Sortenrein oder nicht?

trekkinggips

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Hallole, wenn man zwei Chilis gekreut hat kann es ja sein, dass F2 sich wieder zurückentwickelt zu einem der beiden 'Elternteilen' , oder?

Kann man andersherum aber davon ausgehen, dass wenn aus unverhüteten Samen die richtige Pflanze gewachsen ist (sie also scheinbar nicht verkreuzt ist) die nächste Generation auch nicht verkreuzt ist wenn man dann zuvor verhütet hat?
Es also keine 'stummen Verkreuzungen' gibt? Die irgendwann zum Vorschein kommen? Oder nicht optisch aber geschmacklich?

...hoffe das war verständlich...vielleicht noch mal so, Bsp: ich habe im 1.Jahr unverhütetes Saatgut ausgesät und die Pflanze hat die erwarteten Beeren hervorgebracht, die ich wiederum verhütet habe. Kann ich davon ausgehen, dass die ursprüngliche Sorte nun sortenrein ist oder können sich im 2. Jahr doch noch andere Pflanzen entwickeln?
 
Es gibt Kreuzungen die merkst du nicht, weil sie nur minimal anders sind, als die Ausgangsfrucht. Ist z. B. bei der "Galapagos Isabella Island" passiert, am Geschmack erkennt man hier aber dass eine Baccatum eingekreuzt ist.

Aber generell sollte es keine "stummen" Kreuzungen geben, wenn deine Pflanze zu 100 % Sortenrein ist (Geschmack und Form) ist auch nichts eingekreuzt.

Dass in der ersten Generation gar nichts an Veränderungen passiert und in der zweiten dann plötzlich einiges, halte ich für etwa so wahrscheinlich wie einen Sechser im Lotto.

Allein schon, weil sich die Größe und Form aus den Genen von zwei Pflanzen zusammensetzt und etwa einen Mittelwert bildet.

Fazit: Möglich, wenn beide Pflanzen die gleiche Fruchtform und Farbe haben, ansonsten würde ich es als extrem unwahrscheinlich einstufen.
 
Etwas verworren mein Beitrag, daher noch mal kurz und bündig:

- Aus verkreuztem Saatgut wird immer direkt eine verkreuzte Pflanze wachsen und nicht erst in darauffolgenden Generationen
- Bei großer Ähnlichkeit von "Kreuzungspartnern" kann der Eindruck erweckt werden, dass eine Kreuzung keine wäre und im zweiten Jahr, wenn sich die Gene weiter aufspalten, kann es zu einer anderen Optik / anderem Geschmack kommen
 
Theoretisch besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass sich die Gene einer Sorte in einer Kreuzung komplett durchsetzen.

Es gibt aber Faktoren, wie etwa Größe und Form die, soweit ich weiss (und aus Beobachtung) einen Mittelwert zwischen den Früchten der beiden Kreuzungspartner bilden.
 
Es gibt aber Faktoren, wie etwa Größe und Form die, soweit ich weiss (und aus Beobachtung) einen Mittelwert zwischen den Früchten der beiden Kreuzungspartner bilden.
Heuer 2 x roten Minipaprika angebaut. Die Größe passte bei einer Pflanze, aber die Farbe und das dünne Fruchtfleisch kamen von einer Chilhuacle Negro. Die zweite Pflanze brachte fast normale rote Minipaprika hervor. Also beide F2 und ich habe bei der F1 nicht bemerkt, dass ich da eine verkreuzte Beere (roter Minipaprika) bei der Samengewinnung vor mir hatte.

 
Heuer 2 x roten Minipaprika angebaut. Die Größe passte bei einer Pflanze, aber die Farbe und das dünne Fruchtfleisch kamen von einer Chilhuacle Negro. Die zweite Pflanze brachte fast normale rote Minipaprika hervor. Also beide F2 und ich habe bei der F1 nicht bemerkt, dass ich da eine verkreuzte Beere (roter Minipaprika) bei der Samengewinnung vor mir hatte.

Ja, wie gesagt, ist manchmal schwer zu merken. warscheinlich waren Größe und Form der beiden Kreuzungspartner recht ähnlich?

Wobei eins merkwürdig ist, du hättest in der F1 definitiv braune beeren haben müssen. Braun ist dominant, rot im Vergleich dazu rezessiv so viel ich weiss.
 
Also beide F2 und ich habe bei der F1 nicht bemerkt, dass ich da eine verkreuzte Beere (roter Minipaprika) bei der Samengewinnung vor mir hatte
Hui, jetzt wirds kompliziert...ist nicht das was du als F2 beschreibst eigentlich F1? Ich war immer der Annahme, dass der Phänotyp (also das Aussehen der Beere) nach einer Kreuzung immer wie die Mutterpflanze aussieht und nur der Genotyp der Samen gekreuzt ist. Also die Beere, die du als F1 benannt hast. :angelic:
 
:D Ich mag kompliziert.
Die fremd bestäubten Früchte AN der Mutterpflanze sehen aus wie alle anderen Früchte an der Mutterpflanze. Der Samen enthält das gemischte Erbgut, aber der Frucht sieht man es nicht an. Aus diesem Samen entsteht die 1. Filialgeneration = F1.
Die selbstbestäuben Blüten der 1. Generation enthalten dann die F2 Saat.

