Liebe Alle
Offengestanden: Ich bin ein Recyclingfreak. Ich trenne wie ein Irrer und versuche, so viel wie möglich wieder zurück in den Kreislauf zu bringen. Papier, Karton, PET, Plasikflaschen, Glas, Metalle – alles was irgendwie geht. Allerdings fand ich es immer eklig, Bioabfälle zu sammeln und dann alle paar Tage in die Biotonne zu werfen, da Bioabfälle sehr schnell eklig stinken. Da ich keinen Garten besitze, habe ich auch keinen Komposthaufen.
Irgendwann habe ich dann mal von der Wumbox gelesen, was ich erst einmal total absurd fand. (z.B. Im «Handbuch Bio-Balkongarten» von Andrea Heistinger) Doch es gab da etwas, was mich nicht mehr losgelassen hatte: in der Wurmbox lassen sich Bioabfälle geruchlos entsorgen – mit dem erfreulichen Nebeneffekt, dass man hauseigenen, hochwertigen Bio-Dünger herstellen kann. Yey! Das brauche ich!
Ich habe mir also erst mal eine Wurmbox gebaut. Ich habe im Netz viele Wurmbox-DIY-Anleitungen gelesen, am meisten überzeugt hat mich der Prototyp vom Startup "Wormup". Die Wurmbox wird aus den grauen Rako-Kisten (Stapelbehälter) zusammengesetzt, welche ich bereits für den Chili-Anbau benötige.
Aufbau der Wurmbox
Der Aufbau ist einfach. An unterster Stelle braucht es ein Auffangbecken für die Flüssigkeit.
Dann braucht es drei Etagen für die Würmer. Diese Etagen werden mit einem 8-mm Bohrer durchbohrt, damit die Würmer in den Etagen rumwandern können.
Ganz oben kommt noch ein Deckel drauf, damit die Würmer in der Box bleiben.
So sieht also der Aufbau aus. Ein schmales Auffangbecken für die Feuchigkeit, drei Wurm-Etagen und ein Deckel.
Damit die Würmer Frischluft bekommen, wird das Auffangbecken von allen Seiten mit dem 2-mm Bohrer durchbohrt.
Auch der Deckel oben wird ordentlich mit dem 2-mm Bohrer durchbohrt damit Luft durch die Kiste zirkulieren kann.
Standort
Optimal sind Temperaturen zwischen 14°C und 26°C. Meine Wurmbox ist deshalb im Keller, da ist die Temperatur konstant und fällt nie unter 14°C. Sie passt genau auf meine kleine Chili-Growbox. Das ist Effizienz: Ich kann nun also die Chilis giessen, die Würmer füttern und gleichzeitig eine Flasche Wein holen. Wie praktisch!
Die Würmer
Ich besorge mir also Regenwürmer von der Sorte Eisenia fetida (Red Wiggler). Die habe ich mir beim Wurmbox-Startup «Wormup» besorgt, die werden mit einem speziellen Subtrat voller Mikroben (winzig kleine Tierchen) geliefert, welche die Würmer bei der Arbeit helfen.
Eisenia fetida sind eine einheimische Art innerhalb der Familie der Regenwürmer und Experten im Recyclen von biogenem Abfall. Sie sind gefrässig und vermehren sich schnell, wenn sie sich wohl fühlen. Die kleinen Racker arbeiten in den obersten Kompostschichten, lieben Temperaturen zwischen 14°C und 26°C und können pro Kokon bis drei Nachkommen zeugen. Die Würmer ernähren sich vorwiegend von zersetzter organischer Substanz.
Streu (Wohnraum)
Würmer brauchen wie die Menschen einen Wohnraum und Futter. Allerdings essen die Würmer im Gegensatz zu den Menschen auch den eigenen Wohnraum. Bevor man die Würmer in die Wurmbox legt, muss man die Box mit Streu füllen – das ist der Wohnraum (der Rückzugsort) der Würmer. Als Streu eignet sich Papierschnipsel, Karton und Eierschachteln, aber auch fein geschnittenes Stroh und Kokosfasern eignen sich. Das Streu wird erst in Wasser eingelegt und dann wieder ausgequetscht, damit es schön feucht ist.
