Was ist das?

Olanda

Chiligrünschnabel
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Hallo,
Ich habe bei meinen Paprikas/Chilis so komische erhabene Punkte an den Blattunterseiten... lässt sich nicht abwischen. Weiß jemand, was das ist?

Liebe Grüsse Julia
 

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Es gab hier im Forum auch eine genbasierte Erklärung in Zusammenhang mit suboptimaler künstlichen Beleuchtung.

Bei mir war nur die Rocoto big apple betroffen. Alle andere knapp 60 Chilis wachsen unter gleichen Bedingungen prächtig.
 
Ödeme sind das! Aha....


Schönen, guten Tag alle zusammen,

immer wieder etwas Neues! Mein erster Gedanke beim Anblick dieser "Wucherungen" an der Blattunterseite war: Ist das Krebs? Habe diese Auswüchse erst heute Morgen entdeckt. Betroffen sind nahezu alle älteren Blätter. Ich habe auch den älteren Beitrag zum Thema "Ödeme" hier im Forum gelesen. Demnach könnte also eine "schlechte Luft" (nicht genug Luftzirkulation? Nicht genug Belüftung?) dafür verantwortlich sein oder zu feuchtes Substrat bzw. dass das Substrat nicht schnell genug abtrocknet. Auch über genetische Veränderungen durch ungeeignetes Kunstlicht wurde spekuliert. Letzteres wäre tatsächlich wie ein Schlag ins Gesicht für mich!

Ich schreibe mal etwas über meine Haltungsbedingungen. Es betrifft Capsicum chinense 'Orange Lantern'. Diese Pflanze wurde mir neben einer Habañero 'Tropical Red' von der Pepperworld-Vertragsgärtnerei am 30.03.2021 zugesandt. Es ist erst das zweite Jahr, dass ich mich im Chili-Anbau versuche. Ich habe also so gut wie keine Erfahrung mit Chilipflanzen. Letztes Jahr kultivierte ich bereits eine Orange Lantern unter ziemlichen Anfangsschwierigkeiten, die sich jedoch im Laufe des Sommers prächtig entwickelte und schließlich reichlich Früchte trug. Ich schätze, als Neuling kommt man nicht umhin eine Reihe von Fehlern zu begehen - Learning by doing!
Da die derzeitigen Verhältnisse draußen hier bei uns im Norden Deutschlands etwas unterkühlt sind, ist an eine Unterbringung der Chilipflanzen auf dem Balkon nicht zu denken. Die Pflanzen stehen daher in meinem unbeheizten Schlafzimmer unter einer 250 Watt Quecksilberdampflampe (HQI) mit 5500 Kelvin Farbtemperatur. Die Fenster sind 24/7 (Std./Tage die Woche) in Kippstellung geöffnet. Die Pflanzen stehen in Fensternähe (~50 cm). Die Spitzen der Chilipflanzen sind derzeit ca. 50 cm von der Lampe entfernt. Dichter als 30 cm sollten sie wohl auch nicht an die Lampe herankommen, da es ihnen dann sicher zu heiß würde. Tagsüber bei eingeschalteter Leuchte erreichen die Temperaturen bis zu 24°C. Nachts kühlt es auf Werte um 15°C ab. Die Luftfeuchtigkeit beträgt laut Funkwetterstation (Funkwecker) 20%. Dem Wert würde ich nicht trauen. Aber die Zimmerluftfeuchtigkeit dürfte dennoch recht niedrig liegen - bei 30 bis 40% schätze ich. Das Substrat besteht aus hochertigem Weißtorf H2, Perlit (Agriperl) und kalkfreiem Kristallquarzsand. Unten im Topfboden befindet sich eine 5 cm hohe Drainageschicht aus Blähtonkugeln. Die Container sind für die derzeitige Pflanzengröße sicher etwas zu groß - bei etwa 8 - 10 Litern Substratvolumen. Aber ich weiß nicht, ob man die Chilipflanzen im Laufe der Saison mehrfach in immer größere Container umpflanzen sollte oder doch lieber gleich in das endgültige Gefäß. Ich habe mir gedacht: Letzteres wäre die bessere Lösung, um die Pflanze möglichst nicht allzu oft im Wachstum zu stören. Ich bin eigentlich vorsichtig mit dem Gießen, achte darauf, dass die Wassergaben nicht zu hoch sind und das Substrat gut abgetrocknet ist, bevor ich wieder wässere. Das Substrat ist luftig-locker, so dass die Gefahr von Staunässe auch minimal sein dürfte. Zum Gießen verwende ich eine Mischung 1:1 aus Leitungswasser und entmineralisiertem Wasser. Als Dünger verwende ich Tomatenflüssigdünger (Bio-Trissol von Neudorff).

