(Nachtrag, aber zu Beginn: Das ist ein längerer Post, also Vorsicht!)
Hallo zusammen!
Zu meiner Schande melde ich mich erst nach gefühlten Jahrhunderten im Forum mal wieder
Ich bin noch aktiv, aber durch private und berufliche Umstände habe ich einfach wenig Zeit für sowas wie Foren etc. Dachte es wird mal wieder Zeit ein grobes Rezept für Sweet Chili Sauce zu posten. Und obwohl ich in den 2 Jahren etliche und sehr gute Saucen gemacht habe, war mir die letzte Variante es wert, daß irgend jemand auf der Welt es erfährt, abgesehen von den Leuten, die sie gekostet oder von mir geschenkt bekamen.
Leider stimmt der Threadtitel jetzt nicht mehr ganz, denn Granatapfelsaft wurde hier nicht verwendet. Allerdings möchte ich ihn auch aus verschiedenen Gründen nicht ändern.
Meine Erfahrungen in den letzten Jahren haben mir gezeigt, daß es einfach nicht gut ist, wenn eine Sauce oder ein Dip zu scharf ist. Mal ganz ehrlich, wer mag sowas wirklich noch
dauerhaft essen oder gar genießen?
Und wer von euch hat nicht schon das ein oder andere Glas aus diesem Grund verschenkt oder mußte sie aus Haltbarkeitsgründen nach 1,2 oder 3 Jahren entsorgen? Mir blutet da jedesmal das Herz.
Genau darum habe ich mal 2 Gänge zurück geschaltet und
noch mehr Wert auf das Aroma und die Konsistenz gelegt.
Wer mich noch kennt, der weiß auch, daß ich ein eingefleischter Naturlichtanbauer und das Thema Kunstlicht für mich irrelevant war. Meine überwinterten Pflanzen wurden immer "kalt" überwintert, im Keller bei ca. 18°, blattfrei und entsprechend zurechtgestutzt. Es hat auch immer funktioniert, denn mit den neu angezogenen Pflanzen hatte ich meine 3 oder 4 Überwinterer, die natürlich als erste beerntet werden konnten. Da war dann insgesamt immer mehr als genug vorhanden. Der letzte (Corona-)Frühling & Sommer war hier in Tirol allerdings eine Katastrophe und meine Pflanzen waren Ende August auf einem Wachstums-, Blüte- und Fruchtstand wie bei den meisten von euch Anfang Juni!! Wenn die Klimatologen auch vom wärmsten Sommer seit wann weiß was ich sprechen, in Westösterreich kam eher eine neue Eiszeit.
Die meisten meiner Pflanzen hatten noch viele grüne Früchte im September und danach ging es schnell bergab mit den Temperaturen. Ca. 50-60% aller Früchte waren nicht abgereift, als es unter 10° draußen fiel. Also rein mit den Dingern! 2 Bishops Crown z.B. hingen rammelvoll und ich konnte nur ca. 30% davon reif ernten, daß tat echt weh!
Ok, ich habe meine ganzen Vorsätze wegen Kunstlicht über Bord geworfen und seit wir die neue Heizungsanlage mit Wärmespeichern und jeder Menge warmen bis heißen Rohren im Keller haben, beträgt die Durchschnittstemperatur ca. 23-24°. Also habe ich schwer gesündigt und mir ein paar verschiedene Lampen besorgt, um ca. 3qm Fläche im Keller gut ausleuchten zu können
Lange Rede, kurzer Sinn: Meine Habbi´s (Chocolate, Red & White Bullet), Kashmiri Mirch, PdP und TAZ und vor allem meine schon 2 Jahre alte Rocoto Canario wurden in den Keller verfrachtet und gut beleuchtet, denn die Wärme passt ja. Es hat gut geklappt, also vor 2 Wochen eine kleine Ernte für Sauce verwendet.
Über meinen Arbeitgeber habe ich natürlich auch Zugriff auf Schädlingskiller, sogar Bio-Produkte, die für Nahrungsmittel geeignet sind - also Blattlausfreie und Traumermückenlarven-freie Pflanzen!
So, jetzt kommen wir eeeendlich zum Wesentlichen, der Sauce!
Wie ich es immer mache, lege ich mir erst mal Zutaten zurecht, die mir schmecken und die ich für gut halte und was wir gerade so an Bio-Produkten zur Verfügung haben. In diesem Falle waren es "zufällig":
60gr. Habanero Chocolate
50gr. Rocoto Canario
730!!! gr. roter Spitzpaprika
110ml. Limettensaft und ein kleiner Spritzer Apfelessig
22gr. Knoblauch
22gr. getrocknete Mango
22gr. frischer Ingwer
500gr. Rohrohrzucker
10gr. Meersalz
Wie man sieht, beträgt der reine Chili-Anteil weit unter 10%, andererseits ist Paprika ja auch nichts anderes als Chili, nur halt schärfefrei. Aber er verändert das Gesamtaroma nicht und sorgt für viel Fruchtfleisch und entsprechende Dicke der Sauce. Wie der Fruchtanteil der gesamten Sauce ist, kann jeder selbst für sich ausrechnen, dafür bin ich zu faul.
Ich habe übrigens keinen zusätzlichen Tropfen Wasser verwendet und die Früchte, den Knoblauch, die Mangostücke und den Ingwer
NICHT püriert, sondern nur extrem kleingehäckselt in so einem Zieh-Apparat von Tupperware. Nicht zulange kochen, denn dadurch geht viel Aroma u.a. verloren und es wird wieder "matschig"
Das Resultat ist der absolute Hammer! Meine Frau z.B. atmet die Sauce regelrecht ein und wenn wir ein 100ml-Glas aufmachen, dann hält das tatsächlich höchstens für 1-2 Mahlzeiten! Dieses fruchtige Aroma, diese Konsistenz (ohne Verdickungsmittel zu verwenden) ist einfach genial und ein echtes Highlight. Und die schwarzen Samen der Rocotos mit den weißen Habbisamem ergeben eine interessante und appetitliche Optik.
Das wichtigste aber:
JEDER kann diese Sauce verzehren, denn sie hat genau diese moderate Schärfe, die einem "normalen" Menschen noch zusagt und erträglich ist und geradezu abhängig macht. Ich habe kapiert, daß ich meine selbsternannte, masochistische Folter mit Bhuts, 7Pots und Scorpions zwar hin und wieder brauche, aber im Großen und Ganzen auf die Schärfe stehe, die in meinen Augen noch "gesund" ist...