Der Wurm-Thread

Philipp_Haecki

Don Limón
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Liebe Alle

Offengestanden: Ich bin ein Recyclingfreak. Ich trenne wie ein Irrer und versuche, so viel wie möglich wieder zurück in den Kreislauf zu bringen. Papier, Karton, PET, Plasikflaschen, Glas, Metalle – alles was irgendwie geht. Allerdings fand ich es immer eklig, Bioabfälle zu sammeln und dann alle paar Tage in die Biotonne zu werfen, da Bioabfälle sehr schnell eklig stinken. Da ich keinen Garten besitze, habe ich auch keinen Komposthaufen.

Irgendwann habe ich dann mal von der Wumbox gelesen, was ich erst einmal total absurd fand. (z.B. Im «Handbuch Bio-Balkongarten» von Andrea Heistinger) Doch es gab da etwas, was mich nicht mehr losgelassen hatte: in der Wurmbox lassen sich Bioabfälle geruchlos entsorgen – mit dem erfreulichen Nebeneffekt, dass man hauseigenen, hochwertigen Bio-Dünger herstellen kann. Yey! Das brauche ich!

Ich habe mir also erst mal eine Wurmbox gebaut. Ich habe im Netz viele Wurmbox-DIY-Anleitungen gelesen, am meisten überzeugt hat mich der Prototyp vom Startup "Wormup". Die Wurmbox wird aus den grauen Rako-Kisten (Stapelbehälter) zusammengesetzt, welche ich bereits für den Chili-Anbau benötige.

Aufbau der Wurmbox

Der Aufbau ist einfach. An unterster Stelle braucht es ein Auffangbecken für die Flüssigkeit.

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Dann braucht es drei Etagen für die Würmer. Diese Etagen werden mit einem 8-mm Bohrer durchbohrt, damit die Würmer in den Etagen rumwandern können.

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Ganz oben kommt noch ein Deckel drauf, damit die Würmer in der Box bleiben.

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So sieht also der Aufbau aus. Ein schmales Auffangbecken für die Feuchigkeit, drei Wurm-Etagen und ein Deckel.

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Damit die Würmer Frischluft bekommen, wird das Auffangbecken von allen Seiten mit dem 2-mm Bohrer durchbohrt.

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Auch der Deckel oben wird ordentlich mit dem 2-mm Bohrer durchbohrt damit Luft durch die Kiste zirkulieren kann.

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Standort
Optimal sind Temperaturen zwischen 14°C und 26°C. Meine Wurmbox ist deshalb im Keller, da ist die Temperatur konstant und fällt nie unter 14°C. Sie passt genau auf meine kleine Chili-Growbox. Das ist Effizienz: Ich kann nun also die Chilis giessen, die Würmer füttern und gleichzeitig eine Flasche Wein holen. Wie praktisch!

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Die Würmer

Ich besorge mir also Regenwürmer von der Sorte Eisenia fetida (Red Wiggler). Die habe ich mir beim Wurmbox-Startup «Wormup» besorgt, die werden mit einem speziellen Subtrat voller Mikroben (winzig kleine Tierchen) geliefert, welche die Würmer bei der Arbeit helfen.

Eisenia fetida sind eine einheimische Art innerhalb der Familie der Regenwürmer und Experten im Recyclen von biogenem Abfall. Sie sind gefrässig und vermehren sich schnell, wenn sie sich wohl fühlen. Die kleinen Racker arbeiten in den obersten Kompostschichten, lieben Temperaturen zwischen 14°C und 26°C und können pro Kokon bis drei Nachkommen zeugen. Die Würmer ernähren sich vorwiegend von zersetzter organischer Substanz.

Streu (Wohnraum)
Würmer brauchen wie die Menschen einen Wohnraum und Futter. Allerdings essen die Würmer im Gegensatz zu den Menschen auch den eigenen Wohnraum. Bevor man die Würmer in die Wurmbox legt, muss man die Box mit Streu füllen – das ist der Wohnraum (der Rückzugsort) der Würmer. Als Streu eignet sich Papierschnipsel, Karton und Eierschachteln, aber auch fein geschnittenes Stroh und Kokosfasern eignen sich. Das Streu wird erst in Wasser eingelegt und dann wieder ausgequetscht, damit es schön feucht ist.

Für alle, die es genau wissen wollen: Hier einen super Beitrag zum Vorbereiten der Wurmbox:

http://www.kompostherstellung.de/wurmbox-vorbereiten-und-kompostwuermer-einsetzten/

Los geht's
Das Streu kommt in die erste Etage. Dann kommen die Würmer rein. Die kleinen Racker müssen sich erst mal an die Umgebung gewöhnen und nach ein paar Tagen kann man mit der Fütterung beginnen. Man fängt also in der ersten Etage an und füttert die Kleinen langsam, bis eine Etage voll ist. Danach geht es weiter mit der nächsten Etage. Ist man bei der dritten Etage angelangt, ist in der untersten Etage der Wurmhumus bereits fertig. Diesen kann man dann ernten und die geleerte Etage kommt wieder nach oben.

