Capsaicin & der Körper

epij

Chiligrünschnabel
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Hallo! Neu hier und deswegen möcht ich euch gleich mal mit 2 Fragen nerven :>

Einleitung:
Ich hab mich, ähnlich wie jemand anderer hier im Forum im letzten halben Jahr gut "rauftrainiert", konnte vor einem Jahr kaum beim Thai essen und wollte mich eigentlich nur deswegen bisschen abhärten, da mir das authentische Thaifood bei mir ums Eck so unglaublich gut schmeckt.

Dann doch mehr drauf reingekippt und fast schon eine Sucht entwickelt (bissi wie Bergsteigen) und hab also begonnen Thaichillies, dann Bonnets bis zu Habaneros zu essen, bis ich eine ganze Frucht ohne Milch durchhalte. Ziel war recht rasch die Bhut.

Bei frischen Früchten bin ich derzeit bei Chocolate Habaneros, wenn man Wikipedia glauben schenken darf sind das etwa 450.000 scu und den unterschied zur normalen Habanero spürt man schon (Geschmack leider eher holzig).

Irgendwann kamen dann die lustigen Hotsaucen und Extrakte, es ging weiter bis 800k und als ich mir neulich einen halben Teelöffel (4-5 Tropfen) vom 1 Mio Extrakt gab, zum Testen ob ich bereit für die Bhut wäre, hatte ich 10 Minuten später so extreme Bauchkrämpfe, dass ich mich nur noch krümmen konnte. Magen war nicht nüchtern, hatte ihn vorher mit etwas Joghurt auch "eingeseift", den Burn hielt ich ganz ok stand, Schluckauf wie Sau aber die Magenschmerzen haben mich dann doch zweifeln lassen, ob ich eine Bhut überhaupt schaffen könnte.

1. Frage: woher kommen die Magenschmerzen und Bauchkrämpfe so plötzlich? Ich bin an und für sich nicht gastritisch oder anderwärtig belastet. Zwischen extrakt und frischer Frucht kanns ja Wirktstofftechnisch keinen Unterschied geben. Und das es beim Extrakt in Öl gelöst ist müsste ja auch egal sein, oder?


2. Frage: Ich hab während meiner "Abhärtung" festgestellt, dass ich nach und nach Muskelzuckungen und Spasmen bekam (ihr kennt ja dieses Augenzucken zB) und das in der Magengegend als wär ich im 9. Monat schwanger und es kickt da was raus (was nicht der Fall is). Kann es sein, dass Capsaicin im Stoffwechsel Magnesium puffert und so dem Körper entzieht wodurch sich durch Magnesiummangel diese Zuckungen und nächtlichen Beinkrämpfe ergeben?


Hoffentlich nicht alles zu medizinisch/spezifisch, vielleicht weiss ja jemand was. Mein Arzt meinte zu allem nur "dürft normal nix sein", ich glaube er weiss eben nicht in welchen Scovillesphären ich in letzter Zeit schwebe.

lg!
 
Grüß dich erst einmal hier, Herzlich Willkommen im Forum :)

Gleich vorweg: Frage 2 kann ich nicht beantworten, habe aber auch noch nie davon gehört, dass Capsacin dafür verantwortlich sein könnte.

Zu deiner ersten Frage: Es ist nicht unbekannt, dass zu hohe Mengen Capsaicin zu Magenkrämpfen führen können. Zumindest fühlt es sich an, wie Magenkrämpfe, wobei ich denke, dass es sich um Reizungen der Magenschleimhaut handelt, die zum Glück recht zügig wieder nachlassen, auch wenn sie höllisch weh tun können.

Und zwischen Extrakt und frischer Frucht gibt es einen großen Unterschied. Der Scoville-Wert frischer Beeren wird nach deren Trockenmasse angegeben. Das heißt, da ja auch Wasser und andere Sachen neben Capsaicin in einer frischen Beere enthalten sind, nimmst du VIEL weniger Capsicin zu dir, als bei purem Extrakt (was dann tatsächlich auch so viel Scoville hat, wie angegeben). Eine Habanero hat ca. 80.000 Scoville-Einheiten als Beere und eine Bhut wird eventuell so 150.000 haben. Also weitaus weniger, als wenn du dir einen halben TL 1 Mio Extrakt reinziehst.

Übrigens stellt sich ja auch die Frage, ob man, ab dem Punkt, wo man unangenehme Empfindungen beim Chiliessen macht, noch versuchen sollte, weiter zu gehen (und ich rede nicht von Scluckauf oder Brennen im Mund (wobei das auch schon Gründe sein könnten, um weniger scharf zu essen)). Wenn du dir um deine Gesundheit Sorgen machst und nicht genau weißt, ob deine Symptome Folgen zu hohen Chili-Konsums sind, dann solltest du schon rein zur Profylaxe ab sofort weniger bzw. nicht mehr so scharfen Chili essen. Denn ab "Habbi pur" aufwärts tuts eh nur noch mehr weh - und vor allem länger. Eine Gewöhnung ans Bhut pur essen schätze ich für fast nicht erreichbar ein und sie wird, wenn überhaupt, nur von einem sehr kleinem Teil Menschen erreicht.
 
