Urid Dal / Urad Dal (Urdbohneneintopf, indische Art)

Gyric

Chili-Wiesel
Beiträge
5.923
Letztens durch Zufall kam ich auf Urdbohnen, die mit den wahrscheinlich eher bekannten Mungbohnen verwandt sind.

Urdbohnen verhalten sich eher wie Linsen, besonders, wenn sie geschält sind. Man könnte als Substitut sicherlich auch einfach rote Linsen nehmen, obwohl Konsistenz, die weiße Farbe und der Geschmack etwas abweichen - was dem Gericht aber keinen Abbruch tun würde!
Im indischen Raum werden sie gerne für ein "Dal", also einen "Linseneintopf" benutzt, wenn man das so nennen möchte. Hauptbestandteil eines Dal sind immer Hülsenfrüchte und anderes Gemüse, vorzugsweise reichlich Zwiebeln. Ich stelle Euch heute eine cremige Variante mit Tomaten vor.

Urid Dal / Urad Dal (Urdbohneneintopf)

Zutaten
für 2-3 Personen:
  • 1/3 einer 500g Packung (~167g) geschälte Urdbohnen / Urid Dal
  • 2 mittelgroße, weiße Zwiebeln (etwa 300g)
  • ca. 300g Tomaten (Dosentomaten, frische Tomaten, passierte Tomaten, eigentlich nicht so wichtig, denn es kocht eine ganze Weile!)
  • ca. 200g Kartoffeln
  • 500ml Brühe nach Wahl (Gemüse-, Hühner-, oder Rinderbrühe, ganz nach Geschmack)
  • 150ml Sahne (Schlagsahne, oder auch ein veganes Pendant)
  • 2 gehäufte EL Fett (Im Original Ghee, also ginge auch Butterschmalz, Rinderfett, oder eben ein pflanzliches Öl - kein Olivenöl!)
  • 1 gutes Stück Ingwer (ca. 30-40g)
  • 3-4 Zehen Knoblauch
  • 1 kleines Stück Kurkuma (ca. 10-15g, ansonsten etwa 1 EL Kurkuma-Pulver)
  • Chili nach Bedarf - Ich empfehle Mitglieder der Annuum- oder Frutescens-Familie
  • Jeweils 100g rote Gemüse- oder Spitzpaprika, Karotten und Staudensellerie (man kann eigentlich verwenden, was gerade an Gemüse da ist, einfach ausprobieren)
  • Frisches Koriandergrün (Cilantro)
  • Zucker und Salz zum Abschmecken
Für die Gewürzmischung:
  • Kreuzkümmelsaat 1/4 TL
  • Koriandersaat 1/2 TL
  • Senfsaat 1 TL
  • 1 Gewürznelke (diese kleinen, schwarzen Dinger, die so aussehen, wie ein winziges Szepter)
  • 1/8 TL Zimt
  • 2 TL Garam Masala
  • 5-6 schwarze Pfefferkörner
  • optional 1 Messerspitze Hing (Asant / Asafoetida)
Nur Richtwerte! Gewürze können sehr unterschiedlich ausfallen, ebenso wie der eigene Geschmack.

Zubereitung:

Zuerst die Gewürzmischung, die lässt sich wunderbar vorbereiten.

Man nimmt die Körner vom Kreuzkümmel, Koriander und Pfeffer, sowie die Senfsaat und die Nelke und röstet diese zusammen in einer leeren Pfanne bei mittelhoher Hitze an. Sobald die Senfkörner von der Hitze anfangen, zu springen, zieht man die Pfanne vom Feuer, lässt alles eine gute Minute abkühlen und gibt den Inhalt in einen Mörser. Alles wird fein zerstoßen.

Die übrigen Gewürze oder auch das Garam Masala sind ja meistens fertig gerieben erhältlich / im Haushalt, daher rührt man sie anschließend einfach dazu, oder reibt dann z.B. etwas Zimtstange hinein, wenn man kein Pulver hat, etc.
Achtung: Nur Hing (a.k.a. Asant, Stinkasant, Teufelsdreck oder auch Asafoetida genannt) kommt noch NICHT in die Mischung. Man kann dieses Gewürz auch komplett weglassen, mehr dazu später.

