Vielen Dank Markus @mph für das Zurverfügungstellen Deiner Texte aus 2016.
Aussaat und Keimung
Prinzipiell ist ein vorheriges Einweichen der Chilisamen nicht unbedingt nötig aber zu empfehlen. Es erleichtert die Keimung wenn das Saatgut z.B. schon älter ist oder nicht optimal gelagert wurde.
Zum Einweichen wird ein Becher oder ein Glas für jede Sorte benötigt. Es sollte beschriftet werden, damit man später die Sorten noch zuordnen kann. Zum Einweichen eignen sich Wasser und Salpeterlösung (1 bis 2%). In einem Versuch im Chiliforum von Hot-Pain.de wurden mit destilliertem Wasser bessere Ergebnisse erzielt als mit Leitungswasser. Manche schwören auf Kamillentee, aber das ist weniger zu empfehlen, denn Tees können sich schon nach wenigen Stunden zu einer Brutstätte für Keime entwickeln.
Die Chilisamen werden 24h eingeweicht. Anfangs sind die Samen trocken und schwimmen deshalb oben. Im Laufe der 24h sollten sie nach unten sinken und können dann in die Erde (oder Tabs) eingesät werden. Schwimmen ein paar Samenkörner nach 24h immer noch oben, sollte man sie kurz antippen. Meistens gehen sie unter, denn sie wurden nur von der Oberflächenspannung der Einweichlösung oben gehalten.
Die Samenkörner sollten bei der Aussaat zwischen 0,5 bis 1cm tief in die Erde gesteckt werden. Die Erde wird danach leicht angedrückt und gut befeuchtet. Sind die Chilisamen nicht tief genug in der Erde, vergrößert sich die Gefahr eines „Helmträgers“, d.h. dass die Samenhülle auf den Keimblättern bleibt.
Nach der Aussaat muss die Erde bis zur Keimung feucht und warm (25 bis 28°C) gehalten werden und darf auf keinen Fall austrocknen.
Eine gelegentliche, leichte nächtliche Temperaturabsenkung schadet nicht. Bei Keimproblemen kann man eine Temperaturabsenkung versuchen, wie es auch nachts in der Natur der Fall ist, um das Keimen auszulösen.
Kommt ein Keimling aus der Erde, muss er möglichst schnell ans Licht (möglichst helles Fenster) gestellt werden. Die Keimlinge sollten ab dann nur noch möglichst bei Zimmertemperatur gehalten werden (leicht darüber oder darunter geht auch) und brauchen viel Licht. So vermeidet man ein „Spargeln“ oder „Vergeilen“ des Keimlings.
Zur Unterstützung kann man eine gut reflektierende Fläche hinter den Pflanzen anbringen, die das einfallende Tageslicht zusätzlich noch einmal von hinten auf die Pflanzen reflektiert. So kann man das einfallende Licht im Februar besser nutzen.
Anleitung Pikieren
Bei einer Aussaat von mehreren Samen zusammen in einer Schale oder in einem Topf muss man später die Keimlinge vereinzeln. Normal kann man damit warten bis zum ersten oder zweiten echten Blattpaar. In meinem Fall gab es keine Möglichkeit die ganze Schale mit unter das Licht zu stellen. Deshalb wurde direkt nach der Keimung pikiert (pikieren heißt vereinzeln).
Schritt 1:
Topf mit Substrat füllen, oben 2 bis 3cm Platz lassen, um später nachfüllen zu können
Schritt 2:
Mit dem Stiel eines Löffels oder einem Pikierstab ein Loch für den Keimling machen (einstechen, danach etwas drehen)
Schritt 3:
Den Keimling mit einem Löffel vorsichtig heraus nehmen
Schritt 4:
Ggf. altes Substrat etwas entfernen, damit man den Keimling gut ins Pflanzloch bekommt
Schritt 5:
Keimling einsetzen, Substrat andrücken, angießen, Beschriftung anbringen
Was tun wenn die Samenhülle am Keimling bleibt?
