Der Wildbienen-Thread

Philipp_Haecki

Don Limón
Beiträge
2.182
Liebe Alle

Ab dieser Saison siedle ich Wildbienen auf dem Balkon an. Ich mache es mir einfach und habe über eine Wildbienen-Patenschaft Cocons erhalten. Dies beschleunigt die Ansiedlung der Wildbienen. In der Schweiz kann man das bei «Wildbiene & Partner» machen, das ist ein Spin-Off der ETH Zürich und des WWF mit dem Ziel, die Wildbienen stärker anzusiedeln. Es ist eine kluge Massnahme, um gegen das Bienensterben etwas zu unternehmen. In meinem Fall erhalte ich gratis jedes Jahr eine neue Startpopulation und kann die vermehrten Cocons zurückschicken, damit diese weiter verteilt werden. Dies ist ein kleiner Beitrag an unser Ökosystem, den ich als Sinnvoll erachte.

Ich habe Cocons von zwei verschiedenen Wildbienen bekommen. Es ist zum einen die «gehörnte Mauerbiene» und die «rostrote Mauerbiene». Die gehörnte Mauerbiene sieht aus wie eine schlanke, rabenschwarze Hummel und ist von März bis Mai aktiv. Die rostrote Mauerbiene ist von Ende April bis Juni aktiv. Mauerbienen sind Solitärbienen und versorgen ihre Brut ohne Mithilfe von Artgenossen und sind Einzelkämpfer – sie haben somit auch keine Königin, wie z.B. die Honigbienen. Sie nisten aber trotzdem gerne beieinander. Ein Weibchen versorgt bis zu 30 Brutzellen.

Gut zu wissen ist, dass die meisten Wildbienen nicht stechen und nicht an unseren Nahrungsmitteln interessiert sind. Sie können auf dem Balkon also nicht unangenehm werden wie z.B. Wespen. Allerdings benötigen sie die richtige Pollennahrung und frühblühende Blumen und Pflanzen. Natürlich habe ich vorgesorgt, und einige neue Pflanzen angeschafft und angesäht:

Frühblühende Blumen
Krokus
Küchenschelle
Blaustern

Maibeeren
Sinogalaska
Goluboje Vreteno
Sinaja Ptica

Wildobst
Gelbe Kornelkirsche
Rote Kornelkirsche
Aprikyra Križanec
Zwergblutpflaume

Disteln

Silberdistel
Kugeldistel

Kümmel
Schwarzkümmel
Damaszner Kümmel

Weide

Immerblühende Mandelweide

Ich habe meinen Balkon also auf Bienen umgerüstet. Es war spannend, die Sorten auf Bienenbedürfnis auszurichten, denn plötzlich hat man einen ganz anderen Blickwinkel auf die Pflanzenwahl. Man achtet auf die Pollen- und Nektarproduktion und die Blütenzeit. Zum Beispiel weiss ich nun auch, dass Magnolien ziemlich nutzlose Pflanzen sind, auch wenn sie schön aussehen.

Die Frühblüher sind wichtig, da die ersten Weibchen der gehörnten Mauerbienen bereits ab März schlüpfen.
Hier der Krokus:

full


full


full


Über solche Keimlingsbilder freuen sich Bienen! Hier ein Silberdistelkeimling:

full


Juhui, seit etwa zwei Wochen sind die ersten flauschigen Mauerbienchen aktiv. Immer wenn die Sonne scheint, kommen sie raus und arbeiten fleissig und schnell. Gar nicht so einfach, diese Dinger zu fotografieren. Hier eine gehörnte Mauerbiene beim Verschliessen eines Röhrchens. Zuvor hat sie den Nachwuchs im Röhrchen in einzelne Zellen gesteckt und mit Nektar- und Pollennahrung gefüllt.

full


Die Bienchen sind dabei richtig schnell. So sah das Röhrchen einen halbe Stunde später aus. Sauber verschlossen mit selbstgemischtem «Bienenmörtel».

full
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöner Bericht Philipp! Das ist ja ein schöner Nebeneffekt, wenn Dein Balkon jetzt so bunt geworden ist. Scheint gut anzulaufen, aber dass die Bienchen nur so kurz aktiv sind hätte ich nicht gedacht.
Freue mich auf weitere Berichte. :)
 
Sehr schön das Du uns an Deinen neuen "Balkon" Tierchen teilhaben lässt. :thumbsup: So habe ich schon das erste gelernt, mit der Aktivität. Hätte ich nie geglaubt, das werde ich mal genauer beobachten bei meinen Waldwildbienen. Jetzt wo ich weiß sie stechen nicht, traue ich mich da ran. (vorausgesetzt sie sind dieses Jahr wieder an ihren Erdloch)
 
Absoluter Respekt für Dein Vorhaben Chillip :thumbsup::thumbsup::thumbsup: Finde ich richtig gut das Du das unterstützt. Ich muss mich mal in die Materie einlesen, denn im Garten wäre genug Platz und Bäume für ein eigenes Bienenvolk. Ich frage mich nur ob unsere Vierbeiner eventuell mit den Bienen Ärger bekommen könnten und eine Patenschaft in Deutschland, die einen mit Cocons versorgt finde ich auch nicht. Nur Patenschaften zur Geldspende für irgendwelche undurchsichtigen Projekte in Hamburg und Schreinerlehrlinge die mal direkt 300 Euro für nen zusammengezimmertes Bienenhotel haben wollen um ihren Maschinenfuhrpark zu finanzieren.

Was hat Deine Bienenhehausung gekostet?