Und nun frage ich mich, warum setzt man sich so ein Ziel? Warum muss man unbedingt eine Jolokia pur essen? Mit Genuß hat das ja nix zu tun.
 
Hi Epij,

ich wollte dir eigentlich nicht antworten, da mir deine "Art" nicht gefällt! Scharf essen und mögen hat etwas mit Spass und Lebensfreude zu tun. Das was du da versuchst ist eher ein Selbstversuch, der dumm ist!

Selbstverständlich greift Capsaicin den Magen an! Wenn du davon zu viel zu dir nimmst, kann dies arg böse Folgen für deine Gesundheit haben! Extraktsaucen sind keine Spielzeuge und das Capsaicin kann dich ins Krankenhaus bringen!

Wenn du dich mal etwas intensiver mit dem Thema befasst wirst du feststellen, das es für Menschen wie uns, die ständg irgendwelche Chilis essen kein Problem ist eine Habbi zu essen. Du bist also nix Besonderes wenn du das kannst :whistling: Es besteht aber ein Unterschied zwischen dem was man "oben" verträgt und dem was "unten" los ist. Die Verdauungsorgane gewöhnen sich nicht an 1 Mio SCU und werden immer wieder rebellieren. Und glaub mir ich spreche aus Erfahrung, wenn ich das schreibe! Ein Alkoholkater der übelsten Art ist ein FURZ gegen eine kleine Vergiftung mit Capsaicin!

Du hast deine Grenze jetzt gefunden. Belass es dabei! Mehr geht bei dir nicht!

LG Harald
 
Nabend Harald,

ich bin was meine Schärfeverträglichkeit angeht ein Anfänger und habe aber als schärfste Frucht eine Trinidad Douglah über mehrere Tage in ganz ganz kleinen Stücken mit verschiedenen Nahrungsmitteln kombiniert. Die Mengen hielten sich damit stark in Grenzen.
Es war für mich aber ein echter Genuss mal einen neuen Geschmack und eine andere Schärfe zu erleben. Insbesondere im Vergleich mit dem üblichen "Cayenne Pfeffer-Mix" aus dem Supermarkt, den ich mir hoffentlich irgendwann nie wieder kaufen muss ;-)

Mir sind die durch aus amüsanten Selbstversuchsvideos mit hoch dosiertem Capsaicin bekannt.
Du sprichst aber von einer Capsaicin-Vergiftung. Was genau waren deine Symptome?

MfG Moflame
 
@orange_hot
Korrigier mich, falls ich einem Denkfehler unterlaufen bin, aber die Scoville Skala richtet sich nach der Capsaicin-Konzentration einer getrockneten Frucht. Capsaicin verflüchtigt sich durchs trocknen nicht, somit ist in der Getrockneten selbiges drin, wie in der Frischen, womit sich durch Verdünnen auch die selbe Scovilleanzahl ergeben sollte. Eine Habanero mit 80k und Bhut mit 150k klingt anders, als ca 200-300k und 1mio. Und rein subjektiv kann ich eine 80k sauce nicht mit einer Habanerobeere vergleichen. Hm! Klär mich auf! :>


@Naglfar
War ursprünglich auch nicht geplant. Es schlich sich aber eine ziemliche Affinität für den Geschmack einer Habanero an sich ein und ich finde diese Reiz der Selbstüberwindung jetzt nicht unbedingt schlecht. Danach gehts einem doch meistens sehr gut.


@Harald
Auf deine Unterstellung dadurch etwas besonderes sein zu wollen geh ich mal nicht ein, ebensowenig darauf, dass du mir weiterhin unterstellst scharfes Essen nicht zu mögen und alles nur ein dummer Selbstversuch sei.
Dennoch klingst du ("mehr geht bei dir nicht") als würdest du dich herausgefordert fühlen. Kann sein, dass genau du derjenige bist, der gerne mit seiner Schärfeverträglichkeit herumposaunt? Also ich bins nicht, nur weil ich einmal in eine Bhut beissen wollte.
Aber du hast recht, ich habe demnach meine Grenze gefunden und belass es ab nun nur noch bei den genießbaren Sachen.
 