Irgendwas ist nicht ganz koscher mit meinen Kulturbedingungen. Grundsätzlich würde es den Pflanzen auf meinem Südwest-Balkon im zweiten Stockwerk am besten gehen. Ich fürchte nur, vor Eisheiligen werde ich die Pflanzen nicht rausstellen können. Am Tag in direkter Sonne mag es für die Pflanzen warm genug sein. Nachts sinken die Temperaturen derzeit auf 3 bis 6°C ab. Laut diverser Wetterfrösche auf YouTube (Kai Zorn, Dominik Jung, Christian von Lienen) wird es voraussichtlich bis Mitte Mai der Jahreszeit entsprechend zu kühl bleiben. Hinzu sollen verbreitet Niederschläge ab Donnerstag auftreten.

Ich frage nun: Was ist dran an der Kunstlichttheorie? 5500 Kelvin HQI, 250 Watt sollte meines Erachtens die richtige Lampe für Pflanzen sein. Hatte sie vorher überwiegend für Zierpflanzen wie Insektivoren, Lebende Steine etc. im Einsatz und auch nur im Winter, wenn es draußen auf dem Balkon zu kalt war. An der Bewässerung kann ich etwas in Richtung weniger Gießen schrauben. Die Luftfeuchtigkeit ist wohl eher zu niedrig als zu hoch. Da könnte ich zur Not mit nassen Handtüchern nachhelfen, die zum Verdunsten aufgehängt werden. Aber ist das nötig? Dass die Luft in dem Zimmer steht, habe ich nicht so den Eindruck. Stehe ich vor den Pflanzen, spüre ich hin und wieder einen leichten Luftzug. Da werde ich auch nicht allzu viel verbessern können. Vielleicht hat noch jemand andere Ratschläge.

Sorry für den langen Text. Ich neige dazu, an möglichst alles zu denken und so genau wie möglich zu beschreiben! :shamefullyembarrased:

Ich warte und hoffe auf wärmeres Wetter, damit die Pflanzen auf den Balkon können.

Danke für jegliche Hilfen und konstruktive Kommentare. :)

Andreas
 

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Mein Tipp bei Ödeme, Pflanzen einmal am Tag gut und kräftig einnebeln(mit einem Pflanzensprüher, schön fein). Gleicht die geringe Luftfeuchtigkeit aus und es sollten sich weniger, im besten Fall keine, Ödeme mehr bilden. Geht natürlich nicht von heute auf morgen. ;)
 
Hallo Lord Draven,

vielen Dank für deinen Ratschlag. Dann werde ich es ab morgen mal so machen. Bisher hatte ich immer gedacht, man sollte Chilipflanzen nicht einsprühen oder einnebeln (Pilzgefahr), aber bei extrem trockener Luft sieht die Sache wohl anders aus. Ich werde berichten, was es gebracht hat.

Ab Donnerstag soll es ja im nördlichen Teil Niedersachsens auch mal wieder regnen. Da sollte die Luftfeuchtigkeit im Innenraum auch wieder etwas steigen. Ich werde das Einnebeln natürlich über einen etwas längeren Zeitraum anwenden.

Grüße

Andreas
 
:yawn:
Weil ich das bei meinen Pflanzen im Herbst auch beobachtet hatte, habe ich damals etwas recherchiert: Die "Ödeme" haben nichts mit zu viel Wasser im Gewebe oder mit Düngung zu tun, sondern es sind Gewebswucherungen (Kallusse), die in genetisch prädisponierten Arten bzw. Sorten durch Mangel an UV-Licht ausgelöst werden können. Daher treten sie oft in Gewächshäusern und unter künstlicher Beleuchtung auf. Der korrekte (englische) Name ist "Intumescence".