Für Freaks: Hier noch einen Beitrage zur Wurmfütterung:

http://www.wormup.ch/blog/erfahrungsbericht-wurmfutterung

Meine Wurmbox nach 3 Monaten Einsatz
Am Anfang geht alles ganz langsam, bis sich alles eingependelt hat und sich die Würmer sich ans neue Zuhause gewöhnt haben. Danach fressen die Würmer immer etwas mehr und arbeiten immer fleissiger. So schaut es zur Zei in meiner Wurmbox aus:

In der Obersten Etage ist das frische Futter. Rundherum habe ich Karton und feine Holzschnipsel ausgelegt. Neben dem Futter gibts immer etwas frisches Streu dazu. Ich füttere vor allem Gemüseschalen, Salatreste (ohne Salatsauce!) Obstschalen, Pilzanschnitte und viel Kaffeesatz. Die Würmer lieben Kaffeesatz! Man kann ihnen aber auch verwelkte Blumensträuse oder im Herbst die alten Chilipflanzen mitsamt Wurzeln verfüttern. Ich hacke das Futter immer erst mal etwas kleiner, dann kommen die Würmer schneller voran. Wie auch immer... hier die oberste Etage:

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In der zweiten Etage haben die Würmer meine Gemüseabfälle schon halb verdaut und der mittelreife Kompost sieht schon fast wie richtige Erde aus.

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In der dritten Etage sieht man schon das schwarze Gold: Frischer Wurmhumus! Dieser kann als Bio-Dünger verwendet werden.

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Im Auffangbecken sammelt sich der sogenannte Wurm-Tee. Wurm-Tee ist hochwertiger Bio-Flüssigdünger. Diesen kann man mit Wasser verdünnen und damit die Pflanzen düngen.

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Pro Monat kann man etwa 1 dl Wurmtee gewinnen.

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Fazit 1: Yeeehhhaaaaa!
Die Wurmbox macht tierisch Spass! Als Recycling-Nerd komme ich voll auf meine Kosten. Zudem kann man ohne Sorgen 2 Wochen in die Ferien ohne dass die Würmer verrecken: Einfach ordentlich füttern und falls das nicht reicht, essen die Würmer einfach ihren Wohnraum (das Streu).

Fazit 2: Keine üblen Gerüche

In der Tat: Die Wurbox stinkt nicht! Die Würmer fressen Mikroorganismen, und diese sind für die üblen Gerüche verantwortlich. Da die Würmer die Mikroorganismen aufsaugen und zersetzten, fällt auch der Gestank weg. Solange man die Würmer nicht überfüttert, stinkt die Box nicht im geringsten.

Fazit 3: Dünger de la casa

Pro Monat gibts 5-7 Liter frischen Wurmhumus – besten, hauseigenen Bio-Dünger und einen Shot Wurmtee. Yippi-ya-yeah!

Links
www.kompostherstellung.de (super Bauanleitungen und Tipps!)
www.wurmkiste.at (so machen es die Österreicher)
www.wormup.ch (super Tipps/Beiträge und die teuerste Wurmbox aller Zeiten)

Literatur
«Handbuch Bio-Balkongarten» von Andrea Heistinger/Arche Noa
Ein Knallerbuch rund um das Gärtnern auf engstem Raum. Mit tollem Fachwissen rund um die Würmer mit tollen Bauanleitungen.
(Hier findet übrigens man auch Bauanleitungen zu Fischfarmen, Hochbeeten und Hummelnestern)

Lieber Gruss
Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr genial. Hatte auch lange so eine Wurmbox auch aus E2 Kisten im Einsatz. Aktuell aber wieder nur ein Kompost aber dein Beitrag hat mich jetzt motiviert die nach mal zu reaktivieren.
 
Sehr sehr interessant. Ich habe vor ein paar Monaten schon etwas über dieses Thema gelesen. Dort konnte man solche fertigen Wurmboxen für "viel" Geld kaufen. Ich bin nie auf die Idee gekommen das selbst zu bauen :banghead:. Mal sehen ob ich das auch mal mache :whistling:. Ist auf jeden Fall reizend.
Aber wie ist das dann eigentlich mit dem Dünger. Man leert den untersten Behälter (also nicht den Saft sondern den Humus) und verwendet den im Beet oder sonst irgendwo. Vermehren sich die Würmer so schnell, dass man die, in der untersten Kiste, mit "frei lässt", oder muss man diese raussammeln und wieder in die Box setzen?
 