Dann die restlichen Zutaten:

Die Urdbohnen werden, ähnlich wie Reis, kurz vorgewaschen und abgesiebt, um Schalenreste und beim Transport entstandenes Mehl zu entfernen. Dann werden sie 12-15 Minuten in ungesalzenem Wasser gekocht und abgesiebt. Sie sollten jetzt schon etwas weicher sein, aber noch einen leichten Biss haben. Beiseite stellen und abkühlen lassen, gerne auch leicht abgedeckt.

Kartoffeln, Karotten, Sellerie und Paprika in Brunoise verwandeln, also kleine Würfel. Gilt für alle Gemüse, die man dazuwürfeln möchte (im wahrsten Sinne). Beiseite stellen.

Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch, Chili und Tomaten werden grob zerkleinert und im Mixer zu einer Sauce kleinpüriert.

Wer mutig ist, gibt auch den Kurkuma direkt mit in den Mixer. Wer Angst hat, dass sich dann sein Mixer verfärbt - man kann den Kurkuma später auch direkt in die Pfanne zugeben. Entweder auf einer Metallreibe fein gerieben, oder in dünne Scheiben schneiden und mitkochen lassen. Wenn man später auf die gekochten Scheiben beißt, kriegt man einen kleinen Geschmackskick vom Kurkuma, aber das bleibt jedem selber überlassen. Pulver kann man fast jederzeit zufügen, es sollte aber eine Weile mitköcheln.

Eine große Pfanne wird mit dem eingangs genannten Fett befüllt und ordentlich erhitzt. Dann kommt die eben beschriebene Sauce aus dem Mixer in das heiße Fett - Vorsicht, es kann ein bisschen spritzen - und der Kurkuma sowie Hing/Asant kommen jetzt dazu.

Die Mischung wird etwa 6-7 Minuten auf mittelhoher Hitze "gebraten". Wir wollen keine Röstaromen, aber alle Bestandteile sollen kräftig angeschwitzt werden. Kurz bevor Röstaromen entstehen können, wird mit der Brühe abgelöscht und wir lassen die Temparatur wieder steigen.
Sobald die Mischung wieder anfängt zu köcheln, kommen die Kartoffelwürfel hinzu und die Pfanne wird abgedeckt. Die Hitze sollte so eingestellt werden, das der Inhalt leicht simmert, für etwa eine halbe Stunde! In dieser halben Stunde kann man auch die Brühe nach Bedarf einreduzieren lassen, falls nötig.

Diese Zeit dient eigentlich dazu, die Kartoffeln mürbe zu kochen, als auch Zwiebeln und Tomaten richtig schön einkochen zu lassen. Die in den Kartoffeln enthaltene Stärke erzeugt zum Schluss eine gewisse Sämigkeit im Gericht, daher kann es bei Bedarf auch länger gekocht werden. Mehlig kochende Kartoffeln können sich dabei durchaus auflösen, festkochende sorten bleiben dabei eher als Stücke erhalten.
Die halbe Stunde kann man jetzt natürlich auch nutzen, um das Gemüse kleinzuschneiden (die Brunoise), sofern man das noch nicht gemacht hat.

Wenn die Kochzeit in etwa rum ist, kann man die Sahne einrühren und dann das Gemüse hinzutun.
Zuerst die Karottenwürfel dazugeben, sie dauern am längsten, etwa 10-12 Minuten.
Gleichzeitig kommen die Urdbohnen wieder hinzu, sie sollten nicht zu lange kochen, da sie sonst zu weich werden.

Der Staudensellerie braucht nur etwa 7-10 Minuten und die Paprika ist mit 5-7 Minuten am schnellsten fertig.

Ich persönlich gebe die Gewürzmischung bei solchen Eintöpfen gerne etwa zeitgleich mit der Paprika, oder eben 5 Minuten vor Koch-Ende hinein, da sich die Gewürze innerhalb dieser Zeit zwar gut entfalten können, aber nicht zuviel verfliegt.

Innerhalb dieser 5 Minuten wird auch nochmal mit Salz, Zucker und evtl. Sahne abgeschmeckt.
Die Sahne macht das Gericht rund, Salz und Zucker dienen zum Ausgleich. Spätestens kurz vor dem Anrichten schneidet man das Koriandergrün klein, welches zum Servieren obendrauf gestreut wird - je nach Intensität des Gerichtes nicht zu sparsam damit sein!

