Rookie sucht Tipps zum Chilianbau unter nicht ganz idealen Bedingungen

mysterypepper

Chiligrünschnabel
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Hallo liebes Forum,

durch Corona bin ich zur Amateurbalkongärtnerin geworden und habe in meinem Eifer alle möglichen Projekte angefangen, darunter auch einige Chilisamen, die seit Monaten in getrockneten Schoten aus dem Supermarket in meinem Regal rumlagen. Ich hab die angezogen so gut wie ich's halt hinbekommen hab und bin nun stolze Besitzerin von etwa dreizehn Keimlingen, die dabei sind, ihre ersten richtigen Blattpaare zu entwickeln. Einige Dinge sind mir aber jetzt noch nicht so ganz klar und ich freue mich auf euren Rat.

1. Ich hab ein Zimmer, das fast keine Sonne abkriegt, aber einen schönen großen Süd-/Westbalkon, der recht geschützt ist und etwa sechs Stunden Sonne am Tag bekommt. Ich stelle aktuell die Kleinen immer raus, sobald es sonnig wird, und hole sie nachts wieder rein. Wie lange muss ich das noch machen, d. h. bei welchen Temperaturen können die die Nacht draußen verbringen? Da sie ja praktisch von Anfang an jeden Tag draußen waren, sind sie insgesamt wahrscheinlich etwas robuster als im Gewächshaus angezogene Keimlinge.

2. An Tagen, an denen es kühl (also unter 20 Grad) aber sonnig ist, ist es besser sie drinnen zu behalten - ist Wärme oder Licht wichtiger?

3. Wenn ich sie eine paar Tage drinnenlasse, also mit Tageslicht aber ohne direktes Sonnenlicht, falls ich mal wegmuss etc, sterben sie dann oder hören sie halt auf zu wachsen?

4. Hat jemand Erfahrung damit, Chilis aus Supermarktsamen (meine sind von Rewe, aus dem Chilimix) Pflanzen zu ziehen? Was sind da so für Pflanzen draus geworden? Es steht ja keine Sortenbezeichnung drauf. Welche Farbe waren die Früchte? Waren die Pflanzen gesund?

Falls ihr sonst noch Tipps für Anfänger habt, haut raus.
Danke!

PS: Ich besitze keinerlei spezielles Equipment wie Wärmelampen oder so.
 
1. Eisheilige abwarten, wobei die scheinbar dieses Jahr ausfallen :)
2. Licht, unter 10 Grad wird es erst etwas problematisch.
3. Nein sterben nicht, am Fenster kein Problem, vielleicht Spargeln sie ein wenig
4. Problem bei Supermarkt ist, du weist nie was aus den neuen Früchten wird weil die nicht rein sind, Pollenmischmasch sozusagen. Kann aber auch spannend sein.
Hab mir dieses Jahr „BirdEye“ aus ner Mühle gezogen und schaut bis jetzt gut aus
 
Danke :) hier ein paar Fotos. Die Töpfe sind aufgrund der aktuellen Lage (bzw der von vor einigen Wochen) etwas improvisiert. Die zwei in den großen runden Töpfen sind meine Sorgenkinder, die waren in einer Schale mit lauter Keimlingen, die eingegangen sind, dann hab ich sie umgetopft und seitdem geht es ihnen ganz okay, aber sie wachsen viel langsamer. Das in dem klaren runden Töpfchen ist kein Chili sondern ein Steckling. Und einer hat so wellige Blätter...
 

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Ich finde, die sehen eigentlich ganz ok aus.
Nur die Erde stört mich etwas, die ist unglaublich grob. ;)
 
Ich finde auch das die Pflänzchen gut aussehen.
Schau das du die im grünen Kästchen bald mal vereinzelst, das wird schnell zu eng für die vier.

Lies dich hier durchs Forum, da wirst du mit Infos nur so erschlagen, im positiven Sinne:thumbsup:
 
Ergänzungen zu deinen Fragen und Zottels Antworten:

1. Wenn sie etwas größer sind, überstehen sie ab 10°C die Nacht draußen. Das wird tendenziell dauerhaft erst ab Ende Mai soweit sein. Bis dahin würde ich gerade die Zwerge Nachts wieder reinholen.

2. Ähnliche Prämisse: wenn sie etwas robuster sind (2-4 Blattpaare) mehr Sonne, bis dahin ganz behutsam, sind noch Babies

3. s. Zottel

4. Im Supermarkt findet man fast ausschließlich F1 Hybride. Das bedeutet, die Früchte wurden aus zwei fest definierten Elternteilen erzeugt, damit sie alle mehr oder weniger gleich aussehen und die gewünschten Eigenschaften haben (und die Erzeuger jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen). Leider entstehen so keine festen Sorten, weil die sich erst nach vielen Generationen stabilisieren. Nach den Mendelschen Regeln kann nun aus jeder deiner Samen eine Planze entstehen, die einer der Großeltern ähnlich ist (Spaltungsregel). Welche das waren weißt du nicht, auch nicht welcher Samen in welche Richtung geht. Ist ein spannendes Glücksspiel, nur den Elternbeeeren die du gekauft hast werden sie eher nicht ähneln. Davon abgesehen ist das Saatgut in Ordnung, wenn sie gekeimt sind, hast du quasi gewonnen.
 
Hat jemand Erfahrung damit, Chilis aus Supermarktsamen (meine sind von Rewe, aus dem Chilimix) Pflanzen zu ziehen? Was sind da so für Pflanzen draus geworden? Es steht ja keine Sortenbezeichnung drauf. Welche Farbe waren die Früchte? Waren die Pflanzen gesund?
Ich habe 2017 ein paar Chilis gekauft. Einmal eine Chilimischung (Fatalii white, Shishito, Scotch Bonnet gelb, Rain Forest) von Rewe. Dort waren Sorten vermerkt und die verschiedenen Chilis waren auch eindeutig zu indentifizieren. Zudem hatte ich noch Habaneros vom Kaufhof.

Habanero, Fatalii white und Rain Forest gehen mittlerweile in die dritte Saison. Bei den drei Sorten gab es keine Ausreißer. Shishito hat nicht gekeimt (nachvollziehbar, weil die noch grün und damit nicht reif war).

Die als Scotch Bonnet bezeichnete Chili hat sich als Jamaican Hot Yellow herausgestellt und diese war verkreuzt. D.h. ca. 50% der Pflanzen hatten die ursprüngliche Fruchtform und auch den Geschmack in gelb, die anderen waren von der Form eher wie eine Pimientos de Padron in rot. Letztes Jahr das gleiche Spiel. Nur habe ich zusätzlich noch Samen der "falschen Fruchtform" ausgesät. Die Form hat sich dann nicht verändert, aber die Farbe. Eine war gelb, eine rot, und eine ist über hellbraun nach rot abgereift. Der Geschmack war eher wie Paprika mit ordentlicher Schärfe. Beim Kochen ganz brauchbar als Paprikaersatz. Diese Saison habe ich das aber nicht weiter verfolgt. Theoretisch könnte man versuchen bestimmte Formen oder Farben zu stabilisieren und eine neue Sorte zu züchten.

Es lohnt sich auf jeden Fall mal ein paar Samen von interessanten Sorten bzw. gut schmeckenden Beeren aus dem Supermarkt zu versenken. Es kann das gleiche rauskommen, muss aber nicht. Sofern man etwas Platz übrig hat und auch mit Überraschungen leben kann spricht nichts dagegen.
 
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