Sehr sehr interessant. Ich habe vor ein paar Monaten schon etwas über dieses Thema gelesen. Dort konnte man solche fertigen Wurmboxen für "viel" Geld kaufen. Ich bin nie auf die Idee gekommen das selbst zu bauen :banghead:. Mal sehen ob ich das auch mal mache :whistling:. Ist auf jeden Fall reizend.
Aber wie ist das dann eigentlich mit dem Dünger. Man leert den untersten Behälter (also nicht den Saft sondern den Humus) und verwendet den im Beet oder sonst irgendwo. Vermehren sich die Würmer so schnell, dass man die, in der untersten Kiste, mit "frei lässt", oder muss man diese raussammeln und wieder in die Box setzen?

Ich muss mich noch etwa 1 Monat geldulden, bis ich das erste Mal ernten kann. Sobald es in der untersten Ebene nichts essbares mehr hat, wandern die Würmer freiwillig hoch. Dann sollte man den Wurmhumus wurmfrei ernten können.

Eine detaillierte Arwort zu deiner Frage findest du auch unter dem untenfolgenden Link unter dem Punkt "Wurmhumus-Ernte und -Verwendung":

http://www.kompostherstellung.de/anleitung-zum-betreiben-einer-wurmfarm/
 
Superoberaffenti**enturbogeile Umsetzung, Philipp! :thumbsup: Ich leide ja auf dem Balkon unter akuter Platznot und wollte dennoch immer eine Komposttonne, da bei uns auch die Küchenabfälle leider im normalen Müll enden. Dafür findet sich bestimmt noch irgendwo im Keller einen Platz (allerdings weiß meine bessere Hälfte NOCH nichts davon ... doch mit dem Zugpferdargument "Biomassen-Recycling" dürfte das vielleicht klappen).

Danke wieder einmal für einen erneuten "Tritt"! ;)
 
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Superoberaffenti**enturbogeile Umsetzung, Philipp! :thumbsup: Ich leide ja auf dem Balkon unter akuter Platznot und wollte dennoch immer eine Komposttonne, da bei uns auch die Küchenabfälle leider im normalen Müll enden. Dafür findet sich bestimmt noch irgendwo im Keller einen Platz (allerdings weiß meine bessere Hälfte NOCH nichts davon ... doch mit dem Zugpferdargument "Biomassen-Recycling" dürfte das vielleicht klappen).

Danke wieder einmal für einen erneuten "Tritt"! ;)

Danke, Winnie! Wichitig ist allerdings noch zu sagen, dass nicht alle Küchenabfälle verfüttert werden können. Fleisch, Milchprodukte und gesalzene oder gewürzte Essensreste kann man z.B. nicht verfüttern. Würmer sind im Gegensatz zu mir eben Veganer.

Ja, ich musste meine Frau auch erst bearbeiten. Nach ein paar Tagen habe ich es einfach gemacht – mit dem Deal, dass sobald es anfängt zu stinken oder die Würmer ausbrechen, wird das Projekt abgebrochen. Sie sind nie ausgebrochen und stinken tut es auch nicht.
 
Wichitig ist allerdings noch zu sagen, dass nicht alle Küchenabfälle verfüttert werden können. Fleisch, Milchprodukte und gesalzene oder gewürzte Essensreste kann man z.B. nicht verfüttern.

Bei uns kämen rein:
- Rohe Kartoffel-, Gemüse- und Obstschälen (keine Schalen von Bananen und Zitrusfrüchten)
- Äußere unschöne oder überschüssige Salat- und Gemüseblätter
- Reste vom Pilze putzen
- Kaffeesatz und Teebeutel
- Entgeizte Tomatentriebe, Pflanzenschnitt, Pflanzenlaub und -abfall (ohne Krankheits- oder Pilzbefall)
- Eierkartons
- Asche vom Grill (korrigiert, siehe unten!)
- Kleingemörserte Eierschalen

Welche Boxengrößen hast Du denn verwendet, 600 x 400 mm oder 400 x 300mm?
Kommst Du mit 2 Personen damit gut hin?

edit: Das sollte man NUR mit HOLZkohleasche machen, KEINESFALLS mit den Grillbriketts, da man bei denen eine Schwermetallbelastung nicht ausschließen kann!
 
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Sehr interessante Sache! Hatte ich bis dato noch garnichts von gehört.

Was mich interessiert:

1. Wie groß ist die Startpopulation an Würmern gewesen?

2. Was hat dich der Bau inkl. Würmer gekostet?

3. Ist die Population langfristig stabil? Oder kommt es nach gewisser Zeit zum Absterben?

Danke!
 
