Das ist schon richtig, aber die Wirkung hält auch nicht ewig an! Da ist die von dir genannte Spanne von Wochen bis Monaten doch schon etwas weit gefasst. Auch hierzu wird es Untersuchungen geben. Hast du, für diesen konkreten Wirkstoff, weiterführende Informationen, auf die du diesen Zeitraum stützt?
Klar hängt das auch wieder von der Ausgangskonzentration ab. Aber da sind wir dann wieder bei der von dir erwähnten bestimmungsgemäßen Einsatz. Bei dem gibt es eine Aufwandsmenge für die jeweilige Kultur und die maximale Anzahl der Anwendungen, was die Konzentration doch schon sehr weit eingrenzt. Deshalb, beim Einsatz von PSM erst mal die Dokumentation durchlesen, da steht so etwas dann auch genau drin.
Die Spanne ist eher konservativ gefasst. Du kannst aus den Zulassungsdokumenten oder auch dem Sicherheitsdatenblatt für Calypso entnehmen, dass sich Neonicotinoide im allgem und auch Thiacloprid im Speziellen nur sehr langsam biologisch abbauen. Dies ist vom Entwickler ja auch gewollt. Die systemische Wirkung beruht darauf, dass man durch sehr wenige Anwendungen ein möglichst niedriges Wirkstoffniveau in der Pflanze aufbaut.
Hinzu kommt, dass auch die Halbwertszeiten im Boden z.T. hoch liegen (bei Thiacloprid und unseren Breiten ca 30 Tage). Des weiteren entstehen durch chemische und physikalische Prozesse Zerfallsprodukte, die ebenfalls vergleichsweise hohe Halbwertszeiten ( z.T über 300 Tage) haben und biologisch aktiv sind.
Ich kann sicher nicht die toxikologische Wirkung auf das Ökosystem einschätzen - da fehlt mir die Zeit die tausenden Seiten Papier zu wälzen. Ich persönlich habe den Eindruck, dass man die Wirkung und Kreuzwirkung dieser Wirkstoffgruppe Anfang der 2000'er falsch eingeschätzt hat. Die Indizien verdichten sich doch, dass es einen Zusammenhang Bienensterben - Neonicotinoid-Einsatz gibt. Deshalb werde ich als privater Hobbygärtner diese Chemiekeule nicht einsetzen.
Wichtig zur Entscheidungsfindung sollte das Bewusstsein sein, dass sich diese Mittel eben nicht nach wenigen Tagen in Wohlgefallen auflösen, sondern lange in Pflanzen und Böden verbleiben.
PS: Die angebenen Wartezeiten bis zum Verzehr sind nur für die Einhaltung des für den Menschen gültigen Grenzwertes gedacht. Der zugelassene Grenzwertgehalt an Thiacloprid richtet sich nach der Sorte und wird u.a. damit bestimmt, wieviel ein Durchschnittseuropäer täglich an diesem Obst/Gemüse ist. (siehe Zulassungsdokumente efsa) Damit in der Addition aller Thiacloprid belasteter Nahrungsmittel, die auf der durchschnittlichen Speisekarte landen die theoretische Gesamtbelastung unterhalb einer Schwelle bleibt.
Wenn sich die dummen Bienen aber nur an meinem Chiliblütenmeer laben und einfach kein Fleisch oder Fisch wollen....
grüße