Experiment: Bewurzeln und wachsen Chili mit Weidenwasser schneller?

Freddie

Chilene im 4. Lehrjahr
Beiträge
81
1. Aufzuchtexperiment mit Weidenwasser

Vorgeschichte:
Weidenwasser und andere Bewurzelungshormone habe ich schon früher immer mal wieder genutzt, wenn ich neue Pflanzen aus Stecklingen gezogen habe, u. a. Oleander, Olive, Hibiskus. Nachdem ich auch in verschiedenen Chiliforen darüber las, stellte sich mir die Frage, ob auch mit Weidenwasser gezogene Chilikeimlinge schneller bewurzeln und wachsen.

Zunächst stand König Zufall Pate, denn einer der Anzuchttöpfe meiner diesjährigen Chilitruppe war transparent. So konnte ich über Tage und Wochen beobachten, wie sich die Wurzelmasse veränderte. Nach und nach stießen immer mehr Wurzeln an die Außenwand des Gefäßes. Ca. ein bis zwei Wochen nach zweimaliger Gabe von Weidenwasser (zwei oder drei Ruten zerhackt 24 Std. in Regenwasser, abseihen, fertig), nahm das Wurzelwachstum exorbitant zu. Leider weiß ich nicht mehr, was aus dieser Pflanze geworden ist, ich habe sie, glaube ich, verschenkt.

Wurzeln 7-62 nach Weidenwassergabe.jpeg

So sahen die Wurzeln ein oder zwei Wochen nach Behandlung mit Weidenwasser aus. Leider habe ich kein Vergleichsfoto vom Status quo ante.

Um meinen Eindruck, dass sich die Gabe von Weidenwasser positiv auf das Wachstum der Pflanze auswirkt, objektivierbar zu bestätigen, stellte ich folgendes Experiment an:

Bewurzeln und wachsen Sämlinge in Weidenwasser schneller als in normalem Regenwasser?

Ich nahm hierfür je zehn frisch gekeimte (je sechs max. 24 Std. und je vier max. 48 Std. alt) Samen aus einer frischen roten Chili aus dem Supermarkt, die auf unterschiedlichen Substraten zum Keimen gebracht worden waren.

Die nunmehr zwanzig Kandidaten kamen in Filmdosen mit „gesättigter“ Perlite (also reingegossen und was nicht von der Perlite aufgenommen wurde, wieder ausgegossen), einmal mit Weidenwasser (Basis: Regenwasser), einmal mit normalem Regenwasser befeuchtet, alle ca. 1 cm bedeckt, alle Dosen beim Versuchsstart ungefähr gleich befüllt (wogen befeuchtet exakt 17 g). Alle paar Tage habe ich gewogen und fehlendes Wasser nachgegossen. Die so befüllten Dosen kamen ins Minigewächshaus auf eine Heizmatte. Start war am 06.07.21, Temperatur ca. 28 °C mit Unterbrechungen jeweils um 23:00 Uhr bis 7:00 Uhr auf ca. 21 °C.

Mit Status adE kamen die Keimlinge ans Licht ins Gewächshaus auf der überdachten Terrasse (Start am 12.07., abgeschlossen am 15.07.)

Datum
WW
RW
12.07.21
5 adE​
1 adE​
13.07.21
4 adE​
6 adE​
14.07.21
-​
15.07.21
(1 Dose war leer)​
3 adE​

adE: Keimlinge sind aus der Erde; RW: Regenwasser; WW: Weidenwasser

1628845155148.png

Stand 16.07.21 (von den drei RW4 sind zwei Helmträger)

Hier seht ihr, welche Pflanzen wann adE waren:
RW1RW4RW4RW4
RW2RW2RW2RW2RW2RW2
WW2WW2WW2WW2
WW1WW1WW1WW1WW1

Die Zahl hinter der Pflanze informiert über das Alter: RW1 ist drei Tage älter als RW4.

1628845591253.png

Stand 20.07.21 (von den beiden Helmträgern hat keiner überlebt)

1628845704298.png

Stand 13.08.21 (alle Pflanzen, die fehlen, sind einer Schimmelattacke zum Opfer gefallen, weil ich wohl die Deckel zu lange draufgelassen hatte; interessant jedoch, dass das nur RW-Pflanzen betraf)
Beim Wachstum hat sich insgesamt wenig getan. Ich führe das auf das ungünstige Wetter der letzten drei Wochen zurück.

