Mutanten züchten

Also am einfachsten ist es denke ich wirklich, chemische Substanzen wie Ethylmethansulfonat (EMS) einzusetzen. Da das Zeug logischerweise nicht unbedingt gesund ist (sondern teratogen), kann man es jetzt nicht im Supermarkt nebenan kaufen, aber drankommen sollte man schon. Und da es nach der Behandlung eh abgewaschen wird, sollte es auch keine gesundheitlichen Bedenken geben, im Anschluss mit den Samen zu hantieren.

Das Genom von C. annuum z.B. ist ungefähr 2700-3500 Mb groß (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22074025, http://www.pepperworld.com/cms/misc2/chili-genom.php). Bei einer EMS-Behandlung kommt es ca. alle 300.000 Basen zu einer Punktmutation. Im Falle von annuums wären es also ca 9.000-11.700 Mutationen pro Samenkorn (angenommen die Mutationsrate entspricht der bei Arabidopsis thaliana)(http://de.wikipedia.org/wiki/Ethylmethansulfonat). So viel zur Theorie, praktisch müsste man auf jedenfall sehr viele Samen behandeln und Pflänzchen anbauen, um eine phänotypisch auffällige Mutante zu erzeugen.
 
BluesMan: wenn X-Ray wirklich so preiswert ist, und ich hier nichts machen kann, wuerde ich Dir glatt viele Samen senden zur Bestrahlung.

Morgen werde ich mit dementsprechenden Stellen reden und versuchen, ob ich da etwas ereichen kann.

Ethyl Methanesulfonate (EN) / Ethylmethansulfonat (DE): Dies wird schwer werden, wenn ich mir mal so die Gefahren dieser Substanz anschaue. Ich habe zwar eine Glovebox mit Schutzhandschuhen, aber weiss nicht, ob dies alleine ausreicht. Werde recherchieren. Alles sieht aber so aus, als ob ich besser mit einer Zahnaerztin reden werde oder anderen Roentgeneinrichtungen.
 
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Mutant (Sahara...) No1

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No2

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No1 Knospen.

Die Beide sind sehr kleine, ~8cm oder so.
 
Sehr schön!
Ich hoffe, das Saatgut von Deinen Mutanten ist fruchtbar, und Du kannst diese Linie weiterzüchten. Sehr interessante Pflanzen! Ist die Blüte (Bild 1 & 3) blau?

Gruß, pica
 
Falls noch wer Lust zu lesen hat: http://www.idosi.org/wasj/wasj15%281%2911/16.pdf

Ich habe auf jedenfall auch etwas Blut geleckt und werde mal ein paar Freunde aus der Pflanzen-Biotechnologie kontaktieren....
 
Und ab heute frage ich hier in JM an verschiedenen Stellen an wegen Roentgen und Ethylmethansulfonat (ethyl methanesulfonate). Updates folgen.
 
Aaalter - die pflanzen sehen ja schräg aus.. :-D
Welchen erfolg versprecht ihr eich von solchen Mutanten? Was ist der grund dafür dass man sowas macht? Reine Neugier?
Was passiert wenn jetzt eine Biene diese mutantengeneration mit einer normalen pflanze kreuzt? Nächste Generation der normalen pflanze auch Mutant? Dann würdet ihr bald nur mehr mutanten haben... Oder irre ich mich???


Aufjedenfall interessantes thema...
 
Karinator:

Die meisten Mutationen verschlechtern die Attribute einer Pflanze, aber bei einigen fuehrt die Mutation zufaellig zu verbesserten Attributen. So funktioniert ja auch Evolution. Und das soll hier ja auch erzielt werden.

Attribute koennen unter anderem sein:
- Fruchtgroesse
- Fruchtaroma
- Fruchtfarbe
- Fruchttextur
- Fruchtform
- Fruchtbissgefuehl
- Fruchtschaerfegrad
- Fruchthaltbarkeit
- Pflanzenresistenz gegen Trockenheit
- Pflanzenresistenz gegen Pflanzenkrankheiten
- Ernteertrag
- Blattgroesse
- Blattform
- Pflanzenaussehen
- Pflanzenfarbe/-textur
- etc.

Einige Mutanten sind vieleicht steril, andere lassen sich weitervermehren oder mit regulaeren Sorten kreuzen, was dann noch mehr interessante Vielfalt gibt. Einige wenige, fortgeschrittene Mutanten werden mir abends bei Gewitter in meiner Wohnung auflauern und ueber politische Themen diskutieren wollen, oder Menschen- und Wahlrechte fuer Capsicums einfordern. Brrrrrrr......