Toyoki Kozai, Kazuhiro Fujiwara, Erik S. Runkle (Editors): LED Lighting for Urban Agriculture. Springer, 2016.
Chapter 20, 275 - 286: Light Quality Effects on Intumescence (Oedema) on Plant Leaves.
Kimberly A. Williams, Chad T. Miller, and Joshua K. Craver
Abstract: Intumescence is a physiological disorder that is characterized by abnormal outgrowths of epidermal and/or palisade parenchyma cells on the leaf, petiole or stem surfaces of affected plants. Intumescences are a different disorder than oedema based on anatomy of affected cells and causal agents. This disorder is most often observed on crops produced in controlled environments and has been reported on a wide range of plant species, including ornamental sweet potato (Ipomoea batatas), cuphea (Cuphea spp.) and solanaceous crops of tomato (Solanum lycopersicum) and potato (Solanum tuberosum). When susceptible crops are grown under ultraviolet-deficient environments, such as light-emitting diode (LED) sole-source lighting that supplies only red wavelengths, intumescences are most severe. However, the incidence of the disorder can be diminished or prevented if crops are grown in environments providing ample blue or ultraviolet wavelengths of light. End-of-day far-red lighting has also shown some promise in mitigating the disorder.
(Schreibt mir, wenn Ihr nicht anders an den Artikel kommt.)
 
Hallo Annuchin,

vielen Dank für deinen Beitrag. Das ist interessant, um nicht zu sagen: bemerkenswert! :wideyed: Ich wollte die Sache mit der künstlichen Beleuchtung noch recherchieren, hatte aber heute Nachmittag keine Zeit mehr dazu. Mit diesem Phänomen - Intumescence - bin ich zum ersten Mal konfrontiert. Letztes Jahr stand die Orange Lantern von April bis Ende November die ganze Zeit draußen. Da hatte ich zu Beginn der Kultur und am Ende Probleme mit einem Blattfleckenpilz. Da scheint mir der Zusammenhang hohe Luftfeuchtigkeit, niedrige Temperaturen und ggf. phasenweise zu wenig Sonne zu sein. Ich denke, ich stelle mich gleich auch noch mal im "Neue-Forenmitglieder-Thread" vor und schreibe was dazu plus Bilder.

Ich habe vorhin das Datenblatt zu meiner Lampe herunter geladen. Die genaue Typenbezeichnung ist Osram Powerstar HQI-T 250 W/D Pro. Einen neuen Leuchtkolben habe ich just im Januar dieses Jahres bestellt. Ist nicht die neueste Technologie, aber ich habe die Leuchte 2013 günstig über ein Tauschgeschäft erstanden, sie stammt aus einer Gärtnereiauflösung. Bisher hat sie mir gute Dienste getan. Das Datenblatt besagt u.a.: Bemessungslichtstrom: 19100 Lumen, Farbwiedergabeindex Ra: 87, UV-Schutzfilter: Ja, Farbtemperatur: 5500 Kelvin. Folgendes Lichtverteilungsspektrum besitzt die Lampe:

https://www.osram.de/appsj/pdc/pdf.do?cid=GPS01_1028079&vid=PP_EUROPE_DE_eCat&lid=DE&mpid=ZMP_58188

Edited: Ich habe die von mir hier ursprünglich gepostete Grafik wieder gelöscht - aufgrund des Topics zu Dateien und Urheberrecht des Forenadmins. Besser ist das wohl. Die Grafik der spektralen Verteilung der oben bezeichneten Lampe findet man unten auf Seite 4 des verlinkten PDF-Dokuments von Osram.

Der Glaskolben von der Lampe ist klar. Die UV-Schutzbeschichtung ist optisch nicht sichtbar. 🤷‍♂️ Wenn der Glaskolben oder der innere Kolben mit dem Leuchtmittel einen UV-Schutzfilter besitzt, dürfte also ein gewisser Teil der UV-Strahlung absorbiert werden. Da diese Lampe im Innenbereich eingesetzt wurde oder noch wird, macht der UV-Schutz ja Sinn. Falls es wegen der Grafik oben rechtliche Probleme geben sollte, kann ein Moderator sie gerne wieder entfernen. Ich baue die Grafik notfalls mit einem Computerprogramm nach.

Okay, wenn die Lampe nun zu wenig UV-Licht für die Pflanze emittiert, kann ich vorerst wohl nicht viel an dem Missstand ändern. Wenn es die Außenbedingungen zulassen, könnte ich die Pflanzen allenfalls tagsüber auf den Balkon stellen, abends wieder in die Wohnung holen. Das hätte den Effekt, dass die Pflanze am Tag evtl. kühler steht als in der Nacht! 😒

Grüße

Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine von zwei Chilis hat auch "Wucherungen" und noch nie Kunstlicht gesehen. Sie steht zwar hinter einer Fensterscheibe und die filtert zwar UV-B aber das Tageslichtspektrum ist doch ganz normal vorhanden?

Ich würde gern den ganzen Artikel lesen, komme aber nur zum Abstract.
 
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