Für alle, die es genau wissen wollen: Hier einen super Beitrag zum Vorbereiten der Wurmbox:
http://www.kompostherstellung.de/wurmbox-vorbereiten-und-kompostwuermer-einsetzten/
Los geht's
Das Streu kommt in die erste Etage. Dann kommen die Würmer rein. Die kleinen Racker müssen sich erst mal an die Umgebung gewöhnen und nach ein paar Tagen kann man mit der Fütterung beginnen. Man fängt also in der ersten Etage an und füttert die Kleinen langsam, bis eine Etage voll ist. Danach geht es weiter mit der nächsten Etage. Ist man bei der dritten Etage angelangt, ist in der untersten Etage der Wurmhumus bereits fertig. Diesen kann man dann ernten und die geleerte Etage kommt wieder nach oben.
Für Freaks: Hier noch einen Beitrage zur Wurmfütterung:
http://www.wormup.ch/blog/erfahrungsbericht-wurmfutterung
Meine Wurmbox nach 3 Monaten Einsatz
Am Anfang geht alles ganz langsam, bis sich alles eingependelt hat und sich die Würmer sich ans neue Zuhause gewöhnt haben. Danach fressen die Würmer immer etwas mehr und arbeiten immer fleissiger. So schaut es zur Zei in meiner Wurmbox aus:
In der Obersten Etage ist das frische Futter. Rundherum habe ich Karton und feine Holzschnipsel ausgelegt. Neben dem Futter gibts immer etwas frisches Streu dazu. Ich füttere vor allem Gemüseschalen, Salatreste (ohne Salatsauce!) Obstschalen, Pilzanschnitte und viel Kaffeesatz. Die Würmer lieben Kaffeesatz! Man kann ihnen aber auch verwelkte Blumensträuse oder im Herbst die alten Chilipflanzen mitsamt Wurzeln verfüttern. Ich hacke das Futter immer erst mal etwas kleiner, dann kommen die Würmer schneller voran. Wie auch immer... hier die oberste Etage:
In der zweiten Etage haben die Würmer meine Gemüseabfälle schon halb verdaut und der mittelreife Kompost sieht schon fast wie richtige Erde aus.
In der dritten Etage sieht man schon das schwarze Gold: Frischer Wurmhumus! Dieser kann als Bio-Dünger verwendet werden.
Im Auffangbecken sammelt sich der sogenannte Wurm-Tee. Wurm-Tee ist hochwertiger Bio-Flüssigdünger. Diesen kann man mit Wasser verdünnen und damit die Pflanzen düngen.
Pro Monat kann man etwa 1 dl Wurmtee gewinnen.
Fazit 1: Yeeehhhaaaaa!
Die Wurmbox macht tierisch Spass! Als Recycling-Nerd komme ich voll auf meine Kosten. Zudem kann man ohne Sorgen 2 Wochen in die Ferien ohne dass die Würmer verrecken: Einfach ordentlich füttern und falls das nicht reicht, essen die Würmer einfach ihren Wohnraum (das Streu).
Fazit 2: Keine üblen Gerüche
In der Tat: Die Wurbox stinkt nicht! Die Würmer fressen Mikroorganismen, und diese sind für die üblen Gerüche verantwortlich. Da die Würmer die Mikroorganismen aufsaugen und zersetzten, fällt auch der Gestank weg. Solange man die Würmer nicht überfüttert, stinkt die Box nicht im geringsten.
Fazit 3: Dünger de la casa
Pro Monat gibts 5-7 Liter frischen Wurmhumus – besten, hauseigenen Bio-Dünger und einen Shot Wurmtee. Yippi-ya-yeah!
Links
www.kompostherstellung.de (super Bauanleitungen und Tipps!)
www.wurmkiste.at (so machen es die Österreicher)
www.wormup.ch (super Tipps/Beiträge und die teuerste Wurmbox aller Zeiten)
Literatur
«Handbuch Bio-Balkongarten» von Andrea Heistinger/Arche Noa
Ein Knallerbuch rund um das Gärtnern auf engstem Raum. Mit tollem Fachwissen rund um die Würmer mit tollen Bauanleitungen.
(Hier findet übrigens man auch Bauanleitungen zu Fischfarmen, Hochbeeten und Hummelnestern)
Lieber Gruss
Philipp