Zum Hing oder Asant muss ich noch sagen: Es ist eine kritische Zutat. Einerseits sorgt sie für Authentizität, aber nicht jeder mag sie. Außerdem ist das Zeug extrem intensiv. Durch das lange Mitkochen von Anfang an kann sich die Intensität abmildern, oder bei zuviel Asant das ganze Gericht penetrant machen. Im Umgang daher bitte sparsam sein und langsam herantasten, also nicht wie mit Chilis (von denen gehen immer reichlich ^^).

Zu guter Letzt - ich habe Tipps gegeben, mit denen sich das Gericht problemlos vegetarisch oder vegan zubereiten lässt, aber auch Fleischfans kommen auf ihre Kosten, wenn sie ein wenig Fleischbrühe verwenden. In Indien wird teilweise auch mit Huhn, Ziege, Schaf, etc. aufgerüstet, was aber einen ganz anderen Charakter des Gerichts ergibt.
Vegetarische Varianten sind zum Teil mit Amchoor (Mangopulver) oder auch frischer Mango zu finden. Probiert alles gerne mal aus :)

Das Essen fand so guten Anklang, dass ich gerade noch die Reste fotografieren konnte, aber es ist und bleibt ein Linseneintopf, wenn auch gut gewürzt:

uriddalhik27.jpg


Und die übliche Portion zum Mitnehmen

uriddaltakeawayxwjn4.jpg


Sämig, cremig, würzig, scharf, die Tomaten nicht zu dominant, das Gemüse noch mit Biss... einfach lecker!
 
Zuletzt bearbeitet:
Roman einer Rezeptur ^^

Ja, bei Rezepten ist das immer so eine Sache! Bei so einem Gericht läuft man eben Gefahr, alles zu einer mehr oder weniger homogenen Lumumpe zu verkochen, also gut gewürztem Babybrei, mehr oder weniger.
Da das schade wäre, kann man sich etwas Mühe geben und verwandelt so eigentlich sehr günstige Zutaten in ein - unter Umständen - sehr hochwertiges Gericht.
Mit anderen Worten: Das Gericht lebt von den unterschiedlichen Konsistenzen und einer ausgewogenen Würzung ;)
 
@Parrotia da war jemand aufmerksam! der satz ist in der bearbeitung tatsächlich verloren gegangen! ich korrigiere es sofort :D danke für den hinweis!
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke fürs Rezept, viel findet mal ja leider nicht im Netz an Rezepten zu den Urad Dal. Da hast Du Dir wirklich Mühe gegeben, und was mich sehr freut auch mit der Groß- Kleinschreibung. ;)
 
Danke fürs Rezept, viel findet mal ja leider nicht im Netz an Rezepten zu den Urad Dal. Da hast Du Dir wirklich Mühe gegeben

gerne doch. bei meinen rezepten gebe ich mir immer mühe, weil ich möchte, dass andere auch in den genuss kommen, den ich hatte. viel spaß beim nachmachen und ich bitte um erfahrungswerte :)

und was mich sehr freut auch mit der Groß- Kleinschreibung.

tja, was das angeht... deswegen wird ja öfter mal gestichelt. wer was dagegen hat, braucht meine beiträge ja nicht zu lesen. ich beherrsche groß- und kleinschreibung durchaus, halte sie im privaten bereich aber für lästig und zeitraubend. meine meinung :) außerdem ist die kleinschreibung mein markenzeichen ^^ und ich werde nicht davon abstand nehmen. bei rezepten und beiträgen als moderator ist das was anderes.
 
und ich werde nicht davon abstand nehmen.
das weiß ich, ich wollte es einfach lobend erwähnen statt zu kritisieren, das wurde an anderer Stelle schon diskutiert.
Und es ist wirklich so, dass ich fast alle deine Beiträge genau deswegen nicht lese, obwohl mich das Thema interessiert. Und das finde ich schade.

Aber genug off topic: wenn ich das Rezept nachkoche werde ich berichten. :)
 
Ja das MungDal ass ich viel während meiner Ayuverda-Zeit .
Das ist lecker und gesund
 
Prima gemacht. Echt witzig, gerade habe ich eine Sambahr Gewürzmischung hergestellt in der diese Linsen auch reinkommen. Interessant finde ich immer, wenn in eine Gewürzmischung eine andere Gewürzmischung hineinkommt, in diesem Falle Garam Masala das ja selbst schon über 5 Zutaten verfügt, von denen wiederum welche in der Urid Dal Gewürzmischung vorkommen.
 
Zurück
Oben Unten