Es ist eher selten das eine Verkreuzung nicht gleich in der ersten Generation auffällt, aber es kommt schon mal vor wenn sich die Kreuzungspartner sehr ähneln.

Braun ist übrigens nicht dominant :) das war lila/schwarz, das ist dominant.
Braun erscheinen Früchte die rot sind und gleichzeitig ihr Chlorophyll langsamer abbauen als gewöhnlich.
Rot ist dominant, aber die Zusatzeigenschaft des langsamen Chlorophyllabbaus ist rezessiv.
rotfrüchtige Sorte x braunfrüchtige Sorte = rotfrüchtig in F1
Aufspaltung der F2 (rein Mathematisch) in 1:2:1 braun:verdeckterbig braun sieht rot aus:reinerbig rot
 
Also die Pflanzen, die man kreuzt nennt man P (Parentalgeneration). Die Generation danach ist F1.
Der Phänotyp bei F1 kann genau so sein, wie eine der Pflanzen der P Generation. Wenn eineige Genen dominant rezessiv vererbt werden kann es sein, dass ein Merkmal in der ersten Generation aussetzt und erst in der F2 wieder kommt. Das ist garnicht so unwahrscheinlich denn nicht alle Gene, die von der Blüte weitergegeben werden sind sichtbar.

Ein kleines Beispiel:

Ich kreuze 2 Pflanzen: Eine mit großen Schoten und eine mit kleinen Schoten. Die Gene dafür werden dominant / rezessiv vererbt also NICHT intermediär: Es kann keine "mittel große" Schote entstehen.

Das Gen für große Schoten nenne ich mal "A" und das für kleine schoten "a". Die großen Schoten werden also dominant vererbt.
Die Ausgangspflanzen der P Generation sind Sorten rein. Daraus folgt:

AA wird mit aa gekreuzt.

Wir haben danach folgende Genkombinationen in der F1:

Aa, Aa, Aa, Aa

Es sind alles große Schoten und weisen in keiner Hinsicht das Merkmal kleiner Schoten auf. Es sieht so aus, dass die Pflanzen sortenrein ist.
das stimmt aber NICHT weil sie ja immer noch das nicht sichtbare Gen "a" enthält.

Egal welche Blüte man nimmt, sie gibt immer "Aa" weiter. Daraus folgt:

Aa wird mit Aa gekreuzt.

Wir haben danach folgende Genkombinationen

AA → Sortenrein große Schoten
Aa → Mischung große Schoten
Aa → Mischung große Schoten
aa → Sortenrein kleine Schoten

Obwohl in der F1 keine kleinen Schoten vorgekommen sind, taucht es wieder in der F2 auf. Das geht natürlich mit beliebig vielen Merkmalen sofern sie nicht intermediär vererbt werden ;)
 
Wow, interessante Infos zu braunen Beeren und toll erklärt @60N und @Grisou_99 Vielen Dank! :thumbsup:

Heisst also es ist doch möglich wenn die F1 Beeren aus F1 Saatgut wie die Mutterpflanze (F0) aussehen kann in F2 eine verkreuzte Beere entstehen...wenn ich das alles richtig verstanden habe. :)
 
Ja genau :)
Ist nur dann doch recht unwahrscheinlich, dass sie wirklich 100% übereinstimmen - zumindest optisch.
Die meisten veränderungen sieht man halt nur kaum :P
 
Hm ich glaube jetzt bringen wir hier gerade zwei Sachen in Bezug die nicht unbedingt zusammen hängen müssen.

Verkreuzungen können im Prinziep jederzeit auftreten. Sobald eine Blüte unbeabsichtigt von einer anderen Sorte bestäubt wird nennt man das verkreuzt.
Eine zufällig entstandene (verkreuzte) F1 Pflanze kann also auch wieder fremd befruchtet werden, von einer dritten Sorte.
Die nächste Generation kann also eine echte F2 sein und ganz regulär nach den Mendelschen Regeln aufspalten, oder sich nochmal mit was anderem unbekanntem verkreuzt haben und deshalb unterschiedliche Pflanzen hervor bringen.
Komplizierend hinzu kommen kann noch das Saat aus einer Beere von verschiedenen 'Vätern' stammen kann. Das heisst das ein Teil durch selbstbefruchtung und ein anderer Teil durch Fremdpollen entstanden sein kann.
:laugh: Dann wird die Promenadenmischung erst richtig bunt.

Ein kleines Beispiel:
Ich kreuze 2 Pflanzen: Eine mit großen Schoten und eine mit kleinen Schoten. Die Gene dafür werden dominant / rezessiv vererbt also NICHT intermediär: Es kann keine "mittel große" Schote entstehen.
Das ist aber nur ein theoretisches Rechenbeispiel zum erklären wie sich dominant / rezessive Erbgänge verhalten.
Grosse Früchte sind leider nicht dominant :arghh: schön wär's ja.
Fruchtgrösse/Form wird durch sehr viele verschiedene Gene bestimmt und das Zusammenspiel ist reichlich Gehirnverknotend.
 
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