Samen vorher einweichen? Teil 2 + Oberflächensterilisation - Das Experiment

Bleichen!
Habe schon mehrfach in wissenschaftlichen Texten gelesen, das Samen gebleicht wird. Leider wurde nie genau darauf eingegangen.

Gebleichte Samen hinterlassen bei den Kunden einen hochwertigeren Eindruck. Das ist wohl der Hauptgrund. Als Nebeneffekt werden Pilze und Bakterien vernichtet.
 
Hast du da auch deutsche Texte zu gefunden oder nur auf englisch ? Frage deswegen weil es scheint als ob Bleach oft genutzt wird es sich aber nicht unbedingt um Bleiche handelt.
Was ich aber auf die schnelle gefunden habe ist Natriumhypochlorit zum Bleichen von Saatgut von Solanaceae.
2.7% für 30 Minuten.
 
Ich finde das Ganze sehr Interessant und hoffe bis Anfang nächsten Jahres gibt es noch ein paar mehr Erkentnisse.

Ich habe nämlich bei 2-3 Sorten dieses Jahr das Problem gehabt, dass der Keimling regelmäßig weich wurde und eingegangen ist.

So sind mir ein paar Sorten durch die Lappen gegangen. Wäre schön wenn dies zu vermeiden wäre.
 
In diesem Artikel (von 1974!) http://www.plantphysiol.org/content/53/5/768.full.pdf wird über die Wirkung von NaOCl auf bestimmte Aminosäuren in u.a. Tomatensamen bei untersch. Konzentrationen eingegangen. Es wird gezeigt, dass die schädigende Wirkung durch die Bleiche und dessen stark oxidierenden Eigenschaft. Außerdem steigt der pH-wert mit der Zeit in diese Lösung was auch die Keimung negativ beeinflusst. Es wird auch gezeigt das die Samen mehrfach gespült werden müssen, weil sonst NaOCl Reste am Samen bleiben, die die Keimrate ebenfalls verringern. 0,01N HCl für 10 Minuten war die effektivste Methode.

Es wurde auch beschrieben, dass viele Labors diese Methode zur Samensterilization benutzen: 1% (v/v) NaOCl für 5 Minuten, die Lösung abfließen lassen und dann bis zu 8-fach mit sterilem Wasser gewaschen.

Ich hoffe mein Verständnis des Artikels etwas hilft.

Also 0,28g/L NaOCl für 5 Minuten. Lösung abfließen lassen. Anschließend sollte man spülen mit destilliertes gekochtes abgekühltes Wasser ein paar Mal da ACHTUNG! Chlor Gas entsteht bei der Reaktion von NaOCl und HCl. Chemiker hier werden bestimmt nochmal was dazu sagen ;). Danach 0,01N HCl für 10 Minuten und vermutlich nochmal ein paar mal mit dem ster. Wasser.

So genug Wissensschaft:dead:. Ob das ganze aktuell ist, ungefährlich genug und überhaupt lohnt...:confused:
 
@Joki
NaOCl = Natriumhypochlorit ist der Wirkstoff in DanKlorix.
Experiment 5: 10-Minuten in 50 % DanKlorix war das zweitbeste Ergebnis.

@Zackorz
Das Problem mit den weich werdenen Wurzeln konnte ich gut durch einsprühen mit Chinosol in der Konzentration 0,5 g auf 1,5 Liter Wasser bekämpfen. Siehe Mutationsprojekt.
 
Wenn bei Dir der erste Keimling diese galartartigen Wurzeln entwickelt, dann würde ich den Keimbeutel wechseln und den noch nicht gekeimten Samen mit Chinosol einsprühen. Befallene Keimlinge sind nicht zu retten. Keimender Samen, der noch nicht befallen ist, auch einsprühen!
Bei dem Mutationsprojekt mit der extremem Keimbelastung habe ich einmal das Küchenpapier gewechselt und dreimal gesprüht. Danach war alles wieder in Ordnung und die neuen Keimlinge haben sich normal entwickelt.


PS: Es ist übrigens immer gut viel Abstand zwischen den Samen in der Keimbox zu lassen. So können sich Pilze und Bakterien nicht so schnell ausbreiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit den Experimenten bin ich ja noch nicht komplett durch, es fehlt noch:

1.) Was ist besser:
Vorquellen in destillierten Wasser und denn auslegen auf mit destillierten Wasser benetzen Papier oder auf mit Leitungswasser benetzten Papier.
Ist mehr destilliertes Wassere besser oder zieht zu viel destilliertes Wasser vielleicht Salze = Nährstoffe aus dem Samen.

2.) Wirkt sich der Kalkgehalt des Wassers auf die Keimfähigkeit aus?
Das Experiment B3 der ersten Serie ergab kein Ergebnis, da der Samen nicht mehr keimfähig war. Da kalkhaltiges Wasser in Deutschland verbreitet ist halte ich das Ergebnis für wichtig.

Da ich noch etwas alten Samen von Hombres großzügiger Samenspende habe wiederhole ich das Experiment:
2x74 Samen – Rain Forest - 2005

20151219_110925-klein.jpg


Von links nach rechts
  • 74 Samen Rain Forest: 21 Stunden vorgequollen in destillierten Wasser dann auf Papiertücher mit Leitungswasser
  • 74 Samen Rain Forest: 21 Stunden vorgequollen in destillierten Wasser dann auf Papiertücher mit destillierten Wasser
  • Oben 40 Ramirosamen von 2013: 21 Stunden vorgequollen in destillierten Wasser dann auf Papiertücher mit destillierten Wasser
    unten 40 Ramirosamen von 2013: 21 Stunden vorgequollen in destillierten Wasser dann auf Papiertücher mit Leitungswasser
  • 80 Ramirosamen von 2013: 21 Stunden vorgequollen in kalkigen Wasser dann auf Papiertücher mit kalkigen Wasser
Das kalkige Wasser habe ich erzeugt durch eine Mischung aus 75 Prozent von meinem Leitungswassers und 25 Prozent Gerolsteiner Mineralwasser, was eine Wasserhärte von 26 ergibt.

Mein Leitungswasser: Calcium: 62,0 Magnesium: 9,8 => 10,9 °dH
Gerolsteiner Mineralwasser: Calcium: 348,0 Magnesium: 108 => 73,6 °dH


Wasser Härtebereiche
1 (weich) = bis 7,3 °dH
2 (mittel) = 7,3 bis 14 °dH
3 (hart) = 14 bis 21,3 °dH
4 (sehr hart) = über 21,3 °dH
 
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Habe die Keimgeschwindigkeit unterschätzt.
War ein paar Tage auf Reisen. Schon nach 6 Tagen sah der Ramirosamen so aus:

20151225_134629_klein.jpg


Der Rain Forest Samen ist leider bakteriell verseucht. Die Bakterien, die die Wurzeln in etwas gelartiges verwandeln, haben leider zugeschlagen.

Werde das Experiment Ende Februar zusammen mit meinen Annuumsamen wiederholen.
 
2 Jahre danach... sehr spannendes Experiment! Wurde das denn weitergeführt, gibt es neuere Ergebnisse mit vorgängigem Einweichen in Wasser?
 
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