Um die bis dato gesammelten Ergebnisse noch einmal zu überprüfen, startete ich am 20.07.21 einen weiteren Versuch unter im Wesentlichen denselben Bedingungen wie beim ersten.

2. Aufzuchtexperiment mit Weidenwasser

1628846322049.png

Stand 30.07.21 (ein WW-Helmträger wurde aussortiert)

RW2RW1RW1RW1RW1
RW2RW1RW1RW1RW1
WW2WW1WW1WW1WW1
WW2WW1WW1WW1

1628846489158.png

Stand 13.08.21 (hier keine Ausfälle durch Schimmel)

FAZIT: Man sieht, dass die Pflanzen, die mit Weidenwasser aufgezogen wurden, einen deutlichen Vorsprung gegenüber den Pflanzen haben, die nur Regenwasser erhalten haben. Ich möchte die Pflanzen jetzt nicht für eine Untersuchung der Wurzelmasse aus dem Topf holen, weil ich eventuell noch weiter mit ihnen experimentieren werde. Von der größeren Blattmasse kann aber auch auf eine höhere Wurzelmasse geschlossen werden.
 

Anhänge

  • 1628845538098.png
    1628845538098.png
    257,2 KB · Aufrufe: 57
Zuletzt bearbeitet:
Interessant. Du nutz für das Weidewasser junge Triebe der Weiden? Interessant wäre ob das Weidewasser auch "konservierbar" ist.
Im späten Winter, wenn die Anzucht beginnt sind "frische" Weiden ja leider noch nicht soweit.
 
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das Weidenwasser bereits nach einigen Tagen anfängt zu vergären. Es wird richtig schleimig und fängt an zu stinken.
Wenn man es aber unter Luftausschluss abfüllt, könnte es evtl etwas länger haltbar sein... müsste getestet werden.

PS: Im Notfall könnte man im Winter auf Weidenwasser im TetraPak aus dem Naturkostladen zugreifen.
 
Interessant. Du nutz für das Weidewasser junge Triebe der Weiden? Interessant wäre ob das Weidewasser auch "konservierbar" ist.
Im späten Winter, wenn die Anzucht beginnt sind "frische" Weiden ja leider noch nicht soweit.
Für den ersten Ansatz habe ich die gesamte Rute genutzt, für den zweiten nur noch die Rinde. Man spricht bei der Konservierung von "ein paar Wochen" im Kühlschrank. Angeblich kann man es sogar einfrieren, ohne dass die Wirkung leidet. Das wäre die Lösung für den Winter, wo es in diesen Breitengraden im Dezember/Januar extrem wenig junge Triebe gibt. ;)
 
Wirklich eine sehr interessante Testreihe :thumbsup:

Meinst du man könnte die Weidentriebe auch trocknen (und häckseln) um dann bei Bedarf eine Hand voll einzuweichen?
 
Ich stell mir die Frage ob es Weidenwasser sein muss oder ob auch andere dinge funktionieren.
Vorgedüngte Erde, Brenneseljauche.....
 
Ich stell mir die Frage ob es Weidenwasser sein muss oder ob auch andere dinge funktionieren.
Vorgedüngte Erde, Brenneseljauche.....
Natürlich hat Dünger ebenfalls Einfluss auf das Wachstum, aber der Start (vom Keimen bis zum zweiten Blattpaar) läuft doch bei fast allen Züchtern in Keimboxen oder in Anzuchterde ab, die ja auch nur wenig Dünger enthält. Das Wurzelwachstum wird durch die zu frühe Gabe von Dünger eher gebremst. Brennesseljauche kenne ich nur als Stickstoff- und Kaliumlieferant, auch das ist ja eher nichts für die ersten Tage und Wochen.

Es gibt selbstverständlich auch andere Bewurzelungshormone, Pülverchen diverser Hersteller, auch Aspirin funktioniert (das Original war im Grunde Weidenwasser in fest)...
 