Morschen epij,
also ich denke mir das folgendermaßen: Wenn du eine, sagen wir mal Habbi trocknest, verflüchtigt sich ein sehr hoher Teil des Gewichtes der Beere. Infolgedessen hast du auf das Gesamtgewicht der getrockneten Chilis eine höhere Menge an Capsaicin. Wenn du dies nun in Wasser lösen willst, brauchst du mehr Wasser, da du mehr reines Capsaicin hast, als wenn du eine ungetrocknete Beere verdünnen wölltest. Das Verhältnis von Capsaicin pro g Masse verschiebt sich bei getrockneten Beeren und Extrakt. So erkläre ich mir das zumindest, aber ich bin auch kein Experte, kann also durchaus sein dass ich falsch liege ;).
 
Moin orange_hot!

Gestern Abend hast du mich dermaßen unsicher gemacht und verwirrt, dass ich mir die Scoville-Literatur nochmal reinziehn musste :>

Du hast zwar mit deiner These bzgl. Frisch-und Trockenmasse recht, jedoch beschreiben deine recht niederen Werte für frische Beeren nicht die Scoville Heat Units, sondern nennen wir sie "orange_hot heat units" :>

Der Herr Scoville hat damals definiert, zur Ermittlung innerhalb seiner Skala IMMER von getrockneten Früchten auszugehen. Es gibt demnach keine Scoville Werte an einer frischen Frucht gemessen, man kann durch Artverwandheit einfach annehmen, dass eine frische Habanero zwischen 200-300k SCU hat, wenn eine getrocknete in diesen Bereich gemessen wurde.

Klar würde eine frische Frucht weit weniger SCU errechnen, da dessen Gewicht um ein vielfaches höher ist, aber dieser Wert wären dann eben keine Scoville Heat Units mehr, da die Skala nur von Trockenmasse ausgeht.

Entschuldige mich förmlichst für den Klugschiss in aller Früh, bin aber nun dennoch erleichtert, die auch eigene Verwirrtheit beseitigt zu haben.
 
Ok, dass leuchtet mir ein, was du da schreibst. Gut, dann danke, dass du nochmal nachgeschaut hast, jetzt bin auch ich schlauen :). (Auch wenn ich auf dem richtigen Weg war...:D)
 
Ich zitiere mal Harald Zoschke:

Die Scoville-Werte für Chilis beziehen sich in der Regel auf getrocknete Schoten; sie liegen um etwa den Faktor 10 höher als bei frischen Schoten.

Nachzulesen hier: http://www.pepperworld.com/cms/grundlagen/brenn-o-meter.php
 
Icewolf77 schrieb:
Ich zitiere mal Harald Zoschke:

Nachzulesen hier: http://www.pepperworld.com/cms/grundlagen/brenn-o-meter.php

Die Scoville-Skala ist auf frische Früchte nicht anwendbar, da sie sich immer auf die Trockenmasse bei Verdünnung bezieht. Da sich rein am Capsaicingehalt zwischen trocken und frisch aber nicht viel ändert, hat eine frische Frucht die selbe Konzentration Capsaicin wie die getrocknete. SCU-Messung erfolgt aber nur an der trockenen.

Keine Ahnung was der "Faktor 10" hier aussagen soll. *shrug*
 
epij schrieb:
....

Der Herr Scoville hat damals definiert, zur Ermittlung innerhalb seiner Skala IMMER von getrockneten Früchten auszugehen. Es gibt demnach keine Scoville Werte an einer frischen Frucht gemessen, man kann durch Artverwandheit einfach annehmen, dass eine frische Habanero zwischen 200-300k SCU hat, wenn eine getrocknete in diesen Bereich gemessen wurde.
.....

Sorry wenn ich mich einmische, aber ich glaube Ihre redet ein wenig aneinander vorbei. Der Capsaicingehalt wird an getrockneten Früchten bestimmt, weil sich das Capsaicin dort am besten extrahieren läßt. Dennoch ist der Absolutgehalt an Capsaicin in einer Frucht nach dem Trocknen nicht größer als vor dem Trocknen. Die Menge des Capsaicin von getrockneten Früchten ist also gleich der Menge bei frischen Früchten.

Ein anderer Punkt ist die Konzentration des Capsaicin in der Frucht. Und die ist logischerweise bei getrockneten Chilis höher als bei frischen, weil sich die Menge des Capsaicin beim Trocknen zwar nicht ändert, wohl aber die Masse der Chilis. Deshalb wird ja auch die Konzentration in mg/kg (HPLC-Methode) angegeben. Daher kommt auch der Faktor 10!
[/Klugscheißmodus]

:)
 
Danke John. Deshalb auch der Faktor 10. Um ca. diesen Faktor werden die Früchte ja beim Dörren auch kleiner. Auch eine sehr beliebte Frage.
 
Also diese Diskussion ist ja das Beste ever !!! Wer will denn hier so streng los ? Es ist ja wissenschaftlich interessant aber ich denke kaum daß so ein Kram Selbstversuche rechtfertigt !!! Das ist für mich schon reichlich krank ehrlich.
 
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