Ein Stecklingsexperiment

_hw_

Anbau Improvisateur
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Servus zusammen,

der Start ist zwar schon ein bissl her, trotzdem möchte ich euch noch an einem kleinen und unfreiwillig zustande gekommenen Experiment von mir zu Chili-Stecklingen teilhaben lassen, dass ich durchgeführt habe. Schon vorab, es wird ein paar Posts dauern, ich bitte um etwas Geduld. 😉 Soviel aber schon vorab: it's a daily soap, bin einigermaßen vorbereitet.

Die Idee

Sind Stecklinge ggf. eine Überwinterungsmethode für Pflanzen, die ich unbedingt erhalten will (verkreuzt), aber nicht als Ganzes überwintern kann? Dafür müssten die Stecklinge mit wenig Licht, Temperaturen um 18-20°C, geringer Luftfeuchtigkeit und mehrere Monate ohne einpflanzen – also im Stecklings-Stadium – klarkommen. Also einfach mal schauen wie lange sie das können. Das führt zur ersten "Forschungsfrage": Wie lange können Chili-Steckling durchhalten ohne ernsthaft Schaden zu nehmen?

Und dazu ging es um die alte Frage „How to Steckling“: In Wasser oder Erde?
Ich weiß, dass wurde hier schon öfter diskutiert und scheint eher religiöser als wissenschaftlich argumentiert zu werden 😜 Mein Experiment ist natürlich auch weder von den Bedingungen noch Stichprobengröße oder irgendetwas her repräsentativ, für "anekdotische Evidenz" sollte es aber allemal reichen.

Die 2 "Forschungsfragen" sind definiert, die Idee sollte klar sein.

Haha, neugierig seid ihr also 😜
Wird noch gefüllt, aber noch ists nicht soweit, Geduld, Geduld...
 
Zuletzt bearbeitet:
Teil 1 – Der Start & das Setup
Logdatum: 16.7.

Warum das Ganze
Begonnen hat das Ganze, weil ich das unbedingt herausfinden wollte ... ich einer Chenzo beim Gießen im Büro in meinem Ungestüm bei einem Gießunfall den Haupttrieb direkt nach der ersten Verzweigung abgerissen hatte 🙄😖 Das war Mitte Juli bereits. 📆

Auf den Frust folgte die Idee, diesen Haupttrieb in Stecklinge zu schneiden und mit diesen einen kleinen Versuch zu starten. Also schnell den Zweig zusammengeknüllt und in den Rucksack gesteckt und heim marschiert. Früher Feierabend, Chilis statt Arbeit, olé 🤩 – okay, ehrlicherweise leider home office danach, wie so viele andere auch …

Zuhause dann habe ich dann alles zu kleinen Stecklingen verarbeitet. Dabei habe ich ganz klassisch versucht die Stecklinge mit einem sterilisierten sehr scharfen Messer 🔪 möglichst schräg anzuschneiden. Blüten, Fruchtansätze und Beeren wurden alle entfernt. ❌🌸❌🌶️❌

Das Setup
11 Stecklinge nahmen teil. Die Bedingungen sollten sein:
  • wenig Licht (im Raum oder Nordwestseite-Mini-Fenster ohne direkte Sonnenlichteinstrahlung) 🌥️
  • moderate Temperatur (soweit möglich) 🌡️
  • nur Zugabe von Wasser mit der Zeit 🚰
  • verschiedene "Haltungsvarianten"
Von den 11 Kandidaten habe ich:
  • 2 in Anzuchterde (halbvolles 7er Töpfchen, torffrei, pH-Wert ca. 6, leicht vorgedüngt mit NPK 0,15–0,12–0,4 g/l + Mg 0,12g/l + S 0,5g/l, mit Meeresalgenmehl)
  • 2 in jeweils einen Kokostab (laut Beschreibung ungedüngt, aber EC-Wert vergessen zu messen, bei den Billigen heißt ungedüngt ja zum Teil nicht zwingend etwas)
  • 6 in ein mit Papier umwickeltes Glasgefäß (Gewürzstreuer, Smoothie Flasche, etc.) oben Frischhaltefolie mit einem Loch für den Steckling
  • 1 in eine Flasche aus Grünglas
Das Setup optisch
🪴 🪴 --- 🌱🥥 🌱🥥 --- 🌿🥛 🌿🥛 🌱🥛 🌱🥛 🌱🥛 🌿🥛 --- 🌱🍾♻️
(Symbolbild)

Hier tatsächliche Bilder 😁 Die ersten Eindrücke der Stecklinge, Logdatum: 16.7. & 17.7.

Im Glas, Frischhaltefolie obendrüber, mit Loch drin. Damit sie halten und das Wasser weniger durch Kondensation verloren wird. Sehen nimmer so fit aus...
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Mit Papier drum, professionell mit Haushaltsgummi angebracht 🤣
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Und in Erde / Kokostab - auch weniger fit.
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Und dann mal schauen, wie sich das ganze entwickelt 🤓
 
Zuletzt bearbeitet:
Es werden Wetten angenommen, wie früher in jedem drittklassigen Horrorfilm 😎
Wer stirbt zuerst?
Wer überlebt bis zuletzt?
Gibts ein Happy End?
 
Schau mal in nachfolgendem Link mit nach.
Ich mache das Ganze jetzt seit 2008, mit meiner Super Chinense.
Hintergrund daran ist, die Gene der Mutterpflanze zu erhalten,
um evtl. Kreuzungen aus dem Wege zu gehen. ;)
Mfg, Jens. :)

Stecklingsbeginn 8. Oktober und Resultat bis heute.

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Sehr spannendes Experiment, ich drücke die Daumen, dass möglichst viel was werden und wurzeln.
Irgendwie würd ich die Anzuchterde favorisieren...
 