1. Variante (mph)
Auch wenn die Erde leicht angedrückt und die Chili- oder Paprikasamen tief genug eingesetzt wurden (5 bis 10mm), kommt es trotzdem manchmal vor, dass die Samenhülle auf den Keimblättern bleibt. Es gibt mehrere Möglichkeiten was man in einem solchen Fall tun kann.
Oft hilft es wenn man die Samenhülle ein paar Stunden anfeuchtet. Dazu kann man Wasser nehmen. Besser bewährt hat sich „Spucke“, denn sie bleibt länger am Samenkorn haften als ein Wassertropfen. Wird die Samenhülle weich genug, kann man sie vorsichtig abziehen. In hartnäckigen Fällen kann man auch vorsichtig den Rand der Samenhülle auf einer Seite mit einer Nagelschere abschneiden und die Hülle etwas aufklappen.
Wenn man in Erde oder Kokos ausgesät und den Topf oder Becher nicht komplett gefüllt hat und der Keimling noch nicht komplett aufgerichtet ist, gibt es eine weitere, elegante Möglichkeit, die Samenhülle aufzuweichen. Man füllt einfach feuchte Erde oder Kokos nach bis der Keimling wieder im Substrat verschwindet. Die Samenhülle weicht ein und oft streift der Keimling sie selbst ab.
2. Variante (Taunuswaldfee)
Mit einer Pinzette den Helm in der Längsrichtung zusammendrücken. Neben dem Stiel ansetzten und an der gegenübeliegenden Seite. Dann gaaangz leicht drücken. Die Hülle öffnet sich leicht und der Helm kann abgezogen werden.
Königsblüten dran lassen oder entfernen?
Königsblüten nennt man die ersten Blüten an Paprikagewächsen, die an der Hauptverzweigung der Pflanze entstehen. „Königsblüten dran lassen oder entfernen?“ oder „Sollte man die ersten Blüten und Früchte abmachen?“ sind oft gestellte Fragen. Wie viele Fragen können auch sie nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantwortet werden.
Ob es sinnvoll ist, die ersten Blüten oder Früchte abzumachen, hängt von der Capsicum-Art ab. Bei Chinensen, Baccatum und Frutescens bilden sich relativ kleine Früchte. Wenn eine Jungpflanze dieser Art früh Früchte ansetzt wird das weitere Wachstum kaum bis gar nicht gebremst. Daher kann man bei diesen Capsicum-Arten die ersten Blüten oder Früchte dran lassen. Besonders bei Chinensen werfen Jungpflanzen oft die ersten Blüten ab, so dass das Entfernen von Blüten hier kaum eine Rolle spielt.
Bei Rocotos (C. pubescens) braucht man sich in aller Regel auch nicht um die Blüten von Jungpflanzen zu kümmern. Die meisten Rocotos werfen drinnen während der Anzucht alle Blüten ab und behalten sie erst wenn sie zu größeren Pflanzen gewachsen sind und draußen stehen.
Anders sieht es bei Annuum-Sorten aus. Annuum-Sorten mit kleinen Früchten werden durch Früchte an Jungpflanzen kaum oder gar nicht im Wachstum gebremst. Bei ihnen braucht man sich auch nicht um das Entfernen der ersten Blüten oder Früchten zu kümmern. Bei Jungpflanzen von Annuum-Sorten mit großen Früchten, wie z.B. die meisten Paprikasorten oder bei Jungpflanzen von Annuum-Sorten mit sehr langen Früchten können früh gebildete Früchte dafür sorgen, dass die Pflanze langsamer weiter wächst. Bei diesen Sorten bietet es sich daher an, die ersten Blüten oder Fruchtansätze zu entfernen.
Vielen Dank Markus @mph für das Zurverfügungstellen Deiner Texte aus 2016.