Ich stell mir die Frage ob es Weidenwasser sein muss oder ob auch andere dinge funktionieren.
Vorgedüngte Erde, Brenneseljauche.....
Zumindest was das Bewurzeln von Stecklingen betrifft kann etwas Blühdünger das Wurzelwachstum anregen.
Wäre demnach auch schlüssig, dass es auch zum Keimen oder allgemein zur Wurzelbildung funktionieren könnte.

Ich habe damals ein paar Tropfe GHE Flora Bloom verwendet, in 2 Versuchen hatten je 3/3 Scotch Bonnet in ca 2 Wochen ca. 2cm lange Wurzeln, das war im Winter unter Kunstlicht.

Bei der Habanero hatte ich damals 1/3 im Leitungswasser.

----------

Interressantes Thema, wird weiter beobachtet. :thumbsup:
 
Interessantes Experiment!

Ich frage mich, ob das Weidenwasser nicht einen leicht düngenden Effekt hatte.

Perlte enthalten keinen Dünger. Wieso sollte dann ein vermehrtes Wurzelwachstum zu mehr Blattwachstum führen?
Die größere Anzahl an Wurzeln kann ja nicht mehr Nährstoffe aufnehmen.


Falls du noch Spaß am experimentieren hast, dann empfehle ich dir folgenden Versuchsaufbau.

Nimm nicht zu kleine durchsichtige Jogurtbecher (150 bis 200 ml) und fülle die mit recht stark gedüngter Erde (z. B. Tomatenerde).
Pikiere Keimlinge aus einer Keimbox in die Becher und gieße sie mit Leitungswasser und Weidenwasser. Durch die stark gedüngte Erde ist die zusätzliche Nährstoffzufuhr vom Weidenwasser proportional sehr gering.

Durch die durchsichtigen Becher kannst du gut den evtl. vorhandenen Effekt von Weidenwasser zeigen.
 
Ich frage mich, ob das Weidenwasser nicht einen leicht düngenden Effekt hatte.
Genau das ist eine Schwäche des Versuchsaufbaus. Regenwasser enthält keine zusätzlichen Nährstoffe, Weidenwasser aber schon. Ohne diesen Unterschied zu messen und irgendwie auszugleichen, ist das Experiment nicht sehr aussagekräftig und liefert nur einen Anhaltspunkt aber kein valides Ergebnis.
 
Eigentlich müsste man in beiden Fällen das gleiche Wasser als Ausgangspunkt nehmen, beim Weidenwasser den Leitwert messen und das Wasser für die Gegenprobe auf den gleichen Leitwert aufdüngen. Damit würde das Ergebnis deutlich aussagekräftiger. Wenn man es ganz genau nehmen möchte, müsste man noch das NPK-Verhältnis von Weidenwasser recherchieren oder ermitteln und für die Gegenprobe einen Dünger mit gleichem oder sehr ähnlichen NPK-Verhältnis nehmen.
 
Ich frage mich, ob das Weidenwasser nicht einen leicht düngenden Effekt hatte.

Die Phytohormone und andere gelöste Pflanzenstoffe aus den Weiden unterstützen natürlich den Keimling.
Wenn die Pflanze so unterstützt wird kann die die anderen Reserven aus dem Samen dann nutzen um mehr und schneller Blattmasse zu bilden.
Eigentlich müsste man in beiden Fällen das gleiche Wasser als Ausgangspunkt nehmen, beim Weidenwasser den Leitwert messen und das Wasser für die Gegenprobe auf den gleichen Leitwert aufdüngen. Damit würde das Ergebnis deutlich aussagekräftiger.

Dann wäre es aber auch ein andere Experiment.
Die Düngergabe wäre auf jeden Fall von Vorteil besonders weil die Nährsalze ohne Aufwand umgesetzt werden können.
Wenn man es ganz genau nehmen möchte, müsste man noch das NPK-Verhältnis von Weidenwasser recherchieren oder ermitteln und für die Gegenprobe einen Dünger mit gleichem oder sehr ähnlichen NPK-Verhältnis nehmen.

Man wäre aber weiter in einem Bereich Äpfel mit Birnen vergleichen.
 
Zurück
Oben Unten