Unsere Scheune ist von oben bis unten und allen Seiten mit wildem Wein behangen. Im Spätsommer haben (hoffentlich nicht hatten, bei all den Umweltsauereien) wir für circa 2 Wochen immer ein riesiges Bienenvolk für ziehmlich genau 12 Stunden am Tag zu Besuch, das dann in dem wilden Wein mit Bestäuen oder was auch immer beschäftigt ist. Immer wieder schön anzusehen :)
 
Sehr schöne Sache und ebensolch schöner Bericht :thumbsup: Ich fühle mich mit "liebe Alle" auch angesprochen und es hat mir große Freude bereitet deinen Bericht zu lesen. Für Nachahmer, die die Möglichkeit für Bepflanzug im Freien haben, möchte ich als Frühtracht noch unbedingt die Haselnuss und die Weide anführen.
@ Calium wilder Wein ist eine traumhafte Spättracht für die Bienen und jedes Jahr ein unglaubliches Geräuscheerlebnis, man hört sie viel besser als man sie unter den dichten Laub entdeckt, sehen kann.
 
Bei uns im Garten tummeln sich auch schon sehr viele Wild- und Mauerbienen. Die zwei großen Insektenhotels sind schon sehr gut besucht.

Berichte bitte weiter über deine Silberdistel, ich liebe diese Sorte. Bei uns im Ort kenne ich einen Platz, dort wachsen sie wild und werden gut 2,5m hoch.
 

Dankeschön!

... dass die Bienchen nur so kurz aktiv sind hätte ich nicht gedacht.

Das ist schon erstaunlich. Ein ganzes Jahr Entwicklungszyklus und Winterschlaf und dann leben sie aber nur etwa 8 Wochen.

Hätte ich nie geglaubt, das werde ich mal genauer beobachten bei meinen Waldwildbienen. Jetzt wo ich weiß sie stechen nicht, traue ich mich da ran.

Wenn du rausfinden willst, welche Gattung es sein könnte, kannst du beim Wildbienen-Guru «Paul Westrich» stöbern: www.wildbienen.info/einfuehrung Achtung: Viele Wildbienen wie die Mauerbienen stechen nicht. Es gibt aber z.B. einige Hummel-Gattungen, welche stechen.

Richtig interessant und meine höchste Anerkennung! :) Finde ich super!! :thumbsup:
Gerne mehr davon!

Danke, Svend – Fortsetzung folgt!

Was hat Deine Bienenhehausung gekostet?

Eine Behausung habe ich gratis mit der Patenschaft bekommen, ein zweites habe ich mir aus Spass dazugekauft. Es ist so ein kleines kompaktes Architekten-Hipster-Bienenhotel und die Mauerbienen scheinen es zu mögen. Es hat 38 Euro gekostet und ist super verarbeitet. Es ist dieses hier:

https://www.connox.de/kategorien/outdoor/nistkaesten/wildlife-world-urban-bienenhotel.html

Ich frage mich nur ob unsere Vierbeiner eventuell mit den Bienen Ärger bekommen könnten

Oh, betreffend den Vierbeinern könntest du den Wildbienen-Guru «Paul Westrich» fragen. Hier seine Website: www.wildbienen.info
Ich habe dem Herrn auch schon ein E-Mail betreffend dem Nistverhalten geschrieben und er hat mir sehr freundlich und detailliert Anwort gegeben.

Sehr feine Sache, Don Bienón!

:happy:


Danke, die «Immerblühende Mandelweide» habe ich auf meiner Liste noch vergessen! Ich habe einen sehr kleinen Steckling, aber darauf flippen die Wildbienen total ab. A-must-have!

Berichte bitte weiter über deine Silberdistel, ich liebe diese Sorte. Bei uns im Ort kenne ich einen Platz, dort wachsen sie wild und werden gut 2,5m hoch.

Hui, davon bin ich noch weit entfernt. Die Silberdistel wächst gaaaaaaanz langsam aus den Körnchen.
 
Das nenn ich mal ein ordentliches Hotel. Ich hab irgendwo mal gelesen, dass die Röhren mindestens 10cm tief sein müssen. Die Billigteile haben meist grad mal 8cm, deshalb hab ich da immer die Finger davon gelassen.
Das DIY Hotel steht noch aus. :)
 
Das nenn ich mal ein ordentliches Hotel. Ich hab irgendwo mal gelesen, dass die Röhren mindestens 10cm tief sein müssen. Die Billigteile haben meist grad mal 8cm, deshalb hab ich da immer die Finger davon gelassen. Das DIY Hotel steht noch aus. :)

Gemäss Wildienen-Guru sind 6 bis 10 cm Rörchentiefe optimal. Es ist richtig, dass ein Bienenhotel auf jeden Fall tiefe 10 cm Röhrchen anbieten soll. Grundsätzlich ist es gut, wenn die Längen etwas varieren, das gleiche gilt für die Durchmesser der Röhrchen. Die Gehörnte Mauerbiene soll vor allem Durchmesser von 8 bis 9 mm vorziehen. Interessanterweise haben sie bei mir als Erstes die 7 mm Röhrchen bebaut. Die Bienchen sind sehr wählerisch und inspizieren erst die Rörchen ausgiebig, bevor sie sich entscheiden.
 
Interessante Infos, danke Philipp. Aber warum soll das Hotel 10cm haben, wenn 6-10 optimal sind? Sind die Bedingungen für Hotels anders? Das verwirrt mich jetzt etwas... Ich habe mir ein Büchlein fürs Nisthilfen bauen bestellt, mal sehen was dann da drin steht.
 
Zurück
Oben Unten