall immer gesagt, dass man einen großen Bestand haben soll. Es wird wohl davon ausgegangen, dass ein Großteil der Bestäubung durch Insekten geschieht. Die Selbstbefruchtung ist natürlich auch möglich.

Zu F1-Hybriden:
Im günstigsten Fall bekommst du eine Pflanze, die normal wächst. Das kann natürlich auch sein. Vielleicht sieht sie etwas anders aus, aber die wächst/bildet Früchte.

Durch die permanente absichtliche Schwächung der Elternpflanzen ist es aber auch genauso gut möglich, dass diese schwachen Gene in einem Teil der F2 wieder auftaucht. Unfruchtbarkeit ist zum Teil gewollt. Meist wird hier die männliche Sterilität erreicht, d.h. die männlichen Erbanlagen sind nicht mehr funktionsfähig, die Pflanze kann nicht bestäubt werden, da kein Pollen verfügbar ist. Also muss der Bauer neues Saatgut kaufen.

Ich habe selbst letztes Jahr Saatgut einer Supermarktchili angebaut. Gekauft hatte ich eine kleine süßliche, orangene Mini-Snackpaprika.
Heraus kamen letztes Jahr wieder recht produktive Pflanzen mit süßlichen, orangen Früchten. Nur die waren fast 1,5 - 2 Mal so groß wie die gekauften. :)
Ergo: Die Weiterzucht hat geklappt - allerdings nicht mit exakt den gleichen Merkmalen. :)
 
Der Thread ist ja schon etwas älter, ich hoffe es ist okay ihn nochmal hochzuholen, die Frage passt hier so gut.

Es macht also wenig Sinn von meiner Orias F1 "Baumarkt Chili" Samen für nächste Saison aufzuheben, so weit so gut (bzw. schlecht).

Ansonsten hab ich noch ein paar Samen aus Supermarktchili zum "üben" gepflanzt, an dem Saatgut habe ich kein großes Interesse, ich frag nur aus Neugier:

Wenn ich die Beiträge hier so durchlese dann geht ihr davon aus, dass Supermarktchilis bereits von F1 Hybriden kommen, versteh ich das richtig?
Das würde ja bedeuten, dass meine gepflanzten Samen schon wieder die defekten Elterngene aufweisen könnten :dodgy:
Aber erstmal 8 Generationen mit sich selbst zu bestäuben stelle ich mir für die Industrie sehr aufwendig vor, auch wenn dann eine etwas ertragsreichere Pflanze bei rauskommt.

Ist nicht eher vom Gegenteil auszugehen, dass Supermarktchilis mit hoher Wahrscheinlichkeit eben keine F1 Hybriden sind?
 
Immer, wenn du im Supermarkt wunderschön einheitliches Gemüse (in Form, Farbe und Lagerstabilität) findest, kannst du davon ausgehen, dass es F1 Gemüse ist.

Denn nur dort hast du diese gleichen Eigenschaften.
Die F1 Generation einer Kreuzung ist nach Mendel uniform, das heißt alle Pflanzen (und damit Früchte) sehen gleich aus.
Und genau das ist der Vorteil für Bauern: Sie können sich sicher sein, dass alle Pflanzen das Gleiche produzieren.

Klar ist es Aufwand für die Industrie - aber da jeder Bauer jedes Jahr neues Saatgut kaufen muss (die F2 hätte ja nicht mehr diese gleichen Eigenschaften in allen Pflanzen), ist das äußerst lukrativ.

Zenu schrieb:
Wenn ich die Beiträge hier so durchlese dann geht ihr davon aus, dass Supermarktchilis bereits von F1 Hybriden kommen, versteh ich das richtig?
Das würde ja bedeuten, dass meine gepflanzten Samen schon wieder die defekten Elterngene aufweisen könnten :dodgy:

Du hast die Samen aus einer Supermarktfrucht entnommen?
Dann hast du die F2 angebaut.
Jetzt kann es sein, dass die negativen Eigenschaften zum Vorschein kommen, muss aber noch lange nicht.
Ich habe auch mal Saatgut von einer kleinen, schärfefreien orangen Minipaprika angebaut.
Es kam auch eine schärfefreie orange Minipaprika raus. Nur waren die Früchte etwa 50% größer als die Ursprungsfrucht.
Nicht immer muss die F2 schlecht sein. Nur mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit kommt nicht exakt das raus, was sein soll.
Und für kommerzielle Landwirte ist es doof, wenn sie große rote Paprika anbauen wollen und es kommt raus: 25% rote große Paprika, 25% rote kleine Paprika, 25% orange kleine Paprika, 25% rote Paprika, die aber eine völlig andere Form haben.

Das Beispiel ist übertragbar auf jedes andere Gemüse (große/kleine, krumme/gerade Gurken... etc.).
 
Oh, alles klar das hätte ich nicht gedacht dass sich der Aufwand finanziell lohnt. Aber die gleichbleibenden Eigenschaften klingen natürlich sinnvoll für einen Bauern.
Danke für die Erläuterungen, alle Zweifel beseitigt :)

Ja, die Samen habe ich aus einer Supermarktfrucht entnommen. Beziehungsweise wenn ich jetzt so drüber nachdenke stimmt das eigentlich gar nicht.
Ein Kommolitone, der auch ein paar Chilis anbaut hat mir 2 oder 3 Schoten mitgebracht und mich mit dem Chili Virus infiziert.
Ich hab ihn später mal gefragt welche Sorte das denn sei und er sagte er wüsste es nicht, aber es wären die gleichen wie man auch im Supermarkt kaufen kann. Daraus schließe ich mal er hat eine Supermarktfrucht angebaut, da die Früchte die er mir geschenkt hat aber aus seiner eigenen Ernte stammen müsste es sich bei meinen Pflanzen also theoretisch schon mindestens um F3 handeln :confused:

Ist nicht schlimm, hab die Pflanzen eh nur um Erfahrung für die nächste Saison zu sammeln (hab ja auch viel zu spät gesäät) und so hab ich wenigstens ein Ausrede wenn die Pflanzen nicht so toll werden. Es waren die schlechten Gene :blush:
 
Sehr interessanter und informativer Thread.

Beim Lesen stellte sich mir die Frage bei welchem Händler ich mir denn sicher sein kann, dass ich reines Saatgut bekomme?
Ich will 2015 mit meiner ersten Saison starten und wenn ich das hier lese, würde ich reines Saatgut natürlich bevorzugen. Kann da jemand sichere Shops benennen?
 
clappingmarkey schrieb:
100% Sicherheit wirst du nie haben. Auch die Händler können nicht in das Saatgut hineinschauen.

Schau mal in den Bezugsquellen, da sind viele aufgelistet.

Danke für deine Antwort! Also kann ich z.B. Bei Semillas bedenkenlos für die nächste Saison einkaufen?
 
Ja. Ich habe bislang nur positive Erfahrungen mit semillas gemacht.

Es wurde immer das, was draufstand. Keimrate >90%.
Einzig, der Versand kann mal was dauern, aber die Post kommt von den Kanarischen Inseln, deswegen ist das zu verschmerzen. :)
 
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