JasonV schrieb:
Und was ist mit den Hybriden die im Garten entstehen? Sind das dann auch Einwegpflanzen? Oder ist das im Handel etwas anderes?
WaA76 schrieb:
Danke für die super Erklärung!
Nur eines ist mir noch nicht ganz klar: Die Elternsorten werden immer wieder miteinander gekreuzt. Was ist daran negativ? Dachte gerade so werden sortenreine Chilisamen hergestellt?
Bei notorischen Fremdbefruchtern wie Kürbis und Gurken macht das mit den Inzuchtlinien Sinn - aber bei Chilis, die ja eigentlich selbstfruchtbar sind?
Du meinst zum Beispiel auch eine gewollte Kreuzung? Die nennt man ja auch F1.

Generell ist es so:
1. Du kreuzt 2 Pflanzen.
2. Das entstandene Saatgut (F1!) säst du wieder aus. Nach den Mendelschen Regeln sind alle diese Pflanzen gleich was Aussehen/Ertrag/usw. angeht. Das ist ja das Schöne für die Industrie, wenn immer gleichaussehende Früchte verkauft werden sollen.
3. Wenn du jetzt die Pflanze mit sich selbst bestäubst, bekommst du F2-Saatgut. Die eine Inzuchtlinie (oder auch 2) sind erst einmal nicht schlimm. Die entstehenden Pflanzen teilen sich jetzt wieder auf und man kann nach gewünschten Merkmalen selektieren.
4. Nach einigen Generationen selektieren und Selbstbefruchtung, sollte man die Pflanzen (die jetzt durch Selektion alle gleich aussehen) untereinander kreuzen, um Samenfestigkeit zu bekommen.
Durch das untereinander befruchten, wird der Genpool wieder erweitert.
Von daher ist eine Inzucht (gerade bei Selbstbefruchtern) erst einmal nicht schlimm, auf Dauer aber schon.
Im Handel läuft es etwas anders. Da werden mehrere Generationen lang, die Elternpflanzen immer mit sich selbst bestäubt (Inzucht), um reinerbige Eltern zu haben. Durch die lange Inzucht, degeneriert das Erbgut und die Pflanzen werden schwach und anfällig.
Dann bestäubt man sie gegenseitig.
Und dadurch kommen die tollen, ertragreichen F1-Hybride zustande. Bei Weiterkultur kämen allerdings auch die negativen Eigenschaften der Eltern wieder hervor. Deswegen "Einwegpflanze".
WaA76 schrieb:
"Kaufen Sie also Ihr Saatgut jedes Jahr wieder neu." ist super... Dass es von den Hobbysämerein im Garten- und Baumarkt fast nur F1-Sorten gibt finde ich auch extrem schade. Kann es nicht eine friedliche Co-Existenz geben von F1 und samenfest? Ein Sortiment á la "Normalsorten", "alte Sorten/Raritäten" und "Profisorten - F1 Hybride"? So könnte jeder selbst entscheidne, was er will. Diese Bevormundung ist echt ätzend. Grade die Sortenvielfalt macht doch unser Hobby so schön!
@ clappingmarkey: verzichtest Du komplett auf Hybridsaatgut?
Samenfeste Sorten findet man (leider) nur bei Bio-Saatguthändlern und/oder bei Vereinen (z.B. demeter, VERN, Dreschflegel...).
Ich selbst habe noch älteres Saatgut, was aus Baumärkten, etc. stammt, was ich jetzt auch aufbrauche. Ich kaufe aber neues nur noch von samenfesten Sorten.
Ich habe auch eine Sortenpatenschaft für eine weiße, alte Stangenbohne übernommen, deren Saatgut ich sortenrein vermehre.
Aber - ja, ich habe auch letztens im Baumarkt nochmal Pflanzen mitgenommen, die F1-Hybride sind.
Die nehme ich dann, um das Gemüse mal zu testen (z.B. in dem Fall Süßkartoffel).
Ich verteufel das ganze also nicht grundsätzlich, doch man sollte sich bewusst sein, was dahintersteckt.
Im Übrigen: Samenfeste Sorten sind wesentlich resistenter und anpassungsfähiger als F1-Hybride. Der Prozess dauert nur eben einige Generationen.