Schau mal in nachfolgendem Link mit nach.
Es ist hier soo viel dokumnetiert hier, was zum Teil schwer zu finden ist, wenn man nicht weiß wo suchen. So viel Erfahrung und Wissen, eine wahre Fundgrube :thumbsup:

Ich mache das Ganze jetzt seit 2008, mit meiner Super Chinense.
Hintergrund daran ist, die Gene der Mutterpflanze zu erhalten,
um evtl. Kreuzungen aus dem Wege zu gehen. ;)
Mfg, Jens. :)

Stecklingsbeginn 8. Oktober und Resultat bis heute.
Das sieht richtig gut aus. Danke fürs zeigen! ☺️

Das ist auch mein Gedanke. Ich habe 2 Pflanzen die nicht ganz das sind was auf der "Packung" stand. Da sie mir aber besser gefallen als das was hätte rauskommen sollen, war meine Überlegung: Stecklinge oder versuchen über Samen zu stabilisieren. Ersteres klingt einfacher, vor allem bei meinem wenigen Platz und Erfahrung.
 
Interressant, wird abbonniert! :thumbsup:

Eine Idee wäre noch einen Teil in abgedunkeltem Gefäss und einen Teil in durchsichtigem Gefäss zu versuchen zum Vergleich.
 
Eine Idee wäre noch einen Teil in abgedunkeltem Gefäss und einen Teil in durchsichtigem Gefäss zu versuchen zum Vergleich.
Guter Punkt. Ich hatte mir das auch überlegt, deshalb auch ganze 6 im Wasserglas. Hab dann doch alle mit Papier recht grob verdunkelt und nur die in Grünglas ohne Lichtschutz gelassen, um mehr Kandidaten dafür zu haben.
Sollte ich wieder welche schneiden, werde ich das mit aufnehmen. :thumbsup:
 
Wie schon geschrieben, begonnen hat das ganze schon vor einer Weile als Test begonnen. Daher nutze ich mal die (seltene) Möglichkeit hier ohne allzulange Wartezeit einen kleinen Zwischenstand einzuschieben.

Teil 2 - Erste Entwicklung
Logdatum: 29.7.

Ich habe nach etwa 2 Wochen mal den Stand der Dinge begutachtet.

👆 Wichtig👆
Ich habe nach etwa 3-4 Wochen erstmals den Wasserstand in den Gläsern wieder aufgefüllt. Wie von @hero an oben genannter anderer Stelle erwähnt, nie tauschen, wär ein großer Fehler! Da riecht man auch nichts, das funktioniert einfach (meistens).
Bei denen in Erde wurde das Substrat konstant feucht bis klatschnass gehalten Im Plastikschälchen stand immer morgens nach dem "Gießen" (ein Schluck) etwa 1-2mm Wasser. Das angeschnittene Triebende sollte nie trocken werden. Das hatte ich mir als logisch überlegt, keinen tieferen Sinn. Nur steht es im Kontrast dazu, dass viele ihre Pflanzen wohl tendenziell eher trocken halten. Hier darf ordentlich gebadet werden:
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Ach ja, die ständig gebildeten Knospen und Blüten wurden regelmäßig entfernt!


Nach etwa 14 Tagen sahen die in (Grün-)Glas an ihrem Platz hinten im Regal im Wohnzimmer ganz gut aus:
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Zu diesem Zeitpunkt sah es nach Tod für zumindest die in Erde, prinzipiell auch für die in Koko aus - alles etwas schlaff:
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Teil 3 - Es tut sich was
Logdatum: 23.-24.8.

Nach gut 5 Wochen zeigte sich deutliches Wurzelwachstum unten an den Kokostabs und aus den Löchern der 7er Töpfe bei denen in Erde 🤩 Klar, das Wasser steht auch eher unten in der Plastikschale.

Kokostab Kandidat 1:
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Noch schöner ist es bei Kokostab Kandidat 2:
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Beim Kandidat 1 in Anzuchtersde sah man noch nichts.
Beim Kandidat 2 in Azuchterde schon:
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Bei denen in Wasser ist nichts zu sehen, nur ein glitschiges etwas um einen Trieb der dauerhaft unter Wasser war.
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Wichtig: Im Vergleich zu denen von @hero oben sind meine hier schlechter unterwegs. Das könnte auch daran liegen, dass die Voraussetzungen bzgl. Licht schlechter waren: Das Papier ist nur so semi-lichtdicht wie sich gezeigt hat, insgesamt war es aber im regal nicht gerade hell. wenig Licht für Blätter aber etwas unten wo ich Wuzeln möchte - nicht optimal. Etwas Verändern wollte ich trotzdem nicht, erschwerte Bedingungen kommen auch im Winter vor..

Ein Steckling im Glas hat auch an einem Trieb geschimmelt und wurde entsorgt.
🎵 … da warens nur noch 10! 🎶

Im Regal somit alles in einer Etage:
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In der Schale wie gehabt - nur sehr viel lebendiger und sie winden sich extrem in richtung des wenigen Lichts. Das wirkt hier übrigens heller als es ist, musste das Bild extrem aufhellen, weil es da so dunkel war 😅 Als ein Eindruck: mit App rudimentär gemessen etwa 30-40 Lux.
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Zuletzt bearbeitet:
Ich bin auf den weiteren Verlauf sehr gespannt und hoffe auf Fortsetzung. Denn von meinen um die 30 Stecklingen leben jetzt nach 3 oder 4 Wochen nur noch 3. Meinen grünen Daumen suche ich irgendwie noch. Aber vielleicht helfen mir ja deine Erfahrungen für einen weiteren Versuch nächstes Jahr.
 
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