Ich hab da auch eine Frage zu deinen Würmern :D

Würmer sind ja im Normalfall Hermaphroditen (Zwitter), meine frage: läufst dadurch in Gefahr das deine fleißigen Helfer
quasi durch Inzucht irgendwann selbst den Löffel abgeben, oder ist das bei Würmern unproblematisch?
 
Saucoole Aktion Philipp!
Da bin ich gespannt wie das als Dünger funzt.
Kann man irgendwas über die Inhaltsstoffe im Endprodukt sagen?
Also wieviel Stickstoff z.B. ungefähr drin ist?
 
Genau was mir gefehlt hat!
Bisher habe ich Wurmhumus immer gekauft und mit diesem System hat man sogar zusätzlich noch einen wertvollen Flüssigdünger - besser geht es ja kaum!
Geärgert habe ich mich auch immer über die verschenkten Küchenabfälle und sogar schon eigene Versuche mit Würmern gemacht, die leider fehlschlugen. Schön, dass es jetzt nicht mehr sein muss. Vielen, vielen Dank, Philipp! :happy:
 
Bei uns kämen rein:
- Rohe Kartoffel-, Gemüse- und Obstschälen (keine Schalen von Bananen und Zitrusfrüchten)
- Äußere unschöne oder überschüssige Salat- und Gemüseblätter
- Reste vom Pilze putzen
- Kaffeesatz und Teebeutel
- Entgeizte Tomatentriebe, Pflanzenschnitt, Pflanzenlaub und -abfall (ohne Krankheits- oder Pilzbefall)
- Eierkartons
- Asche vom Grill/DutchOven
- Kleingemörserte Eierschalen

Welche Boxengrößen hast Du denn verwendet, 600 x 400 mm oder 400 x 300mm?
Kommst Du mit 2 Personen damit gut hin?

Meine Boxgrösse ist 400 x 300mm. Die Höhe ist etwa 115 mm.

Banenenschalen sind im Gegensatz zu Zitrusfrüchten übrigens kein Problem.
(Gestern gab es für die Red Wrigglers Bananenschalen mit Kaffeesatz zum Frühstück.)
Ich schick dir noch per PN ein super Wurmbox-Fact-Sheet per Dropbox-Link.

Mit Asche kenne ich mich nicht aus, aber Gesteinsmehl mögen Sie sehr.

Meine Box wäre für zwei Personen geeignet. Ich habe noch zwei gefrässige Töchter und für eine 4-Köpfige Familie ist die Box eher zu klein, da wir sehr viel Gemüse und Obst essen und das wirft ordentlich Schale ab. Es kommt ja auch mal vor, dass wir einen halben Salatkopf übrig haben, dass gibt dann ordentlich zu tun für die Racker. Allerdings verarbeiten die Würmer kontinuierlich mehr. (Sie vermehren sich zudem ja auch noch) Ich habe gelesen, dass es etwa 6 Monate dauert, bis die Wurmbox die maximale Leistung erreicht.

Auf jeden Fall bereitet die ganze Sache viel Spass und meine Frau lacht sich tot. Aber sie ist es sich von mir ja gewöhnt.
 
Sehr interessante Sache! Hatte ich bis dato noch garnichts von gehört.

Was mich interessiert:

1. Wie groß ist die Startpopulation an Würmern gewesen?

2. Was hat dich der Bau inkl. Würmer gekostet?

3. Ist die Population langfristig stabil? Oder kommt es nach gewisser Zeit zum Absterben?

Danke!

1.
1000 Würmer.
(In unterschiedlicher Grösse, es waren auch Wurmkinder und Wurmbabies dabei)

2.
Die Kisten hatte ich schon. In der Schweiz kosten die Kisten in diesem Format ca. 15 Franken. (Es sind allerdings die besten Stapelkisten der Schweiz. Die Qualität ist top. Deshalb arbeiten bei uns alle damit. Handwerker, Bäcker, Partyveranstalter, Fotografen, Automechaniker etc.) Für 1000 Red Wriggler-Würmer (inkl. Spezialsubstrat voller Mikroben) hatte ich rund 60 Franken bezahlt. Bekommt man bestimmt günstiger, erst recht in Deutschland. Leider ist hier in der Schweiz einfach alles teuer, aber so ist das nun mal eben.

3.
Die Population ist stabil. Stimmt die Feuchtigkeit und die Temperatur, ist das kein Problem. Die Box muss einfach feucht und nicht nass sein – als Chiligärtner ist das easy einzuschätzen. Die wichtigsten Punkte für eine gesunde Wurmpopulation sind:

– Langsam anfangen
– Nicht Überfüttern
– Geduld

Das kennen wir ja schon von unseren Plänzchen.
 
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