UPDATE

Meine Zahnaerztin ist sehr an diesem Projekt interessiert. Und das beste ist ......... sie hat eine Roentgenkanone!!!!!
Treffe mich bald mit ihr, dann weitere Updates.

Frage:

Welche Chili- oder Paprikavarianten wuerdet Ihr nehmen fuer Mutationen?

Ich gehe mal voran und nenne die Sorten, die ich nehmen wuerde:
- Sven's Chiwano (Kiwano Chili) : Ziel: mehr und groessere Pickel
- Cheiro Roxa : Ziel: noch mehr Schoenheit, oder merkwuerdiges Aussehen
- NuMex Big Jim : Ziel: noch groesser
- Joe's Long : Ziel: noch laenger
- Chinese Five Colors : Ziel: weitere, neue Farbschattierungen und Farbuebergaenge, ungewoehnliche dauerhafte Farben
 
Karinator schrieb:
Was passiert wenn jetzt eine Biene diese mutantengeneration mit einer normalen pflanze kreuzt? Nächste Generation der normalen pflanze auch Mutant? Dann würdet ihr bald nur mehr mutanten haben... Oder irre ich mich???
Wenn ich damals in der Schule richtig aufgepasst habe, dann ist es wie folgt:

Die Habsburger (ca. 1600) haben sehr häufig innerhalb ihrer Familie geheiratet und dadurch haben sich ihre genetischen Merkmale verstärkt. z.B. die ausgeprägte Lippe. "Habsburger Lippe". Oder die Bluter im englischen Königshaus. Natürlich verstärken sich auch positive Eigenschaften.

Viele genetische Krankheiten reparieren sich mit den Generationen, da ihr Anteil schwindet. Wenn Du eine scharfe und eine süße Chili kreuzt kommen scharfe, mittelscharfe und süße Chilis heraus. Kreuzt Du wild die Chilis werden die Extreme süß und extrem schaf immer seltener auftreten.

Wobei sich langfristig dominante gegenüber rezessiven Eigenschaften durchsetzen. Ein Beispiel: Blonde Haare sind rezessiv. Daher wird es in ein paar tausend Jahren nur noch sehr wenige echte Blondinen geben. Durch die gestiegene Mobilität findet heutzutage eine stärkere Vermischung der Gene statt als früher. Es können sich aber auch rezessive Eigenschaften durchsetzen, wenn sie deutlich günstig für die Überlebenswahrscheinlichkeit oder Vermehrung sind. Eine winterharte Chilisorte/Chilimutation würde sich in Deutschland durchsetzen, auch wenn die Eigenschaft rezessiv ist.
 
Anfänger2013 schrieb:
Sievert = Gray * Strahlengewichtungsfaktor (Röntgenstrahlung 1 bis 3)
Der Strahlungswichtungsfaktor von Röntgenstahlung enspricht zwar dem der im Experiment verwendeten Gammastrahlung aber dieser gilt für Menschen und wird außerdem nicht experimentel festgelegt. Für so eine Rechnung bräuchte man eigentlich die relative biologische Wirksamkeit (RBW) von Röntegenstrahlung bei geringer Dosisleistung auf Chilisamen.

Wenn man das Experiment aber nachahmen möchte bräuchte man dafür wohl eine ähnlich hohe Dosisleistung, wie im Experiment. Das heist, in etwa 82 Minuten müsste man die Samen mit so viel Gray befeuern, bei denen die RBW identisch zu der auf die Mungbohnen ist. Das schaffen wir aber wohl kaum beim Zahnarzt.

capsicum perversum schrieb:
Wir können hier aber auch gerne diskutieren, ob das Ganze verwerflich ist.
Bei der Gelegenheit möchte ich dazu auch was sagen. Verwerflich finde ich solche Experimente an Pflanzen eigentlich nicht aber neue Sorten aus Pflanzen zu ziehen deren Gene man vorher stochastisch beschädigt hat, würde ich persönlich nicht. Dafür bin ich zu naturverbunden. (Nur meine bescheidene Meinung)
 
Bei mir auf arbeit werden Schweißnähte von kesseln geröntgt. Da könnte ich doch mal fragen, ob sie samen einfach mal neben den röntenfilm legen und mal paar centimeter weiter nach rechts fahren. :angel:

Das macht mein kollege bestimmt. Ich könnte ja auch die samen jetzt schon in den Röntgenraum legen und einfach bis Dezember warten. Ich weis nicht wie oft in dem raum geröntgt wird. Ich mach mich gleich mal schlau.


Edit: hab mal angerufen. Die röntgen mit 160kV und können das bis zu 10 Minuten machen. Was das jetzt für ein wert ist, weis ich nicht. Mehrmals im Monat wird geröntgt.
 
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